Gymnasiallehrer an Grundschulen 

Passend zum aktuellen Lehrermangel-Debakel las ich heute diese Überschrift in der Tageszeitung. 

Erst wollte ich den Kopf schütteln, dann versuchte ich es (im Licht der gestrigen Fortbildung) mal positiv zu sehen: da können mal die Kollegen aus den höheren Gehaltsstufen am eigenen Leib erleben, dass Grundschule nur anders, aber nicht weniger anstrengend ist. Und davon mal der Welt erzählen…

😉 Katha

15 Gedanken zu „Gymnasiallehrer an Grundschulen 

  1. Ich bin ein bisschen wütend. Ich bin auf GY ausgebildet und vor 2 Jahren in die GS gewechselt (SA) was damit zu tun hatte, dass (Achtung! Jetzt!) meine Fächerkombi nicht gesucht ist und ich im GY niemals eine Stelle bekommen hätte. Mir war von Anfang an klar, dass die Herausforderung nicht auf der Ebene der Sachanalyse liegt und die Heterogenität für mich die größte Herausforderung wird. Ich würde sagen: ich bin nicht die tollste Lehrerin des Freistaates, aber ich mache es Sicherlich besser als die total ausgebrannten Grundständigen, die nach „heute Seite 1 im LB, morgen Seite 2 und wer nicht mitkommt, kommt an die Förderschule“ unterrichten.

    Ohne jetzt den Gemeinplatz bedienen zu wollen, aber mir scheint, die Unterschiede zwischen GY und GS -Lehrern sind nicht so groß: bei beiden gibts gute und grottige, engagierte und welche in der inneren Emigration, Fleißige und faule, welche mit Vorstellungen von anderen Schularten und welche ohne. Und Vorurteile scheinen auch beide Gruppen zu haben…

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    1. Liebe Hummm, danke für deinen kritischen Kommentar! Ich hoffe, dass du es mir glaubst, wenn ich nicht alle Lehrer vom Gymnasium über einen Kamm schere. Das ist und war nicht meine Absicht. Mir geht es vor allem um den gesellschaftlichen Blick auf den Job der Grundschullehrerin. Auf eine Berufsgruppe, die in Kollegenkreisen doch eher abfällig als „Primimäuse“ bezeichnet wird und zu der man von Nichtlehrern beim beruflichen Outing meist zu hören bekommt „Ach, Grundschule. Das ist ja noch nett und einfach da.“
      Ich wünsche mir einen etwas realitätsnaheren Blick der Menschheit (und ja, auch vieler Sekundarstufenlehrkräfte) auf die Arbeit in der Primarstufe und darauf, dass unsere Arbeit einfach durch die Bezahlung definitiv geringer geschätzt wird als die in der Sekundarstufe I und II.
      Deinem letzten Absatz stimme ich voll zu: Ich sehe auch überall dehr verschiedene Typen von Lehrern. Und ja, ich habe ach Vorurteile. Normal, oder?
      Liebe Grüße und auf einen hoffentlich weiterhin kritischen und fairen Umgang unterinander!
      Katha

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  2. Dieses Thema ist sehr emotional besetzt, zeigt es nicht zuletzt, wie dramatisch schlecht die personelle Situation in ganz vielen Schulen zur Zeit ist. Auch ich empfinde viel Wut und Enttäuschung, wenn ich an unser letztes Schuljahr denke, in dem wir drei Abordnungen von Kollegen aus der Oberschule bekamen. Auch bei uns das ähnliche Bild, wie bei den anderen Kommentaren, erst große Töne und dann nur heiße Luft, totale Überforderung, unterirdischer Unterricht und zu guter Letzt, unendlich viele Krankschreibungen! Das letzte Schuljahr wurde dadurch durch die vielen Fehlzeiten in unserem kleinen Team unnötig an die Belastungsgrenze gebracht! Wir hätten es ohne diese Kollegen ( damit meine ich zwei der drei! ) einfacher gehabt! Tut mir leid, das so sagen zu müssen!

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  3. Über den eigenen Tellerrand zu schauen, tut so unheimlich gut! 🙂 Zum einen schafft es ein Verständnis für die Arbeit an anderen Schularten und zum anderen ist es unheimlich bereichernd. Ich bin Sonderpädagogin und arbeite mit einem Teil meiner Stunden an einer Grundschule in der Inklusion. Durch die gemeinsame Arbeit profitiere ich total und kann vieles für meinen Unterricht am SBBZ als Inspiration nutzen! Ich bin für mehr Zusammenarbeit, Verständnis und Austausch unter uns Lehrern und für weniger Schubladendenken und „Sitzen auf hohen Rössern“.
    Liebe Grüße, Susi

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  4. Hallo,
    wir haben auch abgeordnete Gymnasiallehrer an meiner Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Auch hier wird sich regelmäßig verschätzt, was das Wesen dieser Schulart ausmacht – das ist ja zur Grundschule auch nicht anders. Nicht umsonst habe ich für diese Schulart studiert und das Referendariat gemacht. Noch dazu dürfte ich mit meinem Abschluss am Gymnasium gar nicht unterrichten – warum darf man dann von „oben nach unten“ munter abordnen? Hier in Sachsen ist die Situation vor allem im ländlichen Raum sehr prekär. Da gibt es Seiteneinsteiger und (so habe ich es bis jetzt erlebt) schulartenfremde Lehrkräfte, die die letzten paar Jahre bis zur Rente denken, hier wird alles einfacher…. und wir gestandenen Lehrkräfte müssen wieder anlernen und auffangen. Ich finde wir sollten uns unter den Lehrern wieder mehr wertschätzen, denn ich möchte mit Keinem tauschen und an eine andere Schulart gehen, denn ich habe es schlicht und ergreifend nicht studiert und kenne die Besonderheiten der einzelnen Schulstufen, -arten zu wenig, um sofort meinem Mann zu stehen. Ich finde diese Spalterei auch unter dem Gesichtspunkt der Gehälter, Verbeamtung und Stundenzahlverpflichtungen furchtbar. (Sicher gibt es immer wieder Lehrer, die so eine Abordnung super meistern, aber aus der Erfahrung heraus sind das sehr wenige.)
    LG Katrin

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    1. Liebe Katrin, ich kann deine Schilderungen absolut nachvollziehen. Und so wurde es auch von Gewerkschaftsseite gerade wieder formuliert: Wir müssen ENTlastet werden und nicht noch durch das Auffangen und Anlernen der Seiteneinsteiger noch weiter BElastet…
      Dir alles Gute!
      Katha

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    2. Zitat: „warum darf man dann von „oben nach unten“ munter abordnen?“

      Ganz einfach: Weil ich mein Meerschweinchen von einem Internisten untersuchen lassen würde, aber selbst ungern von einem Tierarzt behandelt werden würde…

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  5. Wir haben eine Gymnasiallehrerin bekommen, die vorab laut tönte, sie könne alles. Schließlich ist sie mit Siebt-und Achtkläßlern klargekommen, dann wird sie das ja wohl in einer vierten Klasse locker meistern. Nach drei Tagen hat sie sich krankschreiben lassen. Gleich erstmal vier Wochen. Mit den Kindern könne man ja überhaupt nicht arbeiten. Grundschule ist doch was ganz anderes. Nicht umsonst dürfen in Schweden und Norwegen nur die Besten eines Jahrgangs das Grundschullehramt studieren. Da gehört schon einiges dazu. Leider wird dies in Deutschland immer noch total unterschätzt. LG

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    1. Danke für deinen Kommentar, liebe Manja. Tja, wieder mal eine vorbildliche Haltung aus Skandinavien – aber hier bei uns wohl illusorisch im Lande der „Primimäuschen“…
      LG, Katha

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  6. Ich hatte gerade vor ein paar Tagen ein Gespräch mit einem ehemaligen Realschulkollegen, der bei uns für ein halbes Jahr eine Klassenleitung in Vertretung übernommen hatte. Er meinte, er fände das Arbeiten jetzt in der weiterführenden Schule so entspannt (allerdings auch mit Doppelsteckung selbst in den meisten Nebenfächern) und er hätte großen Respekt vor allen Grundschullehrern. Es wäre nicht nachvollziehbar, warum wir weniger verdienen würden, bei dem, was wir leisten. Hut ab vor diesem Eingeständnis!

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  7. Wir hatten eine Gymnasialkollegin und sie hat es toll gemacht! Aber sie wollte es auch wirklich und hat sich total reingekniet, also nicht nur wegen des Lehrermangels! Und ich war auch mal eine Zeit als Religionslehrerin am Gymnasium, das war auch eine gute Erfahrung. LG

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    1. Klar, es kann immer auch gut gehen und eine Bereicherung darstellen. Aber in einer Zeit, in der man (zumindest in NRW) das Studium in Gymnasium oder Grund-Haupt-Realschule unterteilt …
      LG, Katha

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