Rezension: „In der Schlange der Träume“

IMG_6848Titel: „In der Schlange der Träume“
Verlag: Knesebeck (https://www.knesebeck-verlag.de/in_der_schlange_der_traeume/t-1/1149)
Autorin: Rita Sineiro
Illustrationen: Laia Domenech
ISBN: 978-3-95728-711-3

Zum Inhalt:
Wir begleiten in diesem Buch die Flucht eines namenlosen Kindes (Jungen?) vor Krieg und Zerstörung. Aus seiner Sicht heraus wird der Weg zu verschlossenen Grenzen und dann im Boot über das Meer gezeigt. Viele Seiten lang zeigt das Kind uns das Leben im Auffanglager, von denen es seit dem Krieg, der auf den Arabischen Frühling folgte, so viele an den europäischen Grenzen gibt. Wir bekommen Erlebnisse, Wünsche und Träume erzählt in der naiven Art eines noch recht jungen Menschen, dessen Vater ihn nicht mit der „erwachsenen Wahrheit“ konfrontiert.

Die Illustrationen sind in gedeckten Farben gehalten und unterstreichen so das schwere Thema gut. Sie sind teilweise doppelseitig textfrei angelegt und vor allem dadurch sehr bewegend.

Es gibt ein Nachwort der Autorin, die die Geschichte ein wenig einordnet und mit dem durch die Medien gegangenen am Strand tot angespülten Jungen verbindet, den wir sicher alle entsetzt wahrgenommen haben.

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Meine Meinung:
Beim ersten Lesen war ich den Tränen nahe, muss ich zugeben. Das Wissen, dass ich als Erwachsene von Flucht und dem Umgang mit Flüchtlingen auf der kognitiven Ebene habe, hat sich hier sehr emotional angeknüpft und viele, viele Bilder waren in meinem Kopf unterwegs.

Der Autorin und der Illustratorin ist meiner Meinung nach das Kunststück gelungen, sehr wertungsfrei, nicht didaktisiert oder mit erhobenem Zeigefinger auf das Leiden flüchtender Menschen, vor allem flüchtender Kinder aufmerksam zu machen. Das Buch führt denen, die es „besser haben“ und nie eine Flucht erleben mussten, deutlich vor Augen, was das eigentlich bedeutet und wie unmenschlich die Unterbringung Geflüchteter oft ist. Für Menschen mit Fluchtgeschichte streckt es wohl eine Hand aus und signalisiert, dass sie gehört und verstanden werden.

Leseempfehlung:
Für alle!

Im privaten Bereich können wir nicht oft genug mit unseren Kindern darüber sprechen, wie gut es uns geht und was andere hinter sich haben bzw. erleben. Durch die eindringliche Bebilderung können Vor- und Grundschulkinder die Geschichte des Kindes gut nachvollziehen. Und durch die niemals vorhandene Anklage im Buch kann auch jede*r selbst entscheiden, wie tief er oder sie mit dem eigenen Kind gehen möchte.

Für die Grundschule möchte ich „Die Schlange der Träume“ ausdrücklich empfehlen – vor allem momentan, wo wieder viele geflohene Kinder in die Klassen kommen. Ein wirklich guter Anlass darüber nachzudenken, wie mit ihnen umzuegehn ist, welche Unterstützung sie benötigen und dass „die Flüchtlinge“ nicht mal eben so nach Deutschland kommen, weil sie hier vielleicht 3 Mark fuffzich mehr verdienen als daheim.

Vielen Dank an den Knesebeck-Verlag für das Rezensionsexemplar! Danke auch, dass hier nach „Zuhause kann überall sein“ das Thema Flucht/Migration aus der Sicht der Kinder erneut so grandios aufgegriffen wurde! (wer nochmal nachlesen mag, hier habe ich darüber schon geschrieben: https://primar.blog/2017/04/24/rezension-zuhause-kann-ueberall-sein)

Beste Grüße,
Katha

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Rezension: „Die Freude springt aufs Trampolin“

Titel: „Die Freude springt aufs Trampolin. Unsere Gefühle für Kinder erklärt“
Verlag: Knesebeck (hier klicken)
Autorin: Tina Oziewicz
Illustratorin: Aleksandra Zajac
ISBN: 978-3-95728-525-6

Zum Inhalt:
Die Welt der Gefühle ist für Kinder manchmal etwas unübersichtlich. Außer „gut“ und „schlecht“ und manchmal noch „hungrig“ kommt bei der Frage „Wie fühlst du dich?“ oft nicht viel heraus. Okay, wütend/sauer und traurig gehören einigermaßen zum Standardrepertoire.
Tina Oziewicz hat die Palette deutlich weiter gespannt und nimmt eine sehr große Auswahl an Gefühlen mit je einer Doppelseite in ihr Buch auf. Zu jedem Gefühl gibt es einen Satz und eine Illustration, die die Eigenschaft des Gefühls mit einer Handlung oder einem Ort verknüpfen. Zwei Beispiele:

Meine Meinung:
Mich, meine Jungs, meine im Kindergarten arbeitende Schäwgerin und meine Nichten hat das Buch beim ersten Durchblättern total begeistert. Die Bilder und Kurztexte haben alle vier Kinder sofort zu Mutmaßungen und Erklärungen angeregt und wir haben alle ganz gemütlich zusammen gesessen und uns ins Buch vertieft.
Die Aussagen zu jedem Gefühl finde ich sehr „auf den Punkt“, und zwar so, dass sie zwar ein wenig auf die Meta-Ebene gehen, aber dennoch für die Kinder absolut greifbar sind. Die Illustrationen von Aleksandra Zajac ergänzen den Text nicht nur – sie gehören untrennbar zusammen und sind wirklich zauberhaft. Es bleibt zu hoffen, dass wir ihre Illustrationen noch in vielen weiteren Büchern sehen werden.

Leseempfehlung:
Für alle, die privat oder beruflich mit Kindern zu tun haben, ist „Die Freude springt aufs Trampolin“ eine Quelle von Gesprächsanlässen. Immer wieder können die Bilder hinzugezogen werden, wenn für das Kind gerade Neid, Heimweh o.a. aktuell sind. Der Hinweis, dass dieses Gefühl auch andere Teilen und wie es denen in solch einer Situation geht, entlastet Kinder unheimlich, denke ich.
Wer in der Grundschule als Klassenleitung aktiv ist, kann sich dieses Buch gut ans Pult stellen und im Bedarfsfall hervorholen. Von mir heute wirklich mal wieder eine uneingeschränkte Empfehlung!

Vielen Dank an den Knesebeck-Verlag für das Rezensionsexemplar! Ihr seid ein echter Lieblingsverlag geworden!

Beste Grüße,
Katha