Rezension: „Clara Schumann – Triumph in London“ mit Verlosung

IMG_6238Titel: „Clara Schumann – Triumph in London“
Verlag: Amor Verlag (hier klicken)
Autor: Bert Alexander Petzold (Hrsg.)
Illustrationen: Lola Svetlova
ISBN: 978-3-98587-302-9

Zum Inhalt:
Clara Schumann ist eine bekannte Pianistin mit einer ungewöhnlichen Lebensgeschichte (vor allem für ihre Zeit). Vom Alter von 5 Jahren an begleitet das Buch sie bis ans Lebensende und beleuchtet wichtige Stationen ihres privaten und beruflichen Lebens. Wir bekommen ihre frühe Förderung durch den Vater gezeigt, ihr Kennenlernen mit dem späteren Ehemann Robert Schumann, erfolgreiche Konzertreisen, aber auch Krieg und Freundschaft. Die Bilder von Lola Svetlova verdeutlichen Claras Entwicklung vom kleinen Mädchen über die traurige junge Frau bis hin zur emanzipierten Pianistin vor allem durch eine genaue Mimik der Perosnen; auch die Szenerien der Städte wie London, Dresden oder Moskau werden ausschnittweise, aber treffend dargestellt:

Das Besondere an der Buchreihe, aus der „Triumph in London“ stammt, ist das multimodale Zusammenspiel von Bilderbuch, Hörbuch und Musik. Die beiligende CD lässt alles Gelesene und Gesehene auch anhören: sie enthält eine inszenierte Lesung von Antje Hamer und ausgewählte Musikstücke.

Meine Meinung:
Ich bin selbst keine Musikerin und habe wenige Kontaktpunkte mir klassischer Musik – dennoch ist der Name von Clara Schumann mir ein Begriff gewesen. Was mir vorher nicht so klar war ist der sehr emanzipierte Lebensweg der Pianistin, die in einer Zeit, als Männer noch sehr selbstverständlich die Geschicke von Töchtern oder Ehefrauen bestimmten. Umso mehr freut es mich, dass genau dies sehr im Mittelpunkt der Geschichte steht. Begeisternd finde ich die Idee, das Buch auch hörbar zu machen und so den Leser noch intensiver mit in die Handlung einzubeziehen. Normalerweise liegt ja gerade hier die Schwäche von Büchern über Musiker*innen: man muss selbstständig die passende Musik heraussuchen.
Ich möchte noch erwähnen, dass ich die Gestaötung des Buches mit einem Leinenrücken als sehr wertig und irgendwie zum Thema passend empfinde.

Leseempfehlung:
Für Musiklehrkräfte der Grundschule kann ich „Triumph in London“ nur empfehlen! Die Texte sind gut verständlich und die Kapitel aufs Wesentliche beschränkt. Als Anschlussaktivität lassen sich toll die Jahreszahlen berechnen oder recherchieren, wann genau was stattfand, und was in der Welt damals sonst noch los war. Die CD nimmt die Kinder eben auch hörend mit in Clara Schumanns Zeit – wunderbar! Meine musikalisch bewanderte Kollegin hat beim Blick auf die weiteren angebotenen Titel (Nussknacker, Zauberflöte, Karneval der Tiere) erfreut festgestellt, dass hier in der Grundschule sehr häufig behandelte Werke umgesetzt wurden.
Aber auch als Eltern kann man mit diesem Bilderbuch und seinen „Kollegen“ in die spannende Welt der Musik eintauchen (vorausgesetzt man ist so altmodisch wie wir und hat einen CD-Player 😉). Der Verlag gibt die Reihe ab vier Jahren an, gerade dieses Buch würde ich aber eher etwas später als interessant ansehen.

Vielen Dank an den Amor Verlag für das Rezensionsexemplar!
Erfreulicherweise darf ich heute auch noch ein Exemplar verlosen. Wer Interesse hat, schreibe bitte einen Kommentar mit einer guten Begründung, warum er/sie dieses Buch gut gebrauchen kann. Am 23.12. wird ausgelost, wer sich über dieses schöne Buch freuen kann.

Beste Grüße,
Katha

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Bilderbücher im Unterricht – Teil 5 der Bilderbuchwoche

Diese Woche soll hier im Blog Bilderbuchwoche sein. Nach vier fachbezogenen oder überfachlichen Anregungen in den letzten Tagen schließe ich diese Aktion heute ab.

Symbolbild von Tumisu auf Pixabay

Möglichkeit 5: Bilderbücher künstlerisch verarbeiten (Fach Deutsch, Fach Kunst)

Es ist schon angeklungen, dass ich ein Fan des sog. Handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts bin. In diesem Sinne gehört es auch zur Auseinandersetzung mit Geschichten, wenn Kinder zu ihnen malen. Je nach Alter und Fähigkeit kann dies sowohl ein Nachmalen bzw. Dazumalen sein als auch ein bildliches Weitererzählen.

Dazumalen: In Büchern wie „Wenn der wilde Wombat kommt“ oder „Der schaurige Schusch“ wird ein Wesen beschrieben, aber noch nicht gezeigt. Auch in anderen Büchern kann das Aussehen einer Figur zu Beginn geheim gehalten werden, wenn diese gut beschrieben wird. Die Fantasie der Kinder wird angeregt, wenn man mit ihnen über die beschriebenen Merkmale ins Gespräch kommt und sie dann ihre eigene Interpretation davon malen dürfen.

Weitermalen: Besonders die Kinder, die noch nicht der Schriftsprache mächtig sind, können ihre Ideen für eine mögliche Geschichtenfortsetzung in einem Bild festhalten. Wenn man es dann schafft, die dazu gehörenden Geschichten aufzufangen*, kann man ein tolles Klassenbilderbuch herstellen, das erfahrungsgemäß in den folgenden Jahren gern durchgeblättert wird. Wenn Fortsetzungen komplexer sind, kann in einem Minifaltbuch oder auf kleinen Zetteln an einem Roten Faden auch eine Geschichte in mehreren Bildern von den Kindern festgehalten werden. Positiver Nebeneffekt ist dabei, dass die Kinder meist gern und freiwillig zu ihren Bildern erzählen – ein Hoch auf die Sprachförderung! Nachmalen: Wie im Beispiel „Nibbels“ beschrieben, lassen sich besondere Bilder(geschichten) oder spezielle Maltechniken auch gut im Kunstunterricht aufgreifen und imitieren. Es gibt ja spannende Bilderbücher mit Collagetchnik, Aquarellbildern oder ähnlichen Besonderheiten. Diese zu analysieren und erfolgreich zu imitieren stärkt die Wahrnehmung von Kunst in Büchern bei den Kindern.

Bilderbuch-Beispiele:

Nibbels (hier vorgestellt)

Zuhause kann überall sein (hier vorgestellt)

Zuletzt gebe ich euch noch ein paar Lieblingslinks rund um Bilderbücher mit:

📖 Bilderbuchkinos bieten mehrere Verlage an – also eine pdf mit den Bilderbuchbildern ganz ohne Text, die man dann über ein Präsentationsmedium teilen kann: Oetinger Verlag, Thienemann-Esslinger und einige andere, die hier im Blog Jugendbibliothek21 schon versammelt wurden.

📖 Bücher lesen und vorgelesen bekommen bei Amira Lesen

📖 Büchertipps für verschiedene Altersstufen

📖 Wie schon an Tag 1 muss die Stiftung Lesen mit dem jährlichen Vorlesetag noch erwähnt werden – eine toller Anlass für tolle Bilderbücher!

📖 Die kleinsten und beliebtesten Bilderbücher überhaupt will ich nicht vergessen: Pixibücher von Carlsen! (Hier schonmal erwähnt.)

Herzliche Grüße
Katha

* Ich kann die Geschichte beim Erzählen des Kindes mitschreiben oder aber mit einer Sprachmemo-App aufzeichnen (lassen).

Bilderbücher im Unterricht – Teil 4 der Bilderbuchwoche

Diese Woche soll hier im Blog Bilderbuchwoche sein. Wie versprochen geht es heute weiter mit einem weiteren Weg, Bilderbücher in der Grundschule einzusetzen.

Symbolbild von Tumisu auf Pixabay

Möglichkeit 4: Wortschatzarbeit (Fach Deutsch, Fach Englisch, DAZ)

Manchmal findet man Schätzchen, die besonders geeignet sind, ein sprachliches Phänomen oder ein Wortfeld zu erarbeiten. Die Englischlehrkräfte unter euch nutzen sicher regelmäßig picture books, um ihre Einheiten aufzupeppen. Besonders geeignet zur sprachlichen Förderung sind Geschichten mit repititive structures (ich kenne keinen passenden deutschen Begriff dafür) – hier können die Kinder sich Sätze, Sprüche oder Ausdrücke durch die Wiederholung besonders gut aneignen. Ein sehr bekanntes Beispiel für ein Buch mit solchen Strukturen ist sicher „Die kleine Raupe Nimmersatt“ von Eric Carle, wo die Kinder wiederkehrende Phrasen schnell mitsprechen. Ein Lieblingsbuch meines Kleinen, in dem er die sich wiederholenden Sätze auch immer erwartet und mitspricht, ist übrigens „Olchi-Opas krötigste Abenteuer„. Häufig eignen sich solche Bilderbücher ebenfalls zur nachahmenden Textproduktion / dem Verfassen von Paralleltexten wie neuen „Kapiteln“.

Wenn dann z.B. in einer Geschichte ein Satzfragment mit verschiedenen grammatischen Formen gefüllt wird (z.B. Akkusativen, Singular und Plural, Zeitformen), dann arbeiten wir schnell auch nach dem sog. DEMEK-Prinzip (hier schonmal erwähnt), wo Grammatik durch Textproduktion implizit gelernt wird. Ein Beispiel: sprachlich macht es einen Unterschied, ob die Raupe einen Apfel oder eine Orange isst.

Ganz anders interessant für den Aufbau und Ausbau des Wortschatzes sind textlose Bilderbücher und Wimmelbilderbücher. Diese laden zum Entdecken und Fabulieren ein und haben einen hohen Aufforderungscharakter für verständliche und genaue Formulierungen. Immer sollte implizite oder explizite Wortschatz- bzw. Wortfeldarbeit mit den Kindern stattfinden, da sich zwar viele Begriffe aus dem Zusammenhang erklären, aber oft noch einer intensiveren Festigung bedürfen. Ich staune immer wieder, welche scheinbar selbstverständlichen Wörter viele Kinder nicht kennen… Wortspeicher mit Text und Bild können hier gemeinsam erstellt werden; mit Hilfe eines Tablets kann man diese auch schnell zum Sprechen bringen (BookCretaor-Seite, QR-Codes…).

Aber nicht vergessen: Bilderbücher sollen Spaß machen! Also lieber nicht zu stark „sezieren“!

Bilderbuch-Beispiele:

Ich wär so gern ein wildes Schaf (hier erwähnt)

Die Torte ist weg (hier zu finden)

(Mein aktueller Favorit) Tief im Ozean (hier zu finden)

Wer weitere schöne Bilderbücher zur Sprachförderung kennt, darf gern einen Kommentar dalassen!

Herzliche Grüße
Katha

Bilderbücher im Unterricht – Teil 3 der Bilderbuchwoche

Diese Woche soll hier im Blog Bilderbuchwoche sein. Wie versprochen geht es heute weiter mit einem weiteren Weg, Bilderbücher in der Grundschule einzusetzen.

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Möglichkeit 3: Ausgangspunkt für Sachthemen (Fach SU, Fach Mathe)

Es gibt tolle Bücher, an die man sachkundliche oder mathematische Themen anschließen kann. Oftmals erleichtern sie Kindern den Zugang zu einem eher nüchternen Thema oder unterstützen das Verständnis durch gute Visualisierungen. Grundsätzlich geeignet sind hier Sachbilderbücher wie z.B. die „Wieso? Weshalb? Warum?“-Reihe, die einige Kinder auch von Zuhause kennen. Auch einige der eher für Kleinkinder gedachten Pappbilderbücher (teils mit Klappen darin) sind im Unterricht einsetzbar, da sie oft gute, klare Beschriftungen verwenden und so den Bereich der Fachwortschatzarbeit unterstützen. Gerade solche Sachbilderbücher können gut in selbstständigen Arbeitsphasen zur Recherche eingesetzt werden. Ein Beispiel: Viertklässler sollen die Teile einer Burg beschriften. Ich stelle verschiedene Sachbilderbücher zur Verfügung, in denen sie die passenden Begriffe finden können – am besten nutzen die Kinder dabei mehrere Bücher.

Es gibt aber auch „normale“ Bilderbücher, die sachliche Themen zum Inhalt haben und in eine Geschichte verpacken. Bekannte Beispiele sind Bücher wie „Linnea und die größte Bohne der Welt“ oder „Kasimir tischlert“. Sie können zum Einstieg in eine neue Einheit genutzt werden oder als Abschluss. Ersteres kann die Neugier der Kinder wecken und eine Anknüpfung an das Vorwissen erleichtern. Zweiteres bietet die Gelegenheit, Erlerntes in der Geschichte wiederzuerkennen und so zu vertiefen. Manchmal lohnt es auch, einen Vergleich der im Unterricht erarbeiteten Fakten mit der literarischen Darstellung anzustellen. In manchen Fällen kann ein Bilderbuch auch eine MINT-Unterrichtsreihe begleiten, wie es z.B. „Paulas Reisen“ beim Erarbeiten der ebenen Formen tun kann.

Bilderbuch-Beispiele:

Denk dir 100 Menschen (hier zu finden)

Agathe zählt die Sterne (hier vorgestellt)

Wer besser spinnt, gewinnt (hier vorgestellt)

Wer weitere schöne Bilderbücher zu Sachthemen kennt, darf gern einen Kommentar dalassen!

Herzliche Grüße
Katha

Bilderbücher im Unterricht – Teil 2 der Bilderbuchwoche

Diese Woche soll hier im Blog Bilderbuchwoche sein. Wie versprochen geht es heute weiter mit einem weiteren Weg, Bilderbücher in der Grundschule einzusetzen.

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Möglichkeit 2: Erzähl- oder Schreibanlass (Fach Deutsch)

Über das alltägliche Gespräch zum vorgelesenen Bilderbuch hinaus gehen solche Unterrichtssituationen, in denen das Buch an bestimmten Stellen unterbrochen und mit den Inhalten vertiefend gearbeitet wird. Da werden Dialoge für die Protagonisten geschrieben, Briefe verfasst, Figuren beschrieben und Geschichten nach- oder weitererzählt. Hier sind wir dann didaktisch betrachtet beim sog. „Handlungs- und produktionsprientierten Literaturunterricht“, den maßgeblich Kaspar Spinner geprägt hat, der sich aber auch bei Claus Claussen und anderen Fachleuten abbildet. Grundsätzlich geht es darum, dass die Kinder sich intensiver mit dem Inhalt auseinander setzen, wenn sie ihn nicht nur rezipieren sondern aktiv verarbeiten.

Die Lehrkraft bereitet im Buch passende Stoppstellen vor, an denen das Vorlesen unterbrochen wird. Genau genommen gehört dazu auch das Betrachten und Besprechen des Covers vor dem Lesen (Leseerwartungen? Assoziationen?) dazu. Geeignete Stellen sind oft die Stellen, in denen sich ein Problem oder eine Wendung andeutet – hier können dann Kinder z.B. Lösungsvorschläge für die Figuren des Buchs formulieren, mögliche Dialoge entwickeln etc. Auch das klassische „Wie geht es jetzt wohl weiter? Was passiert der Figur / den Figuren?“ ist mit gemeint. Wichtig ist, dass grundsätzlich eine Offenheit für jeden plausiblen Vorschlag herrscht, was ich mir als Lehrkraft immer wieder sagen muss, den Kindern aber meist leicht fällt.

Spannend sind die immer häufiger zu findenden textlosen Bilderbücher, die das Schreiben/Erzählen mit ihren Bildern geradezu herausfordern. Hier kann nach- oder weitererzählt werden oder bei Büchern mit Wimmelbildcharakter können bestimmte Figuren gewählt und deren Geschichte erzählt werden.

Eine sehr gute Möglichkeit, an diese Erzähl- oder Schreibprozesse anzuschließen sind Schreibkonferenzen, Autorenrunden bzw. allgemein gesprochen Feedback. Die Arbeit mit Audioaufnahmen bietet beim Erzählen die große Chance, dass alle Erzählungen gewürdigt und angehört werden können und dass die Kinder üben können, bis ihre Erzählung ihnen gefällt.

Bilderbuch-Beispiele:

> Drachenpost (hier vorgestellt) – Briefe schreiben

> Die Torte ist weg (hier zu finden) – die Wege der Tiere erzählen

Wer weitere schöne Bilderbücher mit tollen Schreib- und Erzählanlässen kennt, darf gern einen Kommentar dalassen!

Herzliche Grüße
Katha

Bilderbücher im Unterricht – Teil 1 der Bilderbuchwoche

Häufig stelle ich hier im Blog Bilderbücher vor, die ich rezensieren darf. In Unterrichtsbesuchen sehe ich immer wieder tolle Bilderbücher. Auf dem Weg vom ZfsL zum Parkplatz komme ich am Kinderbuchfenster meiner Lieblingsbuchhandlung vorbei. All dies führt dazu, dass sich der Bereich mit Bilderbüchern in meinem Regal irgendwie immer weiter ausdehnt.

Zum Glück habe ich für den Kauf neuer Bücher zwei gute Ausreden: meine Jungs bekommen jedes neue Buch vorgelesen und danach gibt es ja immer schöne Möglichkeiten, die Geschichten im Unterricht einzusetzen.

Symbolbild von Tumisu auf Pixabay

Diese Woche soll hier im Blog Bilderbuchwoche sein. Heute geht es los mit …

Möglichkeit 1: einfach vorlesen (Einsatzbereich: Klassenlehrer*in)

Kinder hören gern Geschichten und die Bilder unterstützen sowohl das Verständnis des Inhalts als auch die Motivation, selbst zum Buch zu greifen. In Bilderbüchern finden die Kinder Figuren, mit denen sie sich identifizieren können, von denen sie Problemlösekompetenz lernen können, sich verstanden fühlen. Sie lernen vielfältige Bilderwelten kennen, da Illustrator*innen unterschiedliche Stile verwenden und sprachliche Vielfalt durch wechselnde Autor*innen.

Nur durch die Konfrontation mit verschiedenen Inhalten und Themen können die Kinder zu einer Urteils- und Auswahlfähigkeit gelangen, die wir ihnen wünschen, um passende Lektüre für sich auszuwählen. Nicht zu vergessen ist der Fakt, dass Kinder in Bilderbüchern auf Lebensbilder, Haltungen, Familienmodelle etc. treffen, die sie von zuhause her nicht kennen bzw. die ihnen zuhause bewusst vorenthalten werden.

Außerdem macht das Zuhören auch einfach mal Spaß, was nicht zu vernachlässigen ist vor lauter didaktischen Überlegungen! Wertvoll sind deshalb Rituale wie das Vorlesen zum Wochenabschluss oder in einer anderen festgelegten Stunde. Es lohnt sich, sich die Zeit zu nehmen: Kinder und Lehrkraft profitieren auf der Beziehungsebene davon und haben einen festen Moment, auf den sich alle jede Woche freuen können. Bestenfalls bringen vielleicht irgendwann dann auch die Kinder eigene (Bilder-)Bücher mit?

Eine Vorlesezeit lebt immer von der Vorleserin bzw. vom Vorleser. Manchen scheint es in die Wiege gelegt worden zu sein, dass man ihnen gern zuhört. Aber auch „Nichttalente“ können das Vorlesen trainieren. Zuhause immer wieder üben, sich Vorlesezeichen ins Buch schreiben und mit Stimme und Betonung arbeiten. Viele gute Tipps hat das KuMi Baden-Württemberg hier zusammengestellt.

Bilderbuch-Beispiele:

> Holgers Haus (hier vorgestellt)

> Mio war da (hier vorgestellt)

Wer weitere schöne Vorlese-Bilderbücher kennt, darf gern einen Kommentar dalassen!

Herzliche Grüße
Katha

P.S.: Wenn es um Bücher geht, darf natürlich ein Link zur Stiftung Lesen nicht fehlen! Hier fassen die Profis nochmal 10 Gründe fürs Vorlesen zusammen.

Rezension: „Bruno will hoch hinaus“

IMG_5692Titel: „Bruno will hoch hinaus“
Verlag: Achse (hier klicken)
Autor*innen: Sabine Ziegelwanger, Flo Staffelmayr
Illustrationen: Anna Horak
ISBN: 978-3-903408-01-2

Zum Inhalt:
Das Buch begleitet den kleinen Bruno (etwa Kindergartenalter) durch zwei aufregende Tage, denn Bruno möchte gern mit einer Rakete ins Weltall fliegen. Soweit der Rahmen. An den beiden Tagen beschäftigt Bruno sich aber viel mit seinen Geschlechtsorganen, die ihn faszinieren und die er sich beim Fußballspielen sogar fast verletzt. Penis und Hoden werden dabei neben der eigentlichen Geschichte in verschiedenen Zusammenhängen erklärt und dies mit Hilfe von Schnittzeichnungen verdeutlicht.

Meine Meinung:
Mit „Bruno will hoch hinaus“ ist dem Team ein sehr interessantes Aufklärungsbuch für Jungen gelungen. Die Eigenheiten und Funktionen der männlichen Geschlechtsorgane wird in kindgerechter Sprache erklärt, wobei die Fortpflanzungsfunktion nur angerissen wird.
Spannend finde ich jedoch vor allem das, was „nebenher“ passiert: die anderen Figuren im Buch (und auch Bruno selbst) brechen mit vielen Geschlechterklischees und Rollenbildern. Das fängt bei Männern mit Zopf an und endet bei der Metall schweißenden Freundin der Familie. Die Gespräche über Brunos Fragen zu Penis & Co. finden sehr selbstverständlich statt. Ebenso mag ich, dass die umgangssprachlichen Begriffe für die Geschlechtsorgane eine Rolle spielen und nicht verworfen oder übergangen werden:
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Im Buch spielen zudemMenschen mit anderer Hautfarbe und Behinderung eine Rolle, und Diversität wird zumindest erwähnt – was alles eigentlich selbstverständlich sein sollte, es aber ja längst nicht ist. 

Leseempfehlung:
Eltern von Jungs bekommen mit Brunos Geschichte ein liebevolles Aufklärungsbuch an die Hand, das ich nur empfehlen kann. Gerade Väter und Söhne haben hier einen spannenden Gesprächsanlass an der Hand!
[Mädelseltern können aufatmen, denn parallel gibt es „Lina, die Entdeckerin“.]
Für den Einsatz in der Grundschule, den ich ja bei Rezensionen immer mitdenke, ist mir das Buch aber zu verspielt. Die Viertklässler wollen sich doch meist eher sachlicher mit ihrem Geschlecht auseinandersetzen und sind hier eher keine passende Zielgruppe für das Buch.

Vielen Dank an den Achse-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Beste Grüße,
Katha

Weiter wachsen – ein besonderes Halbjahr

Durch viele Stunden in Fachseminar und Praxissemester im letzten Halbjahr bin ich aktuell zum ersten Mal mit 0 Stunden (in Worten: null) in meiner Schule aktiv. Das ist wirklich ungewohnt und fühlt sich auch nach dem ersten Monat wirklich noch nicht so ganz richtig an.

Langweilig ist es momentan dennoch absolut nicht: die Prüfungsphase läuft und einige „meiner“ LAA haben mich gebeten, sie als bekannte Ausbilderin in die Prüfung zu begleiten. Also bin ich seit drei Wochen mehrmals die Woche zu zweiten Staatsexamen unterwegs, was zwar körperlich lässig, emotional und kognitiv aber schon ziemlich anstrengend ist.

Außerdem versuche ich die Zeit intensiv zum Lesen und zur Weiterbildung zu nutzen. Einige Bücher habe ich inzwischen für mich verarbeitet, so dass der Lesestapel ein wenig geschrumpft ist. Online und in Präsenz habe ich auch einige Veranstaltungen herausgesucht bzw. schon besucht, um den Horizont beständig zu erweitern – als nächstes freue ich mich sehr auf die molol in Hannover kommende Woche! Wer ins Digitale tiefer eintauchen möchte, dem empfehle ich an dieser Stelle zudem die Onlinewochen der Hopp Foundation, bei denen ich auch Workshops gebucht habe.

Was mich aber dieses Halbjahr vor allem beschäftigt ist ein für mich ganz neues Arbeitsfeld, nämlich die POB-C-Qualifikation. In NRW werden LAA ja in zwei Fächern ausgebildet und bewertet und besuchen zusätzlich das bewertungsfreie Kernseminar. Wer ein KS leiten möchte, muss in „Personenorientierter Beratung mit Coachingelementen“, kurz eben POB-C ausgebildet werden und somit könnt ihr raten, in welche Richtugn ich gerade im Seminar arbeite. Bislang sind zwei von sechs dreitägigen Modulen absolviert und ich durfte mit 20 anderen Fachleitungen aus NRW die ersten Grundlagen und Methoden fürs Coaching lernen. Es ist und bleibt spannend und ich schätze mich glücklich, zwei tolle Ausbilderinnen und zwei ebenso tolle Mitlernende für meine Lerngruppe gefunden zu haben – danke, ihr tollen Frauen, auch wenn ihr es hier nicht lest…

Warum ich das alles schreibe? Es musste mal wieder ein bisschen was „aufs Papier“ und ich rechtertige hiermit schonmal, warum in den nächsten Monaten vermutlich wenig Unterrichtscontent hier dazu kommen wird. Und vielleicht, ganz vielleicht, bekommt ja außer mir noch irgendwer Lust auf neue Wege!?

Herzliche Grüße
Katha

Rezension: „Grimm und Möhrchen“

image0Titel: „Grimm und Möhrchen – Frühling, Sommer, Herbst und Zesel“
Verlag: dtv (hier klicken)
Autorin: Stephanie Schneider
Illustrationen: Stefanie Scharnberg
ISBN: 978-3-423-76389-9

Zum Inhalt:
Möhrchen ist ein Zesel („halb Zebra, halb Esel – und von beidem nur das Beste!“) und lebt seit einer Weile bei Buchhändler und Dichter Grimm. Im vorliegenden zweiten Band begleiten wir die beiden Hauptfiguren durch ein ganzes Jahr, das „an einem ganz normalen Nachmittag im Januar“ beginnt und mit dem Weihnachtsfest endet. Dazwischen stehen insgesamt 14 Kapitel, die lose aufeinander aufbauen und meist mit einer Angabe des aktuellen Monats beginnen.
Es geht um Grimms Buchladen, um das Besonderssein und um Freundschaft, um gemeinsame Erlebnisse, ums Helfen und immer wieder natürlich auch um Bücher und Geschichten. Abgesehen vom Jahreslauf erleben die Kinder schriftstellerische Tätigkeiten wie das Schreiben, Planen und Veröffentlichen mit. Neben den Hauptfiguren gibt es einige wiederkehrende Gäste wie die „freiwillige Feline“ und ihre Kollegen von der Feuerwehr, Tante Camembert oder den Nachbarn von/mit der Tankstelle. Trotz ihrer kurzen Auftritte sind sie ebenso liebevoll charakterisiert wie alle anderen Figuren des Buches.

Meine Meinung:
Lange hatte ich kein so verspieltes und liebevolles Kinderbuch in den Händen wie dieses! Auch ohne die sicher ebenso lesenswerte Vorgeschichte von Grimm und Möhrchen zu kennen (s. Verlagslink oben), haben mich der neugierige und manchmal etwas forsche Zesel sowie sein ruhiger, fantasievoller und etwas verliebter Gastgeber direkt in ihren Bann gezogen.
Grundsätzlich kommen alle Erlebnisse im Buch direkt aus dem durchaus gewöhnlichen Alltag, wie ihn du und ich auch kennen. Allerdings bekommen durch Stephanie Schneiders Erzählstil alle Ausflüge und Gespräche einen magischen Touch – und die Illustrationen von Stefanie Scharnberg bestätigen diesen Eindruck absolut. Die Bilder ergänzen die Texte wunderbar und bieten fast immer noch tolle kleine Details zu entdecken (vgl. Foto des Taxis). Das ganze Buch ist durch die Kapitel so gegliedert, dass es sich prima fürs abendliche Vorlesen eignet und auch für die Zuhörer*innen etwas zum Anschauen bietet.

Leseempfehlung:
Von Verlagsseite wird das Buch ab 5 zum Vorlesen empfohlen – für Kindergarten- und Grundschulkinder würde ich es ebenfalls einordnen. Durch die konsequente Nennung der Monate kann ich mir „Grimm und Möhrchen“ sehr gut als begleitendes Vorlesebuch in der Grundschule vorstellen, wenn in Klasse 1 oder 2 die Monate und Jahreszeiten thematisiert werden.
Also: von mir eine klare Empfehlung für Eltern, Erzieher*innen und Lehrkräfte! Viel Freude mit den beiden Freunden!

Vielen Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Zeselige Grüße,
Katha

Rezension: „Bilder von Bildung“

IMG_4733Titel: „Bilder von Bildung – Für eine Renaissance der Schule“
Verlag: claudius (hier klicken)
Autor: Jochen Krautz
ISBN: 978-3-532-62874-4

Zum Inhalt:
Episodenartig greift der Kunstprofessor Jochen Krautz verschiedenste Aspekte von Schule auf und verknüpft diese jeweils mit einem Kunstwerk. Die Bilder stammen überwiegend von „echten“ Künstler*innen, vereinzelt sind aber auch Arbeiten von Schüler*innen dabei.
Ausgehend von jedem Kunstwerk formuliert der Autor seine Beobachtungen, Erkenntnisse und Thesen zu Themenfeldern wie Lernfreude (s. Foto), Unterrichtsgestaltung, Digitalisierung oder Unterstützung. So ergibt sich in kurzen Leseportionen ein Spaziergang durch Schule früher und heute.

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Meine Meinung:
Die Idee, Bilder mit Bezug zum Thema Bildung als Ausgangspunkt für die kurzen Essays zu nutzen, finde ich sehr gelungen; das Format spricht mich total an. Die Auswahl vor allem der historischen Bilder gefällt mir sehr gut. Viele von Krautz‘ Beobachtungen und Deutungen hätte ich selbst so wohl nicht entdeckt und größtenteils kann ich mit seinen Interpretationen mitgehen. Gerade das Prinzip, das Kind in den Mittelpunkt zu stellen und seine Lernfreude, Motivation und sein Interesse nicht aus den Augen zu verlieren, vertrete ich gere mit. Tragend sind auch die Gedanken zu Demokratie, Emanzipation oder Frieden. Vor allem, dass das Unterrichten eine Kunst ist und nicht (nur) aus gelernten Methoden und Mechanismen besteht, sehe ich ebenfalls so.
An manchen Stellen jedoch sind mir die Ansichten des Autors zu „bewahrpädagogisch“ und decken sich nicht mit meinem Verständnis einer modernen, zeitgemäßen Schule. Vor allem im Bereich des Lernens mit digitalen Medien möchte ich ihm entgegenrufen: „Niemand will das reelle Erleben und Handeln durch rein digitale Formate ersetzen! Niemand will Gespräche und Beziehung austauschen durch Gerät-zu-Gerät-Lernen!“ Vielleicht ist das Krautz‘ Verständnis von „Renaissance der Schule“, wie es der Untertitel nennt, aber die Voraussetzungen der Gesellschaft sind nun einmal nicht mehr die gleichen wie vor 100 Jahren. Da würde ich mir noch eine  weiteren Blick wünschen auf die vielen Kinder, deren Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bildung nicht allzu gut sind.

Leseempfehlung:
Alle Menschen, die mit Schule zu tun haben und sich durch Bilder und Metaphern ansprechen lassen, sind eine gute Zielgruppe für diese Textsammlung. Die Reflexionen sind auf jeden Fall spannende Ausgangspunkte für eigene Überlegungen zum individuellen Standpunkt, aber auch eine gute Grundlage für den Dialog mit Kolleg*innen.

Vielen Dank an den claudius-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Katha