Rezension: „Der Flunkerfunkelstein“

IMG_1192Titel: „Der Flunkerfunkelstein oder die Elster, die nicht stehlen wollte“
Verlag: Knesebeck (hier klicken)
Autorin: Kai Oppermann
Illustrationen: Kai Oppermann
ISBN: 978-3-95728-766-3

Zum Inhalt:
Sie tragen nicht ohne Grund den Beinamen „Diebische Elstern“ – Elstern gehören zu den Rabenvögeln und sind bekannt dafür, gern Glänzendes und Glitzerndes mit in ihr Nest zu nehmen. So ist es auch bei Familie Elster in diesem Buch: auf ihrem Baum türmen sich die funkelnden, glitzernden, glänzenden und wertvollen Beutestücke geradezu. Die gesamte Familie trägt stolz dazu bei – außer der kleinen Elster, die lieber mit Freund:innen im Wald unterwegs ist alsmit Goldmünzen zu spielen und die nicht stehlen möchte. Das Familienmotto „Eine Elster ohne Funkelstein kann keine wahre Elster sein!“ führt allerdings dazu, dass die kleine Elster sich ausgegrenzt fühlt.
Als dann eines Morgens die kleine Elster stolz einen beeindruckenden Funkelstein präsentiert, vermuten die anderen Tiere im Wald die wildesten Hintergründe: der Stein könne nur von einem Drachen gestohlen worden sein, von Geistern geraubt oder vom Nachthimmel gepflückt. Woher der Stein wirklich kommt, verrät die kleine Elster zuerst nicht. Ihre Familie feiert sie für den Diebstahl, bekommt dann aber die Wahrheit über den Stein zu hören (verrate ich hier nicht) – und ist dennoch unheimlich stolz auf ihr jüngstes Familienmitglied.

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Meine Meinung:
Das nagelneue Bilderbuch aus dem Hause Knesebeck ist zauberhaft illustriert und erzählt die Geschichte der kleinen Elster sehr warmherzig. Die seitenfüllenden Bilder sind farbenfroh und lebhaft gezeichnet und man merkt, dass Autorin und Illustratorin die gleiche Person sind – gerade dann passen Bild und Text so wundervoll zusammen.
Das Motiv von (vermeintlicher) Ausgrenzung durch Verschiedenartigkeit ist nicht gänzlich neu, wird hier aber dadurch sehr interessant neu interpretiert, dass die kleine Elster natürlich dazugehören will, sich aber gleichzeitig nicht des Diebstahls schuldig machen möchte. Ein Konflikt, den Kinder vielleicht selbst schon erlebt haben, wenn Freund:innen ihnen Mutproben o.ä. vorgeschlagen haben, die sie nicht gut finden. Was die Kinder sicher selbst kennen ist die Freude am Grusel, die die kleine Elster mit den anderen Tieren erlebt und ebenso das Bedürfnis nach Schutz, den der Uhu bietet. Egal, ob sie froh, traurig, nachdenklich oder wütend ist, meiner Meinung nach kann man sich hervorragend in die kleine Elster hineinversetzen und mit ihr fühlen.

Leseempfehlung:
Auf den ersten Blick ein Buch für eher jüngere Kinder bietet die Geschichte vom Flunkerfunkelstein interessante Gesprächsanlässe auch bis ins Grundschulalter hinein. Dass Diebstahl nicht stärker macht und sich selbst treu zu bleiben eine Kunst ist – das kann die kleine Elster vermitteln.
(Mit den Stereotypen der diebischen Elster und des weisen Uhus kann sie sicher auch gut an eine Unterrichtseinheit über Sagen angebunden werden, um Eigenschaften von Tieren herauszuarbeiten.)

Insgesamt ist das Buch also ein schönes Vorlesebuch ab dem Kindergartenalter, das im pädagogisch wertvollen Bücherregal gut aufgehoben ist.

Vielen Dank an den Knesebeck-Verlag für das Rezensionsexemplar! Was Bilderbücher angeht, inzwischen ganz klar mein Lieblingsverlag, weil das Programm wirklich klasse ist!

Beste Grüße,
Katha

Rezension: „Weitsprung mit Schwein“

IMG_0790Titel: „Weitsprung mit Schwein“
Verlag: dtv (hier klicken) https://www.dtv.de/buch/weitsprung-mit-schwein-76498
Autorin: Henrike Wilson
Illustrationen: Henrike Wilson
ISBN: 978-3-423-76498-8

Zum Inhalt:
An der Schule der Tiere findet heute die große Sportmeisterschaft statt.  Die Ente ist nicht schnell genug für den Sprint und wird ausgelacht. Bald jedoch merken die anderen Tiere in anderen Disziplinen, dass sie auch nicht überall stark genug sind und stecken Niederlagen ein: Das Schwein ist zu plump für Weitsprung, das Eichhörnchen kann keinen Medizinball stoßen, der Bär schwimmt arg langsam…
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Die Lehrerin Frau Pfeiffer ermahnt ihre Schützlinge immer wieder dazu, nicht zu lachen. Ob ihre Worte Wurzeln schlagen, lest ihr spätestens nach der letzten Disziplin bei der Medaillenvergabe.

Meine Meinung:
„Weitsprung mit Schwein“ nimmt ein für Kinder (und Erwachsene) allgegenwärtiges Thema auf: Heterogenität, also dass eben jede:r anders ist und dass jede:r andere Stärken und Schwächen hat. Die Situation des Schulsportwettkampfes dürfte vor allem Schulkinder ziemlich ansprechen, da sie besonders in der Schule die Erfarhung von Erfolg und Scheitern machen.

Gut gefällt es mir auch, dass es anfangs in der Geschichte die typischen Reaktionen gibt, die Kinder von sich und anderen kennen: wer etwas nicht kann, wird belächelt, vielleicht sogar ausgelacht. Erst durch eigenes Scheitern merken die Tiere in der Geschichte, dass gegenseitige Unterstützung und das Mitfreuen über Erolge allen viel mehr Freude bringen.

Die Zeichnungen sind farbenfroh und klar, sie bringen die Emotionen der Tiere unheimlich gut zur Geltung. gemeinsam mit den kurzen, pointierten Texten ergibt sich eine Story, der die Kinder gut folgen können und die wirklich sehr zur Identifikation und Perspektivübernahme anregt.

Leseempfehlung:
Eltern mit Kindern unter 8, Fachkräfte in der Kita und Lehrkräfte der Schuleingangsphase dürften mit diesem Buch einen weiteren tollen Vorlese-, Erzähl- und Gesprächsanlass haben, um mit den eigenen oder anvertrauten Kindern über Heterogenität zu sprechen. Durch den klaren schulischen Bezug könnte das Buch sicher auch ältere Klassen dabei unterstützen, über ihre eigenen Strärken und Schwächen sowie den (gemeinschaftlichen) Umgang damit nachzudenken.

Vielen Dank an den dtv-Verlag für das druckfrische Rezensionsexemplar!

Beste Grüße,
Katha

Rezension: „Anleitung zur Selbstüberlistung“

IMG_0437Titel: „Anleitung zur Selbstüberlistung“
Verlag: YES (hier klicken
Autor: Christian Rieck
ISBN: 978-3-96905-240-2

Zum Inhalt:
„ProfRieck“ ist eigentlich Wirtschaftsprofessor Prof. Dr. Christian Rieck und erklärt gern auf YouTube die Spieltheorie. Diese liegt auch diesem Buch zugrunde: von ihr ausgehend definiert er in uns wechselnde Agenten und eine Direktorin, die gemeinsam für viele unserer Entscheidungen zuständig sind. Sobald man dieses Prinzip verstanden hat, werden aus dieser Perspektive heraus viele gängige Zeitmanagement-, Anti-Prokratinations- und Selbstoptimierungstipps analysiert und erklärt. Klassiker wie die Pomodoro-Technik beleutet Rieck ebenso im Lichte der Spieltheorie wie andere interessante Motivationstechniken wie die „So!“-Technik.
Immer wieder gibt es klare Tipps zum Tun und Lassen. Fast alle Zugänge werden sehr plastisch anhand von Beispielen aus dem Leben illustriert. Vereinzelt gibt es auch Grafiken zum besseren Verständnis.

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Meine Meinung:
Ich fand es sehr interessant, die Spieltheorie in Abgrenzung zur Spieletheorie kennenzulernen und mit einem etwas neuen Blickwinkel sehen zu lernen. Einige der vorgestellten Techniken und Methoden kenne ich und habe sie dennoch einmal neu verstehen gelernt und (Danke, ProfRieck!) für mich priorisieren können.
Das Buch ist in einem sehr lockeren, lebendigen, sympathischen Ton geschrieben und nie hatte ich das Gefühl, ein Besserwisser belehre mich. Eine Kollegin von mir unterscheidet bei Sachbüchern zwischen Sofabüchern und Schreibtischbüchern – dieses ist definitiv ein Sofabuch, das bei mir aber am Schreibtisch noch ein wenig nachbearbeitet wurde.
Da Rieck selbst lehrt, ist es angenehm, ganz konkret auch Beispiele mit Bezug zu außerunterrichtlichen Tätigkeiten wie Korrekturen zu lesen – diese Perspektive hat mir in manch anderem Ratgeber, der sich eher auf „Büromenschen“ bezog, tatsächlich gefehlt.

Leseempfehlung:
Hast du schonmal Aufgaben aufgeschoben, obwohl du dringend daran hättest arbeiten müssen? Hattest du schonmal das Gefühl, dich mit Kleinigkeiten aufzuhalten und das Wichtige aus dem Blick zu verlieren? Dann lies „Anleitung zur Selbstüberlistung“!

Vielen Dank an den YES-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Beste Grüße,
Katha

Rezension: „In der Schlange der Träume“

IMG_6848Titel: „In der Schlange der Träume“
Verlag: Knesebeck (https://www.knesebeck-verlag.de/in_der_schlange_der_traeume/t-1/1149)
Autorin: Rita Sineiro
Illustrationen: Laia Domenech
ISBN: 978-3-95728-711-3

Zum Inhalt:
Wir begleiten in diesem Buch die Flucht eines namenlosen Kindes (Jungen?) vor Krieg und Zerstörung. Aus seiner Sicht heraus wird der Weg zu verschlossenen Grenzen und dann im Boot über das Meer gezeigt. Viele Seiten lang zeigt das Kind uns das Leben im Auffanglager, von denen es seit dem Krieg, der auf den Arabischen Frühling folgte, so viele an den europäischen Grenzen gibt. Wir bekommen Erlebnisse, Wünsche und Träume erzählt in der naiven Art eines noch recht jungen Menschen, dessen Vater ihn nicht mit der „erwachsenen Wahrheit“ konfrontiert.

Die Illustrationen sind in gedeckten Farben gehalten und unterstreichen so das schwere Thema gut. Sie sind teilweise doppelseitig textfrei angelegt und vor allem dadurch sehr bewegend.

Es gibt ein Nachwort der Autorin, die die Geschichte ein wenig einordnet und mit dem durch die Medien gegangenen am Strand tot angespülten Jungen verbindet, den wir sicher alle entsetzt wahrgenommen haben.

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Meine Meinung:
Beim ersten Lesen war ich den Tränen nahe, muss ich zugeben. Das Wissen, dass ich als Erwachsene von Flucht und dem Umgang mit Flüchtlingen auf der kognitiven Ebene habe, hat sich hier sehr emotional angeknüpft und viele, viele Bilder waren in meinem Kopf unterwegs.

Der Autorin und der Illustratorin ist meiner Meinung nach das Kunststück gelungen, sehr wertungsfrei, nicht didaktisiert oder mit erhobenem Zeigefinger auf das Leiden flüchtender Menschen, vor allem flüchtender Kinder aufmerksam zu machen. Das Buch führt denen, die es „besser haben“ und nie eine Flucht erleben mussten, deutlich vor Augen, was das eigentlich bedeutet und wie unmenschlich die Unterbringung Geflüchteter oft ist. Für Menschen mit Fluchtgeschichte streckt es wohl eine Hand aus und signalisiert, dass sie gehört und verstanden werden.

Leseempfehlung:
Für alle!

Im privaten Bereich können wir nicht oft genug mit unseren Kindern darüber sprechen, wie gut es uns geht und was andere hinter sich haben bzw. erleben. Durch die eindringliche Bebilderung können Vor- und Grundschulkinder die Geschichte des Kindes gut nachvollziehen. Und durch die niemals vorhandene Anklage im Buch kann auch jede*r selbst entscheiden, wie tief er oder sie mit dem eigenen Kind gehen möchte.

Für die Grundschule möchte ich „Die Schlange der Träume“ ausdrücklich empfehlen – vor allem momentan, wo wieder viele geflohene Kinder in die Klassen kommen. Ein wirklich guter Anlass darüber nachzudenken, wie mit ihnen umzuegehn ist, welche Unterstützung sie benötigen und dass „die Flüchtlinge“ nicht mal eben so nach Deutschland kommen, weil sie hier vielleicht 3 Mark fuffzich mehr verdienen als daheim.

Vielen Dank an den Knesebeck-Verlag für das Rezensionsexemplar! Danke auch, dass hier nach „Zuhause kann überall sein“ das Thema Flucht/Migration aus der Sicht der Kinder erneut so grandios aufgegriffen wurde! (wer nochmal nachlesen mag, hier habe ich darüber schon geschrieben: https://primar.blog/2017/04/24/rezension-zuhause-kann-ueberall-sein)

Beste Grüße,
Katha

Rezension: „Upgrade: Kollaboratives Lernen“

IMG_6816Titel: „Upgrade: Kollaboratives Lernen. Sehen – Fördern – Bewerten“
Verlag: Klett Kallmeyer (hier klicken)
Autor: Björn Nölte
Illustrationen: Anja Legrand
ISBN: 978-3-7727-1656-0

Zum Inhalt:
Kollaboration ist eine der 4 sog. 21st-century-skills, also eine der vier Fähigkeiten, die Lerner*innen zukünftig am dringendsten benötigen werden: Kollaboration, Kooperation, Kreativität und Kritisches Denken. Dass diese Kompetenzen in einer Kultur der Digitalität eine große Rolle spielen, dürfte klar sein.
IMG_6817So hat Björn Nölte mit dem vorliegenden Buch auch keinen weiteren Ratgeber verfasst, warum kollaborative Lernformen sinnvoll sind oder wie sie schrittweise aufgebaut werden können, sondern vor allem vor den veränderten Anforderungen an Schule und Lehrer*innenausbildung verschiedene Schlaglichter auf die Beudeutung und Umsetzung von Kollaboration geworfen. Von Definition und Abgrenzung geht es sehr praktisch durch mögliche koll. Szenarien im Unterricht, Diagnose und Bewertung sowie die Bedeutung von Beziehung für Kollaboration. Aber auch den Blick über den Tellerrand des Unterrichts gibt es: Kollaboration bezogen auf Kollegien / Vernetzung sowie koll. Zugänge in der Ausbildung.
Die Texte werden immer wieder aufgelockert durch Illustrationen einerseits, durch Kurzportraits, Kurzlinks bzw. QR-Codes andererseits.

Meine Meinung:
Auf Twitter folge ich Björn Nölte schon länger (an dieser Stelle wieder einmal eine Einladung ins #Twitterlehrerzimmer!) und auch dem Institut für zeitgemäße Prüfungskultur, in dem er aktiv mitwirkt – zuletzt durfte ich u.a. seinen Ideen bei der molol in Hannover im September lauschen. Ich wusste also grundlegend, was auf mich zukommt und dass die vorgestellten Ideen Hand und Fuß haben. Das hat sich absolut bestätigt! Über manche Kapitel konnte ich demnach eher leicht hinweglesen, weil ich im Thema bin oder die Beispiele von Twitter kannte. Andere Kapitel aber (vor allem das zu Beziehungen) haben mich sehr bewegt und mal wieder mehrere lose Fäden in meinem Hirn miteinander verknüpfen können, um meine Haltungen und Vorstellungen auszuschärfen.
Björn und die Autor*innen einzelner Kapitel machen deutlich, dass die Haltung der Lehrkraft die alles entscheidende Grundlage dafür ist, wie sich Unterricht entwickelt, wie sich Schule entwickelt. Sie stellen das weite Feld der Möglichkeiten dar, aber zeigen auch realistische Grenzen auf.
Viele Aspekte aus diesem Buch sind in einer Kultur der Digitalität gedacht, aber ebenso ist es für die gedankliche Basis gleich, ob ein Mensch eher analog oder digital arbeitet – wenn auch digitale Tools Kollaboration auf neuen Ebenen ermöglichen und extrem vereinfachen. Wieder einmal wird deutlich, dass es bei (digitaler) Unterrichtsentwicklung nicht um Unterrichtsrezepte geht und dass vorgestellte Beispiele eine Anregung aber keine Formel sein können.
Ich gehe inspiriert in die kommende Seminararbeit und fühle mich bestärkt in der Haltung, die ich auch meinen LAA vermitteln möchte: einen selbstreflexiven, offenen Blick auf die Möglichkeiten zu haben, was in Schule alles möglich ist. Danke dafür!

Leseempfehlung:
Die praktischen Beispiele stammen aufgrund des Schwerpunkt des Autoren, aus den Sekundarstufen. Dennoch möchte ich ausdrücklich alle interesssierten Lehrkräfte anregen, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen: einerseits sind die Grundlagenkapitel (Diagnose, Bewertung, Beziehung, Elternarbeit) schulformübergreifend gültig, zum Anderen lassen sich auch die anspruchsvollen Beispiele für Unterrichtsszenarien teilweise gut herunterbrechen für die Primarstufe. Wer sich also vom Wert kollaborativen Arbeitens überzeugen lassen möchte, der möge dieses „Upgrade“ lesen!

Vielen Dank an Björn (und stellvertretend natürlich an den Verlag) für das Rezensionsexemplar!

Beste Grüße,
Katha

Rezension: „Wie man mit Menschen klarkommt…“

IMG_6423Titel: „Wie man mit Menschen klarkommt, die man nicht ausstehen kann“
Verlag: YES (hier klicken)
Autoren: Dr. Rick Brinkmann & Dr. Rick Kirschner
ISBN: 978-3-96905-199-3

Zum Inhalt:
Hier handelt es sich um einen ganz klassischen Ratgeber: „Du hast ein Problem? Wir sagen sir, wie du damit umgehen kannst.“
IMG_6424Die Autoren skizzieren ausgehend von vier (eher auf die Arbeit bezogenen) Grundbedürfnissen des Menschen Typen von Menschen, mit denen man aus verschiedenen Gründen beruflich oder privat schlecht zurecht kommt. Zuerst geht es darum, die potentiellen Motive hinter dem Verhalten zu erkennen und verstehen, später dann um mögliche Strategien im Umgang mit diesen Personen. Dabei beschreiben die beiden naturheilkundlichen Ärzte, Speaker und Ausbilder, wie sie sich bezeichnen, rezeptartig mögliche Schritte der Kommunikation.
Ein letztes kurzes Kapitel widmet sich dann noch der Umsetzung solcher Kommunikationsmittel per Telefon oder Mail, weil hier das Miteinander ja doch anders funktioniert.

Meine Meinung:
Man merkt direkt, dass dieses Buch aus Amerika stammt, finde ich. Die Grundhaltung und der Ton sind sehr darauf bezogen, dass 1. alle Menschen irgendwie miteinander klarkommen sollten und 2. dass ich mein Gegenüber beeinflussen, ja fast manipulieren kann. Diese meine Wahrnehmung hat mich beim Lesen etwas gestört und ich hatte immer Bilder davon vor Augen, wie ich mir „die Ricks“ bei einem Seminar in typischem amerikanischem Predigerstil vorstelle.
Das ist ein wenig schade, denn eigentlich stecken interessante Kommunikationstipps in den Kapiteln und ein gutes Rüstzeug, um an problematischen Beziehungen (privat/beruflich) zu arbeiten. Die Grundannahme, dass niemand absichtlich nervig, störend oder gar boshaft ist, teile ich absolut und somit finde ich es sehr sinnvoll zu hinterfragen, woher manche Menschen ihr Verhalten haben. Im Coaching nennt sich dies Reframing und beschäftigt mich durch meine Fortbildung momentan sehr. Auch die Schritte, die man in der Kommunikation mit „Neinsagern, Besserwissern oder Nörglern“ gehen kann, bieten viel: aktives Zuhören und Spiegeln, Grenzen ziehen, auf Positives achten – oft jedoch in eher reißerischen Formulierungen und weniger sachlich als ich es aus anderen Büchern gewohnt bin.

Leseempfehlung:
Wer keine Lust hat, sich über die immer gleichen Menschen immer weiter zu ärgern, der findet hier ein offenes Ohr und gute Tipps. Gerade Lehrkräfte, die nicht nur unter Kolleg*innen potentiell schwierige Menschen haben, sondern auch unter Schüler*innen und Eltern, können hier vielleicht ein paar gute Hinweise mitnehmen, die zu mehr Gelassenheit im Umgang mit diesen führen können.

Vielen Dank an Yes Publishing für das Rezensionsexemplar!

Beste Grüße,
Katha

Rezension: „Clara Schumann – Triumph in London“ mit Verlosung

IMG_6238Titel: „Clara Schumann – Triumph in London“
Verlag: Amor Verlag (hier klicken)
Autor: Bert Alexander Petzold (Hrsg.)
Illustrationen: Lola Svetlova
ISBN: 978-3-98587-302-9

Zum Inhalt:
Clara Schumann ist eine bekannte Pianistin mit einer ungewöhnlichen Lebensgeschichte (vor allem für ihre Zeit). Vom Alter von 5 Jahren an begleitet das Buch sie bis ans Lebensende und beleuchtet wichtige Stationen ihres privaten und beruflichen Lebens. Wir bekommen ihre frühe Förderung durch den Vater gezeigt, ihr Kennenlernen mit dem späteren Ehemann Robert Schumann, erfolgreiche Konzertreisen, aber auch Krieg und Freundschaft. Die Bilder von Lola Svetlova verdeutlichen Claras Entwicklung vom kleinen Mädchen über die traurige junge Frau bis hin zur emanzipierten Pianistin vor allem durch eine genaue Mimik der Perosnen; auch die Szenerien der Städte wie London, Dresden oder Moskau werden ausschnittweise, aber treffend dargestellt:

Das Besondere an der Buchreihe, aus der „Triumph in London“ stammt, ist das multimodale Zusammenspiel von Bilderbuch, Hörbuch und Musik. Die beiligende CD lässt alles Gelesene und Gesehene auch anhören: sie enthält eine inszenierte Lesung von Antje Hamer und ausgewählte Musikstücke.

Meine Meinung:
Ich bin selbst keine Musikerin und habe wenige Kontaktpunkte mir klassischer Musik – dennoch ist der Name von Clara Schumann mir ein Begriff gewesen. Was mir vorher nicht so klar war ist der sehr emanzipierte Lebensweg der Pianistin, die in einer Zeit, als Männer noch sehr selbstverständlich die Geschicke von Töchtern oder Ehefrauen bestimmten. Umso mehr freut es mich, dass genau dies sehr im Mittelpunkt der Geschichte steht. Begeisternd finde ich die Idee, das Buch auch hörbar zu machen und so den Leser noch intensiver mit in die Handlung einzubeziehen. Normalerweise liegt ja gerade hier die Schwäche von Büchern über Musiker*innen: man muss selbstständig die passende Musik heraussuchen.
Ich möchte noch erwähnen, dass ich die Gestaötung des Buches mit einem Leinenrücken als sehr wertig und irgendwie zum Thema passend empfinde.

Leseempfehlung:
Für Musiklehrkräfte der Grundschule kann ich „Triumph in London“ nur empfehlen! Die Texte sind gut verständlich und die Kapitel aufs Wesentliche beschränkt. Als Anschlussaktivität lassen sich toll die Jahreszahlen berechnen oder recherchieren, wann genau was stattfand, und was in der Welt damals sonst noch los war. Die CD nimmt die Kinder eben auch hörend mit in Clara Schumanns Zeit – wunderbar! Meine musikalisch bewanderte Kollegin hat beim Blick auf die weiteren angebotenen Titel (Nussknacker, Zauberflöte, Karneval der Tiere) erfreut festgestellt, dass hier in der Grundschule sehr häufig behandelte Werke umgesetzt wurden.
Aber auch als Eltern kann man mit diesem Bilderbuch und seinen „Kollegen“ in die spannende Welt der Musik eintauchen (vorausgesetzt man ist so altmodisch wie wir und hat einen CD-Player 😉). Der Verlag gibt die Reihe ab vier Jahren an, gerade dieses Buch würde ich aber eher etwas später als interessant ansehen.

Vielen Dank an den Amor Verlag für das Rezensionsexemplar!
Erfreulicherweise darf ich heute auch noch ein Exemplar verlosen. Wer Interesse hat, schreibe bitte einen Kommentar mit einer guten Begründung, warum er/sie dieses Buch gut gebrauchen kann. Am 23.12. wird ausgelost, wer sich über dieses schöne Buch freuen kann.

Beste Grüße,
Katha

Rezension: „Grimm und Möhrchen“

image0Titel: „Grimm und Möhrchen – Frühling, Sommer, Herbst und Zesel“
Verlag: dtv (hier klicken)
Autorin: Stephanie Schneider
Illustrationen: Stefanie Scharnberg
ISBN: 978-3-423-76389-9

Zum Inhalt:
Möhrchen ist ein Zesel („halb Zebra, halb Esel – und von beidem nur das Beste!“) und lebt seit einer Weile bei Buchhändler und Dichter Grimm. Im vorliegenden zweiten Band begleiten wir die beiden Hauptfiguren durch ein ganzes Jahr, das „an einem ganz normalen Nachmittag im Januar“ beginnt und mit dem Weihnachtsfest endet. Dazwischen stehen insgesamt 14 Kapitel, die lose aufeinander aufbauen und meist mit einer Angabe des aktuellen Monats beginnen.
Es geht um Grimms Buchladen, um das Besonderssein und um Freundschaft, um gemeinsame Erlebnisse, ums Helfen und immer wieder natürlich auch um Bücher und Geschichten. Abgesehen vom Jahreslauf erleben die Kinder schriftstellerische Tätigkeiten wie das Schreiben, Planen und Veröffentlichen mit. Neben den Hauptfiguren gibt es einige wiederkehrende Gäste wie die „freiwillige Feline“ und ihre Kollegen von der Feuerwehr, Tante Camembert oder den Nachbarn von/mit der Tankstelle. Trotz ihrer kurzen Auftritte sind sie ebenso liebevoll charakterisiert wie alle anderen Figuren des Buches.

Meine Meinung:
Lange hatte ich kein so verspieltes und liebevolles Kinderbuch in den Händen wie dieses! Auch ohne die sicher ebenso lesenswerte Vorgeschichte von Grimm und Möhrchen zu kennen (s. Verlagslink oben), haben mich der neugierige und manchmal etwas forsche Zesel sowie sein ruhiger, fantasievoller und etwas verliebter Gastgeber direkt in ihren Bann gezogen.
Grundsätzlich kommen alle Erlebnisse im Buch direkt aus dem durchaus gewöhnlichen Alltag, wie ihn du und ich auch kennen. Allerdings bekommen durch Stephanie Schneiders Erzählstil alle Ausflüge und Gespräche einen magischen Touch – und die Illustrationen von Stefanie Scharnberg bestätigen diesen Eindruck absolut. Die Bilder ergänzen die Texte wunderbar und bieten fast immer noch tolle kleine Details zu entdecken (vgl. Foto des Taxis). Das ganze Buch ist durch die Kapitel so gegliedert, dass es sich prima fürs abendliche Vorlesen eignet und auch für die Zuhörer*innen etwas zum Anschauen bietet.

Leseempfehlung:
Von Verlagsseite wird das Buch ab 5 zum Vorlesen empfohlen – für Kindergarten- und Grundschulkinder würde ich es ebenfalls einordnen. Durch die konsequente Nennung der Monate kann ich mir „Grimm und Möhrchen“ sehr gut als begleitendes Vorlesebuch in der Grundschule vorstellen, wenn in Klasse 1 oder 2 die Monate und Jahreszeiten thematisiert werden.
Also: von mir eine klare Empfehlung für Eltern, Erzieher*innen und Lehrkräfte! Viel Freude mit den beiden Freunden!

Vielen Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Zeselige Grüße,
Katha

Rezension: „Bilder von Bildung“

IMG_4733Titel: „Bilder von Bildung – Für eine Renaissance der Schule“
Verlag: claudius (hier klicken)
Autor: Jochen Krautz
ISBN: 978-3-532-62874-4

Zum Inhalt:
Episodenartig greift der Kunstprofessor Jochen Krautz verschiedenste Aspekte von Schule auf und verknüpft diese jeweils mit einem Kunstwerk. Die Bilder stammen überwiegend von „echten“ Künstler*innen, vereinzelt sind aber auch Arbeiten von Schüler*innen dabei.
Ausgehend von jedem Kunstwerk formuliert der Autor seine Beobachtungen, Erkenntnisse und Thesen zu Themenfeldern wie Lernfreude (s. Foto), Unterrichtsgestaltung, Digitalisierung oder Unterstützung. So ergibt sich in kurzen Leseportionen ein Spaziergang durch Schule früher und heute.

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Meine Meinung:
Die Idee, Bilder mit Bezug zum Thema Bildung als Ausgangspunkt für die kurzen Essays zu nutzen, finde ich sehr gelungen; das Format spricht mich total an. Die Auswahl vor allem der historischen Bilder gefällt mir sehr gut. Viele von Krautz‘ Beobachtungen und Deutungen hätte ich selbst so wohl nicht entdeckt und größtenteils kann ich mit seinen Interpretationen mitgehen. Gerade das Prinzip, das Kind in den Mittelpunkt zu stellen und seine Lernfreude, Motivation und sein Interesse nicht aus den Augen zu verlieren, vertrete ich gere mit. Tragend sind auch die Gedanken zu Demokratie, Emanzipation oder Frieden. Vor allem, dass das Unterrichten eine Kunst ist und nicht (nur) aus gelernten Methoden und Mechanismen besteht, sehe ich ebenfalls so.
An manchen Stellen jedoch sind mir die Ansichten des Autors zu „bewahrpädagogisch“ und decken sich nicht mit meinem Verständnis einer modernen, zeitgemäßen Schule. Vor allem im Bereich des Lernens mit digitalen Medien möchte ich ihm entgegenrufen: „Niemand will das reelle Erleben und Handeln durch rein digitale Formate ersetzen! Niemand will Gespräche und Beziehung austauschen durch Gerät-zu-Gerät-Lernen!“ Vielleicht ist das Krautz‘ Verständnis von „Renaissance der Schule“, wie es der Untertitel nennt, aber die Voraussetzungen der Gesellschaft sind nun einmal nicht mehr die gleichen wie vor 100 Jahren. Da würde ich mir noch eine  weiteren Blick wünschen auf die vielen Kinder, deren Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bildung nicht allzu gut sind.

Leseempfehlung:
Alle Menschen, die mit Schule zu tun haben und sich durch Bilder und Metaphern ansprechen lassen, sind eine gute Zielgruppe für diese Textsammlung. Die Reflexionen sind auf jeden Fall spannende Ausgangspunkte für eigene Überlegungen zum individuellen Standpunkt, aber auch eine gute Grundlage für den Dialog mit Kolleg*innen.

Vielen Dank an den claudius-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Katha

Rezension: „Der Schatz des Selbstwerts“

Selbstwert (1)Der Schatz des Selbstwerts“
Verlag: Beltz (hier klicken)
Autorin: Ulrike Döpfner
ISBN: 978-3-407-86713-1

Zum Inhalt:
Selbstwert, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen – viele Begriffe purzeln selbst bei ausgebildeten Pädagog*innen leicht durcheinander. Ulrike Döpfner, selbst Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche, beginnt ihr aktuelles Buch mit einer Klärung dieser wichtigen Begrifflichkeiten und ihrer Zusammenhänge. Sie stellt in den Kapiteln mit Schwerpunkten wie Lob, Schule, Medien oder Konflikte sehr deutlich heraus, wie wichtig ein gesunder Selbstwert für Heranwachsene ist und welche Rolle Eltern für dessen Förderung spielen. Weit entfernt von einer Überhöhung der kindlichen Bedürfnisse zeigt die Autorin sehr konkret anhand von Beispielen auf, welche Unterstützung Eltern ihren Kindern wie geben können, um zu resilienten und selbstbewussten Erwachsenen heranwachsen zu können.

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Meine Meinung:
Als mir dieses Buch angeboten wurde, habe ich erst gezögert, ob ich mich damit beschäftigen wollte, da es vom Titel her doch sein könnte, dass ich einen weiteren „gut gemeinten“ Erziehungsratgeber erwische. Die ersten Seiten haben mich dann aber sehr schnell gefesselt und ich überlegte kurz, den Textmarker und die Klebezettel herauszuholen. Vorerst habe ich mich dagegen entschieden, obwohl mir jede Menge Zitate und Merkstellen begegneten, die ich gern weiter nutzen möchte. Eine zweite Lesung folgt sicher nochmal, dann eher nicht auf dem Sofa bzw. der Hollywoodschaukel, sondern am Schreibtisch.
Man merkt Ulrike Döpfner an, dass sie sowohl aus ihrer eigenen Familie als auch aus ihrer Arbeit einen wirklich differenzierten Blick auf Kinder, Eltern, Familie als System entwickelt hat. Einen großen Anteil davon teilt sie in diesem Buch mit uns. Ich nehme, obwohl meine Jungs ja schon „fast groß“ sind, viele neue oder wiederentdeckte oder modifizierte Verhaltensweisen mit, die ich verstärkt in die Kommunikation mit meinen eigenen Kindern einbringen möchte. Aber auch für die Arbeit mit Kindern und selbst meine Tätigkeit als Seminarausbilderin stecken hier viele Sichtweisen drin, die nun wieder in mir wachgerüttelt wurden. Danke, Frau Döpfner!

Leseempfehlung:
Jede*r, die/der mit Kindern lebt oder arbeitet, bekommt in diesem Buch teils den Spiegel vorgehalten, teils den Blick geöffnet und teils die Bestätigung, doch nicht alles falsch zu machen. Absolute Leseempfehlung und sicher auch ein gutes Geschenk an Erstlingseltern.

Vielen Dank an den Beltz-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Beste Grüße,
Katha