Rezension: „In der Schlange der Träume“

IMG_6848Titel: „In der Schlange der Träume“
Verlag: Knesebeck (https://www.knesebeck-verlag.de/in_der_schlange_der_traeume/t-1/1149)
Autorin: Rita Sineiro
Illustrationen: Laia Domenech
ISBN: 978-3-95728-711-3

Zum Inhalt:
Wir begleiten in diesem Buch die Flucht eines namenlosen Kindes (Jungen?) vor Krieg und Zerstörung. Aus seiner Sicht heraus wird der Weg zu verschlossenen Grenzen und dann im Boot über das Meer gezeigt. Viele Seiten lang zeigt das Kind uns das Leben im Auffanglager, von denen es seit dem Krieg, der auf den Arabischen Frühling folgte, so viele an den europäischen Grenzen gibt. Wir bekommen Erlebnisse, Wünsche und Träume erzählt in der naiven Art eines noch recht jungen Menschen, dessen Vater ihn nicht mit der „erwachsenen Wahrheit“ konfrontiert.

Die Illustrationen sind in gedeckten Farben gehalten und unterstreichen so das schwere Thema gut. Sie sind teilweise doppelseitig textfrei angelegt und vor allem dadurch sehr bewegend.

Es gibt ein Nachwort der Autorin, die die Geschichte ein wenig einordnet und mit dem durch die Medien gegangenen am Strand tot angespülten Jungen verbindet, den wir sicher alle entsetzt wahrgenommen haben.

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Meine Meinung:
Beim ersten Lesen war ich den Tränen nahe, muss ich zugeben. Das Wissen, dass ich als Erwachsene von Flucht und dem Umgang mit Flüchtlingen auf der kognitiven Ebene habe, hat sich hier sehr emotional angeknüpft und viele, viele Bilder waren in meinem Kopf unterwegs.

Der Autorin und der Illustratorin ist meiner Meinung nach das Kunststück gelungen, sehr wertungsfrei, nicht didaktisiert oder mit erhobenem Zeigefinger auf das Leiden flüchtender Menschen, vor allem flüchtender Kinder aufmerksam zu machen. Das Buch führt denen, die es „besser haben“ und nie eine Flucht erleben mussten, deutlich vor Augen, was das eigentlich bedeutet und wie unmenschlich die Unterbringung Geflüchteter oft ist. Für Menschen mit Fluchtgeschichte streckt es wohl eine Hand aus und signalisiert, dass sie gehört und verstanden werden.

Leseempfehlung:
Für alle!

Im privaten Bereich können wir nicht oft genug mit unseren Kindern darüber sprechen, wie gut es uns geht und was andere hinter sich haben bzw. erleben. Durch die eindringliche Bebilderung können Vor- und Grundschulkinder die Geschichte des Kindes gut nachvollziehen. Und durch die niemals vorhandene Anklage im Buch kann auch jede*r selbst entscheiden, wie tief er oder sie mit dem eigenen Kind gehen möchte.

Für die Grundschule möchte ich „Die Schlange der Träume“ ausdrücklich empfehlen – vor allem momentan, wo wieder viele geflohene Kinder in die Klassen kommen. Ein wirklich guter Anlass darüber nachzudenken, wie mit ihnen umzuegehn ist, welche Unterstützung sie benötigen und dass „die Flüchtlinge“ nicht mal eben so nach Deutschland kommen, weil sie hier vielleicht 3 Mark fuffzich mehr verdienen als daheim.

Vielen Dank an den Knesebeck-Verlag für das Rezensionsexemplar! Danke auch, dass hier nach „Zuhause kann überall sein“ das Thema Flucht/Migration aus der Sicht der Kinder erneut so grandios aufgegriffen wurde! (wer nochmal nachlesen mag, hier habe ich darüber schon geschrieben: https://primar.blog/2017/04/24/rezension-zuhause-kann-ueberall-sein)

Beste Grüße,
Katha

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Rezension: „Clara Schumann – Triumph in London“ mit Verlosung

IMG_6238Titel: „Clara Schumann – Triumph in London“
Verlag: Amor Verlag (hier klicken)
Autor: Bert Alexander Petzold (Hrsg.)
Illustrationen: Lola Svetlova
ISBN: 978-3-98587-302-9

Zum Inhalt:
Clara Schumann ist eine bekannte Pianistin mit einer ungewöhnlichen Lebensgeschichte (vor allem für ihre Zeit). Vom Alter von 5 Jahren an begleitet das Buch sie bis ans Lebensende und beleuchtet wichtige Stationen ihres privaten und beruflichen Lebens. Wir bekommen ihre frühe Förderung durch den Vater gezeigt, ihr Kennenlernen mit dem späteren Ehemann Robert Schumann, erfolgreiche Konzertreisen, aber auch Krieg und Freundschaft. Die Bilder von Lola Svetlova verdeutlichen Claras Entwicklung vom kleinen Mädchen über die traurige junge Frau bis hin zur emanzipierten Pianistin vor allem durch eine genaue Mimik der Perosnen; auch die Szenerien der Städte wie London, Dresden oder Moskau werden ausschnittweise, aber treffend dargestellt:

Das Besondere an der Buchreihe, aus der „Triumph in London“ stammt, ist das multimodale Zusammenspiel von Bilderbuch, Hörbuch und Musik. Die beiligende CD lässt alles Gelesene und Gesehene auch anhören: sie enthält eine inszenierte Lesung von Antje Hamer und ausgewählte Musikstücke.

Meine Meinung:
Ich bin selbst keine Musikerin und habe wenige Kontaktpunkte mir klassischer Musik – dennoch ist der Name von Clara Schumann mir ein Begriff gewesen. Was mir vorher nicht so klar war ist der sehr emanzipierte Lebensweg der Pianistin, die in einer Zeit, als Männer noch sehr selbstverständlich die Geschicke von Töchtern oder Ehefrauen bestimmten. Umso mehr freut es mich, dass genau dies sehr im Mittelpunkt der Geschichte steht. Begeisternd finde ich die Idee, das Buch auch hörbar zu machen und so den Leser noch intensiver mit in die Handlung einzubeziehen. Normalerweise liegt ja gerade hier die Schwäche von Büchern über Musiker*innen: man muss selbstständig die passende Musik heraussuchen.
Ich möchte noch erwähnen, dass ich die Gestaötung des Buches mit einem Leinenrücken als sehr wertig und irgendwie zum Thema passend empfinde.

Leseempfehlung:
Für Musiklehrkräfte der Grundschule kann ich „Triumph in London“ nur empfehlen! Die Texte sind gut verständlich und die Kapitel aufs Wesentliche beschränkt. Als Anschlussaktivität lassen sich toll die Jahreszahlen berechnen oder recherchieren, wann genau was stattfand, und was in der Welt damals sonst noch los war. Die CD nimmt die Kinder eben auch hörend mit in Clara Schumanns Zeit – wunderbar! Meine musikalisch bewanderte Kollegin hat beim Blick auf die weiteren angebotenen Titel (Nussknacker, Zauberflöte, Karneval der Tiere) erfreut festgestellt, dass hier in der Grundschule sehr häufig behandelte Werke umgesetzt wurden.
Aber auch als Eltern kann man mit diesem Bilderbuch und seinen „Kollegen“ in die spannende Welt der Musik eintauchen (vorausgesetzt man ist so altmodisch wie wir und hat einen CD-Player 😉). Der Verlag gibt die Reihe ab vier Jahren an, gerade dieses Buch würde ich aber eher etwas später als interessant ansehen.

Vielen Dank an den Amor Verlag für das Rezensionsexemplar!
Erfreulicherweise darf ich heute auch noch ein Exemplar verlosen. Wer Interesse hat, schreibe bitte einen Kommentar mit einer guten Begründung, warum er/sie dieses Buch gut gebrauchen kann. Am 23.12. wird ausgelost, wer sich über dieses schöne Buch freuen kann.

Beste Grüße,
Katha

Bilderbücher im Unterricht – Teil 5 der Bilderbuchwoche

Diese Woche soll hier im Blog Bilderbuchwoche sein. Nach vier fachbezogenen oder überfachlichen Anregungen in den letzten Tagen schließe ich diese Aktion heute ab.

Symbolbild von Tumisu auf Pixabay

Möglichkeit 5: Bilderbücher künstlerisch verarbeiten (Fach Deutsch, Fach Kunst)

Es ist schon angeklungen, dass ich ein Fan des sog. Handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts bin. In diesem Sinne gehört es auch zur Auseinandersetzung mit Geschichten, wenn Kinder zu ihnen malen. Je nach Alter und Fähigkeit kann dies sowohl ein Nachmalen bzw. Dazumalen sein als auch ein bildliches Weitererzählen.

Dazumalen: In Büchern wie „Wenn der wilde Wombat kommt“ oder „Der schaurige Schusch“ wird ein Wesen beschrieben, aber noch nicht gezeigt. Auch in anderen Büchern kann das Aussehen einer Figur zu Beginn geheim gehalten werden, wenn diese gut beschrieben wird. Die Fantasie der Kinder wird angeregt, wenn man mit ihnen über die beschriebenen Merkmale ins Gespräch kommt und sie dann ihre eigene Interpretation davon malen dürfen.

Weitermalen: Besonders die Kinder, die noch nicht der Schriftsprache mächtig sind, können ihre Ideen für eine mögliche Geschichtenfortsetzung in einem Bild festhalten. Wenn man es dann schafft, die dazu gehörenden Geschichten aufzufangen*, kann man ein tolles Klassenbilderbuch herstellen, das erfahrungsgemäß in den folgenden Jahren gern durchgeblättert wird. Wenn Fortsetzungen komplexer sind, kann in einem Minifaltbuch oder auf kleinen Zetteln an einem Roten Faden auch eine Geschichte in mehreren Bildern von den Kindern festgehalten werden. Positiver Nebeneffekt ist dabei, dass die Kinder meist gern und freiwillig zu ihren Bildern erzählen – ein Hoch auf die Sprachförderung! Nachmalen: Wie im Beispiel „Nibbels“ beschrieben, lassen sich besondere Bilder(geschichten) oder spezielle Maltechniken auch gut im Kunstunterricht aufgreifen und imitieren. Es gibt ja spannende Bilderbücher mit Collagetchnik, Aquarellbildern oder ähnlichen Besonderheiten. Diese zu analysieren und erfolgreich zu imitieren stärkt die Wahrnehmung von Kunst in Büchern bei den Kindern.

Bilderbuch-Beispiele:

Nibbels (hier vorgestellt)

Zuhause kann überall sein (hier vorgestellt)

Zuletzt gebe ich euch noch ein paar Lieblingslinks rund um Bilderbücher mit:

📖 Bilderbuchkinos bieten mehrere Verlage an – also eine pdf mit den Bilderbuchbildern ganz ohne Text, die man dann über ein Präsentationsmedium teilen kann: Oetinger Verlag, Thienemann-Esslinger und einige andere, die hier im Blog Jugendbibliothek21 schon versammelt wurden.

📖 Bücher lesen und vorgelesen bekommen bei Amira Lesen

📖 Büchertipps für verschiedene Altersstufen

📖 Wie schon an Tag 1 muss die Stiftung Lesen mit dem jährlichen Vorlesetag noch erwähnt werden – eine toller Anlass für tolle Bilderbücher!

📖 Die kleinsten und beliebtesten Bilderbücher überhaupt will ich nicht vergessen: Pixibücher von Carlsen! (Hier schonmal erwähnt.)

Herzliche Grüße
Katha

* Ich kann die Geschichte beim Erzählen des Kindes mitschreiben oder aber mit einer Sprachmemo-App aufzeichnen (lassen).

Bilderbücher im Unterricht – Teil 4 der Bilderbuchwoche

Diese Woche soll hier im Blog Bilderbuchwoche sein. Wie versprochen geht es heute weiter mit einem weiteren Weg, Bilderbücher in der Grundschule einzusetzen.

Symbolbild von Tumisu auf Pixabay

Möglichkeit 4: Wortschatzarbeit (Fach Deutsch, Fach Englisch, DAZ)

Manchmal findet man Schätzchen, die besonders geeignet sind, ein sprachliches Phänomen oder ein Wortfeld zu erarbeiten. Die Englischlehrkräfte unter euch nutzen sicher regelmäßig picture books, um ihre Einheiten aufzupeppen. Besonders geeignet zur sprachlichen Förderung sind Geschichten mit repititive structures (ich kenne keinen passenden deutschen Begriff dafür) – hier können die Kinder sich Sätze, Sprüche oder Ausdrücke durch die Wiederholung besonders gut aneignen. Ein sehr bekanntes Beispiel für ein Buch mit solchen Strukturen ist sicher „Die kleine Raupe Nimmersatt“ von Eric Carle, wo die Kinder wiederkehrende Phrasen schnell mitsprechen. Ein Lieblingsbuch meines Kleinen, in dem er die sich wiederholenden Sätze auch immer erwartet und mitspricht, ist übrigens „Olchi-Opas krötigste Abenteuer„. Häufig eignen sich solche Bilderbücher ebenfalls zur nachahmenden Textproduktion / dem Verfassen von Paralleltexten wie neuen „Kapiteln“.

Wenn dann z.B. in einer Geschichte ein Satzfragment mit verschiedenen grammatischen Formen gefüllt wird (z.B. Akkusativen, Singular und Plural, Zeitformen), dann arbeiten wir schnell auch nach dem sog. DEMEK-Prinzip (hier schonmal erwähnt), wo Grammatik durch Textproduktion implizit gelernt wird. Ein Beispiel: sprachlich macht es einen Unterschied, ob die Raupe einen Apfel oder eine Orange isst.

Ganz anders interessant für den Aufbau und Ausbau des Wortschatzes sind textlose Bilderbücher und Wimmelbilderbücher. Diese laden zum Entdecken und Fabulieren ein und haben einen hohen Aufforderungscharakter für verständliche und genaue Formulierungen. Immer sollte implizite oder explizite Wortschatz- bzw. Wortfeldarbeit mit den Kindern stattfinden, da sich zwar viele Begriffe aus dem Zusammenhang erklären, aber oft noch einer intensiveren Festigung bedürfen. Ich staune immer wieder, welche scheinbar selbstverständlichen Wörter viele Kinder nicht kennen… Wortspeicher mit Text und Bild können hier gemeinsam erstellt werden; mit Hilfe eines Tablets kann man diese auch schnell zum Sprechen bringen (BookCretaor-Seite, QR-Codes…).

Aber nicht vergessen: Bilderbücher sollen Spaß machen! Also lieber nicht zu stark „sezieren“!

Bilderbuch-Beispiele:

Ich wär so gern ein wildes Schaf (hier erwähnt)

Die Torte ist weg (hier zu finden)

(Mein aktueller Favorit) Tief im Ozean (hier zu finden)

Wer weitere schöne Bilderbücher zur Sprachförderung kennt, darf gern einen Kommentar dalassen!

Herzliche Grüße
Katha

Bilderbücher im Unterricht – Teil 3 der Bilderbuchwoche

Diese Woche soll hier im Blog Bilderbuchwoche sein. Wie versprochen geht es heute weiter mit einem weiteren Weg, Bilderbücher in der Grundschule einzusetzen.

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Möglichkeit 3: Ausgangspunkt für Sachthemen (Fach SU, Fach Mathe)

Es gibt tolle Bücher, an die man sachkundliche oder mathematische Themen anschließen kann. Oftmals erleichtern sie Kindern den Zugang zu einem eher nüchternen Thema oder unterstützen das Verständnis durch gute Visualisierungen. Grundsätzlich geeignet sind hier Sachbilderbücher wie z.B. die „Wieso? Weshalb? Warum?“-Reihe, die einige Kinder auch von Zuhause kennen. Auch einige der eher für Kleinkinder gedachten Pappbilderbücher (teils mit Klappen darin) sind im Unterricht einsetzbar, da sie oft gute, klare Beschriftungen verwenden und so den Bereich der Fachwortschatzarbeit unterstützen. Gerade solche Sachbilderbücher können gut in selbstständigen Arbeitsphasen zur Recherche eingesetzt werden. Ein Beispiel: Viertklässler sollen die Teile einer Burg beschriften. Ich stelle verschiedene Sachbilderbücher zur Verfügung, in denen sie die passenden Begriffe finden können – am besten nutzen die Kinder dabei mehrere Bücher.

Es gibt aber auch „normale“ Bilderbücher, die sachliche Themen zum Inhalt haben und in eine Geschichte verpacken. Bekannte Beispiele sind Bücher wie „Linnea und die größte Bohne der Welt“ oder „Kasimir tischlert“. Sie können zum Einstieg in eine neue Einheit genutzt werden oder als Abschluss. Ersteres kann die Neugier der Kinder wecken und eine Anknüpfung an das Vorwissen erleichtern. Zweiteres bietet die Gelegenheit, Erlerntes in der Geschichte wiederzuerkennen und so zu vertiefen. Manchmal lohnt es auch, einen Vergleich der im Unterricht erarbeiteten Fakten mit der literarischen Darstellung anzustellen. In manchen Fällen kann ein Bilderbuch auch eine MINT-Unterrichtsreihe begleiten, wie es z.B. „Paulas Reisen“ beim Erarbeiten der ebenen Formen tun kann.

Bilderbuch-Beispiele:

Denk dir 100 Menschen (hier zu finden)

Agathe zählt die Sterne (hier vorgestellt)

Wer besser spinnt, gewinnt (hier vorgestellt)

Wer weitere schöne Bilderbücher zu Sachthemen kennt, darf gern einen Kommentar dalassen!

Herzliche Grüße
Katha

Bilderbücher im Unterricht – Teil 2 der Bilderbuchwoche

Diese Woche soll hier im Blog Bilderbuchwoche sein. Wie versprochen geht es heute weiter mit einem weiteren Weg, Bilderbücher in der Grundschule einzusetzen.

Symbolbild von Tumisu auf Pixabay

Möglichkeit 2: Erzähl- oder Schreibanlass (Fach Deutsch)

Über das alltägliche Gespräch zum vorgelesenen Bilderbuch hinaus gehen solche Unterrichtssituationen, in denen das Buch an bestimmten Stellen unterbrochen und mit den Inhalten vertiefend gearbeitet wird. Da werden Dialoge für die Protagonisten geschrieben, Briefe verfasst, Figuren beschrieben und Geschichten nach- oder weitererzählt. Hier sind wir dann didaktisch betrachtet beim sog. „Handlungs- und produktionsprientierten Literaturunterricht“, den maßgeblich Kaspar Spinner geprägt hat, der sich aber auch bei Claus Claussen und anderen Fachleuten abbildet. Grundsätzlich geht es darum, dass die Kinder sich intensiver mit dem Inhalt auseinander setzen, wenn sie ihn nicht nur rezipieren sondern aktiv verarbeiten.

Die Lehrkraft bereitet im Buch passende Stoppstellen vor, an denen das Vorlesen unterbrochen wird. Genau genommen gehört dazu auch das Betrachten und Besprechen des Covers vor dem Lesen (Leseerwartungen? Assoziationen?) dazu. Geeignete Stellen sind oft die Stellen, in denen sich ein Problem oder eine Wendung andeutet – hier können dann Kinder z.B. Lösungsvorschläge für die Figuren des Buchs formulieren, mögliche Dialoge entwickeln etc. Auch das klassische „Wie geht es jetzt wohl weiter? Was passiert der Figur / den Figuren?“ ist mit gemeint. Wichtig ist, dass grundsätzlich eine Offenheit für jeden plausiblen Vorschlag herrscht, was ich mir als Lehrkraft immer wieder sagen muss, den Kindern aber meist leicht fällt.

Spannend sind die immer häufiger zu findenden textlosen Bilderbücher, die das Schreiben/Erzählen mit ihren Bildern geradezu herausfordern. Hier kann nach- oder weitererzählt werden oder bei Büchern mit Wimmelbildcharakter können bestimmte Figuren gewählt und deren Geschichte erzählt werden.

Eine sehr gute Möglichkeit, an diese Erzähl- oder Schreibprozesse anzuschließen sind Schreibkonferenzen, Autorenrunden bzw. allgemein gesprochen Feedback. Die Arbeit mit Audioaufnahmen bietet beim Erzählen die große Chance, dass alle Erzählungen gewürdigt und angehört werden können und dass die Kinder üben können, bis ihre Erzählung ihnen gefällt.

Bilderbuch-Beispiele:

> Drachenpost (hier vorgestellt) – Briefe schreiben

> Die Torte ist weg (hier zu finden) – die Wege der Tiere erzählen

Wer weitere schöne Bilderbücher mit tollen Schreib- und Erzählanlässen kennt, darf gern einen Kommentar dalassen!

Herzliche Grüße
Katha

Bilderbücher im Unterricht – Teil 1 der Bilderbuchwoche

Häufig stelle ich hier im Blog Bilderbücher vor, die ich rezensieren darf. In Unterrichtsbesuchen sehe ich immer wieder tolle Bilderbücher. Auf dem Weg vom ZfsL zum Parkplatz komme ich am Kinderbuchfenster meiner Lieblingsbuchhandlung vorbei. All dies führt dazu, dass sich der Bereich mit Bilderbüchern in meinem Regal irgendwie immer weiter ausdehnt.

Zum Glück habe ich für den Kauf neuer Bücher zwei gute Ausreden: meine Jungs bekommen jedes neue Buch vorgelesen und danach gibt es ja immer schöne Möglichkeiten, die Geschichten im Unterricht einzusetzen.

Symbolbild von Tumisu auf Pixabay

Diese Woche soll hier im Blog Bilderbuchwoche sein. Heute geht es los mit …

Möglichkeit 1: einfach vorlesen (Einsatzbereich: Klassenlehrer*in)

Kinder hören gern Geschichten und die Bilder unterstützen sowohl das Verständnis des Inhalts als auch die Motivation, selbst zum Buch zu greifen. In Bilderbüchern finden die Kinder Figuren, mit denen sie sich identifizieren können, von denen sie Problemlösekompetenz lernen können, sich verstanden fühlen. Sie lernen vielfältige Bilderwelten kennen, da Illustrator*innen unterschiedliche Stile verwenden und sprachliche Vielfalt durch wechselnde Autor*innen.

Nur durch die Konfrontation mit verschiedenen Inhalten und Themen können die Kinder zu einer Urteils- und Auswahlfähigkeit gelangen, die wir ihnen wünschen, um passende Lektüre für sich auszuwählen. Nicht zu vergessen ist der Fakt, dass Kinder in Bilderbüchern auf Lebensbilder, Haltungen, Familienmodelle etc. treffen, die sie von zuhause her nicht kennen bzw. die ihnen zuhause bewusst vorenthalten werden.

Außerdem macht das Zuhören auch einfach mal Spaß, was nicht zu vernachlässigen ist vor lauter didaktischen Überlegungen! Wertvoll sind deshalb Rituale wie das Vorlesen zum Wochenabschluss oder in einer anderen festgelegten Stunde. Es lohnt sich, sich die Zeit zu nehmen: Kinder und Lehrkraft profitieren auf der Beziehungsebene davon und haben einen festen Moment, auf den sich alle jede Woche freuen können. Bestenfalls bringen vielleicht irgendwann dann auch die Kinder eigene (Bilder-)Bücher mit?

Eine Vorlesezeit lebt immer von der Vorleserin bzw. vom Vorleser. Manchen scheint es in die Wiege gelegt worden zu sein, dass man ihnen gern zuhört. Aber auch „Nichttalente“ können das Vorlesen trainieren. Zuhause immer wieder üben, sich Vorlesezeichen ins Buch schreiben und mit Stimme und Betonung arbeiten. Viele gute Tipps hat das KuMi Baden-Württemberg hier zusammengestellt.

Bilderbuch-Beispiele:

> Holgers Haus (hier vorgestellt)

> Mio war da (hier vorgestellt)

Wer weitere schöne Vorlese-Bilderbücher kennt, darf gern einen Kommentar dalassen!

Herzliche Grüße
Katha

P.S.: Wenn es um Bücher geht, darf natürlich ein Link zur Stiftung Lesen nicht fehlen! Hier fassen die Profis nochmal 10 Gründe fürs Vorlesen zusammen.

Rezension: „Holgers Haus“

Titel: „Holgers Haus“
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Verlag: Knesebeck (hier klicken)
Autorin: Jule Wellerdiek
Illustrationen: Jule Wellerdiek
ISBN: 978-3-95728-618-5

Zum Inhalt:
Holger (ein Fuchs) und Stein (ein Stein) wohnen gemeinsam in einem kleinen Häuschen. Die beiden Freunde machen alles gemeinsam: tanzen, spielen, essen, Glühbirnen wechseln …
Eines Tages passiert es aber, dass Stein beim Versuch, die Küche zu streichen, ein riesiges Chaos verursacht und Holger deshalb nicht in Ruhe seine sieben Lieblingsbücher lesen kann. Im Streit fasst er den Entschluss, das Haus auf den Fahrradanhänger zu laden und wegzufahren, um allein und in Ruhe leben zu können. Gedacht – getan.
Holger kann nun also endlich ohne Störungen alles tun, was er tun möchte. Bald merkt er aber, dass ihn das nicht glücklicher macht. Sicher könnt ihr euch denken, wie es dann weitergeht.

Meine Meinung:
Mit „Holgers Haus“ halte ich ein sehr charmantes Bilderbuch in der Hand, das das Thema Freundschaft sehr sensibel aufgreift. Wer hatte nicht schon das Gefühl, dass man ohne Freund oder Freundin, ohne Partner*in oder gar ohne die Kinder mehr Ruhe hätte und glücklicher wäre. Fuchs Holger probiert stellvertretend für uns alle aus, wie es sich denn allein lebt – und kommt nicht weit. Als die erste Aufregung verpufft, merkt er schnell, dass diese Person, die ihn gerade noch mit ihren Eigenheiten in den Wahnsinn treiben konnte, ihm doch viel bedeutet.
Ich mag Holger für diese Erkenntnis und ich mag auch Stein, der trotz seiner Steinigkeit sehr freundlich daher kommt. Jule Wellerdiekt hat die Figuren und die Geschichte mit einem ganz eigenen Malstil zum Leben erweckt und schenkt uns viele Kleinigkeiten, die es zu entdecken gilt. Sehr gut gefällt es mir auch, wie die Buchdeckelinnenseiten als Bildergalerie der Freunde gestaltet sind – so bekommt man einen ganz eigenen Eindruck vom Leben der zwei.

Leseempfehlung:
Zum Vorlesen empfiehlt der Verlag das Buch ab 3 Jahren – da gehe ich gerne mit und halte die Kindergartenzeit und auch noch die ersten Grundschuljahre für eine passende Altersgruppe.
Auch für die Schule kann ich mir „Holgers Haus“ gut vorstellen. Das Buch bietet einen tollen Gesprächsanlass darüber, was man an seinen Freund*innen schätzt, was einen vielleicht auch stört und warum Freundschaft dennoch wichtig ist.

Vielen Dank an den Knesebeck-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Beste Grüße,
Katha

Rezension: „Die Freude springt aufs Trampolin“

Titel: „Die Freude springt aufs Trampolin. Unsere Gefühle für Kinder erklärt“
Verlag: Knesebeck (hier klicken)
Autorin: Tina Oziewicz
Illustratorin: Aleksandra Zajac
ISBN: 978-3-95728-525-6

Zum Inhalt:
Die Welt der Gefühle ist für Kinder manchmal etwas unübersichtlich. Außer „gut“ und „schlecht“ und manchmal noch „hungrig“ kommt bei der Frage „Wie fühlst du dich?“ oft nicht viel heraus. Okay, wütend/sauer und traurig gehören einigermaßen zum Standardrepertoire.
Tina Oziewicz hat die Palette deutlich weiter gespannt und nimmt eine sehr große Auswahl an Gefühlen mit je einer Doppelseite in ihr Buch auf. Zu jedem Gefühl gibt es einen Satz und eine Illustration, die die Eigenschaft des Gefühls mit einer Handlung oder einem Ort verknüpfen. Zwei Beispiele:

Meine Meinung:
Mich, meine Jungs, meine im Kindergarten arbeitende Schäwgerin und meine Nichten hat das Buch beim ersten Durchblättern total begeistert. Die Bilder und Kurztexte haben alle vier Kinder sofort zu Mutmaßungen und Erklärungen angeregt und wir haben alle ganz gemütlich zusammen gesessen und uns ins Buch vertieft.
Die Aussagen zu jedem Gefühl finde ich sehr „auf den Punkt“, und zwar so, dass sie zwar ein wenig auf die Meta-Ebene gehen, aber dennoch für die Kinder absolut greifbar sind. Die Illustrationen von Aleksandra Zajac ergänzen den Text nicht nur – sie gehören untrennbar zusammen und sind wirklich zauberhaft. Es bleibt zu hoffen, dass wir ihre Illustrationen noch in vielen weiteren Büchern sehen werden.

Leseempfehlung:
Für alle, die privat oder beruflich mit Kindern zu tun haben, ist „Die Freude springt aufs Trampolin“ eine Quelle von Gesprächsanlässen. Immer wieder können die Bilder hinzugezogen werden, wenn für das Kind gerade Neid, Heimweh o.a. aktuell sind. Der Hinweis, dass dieses Gefühl auch andere Teilen und wie es denen in solch einer Situation geht, entlastet Kinder unheimlich, denke ich.
Wer in der Grundschule als Klassenleitung aktiv ist, kann sich dieses Buch gut ans Pult stellen und im Bedarfsfall hervorholen. Von mir heute wirklich mal wieder eine uneingeschränkte Empfehlung!

Vielen Dank an den Knesebeck-Verlag für das Rezensionsexemplar! Ihr seid ein echter Lieblingsverlag geworden!

Beste Grüße,
Katha

Rezension: „Ach, du dicker Weihnachtsmann“

Titel: „Ach, du dicker Weihnachtsmann“
Verlag: Ullmann (hier klicken)
Autorin: Ursel Scheffler
Illustrationen: Jutta Timm
ISBN: 978-3-74152536-0

Zum Inhalt:
Nach dem Weihnachtsfest hat der Weihnachtsmann sich erstmal eine Pause verdient. Nach einem laaangen Schläfchen und dem Auffüllen der Vorräte muss er jedoch aus der Presse erfahren, dass man ihn abschaffen möchte – er sein körperlich kein gutes Vorbild, verführe zu Süßigkeitenkonsum und schenke nutzloses Zeug. Man kann den Schock des alten Herrn nachvollziehen. So beschließt er, ein moderner, frischer Weihnachtsmann zu werden. Er rasiert sich und speckt eine ganze Menge ab. Außerdem bereitete er eine ganze Menge gesunder, praktischer und nützlicher Geschenke vor fürs nächste Weihnachtsfest.
Das allerdings passt den vorher so kritischen Reportern auch wieder nicht, wie er feststellen muss.

Meine Meinung:
Die Geschichte des Weihnachtsmanns wird von Ursel Scheffler liebevoll und mit vielen Details erzählt. Kleine Zuhörer und -schauer finden in den Illustrationen eine Menge Feinheiten auch aus der eigenen Lebenswelt wieder. Man kann dem Weihnachtsmann beim Umkrempeln seiner Gewohnheiten übers Jahr zuschauen und mitfiebern, ob er sein Ziel wohl erreicht.
Inhaltlich finde ich es sehr wichtig, dass das Abnehmen und Umstellen auf gesunde, nützliche Geschenke nicht unaufgelöst stehenbleibt, da das eine arg falsche Botschaft an die Kinder senden würde. Dass der Weihnachtsmann sich schlanker wohler und fitter fühlt, ist keine schlechte Mitteilung; aber dass er auf Druck von außen Veränderungen anstrebt – naja… Ein wenig wird das aufgelockert dadurch, dass ja die selben Menschen, denen er letztes Jahr zu dick und zu träge war, nun einen runden, stattlichen Santa sehen wollen statt des neuen Typs.
Ob der Weihnachtsmann nach diesem aufrüttelnden Erlebnis seine Geschenkepläne nochmal ändert, wird nur angedeutet, aber nicht ganz klar.

Die Illustrationen führten dazu, dass die Geschichte bei meinen Testern zuhause sehr gut ankam. Der Weihnachtsmann ist sehr sympathisch gezeichnet und es gibt auf den Bildern viel zu entdecken, das man auch zuhause oder in der Umgebung findet. Die meisten Bilder sind ganzseitig und wirklich ansprechend. Jutta Timm setzt eher auf pastellige Töne und trägt so dem friedlichen, ruhigen Aspekt der Weihnachstzeit gekonnt Rechnung.

Leseempfehlung:
Ein schönes Vorlesebuch in der Adventszeit für Kindergarten- und jüngere Grundschulkinder. In der Schule bin ich seit ein paar Jahren dazu übergegangen, mehrere kleine Geschichten statt einer Fortsetzungsgeschichte vorzuesen im Rahmen unseres Adventskalenders (da die meisten davon ja auf 24 Vorlesetage angesetzt sind, die man in der Schule nie hat). In diesem Rahmen kann ich mir „Ach, du dicker Weihnachtsmann“ auch gut für ein bis zwei Tage vorstellen. Zudem ergibt sich ein schöner Gesprächsanlass über die Freude am Schenken, die in der Adventszeit ja auch viele Kinder beschäftigt.

Vielen Dank an Ullmann Medien für das Rezensionsexemplar!

Beste Grüße,
Katha