Rezension: „Fabelwesen“

Titel: „Fabelwesen. Fantastische Tiergestalten“
Verlag: NordSüd (hier klicken)
Autorin: Cornelia Funke
Illustrationen: Ruby Warnecke
ISBN: 978-3-314-10731-3

Zum Inhalt:
Cornelia Funke als Autorin beschreibt bekanntere und weniger bekannte Fabelwesen aus aller Welt, die von Ruby Warnecke illustriert wurden. Mit dabei sind natürlich Einhorn, Drache oder Phönix, aber auch uns Europäern unvertrautere Wesen wie das Qilin oder der Barong. Freund:innen der magischen Welt von Harry Potter oder den Fantastischen Tierwesen kennen sicher ein paar mehr der Porträtierten als Muggel das tun…
Jedem Wesen ist eine Doppelseite gewidmet, auf der es in klaren, farbenfrohen Darstellungen gezeigt wird und auf der es einen kurzen, direkt an die Lesenden gerichteten Infotext gibt. Die Illustrationen erinnern an die Scherenschnittechnik und jede Seite hat einen einzigartigen, farblich passenden Rahmen.

Meine Meinung:
Man erkennt in jeder Seite die Freude am Projekt, die die beiden Schöpferinnen auf den Schlusseiten auch beschreiben. Die Wesen werden sehr wertschätzend mit ihren zugeschriebenen Eigenschaften beschrieben und niemals in gut und böse kategorisert. Mir gefällt es auch, dass die verschiedenen Glaubenseinflüsse und religiösen Bezüge von Cornelia Funke absolut wertfrei und kindgerecht beschrieben werden.
Dass sich die Texte direkt an die Lesenden richten, erzeugt ein Gefühl von Verbundenheit und lässt mich gedanklich auf eine fantastische Weltreise gehen.
Die Illustrationen fand ich beim ersten Blättern ungewohnt, fast befremdlich. Je öfter ich das Buch aber jetzt in der Hand hatte, desto mehr mag ich diesen Stil und glaube, dass er durch seine Klarheit für viele Kinder sehr gut wahrnehmbar und verständlich ist.

Leseempfehlung:
Für Kinder und Interessierte ab fünf Jahren empfiehlt der Verlag das Buch. Da gehe ich absolut mit underweitere noch um Weltenbummler:innen jeden Alters (also z. B. Großeltern), die beim Lesen und Vorlesen sicher spannende Erlebnisse und Hintergrundgeschichten zu den Wesen erzählen könnten.
Da ich immer auch für die Schule mitdenke, kann ich mir dieses Buch spannend als Ausgangspunkt für eine Fabelwesen-Einheit im Fach Kunst vorstellen, bei der in Scherenschnitten und Collagen ganz eigene Fabelwesen entstehen könnten (z. B. mit Bezug zum Klassiker „Rhinozerus“).

Vielen Dank an den NordSüd-Verlag für das druckfrische Rezensionsexemplar!

Katha

Erzählanlass „Wie kommt das dahin???“

Heute gibt es mal wieder eine Idee für einen Schreib- oder Erzählanlass: Ich habe mit KI (in diesem Fall ideogram.ai) Bilder generiert, die Tiere (bzw. Personen / Dinge) in seltsamen Situationen zeigen. Alle Bilder sollen die Irritation „Wie ist das dahin gekommen?“ oder „Was ist denn da passiert?“ auslösen und die Kinder so zum Erzählen der Vorgeschichte anregen. Ein bisschen erinnert das Vorgehen an die „Genau-so-Geschichten“ von Rudyard Kipling, in denen der Autor völlig frei fantasierte Begründungen erzählt, warum Dinge so sind wie sie sind. Auch in dem Buch „Was ist denn hier passiert?“ geht es zum Beispiel darum, die Vorgeschichte zu einer seltsamen Situation zu erfinden.
Davon inspiriert, dass also das Erfinden einer Geschichte zu einem Ende ja sogar eine Aktivität des handlungs- und produktionsorientierten Unterrichts (s. dieser Blogbeitrag) ist, habe ich also folgende Bilder generieren lassen:

Die Bilder, die ihr gern nutzen dürft (aber nicht verkaufen!), bieten sich zu verschiedenen Zwecken an, die unterschiedliche Kompetenzen fördern. Ein paar Ideen möchte ich euch vorstellen:

a) als Schreibanlass: Die Kinder bekommen Zeit, sich ein es der Bilder auszusuchen und machen sich dann Stichworte zu dem Bild. Dazu kann man z. B. das Bild in A5-Größe auf ein leeres A3-Blatt kleben und rundherum Stichworte und Ideen notieren. Mit diesen Stichworten lässt sich prima eine Partnerarbeit machen, in der die Kinder sich gegenseitig ihre Ideen vorstellen und sich weitere Begriffe und Gedanken aufschreiben können.
Dann kann es in den Schreib- und danach am besten in einen Überarbeitungsprozess gehen. Eine klassische Schreibkonferenz ist ebenso möglich wie eine stärkenorientierte Autorenrunde. Als Endprodukt kann so ein witziges Geschichtenbuch entstehen, dass dann in die Klassenbibliothek kommt.

b) als Erzählanlass: Mein Favorit! Wenn man Kindern die Gelegenheit gibt, ihre Ideen mündlich auszudrücken, sind sie oft freier, kreativer und ausführlicher als beim Schreiben, da die Konzentration auf den Schreibprozess wegfällt und manche Kinder beim Schreiben auch aus taktischen Gründen eher weniger Umfang anstreben. Deshalb würde ich die Bilder zur Auswahl stellen und erstmal so beginnen wie oben: Ideen und Wörter sammeln, sich austauschen, Sammlung ergänzen. Dann wäre es (überrascht treue Lesende wohl nicht) mein Weg, die Kinder ihre Erzählung aufnehmen zu lassen. Ohne Bild wäre das z.B. in der Sprachmemos-App am Tablet möglich, mit Bild in BookCreator, Keynote, iMovie oder auch TaskCards. Mit dieser Aufnahme könnten die Kinder dann in den Austausch gehen und sich Feedback und Tipps holen. Danach wird die Erzählung neu aufgenommen. Je nach Klasse bzw. Kind sollten es ruhig zwei bis drei solcher Schleifen sein, bevor die finale Erzählung aufgenommen und in der Klasse veröffentlicht wird. Spätestens hier bietet sich TaskCards an, um die Produkte aller Kinder für alle sicht- und hörbar zu machen.

c) als Leseübung: Ich biete alle/mehrere Bilder an und Satzstreifen dazu. Jeder Satzstreifen muss dann genau gelesen und zum passenden Bild gelegt werden. Auch hier kann ich gut differenzieren, in dem ich die Eindeutigkeit der Sätze variiere. Fängt ein Satz mit „Der Elefant…“ an, weiß das Kind sofort, zu welchem Bild er gehört. Stelle ich den Satz um oder baue ich auch unpassende Sätze ein wird es schwieriger. Ebenso, wenn ich nur über „ein Tier“ schreibe, z. B. „Ein Tier ist an einer seltsamen Stelle.“ Hier könnte man auch gut eine Übung zum Thema Schlüsselwörter anknüpfen – welche Wörter helfen uns denn, den Satz zuordnen zu können?
d) als Wortschatzübung: Dazu stelle ich neben den Bildern Wortkärtchen zur Verfügung, auf denen zum Bild passende aber auch unpassende Begriffe stehen. Die Kinder sollen nur die Begriffe zum Bild legen, die passen. Hier kann ich mich sehr gut an den Lernstand anpassen: Ich kann Singular- und Pluralwörter nehmen, bei denen man genau mitdenken muss, ich kann Adjektive nutzen oder was auch immer gerade wichtig für die Lernenden ist.

Die beiden letzten Zugänge können im Sinne eines integrativen Deutschunterrichts hervorragend zum tieferen Einsteigen ins Thema genutzt werden und bieten außerdem die Chance, den Wortschatz für das mündliche oder schriftliche Erzählen auszubauen. Bestenfalls geht hier also mal wieder ganz viel Spaß an Sprache mit einem Ausbau der sprachlichen Kompetenzen Hand in Hand.

Wenn du noch eine schöne Idee hast, kommentiere sie gerne hier drunter (oder neuerdings bei Instagram). Unheimlich freuen würde ich mich auch, wenn du sebst noch passende Bilder generieren und mir für diesen Eintrag zum Ergänzen zur Werfügung stellen würdest!
Katha

Rezension: „Bastian“

Titel: „Bastian oder Wie man aus einer Ente eine Rakete baut“ (2024)
Verlag: dtv (hier klicken
Autor: Nils Kretschmer
Illustrationen: Svenja Kretschmer
ISBN: 978-3-423-76524-4

Zum Inhalt:
Zwei Geschichten laufen in diesem Buch parallel nebeneinander her: einerseits die Geschichte des zehnjährigen Bastian, der mit seinem verwitweten Vater allein lebt und den Weltraum liebt. Andererseits die Geschichte über Buzz, den Weltraumschüler, der mit einer selbst gebauten Rakete ins All fliegt.
Klassisch schwarz-auf-weiß lesen wir von Bastian, der nicht spricht, seit seine Mutter starb, aber ständig in sein schwarzes Skizzenbuch zeichnet und schreibt. Er bekommt zum Geburtstag einen Traum erfüllt, als er ein Observatorium besuchen darf. Weiß-auf-schwarz lesen wir parallel immer wieder Abschnitte des Abenteuers, das Buzz im All erlebt und das leichte Überschneidungen zur „echten“ Geschichte erahnen lässt.
Illustrationen gibt es ausschließlich in dem von Bastian gestalteten Teil des Buches. Diese sind durch den schwarzen Hintergrund sehr leuchtend, sehr detailreich und teilweise etwas verrückt anmutend (wie auch Buzz‘ Story insgesamt).

Meine Meinung:
Ein wirklich ungewöhnliches Buch, dass Nils und Svenja Kretschmer da als Debüt herausgebracht haben! Ich hab ein wenig gebraucht, mich auf den Wechsel der Erzählstränge einzulassen, der ja dankenswerterweise typografisch so gut erkennbar ist. Recht schnell wird allerdings klar, wer da schreibt und dass die verrückte Geschichte ein Weg für den scheinbar unter selektivem Mutismus leidenden Bastian ist, sich auszudrücken. Gut gefällt mir, wie die Beziehung zwischen Bastian und seinem Vater sich langsam verändert, weil plötzlich eine andere Person „ins Spiel kommt“ und er sich auf das besondere Interesse seines Sohns am Weltall einlassen kann.
Nicht zuletzt gefallen mir die Illustrationen, die Svenja Kretschmer Bastian entwerfen lässt: sie sind fantasievoll, strahlend und einfach wirklich gut gezeichnet!
Mein Fazit: anspruchsvoll, aber sehr liebenswert!

Leseempfehlung:
Da die beiden Erzählstränge schon etwas komplexer sind und vor allem die Weltall-Geschichte auch verstanden werden muss, ist die Empfehlung „ab 9“ des Verlags nicht unrealistisch – man sollte aber schon Lesserfahrung mitbringen. Auch als Vorlesebuch für Kinder ab der 3. Klasse kann ich mir „Bastian“ gut vorstellen – auch hier aber eher für Kinder bzw. in Klassen, die auch zwischen den Zeilen verstehen können und literarisch vorgebildet sind. Begleitend zu einer Sachunterrichtsreihe über das Weltall kann ich mir das Buch, vielleicht auszugsweise, gut vorstellen. Ebenso interessant kann es als Inspiration für das Erfinden eigener verrückter Geschichten in einem größeren Schreibprojekt dienen, so dass sich die Kinder an Bastian ein Beispiel nehmen können.

Vielen Dank an den dtv-Verlag für das druckfrische Rezensionsexemplar!

Katha

Rezension: „Die abenteuerliche Expedition des Professor Papillon“

IMG_2509Titel: „Die abenteuerliche Expedition des Professor Papillon“
Verlag: Knesebeck (hier klicken)
Autorin: Vanessa Simon-Catelin
Illustrationen: François Soutif 
ISBN: 978-3-95728-865-3

Zum Inhalt:
Professor Papillon lebt mit seinem sprechenden Papagei und hat sein Leben der Suche nach dem mysteriösen Schmetterling „Levana myseriosa“ gewidmet. Da er aber zuhause nicht weiterkommt, geht er auf eine große Expedition, die ihn durch abenteuerliche Landschaften führt. Jede Landschaft wird auf einer Doppelseite als Wimmelbild dargestellt, auf dem sich eine Menge Pflanzen und Tiere entdecken lassen.
Leider erfolglos kehren der Professor und sein Vogel zurück, als etwas Mysteriöses geschieht: direkt im heimischen Garten… – verrate ich nicht!
Auf den letzten Seiten gibt es noch Informationen zum Schmetterling selbst sowie zu der Frage, was ein Naturforscher so tut.

Meine Meinung:
Zuerst fällt auf, dass das Buch riesig ist (etwa A3-Größe), was ihm schon einmal einen interessanten ersten Eindruck gibt. Dann lernen wir den Professor in seinem Forscher-Zuhause kennen – und ich beneide ihn um seine Bücherregale! Ein für mich wirklich zauberhafter Kniff ist, dass die Seiten mit der Expedition von einem stilisierten Hefteinband umgeben sind, so als ob wir ab hier ein Forschertagebuch läsen. Wir dürfen mit dem Professor mitfiebern und seine Enttäuschung erleben (so ein wichtiges Gefühl!), aber auch über die Lebewesen staunen, die es zu entdecken gilt.
Überhaupt sprechen die Bilder eine tolle Sprache: sie sind realistisch, klar, mit leuchtenden, aber nicht überfrachteten Farben. Viele Details sind zu entdecken, so dass man wirklich viel Zeit auf jeder Doppelseite verbringen kann. Mir gefällt es auch, dass der Professor ausgestorben geglaubte Spezies wie den Dodo trifft, ohne dass ihn das interessiert, weil er ja seinem Ziel (dem Levana) hinterhersucht.

Leseempfehlung:
Der Verlag empfiehlt das Buch ab 5 Jahren und ich erweitere dies gern ganz konkret um „Grundschulkinder“. Die Geschichte bietet viele Gesprächsanlässe, Raum zum Fabulieren, aber auch für ganz sachliche Beschreibungen. Es lässt sich im Sachunterricht schön begleitend zu einer geografischen Unterrichtseinheit zur Erde einsetzen oder im Deutschunterricht zum mündlichen oder schriftlichen Erzählen einer Fortsetzung / eines weiteren Lebensraums.
Auch fürs private Vorlesen und Anschauen kann ich die Geschichte von Professor Papillon sehr empfehlen – sie macht einfach Spaß und weckt den Forschergeist.

Vielen Dank an den Knesebeck-Verlag für das Rezensionsexemplar! Ich kann nur noch einmal betonen, dass ich hier inzwischen einen absoluten Lieblings-Verlag für Bilderbücher habe!

Beste Grüße,
Katha

https://www.knesebeck-verlag.de/die_abenteuerliche_expedition_des_professors_papillon/t-1/1297