Rezension: „Der Flunkerfunkelstein“

IMG_1192Titel: „Der Flunkerfunkelstein oder die Elster, die nicht stehlen wollte“
Verlag: Knesebeck (hier klicken)
Autorin: Kai Oppermann
Illustrationen: Kai Oppermann
ISBN: 978-3-95728-766-3

Zum Inhalt:
Sie tragen nicht ohne Grund den Beinamen „Diebische Elstern“ – Elstern gehören zu den Rabenvögeln und sind bekannt dafür, gern Glänzendes und Glitzerndes mit in ihr Nest zu nehmen. So ist es auch bei Familie Elster in diesem Buch: auf ihrem Baum türmen sich die funkelnden, glitzernden, glänzenden und wertvollen Beutestücke geradezu. Die gesamte Familie trägt stolz dazu bei – außer der kleinen Elster, die lieber mit Freund:innen im Wald unterwegs ist alsmit Goldmünzen zu spielen und die nicht stehlen möchte. Das Familienmotto „Eine Elster ohne Funkelstein kann keine wahre Elster sein!“ führt allerdings dazu, dass die kleine Elster sich ausgegrenzt fühlt.
Als dann eines Morgens die kleine Elster stolz einen beeindruckenden Funkelstein präsentiert, vermuten die anderen Tiere im Wald die wildesten Hintergründe: der Stein könne nur von einem Drachen gestohlen worden sein, von Geistern geraubt oder vom Nachthimmel gepflückt. Woher der Stein wirklich kommt, verrät die kleine Elster zuerst nicht. Ihre Familie feiert sie für den Diebstahl, bekommt dann aber die Wahrheit über den Stein zu hören (verrate ich hier nicht) – und ist dennoch unheimlich stolz auf ihr jüngstes Familienmitglied.

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Meine Meinung:
Das nagelneue Bilderbuch aus dem Hause Knesebeck ist zauberhaft illustriert und erzählt die Geschichte der kleinen Elster sehr warmherzig. Die seitenfüllenden Bilder sind farbenfroh und lebhaft gezeichnet und man merkt, dass Autorin und Illustratorin die gleiche Person sind – gerade dann passen Bild und Text so wundervoll zusammen.
Das Motiv von (vermeintlicher) Ausgrenzung durch Verschiedenartigkeit ist nicht gänzlich neu, wird hier aber dadurch sehr interessant neu interpretiert, dass die kleine Elster natürlich dazugehören will, sich aber gleichzeitig nicht des Diebstahls schuldig machen möchte. Ein Konflikt, den Kinder vielleicht selbst schon erlebt haben, wenn Freund:innen ihnen Mutproben o.ä. vorgeschlagen haben, die sie nicht gut finden. Was die Kinder sicher selbst kennen ist die Freude am Grusel, die die kleine Elster mit den anderen Tieren erlebt und ebenso das Bedürfnis nach Schutz, den der Uhu bietet. Egal, ob sie froh, traurig, nachdenklich oder wütend ist, meiner Meinung nach kann man sich hervorragend in die kleine Elster hineinversetzen und mit ihr fühlen.

Leseempfehlung:
Auf den ersten Blick ein Buch für eher jüngere Kinder bietet die Geschichte vom Flunkerfunkelstein interessante Gesprächsanlässe auch bis ins Grundschulalter hinein. Dass Diebstahl nicht stärker macht und sich selbst treu zu bleiben eine Kunst ist – das kann die kleine Elster vermitteln.
(Mit den Stereotypen der diebischen Elster und des weisen Uhus kann sie sicher auch gut an eine Unterrichtseinheit über Sagen angebunden werden, um Eigenschaften von Tieren herauszuarbeiten.)

Insgesamt ist das Buch also ein schönes Vorlesebuch ab dem Kindergartenalter, das im pädagogisch wertvollen Bücherregal gut aufgehoben ist.

Vielen Dank an den Knesebeck-Verlag für das Rezensionsexemplar! Was Bilderbücher angeht, inzwischen ganz klar mein Lieblingsverlag, weil das Programm wirklich klasse ist!

Beste Grüße,
Katha

Rezension: „Timi Travel“

Timi Travel (1)Titel: „Timi Travel und das Portal nach Newelia“ / „Timi Travel und die Feder des Phönix“ / „Timi Travel und die Wurzel der Alraune“
Verlag: Fairyland (hier klicken
Autorin: Elisabeth Pfeffer
Illustrationen: Lisa Stachnik
ISBN: 978-3-9504699-8-1 / 978-3-9505329-0-6 / 978-3-9505329-3-7

Zum Inhalt:
Timi Travel und Romina Redfox sind neun Jahre alt und erleben ziemlich aufregende Abenteuer. Das liegt daran, dass sie durch Timis Tante Trude ein magisches Portal entdecken, das sie in eine ganz andere, gefährliche und aufregende Welt führt. Im ersten Band lernen die beiden die Welt Newelia kennen, in der eine böse Hexe die Lebewesen unterdrückt und die Natur zerstört. Romi wird sogar in einen Flugs, einen Fuchs mit Flüeln, verwandelt. Sie treffen aber einen guten Zauberer, der ihre Hilfe benötigt, um die Hexe zu stoppen. Natürlich bieten Timi und Romi ihm diese Hilfe an und wollen fünf Zutaten für einen Zaubertrank finden: Die Feder von einem Phönix, die Wurzel einer Alraune, die Schuppe eines Basilisken, das Blut einer Riesenkrake und den Speichel eines Werwolfs. Und das geschieht dann, wie die Titel verraten, in den folgenden Bänden.

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Meine Meinung:
Die Bücher haben einen ganz eigenen Charme. Durch das durchgehende Präsens finden Kinder sich direkt mitten in der Geschichte wieder und die Illustrationen unterstützen dies ebenso. Die fantastischen Figuren und Umgebungen werden farbenfroh und klar dargestellt.
Timi Travel (3)Die Kapitel sind kurz und die Schrift ist „für Legastheniker optimiert“, also so gestaltet, dass jeder Buchstabe eine eigene Form hat, was das Lesen bei LRS nachweislich unterstützt. Somit können auch Kinder, die nicht unbedingt Leseratten sind, sich gut auf diese Geschichten einlassen. Ich als Mutter zweier eher lesefauler Kinder (😭) freue mich immer sehr, wenn ein geringerer Textumfang nicht auf Kosten des Inhalts durchgesetzt wird – wie eben hier.

Das Element des Portals in eine andere Welt ist bekannt und bewährt aus anderen Kinderbuchreihen wie „Das magische Baumhaus“. Die beiden Helden aus der Timi-Travel-Reihe erinnern durchaus ein wenig an Harry Potter und seine Welt, aber nun – komplett neu erfinden kann sich das Fantasy-Genre ja nun nicht. Für die Zielgruppe (Klasse 2-3) wurden diese Elemente und die beiden Hauptfiguren m. M. n. hervorragend umgesetzt. Außerdem bin ich selbst ein Fan von Buchreihen, weil man sich darin so schön in eine andere Welte versetzen kann und die Figuren irgendwann richtig „kennt“ – auch meine Jungs lesen am liebsten eineBücherreihe*. Die Welt Newelia wird sogar als Karte in den Büchern sicht- und besuchbar:
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Leseempfehlung:
Für alle Kinder im Grundschulalter, die es fantastisch mögen, die aber von dicken Büchern leicht überfordert sind, dürfte „Timi Travel“ einen großen Lesespaß bieten!

Vielen Dank an den Fairyland-Verlag für die Rezensionsexemplare! Die Klassenbücherei freut sich darüber!

Beste Grüße,
Katha

* Ja, sie lesen wenig. Aber wenn sie lesen, dann liest einer Gregs Tagebücher (alle 18 Bände bislang) und der andere Minecraft-Geschichten (bislang 8 Bände).

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Rezension: „Weitsprung mit Schwein“

IMG_0790Titel: „Weitsprung mit Schwein“
Verlag: dtv (hier klicken) https://www.dtv.de/buch/weitsprung-mit-schwein-76498
Autorin: Henrike Wilson
Illustrationen: Henrike Wilson
ISBN: 978-3-423-76498-8

Zum Inhalt:
An der Schule der Tiere findet heute die große Sportmeisterschaft statt.  Die Ente ist nicht schnell genug für den Sprint und wird ausgelacht. Bald jedoch merken die anderen Tiere in anderen Disziplinen, dass sie auch nicht überall stark genug sind und stecken Niederlagen ein: Das Schwein ist zu plump für Weitsprung, das Eichhörnchen kann keinen Medizinball stoßen, der Bär schwimmt arg langsam…
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Die Lehrerin Frau Pfeiffer ermahnt ihre Schützlinge immer wieder dazu, nicht zu lachen. Ob ihre Worte Wurzeln schlagen, lest ihr spätestens nach der letzten Disziplin bei der Medaillenvergabe.

Meine Meinung:
„Weitsprung mit Schwein“ nimmt ein für Kinder (und Erwachsene) allgegenwärtiges Thema auf: Heterogenität, also dass eben jede:r anders ist und dass jede:r andere Stärken und Schwächen hat. Die Situation des Schulsportwettkampfes dürfte vor allem Schulkinder ziemlich ansprechen, da sie besonders in der Schule die Erfarhung von Erfolg und Scheitern machen.

Gut gefällt es mir auch, dass es anfangs in der Geschichte die typischen Reaktionen gibt, die Kinder von sich und anderen kennen: wer etwas nicht kann, wird belächelt, vielleicht sogar ausgelacht. Erst durch eigenes Scheitern merken die Tiere in der Geschichte, dass gegenseitige Unterstützung und das Mitfreuen über Erolge allen viel mehr Freude bringen.

Die Zeichnungen sind farbenfroh und klar, sie bringen die Emotionen der Tiere unheimlich gut zur Geltung. gemeinsam mit den kurzen, pointierten Texten ergibt sich eine Story, der die Kinder gut folgen können und die wirklich sehr zur Identifikation und Perspektivübernahme anregt.

Leseempfehlung:
Eltern mit Kindern unter 8, Fachkräfte in der Kita und Lehrkräfte der Schuleingangsphase dürften mit diesem Buch einen weiteren tollen Vorlese-, Erzähl- und Gesprächsanlass haben, um mit den eigenen oder anvertrauten Kindern über Heterogenität zu sprechen. Durch den klaren schulischen Bezug könnte das Buch sicher auch ältere Klassen dabei unterstützen, über ihre eigenen Strärken und Schwächen sowie den (gemeinschaftlichen) Umgang damit nachzudenken.

Vielen Dank an den dtv-Verlag für das druckfrische Rezensionsexemplar!

Beste Grüße,
Katha

Rezension: „Anleitung zur Selbstüberlistung“

IMG_0437Titel: „Anleitung zur Selbstüberlistung“
Verlag: YES (hier klicken
Autor: Christian Rieck
ISBN: 978-3-96905-240-2

Zum Inhalt:
„ProfRieck“ ist eigentlich Wirtschaftsprofessor Prof. Dr. Christian Rieck und erklärt gern auf YouTube die Spieltheorie. Diese liegt auch diesem Buch zugrunde: von ihr ausgehend definiert er in uns wechselnde Agenten und eine Direktorin, die gemeinsam für viele unserer Entscheidungen zuständig sind. Sobald man dieses Prinzip verstanden hat, werden aus dieser Perspektive heraus viele gängige Zeitmanagement-, Anti-Prokratinations- und Selbstoptimierungstipps analysiert und erklärt. Klassiker wie die Pomodoro-Technik beleutet Rieck ebenso im Lichte der Spieltheorie wie andere interessante Motivationstechniken wie die „So!“-Technik.
Immer wieder gibt es klare Tipps zum Tun und Lassen. Fast alle Zugänge werden sehr plastisch anhand von Beispielen aus dem Leben illustriert. Vereinzelt gibt es auch Grafiken zum besseren Verständnis.

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Meine Meinung:
Ich fand es sehr interessant, die Spieltheorie in Abgrenzung zur Spieletheorie kennenzulernen und mit einem etwas neuen Blickwinkel sehen zu lernen. Einige der vorgestellten Techniken und Methoden kenne ich und habe sie dennoch einmal neu verstehen gelernt und (Danke, ProfRieck!) für mich priorisieren können.
Das Buch ist in einem sehr lockeren, lebendigen, sympathischen Ton geschrieben und nie hatte ich das Gefühl, ein Besserwisser belehre mich. Eine Kollegin von mir unterscheidet bei Sachbüchern zwischen Sofabüchern und Schreibtischbüchern – dieses ist definitiv ein Sofabuch, das bei mir aber am Schreibtisch noch ein wenig nachbearbeitet wurde.
Da Rieck selbst lehrt, ist es angenehm, ganz konkret auch Beispiele mit Bezug zu außerunterrichtlichen Tätigkeiten wie Korrekturen zu lesen – diese Perspektive hat mir in manch anderem Ratgeber, der sich eher auf „Büromenschen“ bezog, tatsächlich gefehlt.

Leseempfehlung:
Hast du schonmal Aufgaben aufgeschoben, obwohl du dringend daran hättest arbeiten müssen? Hattest du schonmal das Gefühl, dich mit Kleinigkeiten aufzuhalten und das Wichtige aus dem Blick zu verlieren? Dann lies „Anleitung zur Selbstüberlistung“!

Vielen Dank an den YES-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Beste Grüße,
Katha

Rezension: „Alles, was du in der Schule nicht lernst“

IMG_0306Titel: „Alles, was du in der Schule nicht lernst“
Verlag: Yes (hier klicken)
Autorin: Catherine Newman
ISBN: 978-3-96905-215-0

Zum Inhalt:
„65 superwichtige Fähigkeiten, die du beherrschen solltest, bevor du erwachsen bist“ – diese altersgemäß zu vermitteln, verspricht Catherine Newman mit diesem Buch. Mir persönlich gefällt der originale Titel „How to be a person“ sehr viel besser, weil er das Lernen nicht so betont und die Schule nicht so wenig sinnvoll darstehen lässt…
Die Themenauswahl reicht von „andere Lebewesen“ über sprachliche Etikette und Kochen bis zu Finanzgrundlagen (s. Bild 1) – also theoretisch alles, was gern mal als neues, eigenständiges Schulfach gefordert wird. Jeder Tipp, jede Anleitung hat eine Doppelseite Raum und wird in kurzen Texten und einfachen Bildern dargestellt (s. Bild 2). Dabei ist der Ton ermutigend und auffordernd und der jugendlichen Zielgruppe durchaus angemessen.

Meine Meinung:
Das Buch hat einen humorvollen Charakter und einen positiven Tonfall, so dass es nicht befehlend daherkommt. Meinem Großen ging es aber sich wie manch anderem Jugendlichen / älteren Kind: die Begeisterung hielt sich in Grenzen – leider. Denn die Ideen und Tipps sind durchaus hilfreich! Sinnvoll wäre es vermutlich, das Buch einmal durchzublättern und dann griffbereit zu haben, wenn einer der Bedarfsfälle eintritt. Wir hatten zum Beispiel vor Kurzem die Situation, dass ich am Telefon erklären sollte, wie man Nudeln kocht. Hätten wir beide diese Buch noch auf dem Schirm gehabt, hätte er sich daran sicher besser orientieren können.
Die Themenauswahl ist sehr bunt gemischt, was ich spannend und gelungen finde. Ebenso helfen die Leitfarben, sich zwischen den Themen zurechtzufinden und das Inhaltsverzeichnis ist sehr ergiebig. Die Zeichnungen sind recht neutral gehalten und laut Rückmeldung meiner Kinder „ganz cool“ – Zielgruppe also ebenfalls getroffen.

Leseempfehlung:
Für alle Kinder, die sich langsam auf dem Weg zum Erwachsenen befinden, dürfte dieses Buch ein solides Nachschlage werk darstellen. Ob es das beliebteste Geburtstagsgeschenk wird, weiß ich nicht, aber ein hilfreiches wäre es allemal.

Vielen Dank an den Yes-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Beste Grüße,
Katha

Rezension: „Ach, wie gut, dass niemand weiß …“

IMG_9080Titel: „Ach, wie gut, dass niemand weiß… – Sprichwörtliche Redensarten aus dem Märchenreich“
Verlag: Duden (hier klicken)
Autor: Rolf-Bernhard Essig
Illustrationen: Natasa Kaiser
ISBN: 978-3-411-77090-8

Zum Inhalt:
„Ach, wie gut, dass niemand weiß…“ – so beginnen, wenn man Kinder fragt, alle Märchen. Eigentlich sind es aber nur etwa ein Viertel oder ein Drittel der Grimmschen Kinder- und Hausmärchen, die so oder so ähnlich anfangen, das habe ich von Rolf-Bernhard Essig gelernt🙂. Kapitelweise erklärt er die Hintergründe z. B. zu Reimen, Rollenklischees oder Tierischem in Märchen, die nicht nur die von den Grimms gesammelten beinhalten. Auf eine kurze Einleitung folgen jeweils konkrete Beispiele von Sprüchen und Sprichworten, deren Bedeutung, Herkunft und Entwicklung beschrieben werden.
In diesem Kapitel (s. Foto) werden wir neben der Feststellung, dass in Märchen häufig alte Stereotype lebendig bleiben, darüber informiert, dass es z. B. auch viele starke weibliche Rollen in Märchen gibt (Gretel, die Geißenmutter, …).

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Meine Meinung:
In guter Tradition des Namens „Duden“ fühlt sich dieses Buch wie ein solides Nachschlagewerk zu Märchensprüchen an. Am Ende des Buches gibt es deswegen auch ein hilfreiches Register, um auch gezielt zu Sprichworten zu gelangen. Sehr schön ist es, beim Lesen automatisch immer wieder in die vielen bekannten Texte abzuschweifen, aus denen die Begrifflichkeiten stammen.
Der angenehme, fast beiläufige Schreibstil ist alles andere als belehrend und erfreut das Leser:innenherz.

Leseempfehlung:
Alle Kolleg:innen, die eine Märchen-Einheit im Deutschunterricht planen, sei diese Fundgrube ans Herz gelegt. Sie dürfte helfen, auf mögliche Kinderfragen solide Antworten parat zu haben. Außerdem hat man direkt ein paar gute Formulierungsideen, die die Kinder beim Verfassen eigener Texte nutzen können.
Das vom selben Autor vorliegende Werk zu Sprichwörtern aus dem handwerklichen Bereich empfehle ich direkt mal mit.

Vielen Dank an den Duden-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Katha

Produktlink: https://shop.duden.de/Ach-wie-gut-dass-niemand-weiss-…/9783411770908

Rezension: „Zwischen den Welten: Filterblasenkinder verstehen und unterstützen“

IMG_9078Titel: „Zwischen den Welten: Filterblasenkinder verstehen und unterstützen“
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht (hier klicken)
Autorinnen: Sarah Pohl, Mirijam Wiedemann
ISBN: 978-3-525-45923-2

Zum Inhalt:
Die Autorinnen beleuchten die Unterschiedlichkeit des Aufwachsens von Kindern in (häufig religiös geprägten) Filterblasen. Sie grenzen Filterblasen von Sekten ab und führen viele Studien und Veröffentlichungen ins Feld, um eine möglichst hohe Begriffsklarheit zu erreichen. Ganz praktisch wird an viele anonymisierte Beispiele aus ihrem Beratungsalltag und Umfeld angeknüpft, um Vorteile (Geborgenheit, Zugehörigkeit, Wertekanon) und Nachteile (Abgrenzung, Misshandlung, Indoktrination) vom Aufwachsen in sehr engen Gruppen aufzuzeigen.

IMG_9079Verschiedene Checklisten und Merkmalsammlungen geben Lesenden konkrete Erkennens- und Handlungsmöglichkeiten an die Hand. Diese hier nicht vollständig abgebildete Checkliste kann sicherlich vielen Menschen bei einer ersten Reflexion helfen, ob beobachtete Etwicklungen bei einem (eigenen oder in der Schule betreuten) Kind/Jugendlichen bedenklich sind.

 

 

Meine Meinung:
Das Buch war für mich schnell gelesen, weil es an viele meiner individuellen Überzeugungen anknüpft und diese teilweise gut zusammenfasst. Die Fallbeispiele fand ich sehr wichtig, weil sie es schaffen, soziale/religiöse Gruppen nicht pauschal zu verdammen und auch positive Aspekte zu zeigen. Gut gefiel mir die Betonung, dass eigentlich die Kernfamilie der entscheidende Faktor ist, was ein gesundes Aufwachsen von Kindern angeht – und dass Beziehungsarbeit für Lehrkräfte gerade mit solchen Kindern unendlich bedeutsam ist.
Insgesamt gab es jedoch durchaus Redundanzen zwischen den Kapiteln und Bereichen des Buches, die etwas gestraffter sein könnten.

Leseempfehlung:
Wer seinen auf alltäglichen Beobachtungen und eigenen Einschätzungen basierenden Umgang mit Kindern aus Filterblasenfamilien professionalisieren möchte, findet hier eine solide Grundlage. Da wohl so ziemlich jede Lehrkraft, je nach dem Einzugsgebiet der Schule, mehr oder weniger häufig damit konfrontiert sieht, schadet die Lektüre vermutlich keinem von euch 😉
Individuelle rechtliche Vorgaben müssen ggf. im eigenen Bundesland nachgelesen werden, da das Buch sich exemplarisch auf die baden-württembergischen Vorgaben bezieht.

Vielen Dank an die v&r-Verlage für das Rezensionsexemplar!

Katha

Rezension: „Der Junge und der Elefant“

IMG_8328Titel: „Der Junge und der Elefant“
Verlag: Knesebeck (hier klicken)
Autorin/Illustratorin: Freya Blackwood
ISBN: 978-3-95728-710-6

Zum Inhalt:
Ein Junge, ein Baum, ein Elefant: in diesem textlosen Bilderbuch lernen wir einen Jungen kennen, der seinen Alltag in einer eher hektisch anmutenden Stadt, der Schule bestreitet und dabei recht einsam wirkt. Im Wald jedoch, wohin er sich zurückzieht, gibt es einen besonderen Baum, der wie ein Elefant aussieht und mit dem ihn eine lange Freundschaft verbindet.
Als jedoch das Waldgrundstück verkauft wird und die Bäume gefällt werden sollen, braucht es einen Plan, an dessen Ende so etwas wie eine Win-Win-Situation entsteht. 🌳

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Meine Meinung:
Freya Blackwoods Zeichnungen haben mich früher bereits in dem Buch „Zuhause kann überall sein“ beeindruckt. Außerdem habe ich mich sehr auf dieses texfreie Buch gefreut, da ich zuletzt mehrfach die Magie erleben durfte, wenn Kinder zu Büchern ohne vorgegebenen Text erzählen. „Der Junge und der Elefant“ haben mich in dieser Hinsicht nicht enttäuscht: die Bilder sind reich von Gefühlen des Jungen, die in seinem Körper, seinem Gesicht und seiner Umgebung wunderbar zu erkennen sind. Dennoch gibt es Interpretationsspielräume, die Leser*innen individuell füllen können. Nicht zuletzt gibt es für Kinder Situationen, in denen sie sich wiederfinden können und so einen individuellen Bezug zur Geschichte haben.
Die Illustrationen sind teils seitenfüllend, teils klein, teils Bildfolgen wie im Comic. So wie Blackwood bei „Zuhause kann überall sein“ mit Rot- und Blautönen als Kontrast gearbeitet hat, so sind es hier Sonne und Schatten, die fröhliche und traurige/unsichere Gefühle repräsentieren.

Leseempfehlung:
Eine klare „Lese“empfehlung für alle Buchliebhaber*innen kann ich heute aussprechen! Das Bilderbuch zieht einen regelrecht in seinen Bann und bietet auch bei mehrmaligem Anschauen immer wieder neue Details zu entdecken. Auch für Kita und/oder Grundschule kann ich euch „Der Junge und der Elefant“ eindeutig ans Herz legen – tolle Gesprächsanlässe und sicher auch künstlerisch eine Inspiration.

Vielen Dank an den Knesebeck-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Eure Katha

Rezension: „Digital lesen“

Titel: Digital lesen. Was sonst?
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht (hier klicken)
Autor: Andreas Gold
ISBN: 978-3-525-70334-2

Zum Inhalt:
Andreas Gold ist Seniorprofessor am Institut für Psychologie der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und beschäftigt sich mit Leseforschung, Lernen und Gedächtnis sowie die Lehr-Lern-Forschung. Für „Digital lesen“ hat er verschiedene Studien analysiert, die weltweit in den letzten Jahren rund um das analoge und digitale Lesen veröffentlicht wurden. Er beschreibt darauf basierend positive wie negative Aspekte des Lesens auf Bildschirmen gegenüber dem Lesen auf Papier für die Altersstufen Kleinkinder, Kindergarten, Schulzeit und Erwachsene. Deutlich wird immer wieder, dass ein solcher Vergleich porblematisch ist und oft keine eindeutigen Ergebnisse aus Studien gezogen werden können, da die Möglichkeiten des digitalen Lesens so weit über Printmedien hinausgehen. Deswegen werden in vielen Studien Bildschirmtexte gelesen, die eigentlich nur ein digitalisiertes Abbild eines analogen Textes sind…
Durch alle Kapitel hinweg kommen sowohl optimistische als auch kritische Stimmen zu Wort. Aus der deutschsprachigen Lesedidaktik sind u. a. Renate Valtin und Cornelia Rosebrock vertreten.
Ich gehe wohl nicht zu weit, wenn ich als Fazit verrate, dass analoges und digitales Lesen nebeneinander bestehen sollten und die Schülerinnen und Schüler Strategien für beides erlernen müssen, wobei vor allem das Lesen von Hypertexten besonders angeleitet und geübt werden muss.

Meine Meinung:
Als Seminarausbilderin ist es mein Job, immer auf dem aktuellen Stand der Forschung zu sein, was mir vor allem im Fach Deutsch sehr am Herzen liegt. Da dieses Buch zwei meiner Steckenpferde vereint (Lesen und Digitalität), habe ich mich sehr über dieses Rezensionsangebot gefreut. Beim Lesen fand ich viele meiner Erfahrungen, Beobachtungen und Meinungen bestätigt und gehe mit dem guten Gefühl aus dem Buch, maches richtig zu machen und zu lehren. Mir gefiel die vielseitige Betrachtung des Themas und ich hinterfrage sicher Manches jetzt noch einmal anders. Hilfreich für den Lesefluss war der konsequente Einsatz von Fußnoten statt Anmerkungen – und ja, ich lese Fachliteratur lieber als Buch, markiere und annotiere viel darin.

Leseempfehlung:
Allen, die den üblichen antidigitalen Nörglern mal wieder ein paar Fakten entgegnen möchten, sei dieses Buch absolut empfohlen. Allen, die wie ich mit angehenden Deutschlehrkräften arbeiten, natürlich ebenso. 🙂

Vielen Dank an den Verlag für das druckfrische Rezensionsexemplar!

Viele Grüße,
Katha

Rezension: „Super easy“

IMG_7031Titel: „Super easy. Mein Comicroman“
Verlag: dtv (hier klicken)
Autor: Khaby Lame
Illustrationen: Pietro B. Zemelo
ISBN: 978-3-423-74087-6

Zum Inhalt:
Khaby Lame ist vermutlich fast jedem schonmal in irgendeine Timeline gespült worden – der sympathische TikToker nimmt aufwändige Lifehacks aufs Korn und präsentiert mit einem Schmunzeln und ausgestreckten Handflächen seine Verbesserungsvorschläge.
dtv stellt ihn so vor: „Khaby Lame ist der Sohn senegalesischer Einwanderer und lebt seit seinem ersten Lebensjahr in Norditalien. […] arbeitete [er] in einer Fabrik nahe seines Heimatortes. Als er nach Ausbruch der Pandemie seinen Job verlor, begann er, kurze Videos zu posten. […] Mittlerweile verfügt Khaby Lame mit mehr als 150 Millionen Fans über die größte Followerschaft auf TikTok.“
Der Comicroman Super easy erfindet zu dieser Karriere eine alternative Vorgeschichte und zeigt uns, wie Khaby bereits als kleiner Junge die Probleme der Menschen um ihn herum löste und wie seine Familie und sein Umfeld darauf reagierten. Über seine Schullaufbahn und seinen Berufswunsch „Superheld“ erfahren wir, wie der junge Mann zum „Vereinfacher“ hätte geworden sein können 😉. Zwei- bis vierseitige schwarzweiße Comics begleiten ihn beim Aufwachsen und der Weiterentwicklung seiner Helfermentalität.

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Meine Meinung:
Da mir und auch meinem Sohn der Name Khaby Lame durchaus ein Begriff war, wollten wir das Buch unbedingt lesen. Wir hatten allerdings nicht so genau hingeschaut und waren deshalb erstaunt, dass gar nicht seine echte Lebensgeschichte beschrieben wird. 🤦🏼‍♀️
Als wir diese kleine Enttäuschung verdaut hatten, konnten wir dann gemeinsam über die Comics schmunzeln. Mit elf Jahren fällt mein Großer voll in die Zielgruppe des Buches – als Lesemuffel sind die kleinen Textportionen für ihn umso besser, wenn er auch „viele schwierige Worte“ rückmeldete (die ich so nicht finden konnte…). Mir gefällt die Idee, digitalen Medienkonsum mit analogem zu verknüpfen und die Zeichnungen von Pietro B. Zemelo greifen den Stil und Charme der Videos in meinen Augen gut auf.
Was ich ebenso schätze, ist die Selbstverständlichkeit, mit der Khabys Berufswunsch „Superheld“ vorgestellt wird, den er ja auf seine ganz eigene Weise dann auch umsetzt. So wird auf die aus Erwachsenenaugen oft anmaßend oder verrückt erscheinenden Berufswünsche von Kindern und Jugendlichen gut eingegangen – und Identifikationspunkte sind in Büchern für junge Menschen einfach elementar.

Leseempfehlung:
Wer das Internetphänomen Khaby Lame kennt, der mag bestimmt auch dieses Buch! Meine Empfehlung geht heute also mal altersunabhängig an alle raus.
Einen Tipp für die Schule gibt es allerdings nicht- das hier ist eher Privatvergnügen!

Vielen Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Beste Grüße,
Katha