Rezension: „Selbstregulation für 3- bis 6-Jährige“

Titel: „Selbstregulation für 3- bis 6-Jährige. Das Workbook für Eltern, Erzieher und Betreuer“
Verlag: Yes Publishing (hier klicken)
Autorinnen: Abbre McClain, Jacqueline Salazar
ISBN: 978-3-96905-380-5

Zum Inhalt:
Die Autorinnen, beide Psychologinnen und geübt in der Arbeit mit Kindern und Familien, klären zuerst, warum Selbstregulation für Kinder (und Erwachsene) wichtig ist und welche Aspekte diese beinhaltet. Sie klären zudem u. a. die durchschnittlichen Entwicklungsstufen von Kindern bezogen auf Kompetenzentwicklung und z. B. typisches Spielen für verschiedene Altersklassen. Immer wieder geht es um die Wahrnehmung eigener Gefühle und darum, wie ich diese bewusst beeinflussen kann – also um Selbstregulation. Die Autorinnen machen klar, dass diese anfangs durch Erwachsene begleitet, ja angeleitet werden muss.

An diesen theoretischen Beginn knüpft dann das ausführlichste Kapitel an, in dem konkrete Aktivitäten mit spielerischem Charakter vorgestellt werden, die in der Familie, einer Einzelbetreuung oder im Kindergarten umgesetzt werden können. Jede Aktivität ist wie ein Rezept mit Materialien, Ablauf, Varianten und Ideen aufgebaut. Die verwendeten „Zutaten“ sind durchweg Alltagsmaterialien, die hier und da durch Zeichnungen o. ä. ergänzt werden können.

Meine Meinung:
Obwohl der Titel ja den Fokus klar auf Kindergartenkinder legt und somit nicht direkt die Grundschule anspricht, war ich sehr neugierig auf dieses Buch. Das Thema „Selbstregulation“ ist mir zuletzt mahrfach über den Weg gelaufen, z. B. auch in diesen Büchern hier und hier. Aber auch im Konstrukt der „Exekutiven Funktionen“ spielt Selbstregulation eine Rolle und geht mit Bedürfnisaufschub/Inhibition Hand in Hand. Deren Verfall wird aktuell jedoch häufig beklagt und auch wenn ich ungern in das „früher war alles besser“ einstimme, so gibt es hier definitiv problematische Entwicklungen zu beobachten in der Gesellschaft: wir verlernen, auf Dinge zu warten und möchten alles jetzt und sofort (Shopping, Streaming…). Kinder wachsen immer öfter in Familien auf, in denen ihnen entweder alles abgenommen wird (Stichwort Helikoptereltern) oder wo sie sich selbst überlassen sind (Stichwort U-Booteltern). So oder so lernen sie dadurch nur wenig, sich selbst zu regulieren, was ihr Grundschullehrkräfte sicher in eurem Klassenzimmer häufig als Störung wahrnehmt.
Lange Rede, kurzer Sinn: die Übungen im Buch sind prima und für die Eltern unter euch allemal geeignet. Sie bieten aber auch geeignete Zugangswege an, die wir in der Arbeit mit den Schulkindern gut gerbauchen können. Einzelne Aktivitäten wie die Gefühlsgeschichten (s.u.) kann man in der Schuleingangsphase auch direkt übernehmen.
Besonders gut gefallen hat mir auch der sehr praxisorientierte Theorieteil. Er erinnert mich sehr bedacht daran, „woher unsere Kinder kommen“, also was so alles in ihrem metaphorischen Rucksack stecken kann. Und er ist eine gute Erinnerung, worauf ich bei Diagnose und Beobachtung herausfordernder Kinder verstärkt achten kann.

 

Leseempfehlung:
Für diejenigen unter euch, die Kinder von 3 bis 6 haben: auf jeden Fall empfehlenswert!
Für diejenigen unter euch, die bald einschulen: Lest ruhig mal rein! Es erweitert euren Horizont auf jeden Fall und bestärkt euch vielleicht, wie mich, in mancher Perspektive oder Haltung.

Vielen Dank an YES-Publishing für das Rezensionsexemplar!

Katha