aufgegeben und gewonnen

Aufgegeben habe ich das Ziel, gemeinsame ruhige Erarbeitungsphasen mit meinen Monstern durchzuführen. Es geht einfach zu viel Zeit für verbale und nonverbale Ermahungen und Erinnerungen drauf.
Aufgegeben habe ich, mir permanent Druck zu machen, ob ich auch genug schaffe.
Aufgegeben habe ich meinen Plan von ruhigen Vorlesezeiten in der Klassengemeinschaft.
Aufgegeben habe ich das Bedürfnis, Aufgabenstellungen genau zu besprechen und/oder Probehandlungen durchzuführen.

Gewonnen habe ich Arbeitsphasen, in denen die Kinder fast alle einfach wissen, was zu tun ist und die anderen sich Hilfe holen.
Gewonnen habe ich Erstklässler, die nach fünf Schulwochen Tagespläne abarbeiten und stolz jede erledigte Aufgabe vorzeigen.
Gewonnen habe ich eine arbeitsbezogene Kommunikation zwischen den Kindern – beim Vergleichen oder Erklären gemeinsamer Aufgaben und dem Bestaunen von Aufgaben, die man selbst nicht hat aber der Nachbar.
Gewonnen habe ich, weil ich nicht mehr von Tag zu Tag planen muss sondern für eine ganze Woche im Voraus Material zusammenstellen kann.
Gewonnen habe ich Kinder, die an die Arbeit gehen und sich freuen, dass sie sich etws aussuchen können.


Obwohl diese Woche absolut suboptimal startete mit einem zweitägigen Schulausfall wegen des kranken Möppelchens und wir somit erst heute wirklich in unseren ersten Wochenplan gestartet sind (der also vermutlich 1,5 Wochen dauern wird…), merke ich, dass diese Arbeitsform für diese Lerngruppe die richtige zu sein scheint. Die Aufgabenformate im AH sind beim dritten Buchstaben schon bei fast allen Kindern angekommen und es gibt kaum noch Schwierigkeiten damit. Dazu kommt im WP dann noch Sachunterricht, wo die Kinder ja noch an einigen Ich-Buch-Seiten arbeiten. Und das Hängeregister, das letzte Woche plötzlich im Klassenraumstand, wird auch schon total sebstverständlich genutzt. Bislang ist es noch mit eher einfachen Aufgaben wie Suchbildern, Spurübungen und Malsachen gefüllt, aber auch Schreibblätter befinden sich darin, Schneide-Klebe-Übungen oder unbeendete Kunstwerke aus dem Kunstunterricht. Die einzigen Aufgaben, die noch schwer fallen, sind die Leseaufgaben in der Fibel. Das gemeinsame Aufbauen von Wörtern kommt zur Zeit einfach noch zu kurz. Aber das ist jetzt der nächste Schritt: immer eine gemeinsame Leseübung am Beginn des Tages und dann an die Arbeit.
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Und immer beachten: ((Lehrerin flüstert)) „Arbeitszeit…“ ((Kinder brüllen „…ist Flüsterzeit!“.

Eure etwas weniger angespannte
Katha

9 Gedanken zu „aufgegeben und gewonnen

    1. Liebe Anja,
      wenn am Tagesplan an der Tafel das Schild für den WP aufgehängt ist, dann wird nach einem gemeinsamen Stundeneinstieg individuell gearbeitet. Ich hab in einer anderen Antwort schon geschildert, welche Aufgaben gerade im ersten WP der Erstis zu finden sind.
      Wer etwas fertig hat, kommt zum Vorzeigen zu mir und ich zeichne dann im WP in der Spalte „Lehrerkontrolle“ mit meinem Kürzel ab. In die Schülerspalte daneben darf sich das Kind dann noch selbst einen Stempel setzen. Ich drängle bei den Spezialisten durchaus auch mal, welche Aufgabe sie als nächstes erledigen sollen und lobe alles Fertige ausführlich.
      Waren das so in etwas die Infos, die du brauchtest?
      LG, Katha

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  1. Hallöchen, ich freue mich immer über deine Beiträge. Ich bin gerade auch in einer 1 eingesetzt und habe die flüsterzeit gleich bei mir eingeführt. Klappt prima..Danke für die Anregung.

    Ich wollte noch fragen, wo du die Anlautbilder her hast? Die sehen schwer nach den aus, die wir auf der tabelle vom jandorf Verlag haben.
    Liebste Grüße, Malin

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    1. Das sind die von „Bausteine“. Anlautbilder in A4 gescannt und halb so groß ausgedruckt. Buchstaben abgeschnitten und fertig. Meine Zeichnungen waren einfach nicht erkennbar genug… 😫
      Liebe Grüße!
      Katha

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  2. Danke für diesen Beitrag! Er kommt genau im richtigen Moment. Meine erste Klasse hat heute die ersten vier Schulwochen hinter sich und am Montag habe ich das erste und letzte von Dir beschriebene Ziel über Bord geworfen. Vorlesen hat diese Woche gut geklappt, aber Gespräche, Erarbeitung, Erklärungen liefen einfach immer seltener so ab, das es irgendjemand genießen konnte. Da die stillen Arbeitsphasen dagegen wie die Erlösung wirkten, sollen sie nun arbeiten und herausfinden und auswählen. Darf ich fragen, wie Dein Wochenplan aussieht? Ist er für alle gleich? – Die Leseidee zum Einstieg finde ich super. Das werde ich übernehmen!

    Ein schönes langes Wochenende nun!

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    1. Liebe Laulotte,
      mit der Differenzierung habe ich ein wenig getrickst: Der WP, auf dem abgehakt wird, sieht für alle gleich aus. Das aber eine Aufgabe „Freiarbeit“ heißt und in den FA-Hängeregistern verschiedene Aufgaben drin sind, bekommt de facto nicht jeder komplett die gleichen Aufgaben. Gleich sind nur die AH-Seiten und die Schreibübungen an der großen und auf der kleinen Tafel.
      Liebe Grüße und ebenfalls viel Spaß mit den Zwergen wünscht
      Katha

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  3. Es freut mich sehr, dass du für dich einen Weg gefunden hast, fest eingeplante Strukturen über den Haufen zu werfen und dich auf das einzustellen, was den Kindern und dir gut tut! Das ist so einfach und oft doch so schwer…. Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß mit deinen Minis. Meine sind jetzt acht Wochen in der Schule und die ersten Elternsprechtage liegen gerade hinter mir. Ich habe in strahlende Elterngesichter geschaut, die noch gar nicht richtig fassen können, was ihre Kinder in der kurzen Zeit gelernt haben! Es ist phänomenal, was wir bewirken – nur leider merken wir das viel zu selten….

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    1. Ja, das stimmt. Wäre ab und an auch mal schön, das zu hören. Aber da geht es uns wie jedem Handwerker etc.: Man hört nur etwas, wenn reklamiert wird… Schade, dass das heutzutage so ist. Ich habe genau deshalb letztens bei einem Elektriker angerufen und gemeldet, dass die Nachbesserung sehr gut und über die Erwartungen hinaus gelaufen ist. Der war baff erstaunt…
      Katha

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