Rezension: „Upgrade: Kollaboratives Lernen“

IMG_6816Titel: „Upgrade: Kollaboratives Lernen. Sehen – Fördern – Bewerten“
Verlag: Klett Kallmeyer (hier klicken)
Autor: Björn Nölte
Illustrationen: Anja Legrand
ISBN: 978-3-7727-1656-0

Zum Inhalt:
Kollaboration ist eine der 4 sog. 21st-century-skills, also eine der vier Fähigkeiten, die Lerner*innen zukünftig am dringendsten benötigen werden: Kollaboration, Kooperation, Kreativität und Kritisches Denken. Dass diese Kompetenzen in einer Kultur der Digitalität eine große Rolle spielen, dürfte klar sein.
IMG_6817So hat Björn Nölte mit dem vorliegenden Buch auch keinen weiteren Ratgeber verfasst, warum kollaborative Lernformen sinnvoll sind oder wie sie schrittweise aufgebaut werden können, sondern vor allem vor den veränderten Anforderungen an Schule und Lehrer*innenausbildung verschiedene Schlaglichter auf die Beudeutung und Umsetzung von Kollaboration geworfen. Von Definition und Abgrenzung geht es sehr praktisch durch mögliche koll. Szenarien im Unterricht, Diagnose und Bewertung sowie die Bedeutung von Beziehung für Kollaboration. Aber auch den Blick über den Tellerrand des Unterrichts gibt es: Kollaboration bezogen auf Kollegien / Vernetzung sowie koll. Zugänge in der Ausbildung.
Die Texte werden immer wieder aufgelockert durch Illustrationen einerseits, durch Kurzportraits, Kurzlinks bzw. QR-Codes andererseits.

Meine Meinung:
Auf Twitter folge ich Björn Nölte schon länger (an dieser Stelle wieder einmal eine Einladung ins #Twitterlehrerzimmer!) und auch dem Institut für zeitgemäße Prüfungskultur, in dem er aktiv mitwirkt – zuletzt durfte ich u.a. seinen Ideen bei der molol in Hannover im September lauschen. Ich wusste also grundlegend, was auf mich zukommt und dass die vorgestellten Ideen Hand und Fuß haben. Das hat sich absolut bestätigt! Über manche Kapitel konnte ich demnach eher leicht hinweglesen, weil ich im Thema bin oder die Beispiele von Twitter kannte. Andere Kapitel aber (vor allem das zu Beziehungen) haben mich sehr bewegt und mal wieder mehrere lose Fäden in meinem Hirn miteinander verknüpfen können, um meine Haltungen und Vorstellungen auszuschärfen.
Björn und die Autor*innen einzelner Kapitel machen deutlich, dass die Haltung der Lehrkraft die alles entscheidende Grundlage dafür ist, wie sich Unterricht entwickelt, wie sich Schule entwickelt. Sie stellen das weite Feld der Möglichkeiten dar, aber zeigen auch realistische Grenzen auf.
Viele Aspekte aus diesem Buch sind in einer Kultur der Digitalität gedacht, aber ebenso ist es für die gedankliche Basis gleich, ob ein Mensch eher analog oder digital arbeitet – wenn auch digitale Tools Kollaboration auf neuen Ebenen ermöglichen und extrem vereinfachen. Wieder einmal wird deutlich, dass es bei (digitaler) Unterrichtsentwicklung nicht um Unterrichtsrezepte geht und dass vorgestellte Beispiele eine Anregung aber keine Formel sein können.
Ich gehe inspiriert in die kommende Seminararbeit und fühle mich bestärkt in der Haltung, die ich auch meinen LAA vermitteln möchte: einen selbstreflexiven, offenen Blick auf die Möglichkeiten zu haben, was in Schule alles möglich ist. Danke dafür!

Leseempfehlung:
Die praktischen Beispiele stammen aufgrund des Schwerpunkt des Autoren, aus den Sekundarstufen. Dennoch möchte ich ausdrücklich alle interesssierten Lehrkräfte anregen, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen: einerseits sind die Grundlagenkapitel (Diagnose, Bewertung, Beziehung, Elternarbeit) schulformübergreifend gültig, zum Anderen lassen sich auch die anspruchsvollen Beispiele für Unterrichtsszenarien teilweise gut herunterbrechen für die Primarstufe. Wer sich also vom Wert kollaborativen Arbeitens überzeugen lassen möchte, der möge dieses „Upgrade“ lesen!

Vielen Dank an Björn (und stellvertretend natürlich an den Verlag) für das Rezensionsexemplar!

Beste Grüße,
Katha

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Kleine Schritte zu kompetenter Medien(be)nutzung

Momentan sind wir in der luxuriösen Situation, dass ich mit zwei Wochenstunden nicht fest im Stundenplan zugeordnet bin, sondern dass Kolleg*innen mich quasi „buchen“ können, um mit ihnen in ihren Klassen „was mit Medien zu machen“. In diesem Rahmen habe ich in den letzten Wochen mehrere kleine Aktivitäten durchführen, von denen ich hier berichten möchte.

1.) Audiaufnahmen aufzeichnen und teilen

In einer zweiten und einer dritten Klasse arbeitete ich mit einem Wimmelbild vom Sprachförderzentrum Wien (hier gibt es ein tolles Angebot von Wimmelbildern zu verschiedenen Themen). Das Klassenraum-Wimmelbild projizierte ich an die Wand und beschrieb kleine Szenen des Bildes (Kl. 3) bzw. einzelne Figuren (K. 2).

Variante a: Sprachmemos & Airdrop

Das Aufnahmesetting in Partnerarbeit

Aufgabe für die Drittklässler war es dann, selbst eine Szene herauszusuchen und rätselartig zu beschreiben. Diese kurzen Erzählungen wurden in der Sprachmemo-App aufgenommen, überprüft und ggf. erneuert. Außerdem sollten die Kinder ihre Aufnahme benennen, z.B. „Rätsel von Hannes“ und am Ende der Übung per Airdrop ihr Rätsel an eines der Lehrerinnentablets senden. Der Englischlehrerin war es wichtig, dass die Kinder das Teilen der Aufnahmen üben, da sie eine Einheit zu wild animals durchführen und in diesem Rahmen Tierrätsel aufnehmen und zu einem Rätselbuch verarbeiten wollte. Zum Verstehen des Prozesses versandte ich zuerst eine Aufnahme von mir per Airdrop an die Kinder, was sie ziemlich spannend fanden.
Die auf dem Foto zu sehenden Kunststoffboxen dienten übrigens dazu, die Hintergrundgeräusche im Klassenraum zu reduzieren. Trotz PA und Nutzung von Flur und Nebenraum sprachen ja meist 8 Kinder gleichzeit, was die Qualität der Aufnahme sehr gestört hätte.

Variante b: Rätselbeschreibungen auf einer Pinwand

Das verwendete Wimmelbild

Die Zweitklässler wollte ich eher gemeinschaftlich arbeiten lassen und habe deshalb nicht auf die Sprachmemo-App gesetzt sonder eine Pinwand eingesetzt. Man braucht eine leere Pinwand von TaskCards oder Padlet, die die Kinder mit Hilfe eines QR-Codes öffnen können. Dann kann man in beiden Systemen sehr einfach eine neue Karte anlegen und in dieser eine Audioaufnahme aufzeichnen: „Beschreibe ein anderes Kind aus der Klasse als Rätsel“. In einem zweiten Schritt ging es dann darum, die Rätsel der anderen Kinder anzuhören und als Kommentar darunter die vermutete Lösung zu hinterlassen.

Wie immer gilt es bei allen Aktivitäten mit Schülerdaten (ja, Stimme gehört dazu!), das Einverständnis der Eltern einzuholen.

2.) Gemeinsam Fragen sammeln

Eine vierte Klasse bereitete im Rahmen der „Welttag des Buches“-Aktion einen Besuch in einer Buchhandlung vor und die Kollegin wollte dies gern als thematischen Rahmen für unsere Medienstunde nutzen. Also habe ich auch hier eine Pinwand angelegt und darauf ein Bild der Buchhandlung und des Buches von der Stiftung Lesen vorbereitet. Da die Kinder aus der Distanzlernzeit bei mir schon Padlet kannten, war die Frage nach dem Verfassen eigener Zettel auf der Pinwand kein Problem für sie. Kurz wurde der Arbeitsauftrag geklärt, dass die Schüler*innen für jede Frage einen neuen Zettel anlegen sollen, dann ging es auch schon los. Viele verschiedene Fragen kamen innerhalb der nächsten 10 oder 15 Minuten zusammen, die wir dann gemeinsam anschauten und zu ordnen versuchten. Optimal ist hierfür die Regal- bzw. Spalteneinstellung, in der man Überschriften setzen und die Zettel später sortieren kann. Die Kinder bekommen nur Schreibrecht, so dass das Sortieren in meiner Hand lag.
Im Nachgang habe ich mit der Klassenlehrerin noch die doppelten Fragen gelöscht und die Pinwand als pdf exportiert, damit die Fragen in die Buchhandlung mitgenommen werden können. Ziel wäre es für mich natürlich, im Idealfall die Pinwand via Tablet mitzunehmen und die Antworten z.B. per Audio aufzunehmen. Dafür hätten aber WLAN- und Datenschutzfragen geklärt werden müssen, was leider aus Zeitgründen nicht mehr drin war.

So, das waren drei Beispiele aus meiner aktuellen Arbeit und den andauernden Versuchen, den Kolleg*innen die Arbeit mit digitalen Medien näherzubringen. Immer versuche ich dabei, Kompetenzen zu fördern, die vielfältig hilfreich sind – Audioaufnahmen z.B. können die SuS im Laufe ihrer Schulzeit für Aufgaben, Präsentationen oder Feedback genutzt werden. Die nutzung kollaborativer Pinwände ist als Gruppenarbeitsmittel ebenso denkbar wie als Präsentationsmedium.

Herzliche Grüße
Katha