Rezension: „Das Integrationsexperiment“

Titel: „Das Integrationsexperiment“
Verlag: Duden (hier klicken)
Autor: Anant Agarwala
ISBN: 978-3-411-75490-8

Zum Inhalt:
2015 war Deutschland im Modus „Flüchtlingskrise“ – viele Familien, aber auch allein einreisende Kinder und Jugendliche kamen aus Syrien und Afghanistan, aber auch aus dem Norden Afrikas nach Europa, nach Deutschland. Viele von euch werden schon „live“ dabei gewesen sein und haben ihre eigenen Erfahrungen mit der Integration Geflüchteter in Schule gemacht haben.*
Basierend auf allen Daten und Zahlen, die er finden konnte, zeigt Anant Agarwala auf, welche Unterschiede es sowohl auf der Seite der Kinder mit Fluchtgeschichte als auch auf der Seite der Schulen gibt: hier die Fluchtregionen und -gründe, die Elternhäuser und die Ankunft in Deutschland – dort der Bildungsföderalismus, das mehrgliedrige Schulsystem und die verschiedenen Schulstufen. Beispiele des Erfolgs und des Scheiterns finden sich im Buch ebenso wie mögliche Gründe dafür und daraus ableitbare mögliche Erfolgsfaktoren für eine gelungene Integration.

Wer eine kurze Zusammenfassung genießen möchte, kann diese hier nachlesen: https://www.jmwiarda.de/2020/10/20/bequemes-unwissen/

Meine Meinung:
Agarwala beleuchtet das gesamte Thema „Flüchtlingskinder und Schule“ sehr neutral und wertfrei, niemals polemisch oder beschönigend. Selten habe ich ein Sachbuch/Fachbuch so zügig und gern gelesen wie dieses. Viele meine persönlichen Eindrücke als Lehrerin und Fachleiterin, die ja nun in viele Schulklassen hineinschauen darf, sah ich beim Lesen bestätigt. Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass der Autor sich wirklich breit aufgesetllt hat: Studien der Länder gesammelt, Schulen besucht, Lehrer befragt und beobachtet, Schüler kennengelernt und interviewt – und dabei auch noch alle Altersklassen bzw. Schulformen im Blick behalten!
Ein bisschen erschrocken war ich nur davon, wie erschreckend wenige Studien oder überhaupt Daten es rund um dieses Thema gibt. Hier wird Spekulationen, Beschönigungen und Ressentiments ein fruchtbarer Boden geboten (wofür der Auotr nichts kann, was mir aber sehr deutlich wurde).

Leseempfehlung:
Alle in Schule, die zum Thema Flüchtlinge und Schule viel vermuten und gern mal etwas Konkretes nachlesen mögen, kann ich „Das Integrationsexperiment“ nur wärmstens ans Herz legen.

Vielen Dank an den Dudenverlag für das Rezensionsexemplar!

Beste Grüße,
Katha

* Da es in meiner Stadt eine große Erstaufnahmeeinrichtung gab, sind damals bei uns keine Flüchtlingskinder in der Schule angekommen. Erst nach dem Schließen besagter Einrichtung wurden uns ein paar Familien mit Kindern aus Syrien zugeteilt und in meine damals zweite Klasse nahmen wir ein (direkt ein Jahr zurückgestelltes) Mädchen auf, deren Schwester im ersten Schuljahr startete. Beide Mädchen bekamen von einer engagierten ehem. Lehrerin privat viel Sprachförderung und auch schulisch 2-3 Förderstunden pro Woche und sie haben sich toll durch diese schwierige Situation gekämpft. Wir hätten dort zwei sehr positive Beispiele vorzuzeigen, aber auch Kinder, die erst kurz vor dem Schulwechsel zu uns kamen und kaum Lernzuwachs erreichen konnten. Ob wir dann mehr als ein Ort der Aufbewahrung waren, ist schwer einzuschätzen.

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