Rezension: „Der Dinosaurier von nebenan“

Titel: „Der Dinosaurier von nebenan“
Verlag: Knesebeck (hier klicken)
Autor: David Litchfield
Illustrationen: David Litchfield
ISBN: 978-3-95728-938-4

Zum Inhalt:
Liz ist sich sicher, dass ihr Nachbar, der allseits beliebte Tortenbäcker Herr Wilson, eigentlich ein Dinosaurier ist. Weder ihre Mutter, noch ihre Lehrerin oder eine echte Forscherin wollen ihr die allerdings glauben. Aber Liz bleibt dran und kommt hinter Herrn Wilsons Geheimnis. Leider tut dies auch die Forscherin und Herr Wilson ist in Gefahr! Zum Glück vollziehen dann aber doch einige Erwachsene einen Sinneswandel, über den ich mehr hier nicht verraten will.
David Litchfield ist Autor und Illustrator zugleich, so dass seine Bilder und Texte perfekt harmonieren. Die größtenteils ganzseitigen Illustrationen sind farbenfroh und realistisch, mehrlagig bzw. collage-artig (schwer    zu beschreiben für Nichtkünstlerinnen wie mich) und von Details geprägt.

 

Meine Meinung:
Zuerst einmal möchte ich heute schreiben, wie besonders ich David Litchfields Illustrationen finde. Sie funkeln irgendwie und laden zum verweilenden Betrachten ein. In der traurigeren Phase des Buches funkelt allerdings nichts, so dass die Bilder den Inhalt absolut stützen. Ein bisschen fies ist es aber schon, dass Herrn Wilsons Torten auf den Cover-Innenseiten sooo lecker aussehen!
Was mir an Liz‘ Geschichte gefällt ist die tolle Projektionsmöglichkeit für Kinder. Liz hat etwas beobachtet und ihre Schlüsse daraus gezogen und wird von allen Erwachsenen nicht ernst genommen. Sie sieht Wunder, die Erwachsenen sehen nichts (oder Profit bzw. Profilierungsmöglichkeiten). Umso schöner ist es doch, dass wir am Ende mit Liz zusammen glaubhaft werden und bei den Großen ein Umdenken stattfindet.

Leseempfehlung:
Ab vier Jahren ist das Buch definitiv gut zu begreifen, wie es der Verlag vorschlägt. Spannend ist es aber locker auch noch bis ins Grundschulalter hinein, meine ich. Ich kann es mir genauso gut als Vorlesegeschichte beim Schlafengehen vorstellen wie als Ausgangspunkt für ein paar Stunden fächerübergreifenden Unterrichts: weitererzählen ab der Tunnelszene (s. Foto) oder dem Entdecken von Herrn Wilsons wahrer Identität, Briefe schreiben von Liz an verschiedene Adressaten zu ihrer Vermutung, einen eigenen bekleideten Dino malen oder eine eigene Torte gestalten (Collage?), Forscheraufträge über Dinosaurier und Lesetexte dazu, … Vieles ist möglich mit Liz und Herrn Wilson.

Vielen Dank an den Knesebeck-Verlag für das druckfrische Rezensionsexemplar!
Katha

Rezension: „Konflikt der Generationen“

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Titel: „Konflikt der Generationen. Von den Boomern bis zur Generation Z
Verlag: YES (hier klicken)
Autor: Rüdiger Maas
ISBN: 978-3-96905-333-1

Zum Inhalt:
Nach der Klärung des uneinheitlich ausgelegten Generationenbegriffs stellt der Autor anhand von fiktionalen Charakteren die Besonderheiten der Generationen der letzten rund 100 Jahre vor: Beginnend bei Erna als Stellvertreterin der Kriegsgeneration über Christian und Markus aus der Generation X bis zu Ben und Mia aus der Generation Beta, deren Geburt noch bevorsteht. Dabei stellt er typische, gar stereotype Aussagen und Verhaltensweisen zusammen, beleuchtet aber auch, unter welchen Voraussetzungen diese Menschen jeweils aufwuchsen. Gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen spielen dabei ebenso eine Rolle wie z. B. die Frage nach der Gleichberechtigung. Ergänzt werden die Ausführungen hier und da mit Schaubildern aus Umfragen des Instituts für Generationenforschung des Autors.
Zuletzt wagt Rüdiger Maas einen utopischen (oder dystopischen?) Ausblick auf die nächste Generation und ihr Aufwachsen.

So definiert das Institut zur Generationenforschung die Generationen.

Meine Meinung:
Wer von sich behaupten kann, Stereotypen nicht zu verfallen und Menschen neutral gegenübertreten zu können, dem oder der kann ich nur gratulieren. An mir selbst beobachte ich immer wieder, wie ich in Schubladendenken verfalle und z.B. dem Narrativ der „alten weißen Männer“ innerlich nickend zustimme. 
In diesem Sinne fand ich „Konflikt der Generationen“ wirklich erhellend, weil ich Einblicke in meine Eltern- und Großelterngeneration bekam, die ich so bislang nicht hatte. Viele Ansichten Älterer finde ich schwer nachvollziehbar, was Maas zu meinem Glück als normal einstuft – aber durch seine prägnanten Beschreibungen der Beispielpersonen sind mir manche Positionen verständlicher geworden. Auch der Blick auf die nachfolgenden Generationen, die ich gerade einerseits zuhause habe als auch als Fachleiterin ausbilde, wurde nochmal sehr geschärft. So hoffe ich, in Zukunft etwas weniger vorurteilsbeladen an meine Umwelt heranzugehen. Und ich habe schon einige Argumente gesammelt für Gespräche mit Menschen in Familie, Verein oder beruflicher Umgebung, die „die Jugend von heute“ leicht verteufelt. 😏

Leseempfehlung:
Uneingeschränkt! Jede:r kann davon profitieren, den eigenen Geist ein wenig zu öffnen!
Für alle in Schule tätigen ganz speziell finde ich das Buch allerdings auch hilfreich, vor allem diejenigen, die keine eigenen Kinder im Schulalter haben: ihr bekommt wirklich neue Sichtweisen und müsst euch vielleicht manchmal nicht mehr so aufregen, sondern eher wissend schmunzeln. Es hilft sicher, den Umgang mit Schüler:innen, jüngeren oder älteren Kolleg:innen oder Menschen in Ausbildung professioneller zu gestalten.

Vielen Dank an den YES-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Katha

Rezension: „Drei Wasserschweine brennen durch“

IMG_2507Titel: „Drei Wasserschweine brennen durch“
Verlag: dtv (hier klicken)
Autor: Matthäus Bär
Illustrationen: Anika Voigt
ISBN: 978-3-423-44435-4

Zum Inhalt:
Emmy, Raul und Tristan sind Wasserschweine und leben mit ihrer Herde auf einer Wiese in einem Zoogehege. Wasserschweine (Capybara) sind eher ruhige, gemächliche Tiere, die mit fressen und baden zufrieden sind. Nicht so unsere drei Freunde: sie entkommen mit einem Trick aus ihrem Gehege und beginnen, die Welt hinter dem Zaun, das Mehr, zu erkunden. Dabei lernen sie verschiedenste Tiere kennen, erfahren etwas über Geburtstage, gehen Tauschhandelsgeschäfte ein, nehmen (unfreiwillig) an einer Party teil und geraten sogar in ernsthafte Gefahr. Aber da diese Capybara keine gewöhnlichen sind, geht am Ende doch alles gut aus.

Meine Meinung:
Matthäus Bär ist ein tolles, lebhaftes Vorlesebuch gelungen, finden mein Neunjähriger und ich. Vom ersten Kapitel an hat uns die Geschichte in ihren Bann gezogen und jeden Abend vor dem Vorlesen haben wir uns genau darauf gefreut.
Tiere als Protagonisten bieten Kindern Identifikationsmöglichkeiten – und die finden sie hier u.a. in den drei charakterlich unterschiedlichen Wasserschweinen. Alle drei entwickeln sich im Laufe der Geschichte charakterlich weiter, ohne dass jemals irgendeine Eigenschaft als negativ oder unveränderbar dargestellt wird.
Was mir auch gut gefällt, ist die anspruchsvolle Ebene der Perspektive: aus ihrer bisher sehr begrenzten Sicht nennen und verstehen die Capybara Dinge oft anders und diese Art des Ausdrucks muss man als Kind erstmal verstehen. Das ist ziemlich amüsant, meint zumindest mein kleiner Sprachkünstler.
Die Illustrationen von Anika Voigt ergänzen den guten Eindruck der Geschichte: sie sind klar, schnörkellos und insgesamt ruhig. Die Farben leuchten und nehmen Betachter:innen noch intensiver mit in die jeweilige Stimmung hinein.

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Leseempfehlung:
Neben allen Eltern von Kindern bis etwa 10 Jahren kann ich dieses Buch zum Vorlesen auch wärmstens allen Grundschullehrkräften ans Herz legen. Es ist witzig, ohne albern zu werden und zeigt, dass vermeintlich Schwache sich durchsetzen können. Es ist abenteuerlich und überraschend und hat natürlich ein Happy End. Zudem bietet sich durch den in den Buchdeckelinnenseiten Zooplan ein toller Schreibanlass: Welche Abenteuer erleben unsere drei Cabybara wohl noch?

Da Wasserschweine online ziemlich gehyped werden, kann man auch gut über diese Tiere recherechieren (oder ihnen einfach mal fünf Minuten beim Baden am Starnd zusehen). Vielleicht steht ja auch ein Zoobesuch an, bei dem man die im Buch vorkommenden Tiere ansehen kann?

Vielen Dank an dtv für das Rezensionsexemplar! Wir werden das bestimmt bald nochmal lesen.

Beste Grüße,
Katha