Blogparade: Lehrkräfte, die mich beeindruckt haben

Eine neue Runde der Blogparade u.a. von Herrn Mess ausgerufen*, läuft und ich mag mich kurz vor Schluss noch mit ein paar Erinnerungen einbringen. Das Thema wurde sehr retrospektiv gewählt: ein Blick in die eigene Schulzeit und auf die Lehrer:innen, die mich nachhaltig beeindruckt haben – positiv wie negativ.

Mir gingen bei diesem Thema direkt zwei Personen durch den Kopf: meine Grundschulklassenlehrerin Frau P und mein Mittel- und Oberstufenenglischlehrer Herr M, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass ihr mich überhaupt lesen könnt.

Allerdings möchte ich, bevor ich etwas mehr zu diesen beiden schreibe, nicht vergessen, dass es auch andere durchaus prägende Lehrkräfte in meiner schulischen Karriere gab: Da war Herr M, mein Klassenlehrer in der 5-7. Ich weiß nicht mehr viel von ihm außer, dass er unheimlich nett war und genau der Mensch, den man nach einem Schulwechsel braucht. Dann der folgende Klassenlehrer (8-10) Herr F, der sehr penibel mit mathematischen Ausdrücken, Schreibweisen und Zeichen war. Was hab ich ihm in der Uni gedankt, dass ich (anders als viele Kommiliton:innen) zügig und korrekt notieren konnte! Dann gab es eine tolle Referendarin in Bio, die uns in PA die Aufgabe gab, das Wolfsrudel im Tierpark der Nachbarstadt zu beobachten und ein Soziogramm zu erstellen – was kamen wir uns groß und wichtig vor! Und Herr H, der mich zum kleinen Latinum unterstützt hat. Herr W, dem ich bei Schnee und Eis mal das Kleingeld für den Bus zur Schule geliehen habe, weil der Fahrer morgend um sieben völlig überraschend keinen Fuffi wechseln konnte. Herr T, der mit Schüler:innen erst ab der Oberstufe etwas anfangen konnte, dann aber echt gut war und lustige Anekdoten darüber erzählte, dass seine Frau im ungarischen Heer einen höheren Dienstrag erreicht habe als er beim Bund. Ein anderer Herr T, der in der fünften Stunde beim Glockengeläut der Kirche nebenan mitsang. Aber auch Menschen wie Herr K, der mich irgendwie immer mindestens eine Note schlechter beurteilt hat als die anderen und wegen dessen Bewertung im Z-Kurs Geschichte ich fast kein Abi hätte machen dürfen. Oder der Sportlehrer, der beim Volleyball mitspielte und einem Jungen den Ball beim Aufschlag fies von hinten an den Kopf donnerte, weil dieser ihn vorher aus Versehen getroffen hatte. Negativbeispiele bleiben ja nicht aus…

Nun aber meine kleine Würdigung zuerst an Frau P: Durch glückliche Umstände hatte ich sie die ganze GS-zeit über als Klassenlehrerin. Als ich (vermeintlich – dann aber doch nur für ein Halbjahr) wegzog, bekam ich von ihr ein Michel-Buch zum Abschied, dass heute noch in meinem Regal steht, eingeschlagen in das Geschenkpapier von damals. Sie hat es geschafft, dass in Zeiten privater Umbrüche und Wirrungen die Schule, die Klasse mein „safe space“ war. Sie hat gesehen, was ich gut kann und auch, was nicht – das zeigen mir heute noch die Zeugnistexte. Sie hat einmal die Fotos des Schulfotografen für mich bezahlt, damit ich sie zumindest ein Mal behalten konnte. Und als ich mal für ein paar Wochen aus der Stadt zu unserer Dorfschule pendeln musste, hat sie mich kurzerhand morgens mitgenommen, wenn es zu früh für einen Bus war.
Einmal habe ich Frau P noch wiedergetroffen, als ich bereits im Ref war und wir die gleiche Fortbildung besuchten. Da war die Freude auf beiden Seiten groß! Danke, Frau P! Ich hoffe, Sie genießen noch ganz lange Ihren Ruhestand!

Herr M müsste diesen inzwischen auch erreicht haben, denke ich. Ihn lernte ich in der zehnten Klasse kennen im Diffkurs Englisch/Geschichte. Schnörkellos, mit einem trockenen Humor, aber nie fies und immer alle im Blick – so habe ich ihn erlebt. Vor Ferien schauten wir immer ein paar Folgen „KYTV“, dazwischen wurde ordentlich geackert – auch später im Englisch-LK, den ich zum Glück bei ihm bekam. Unvergessen die Stunde, als ich nach krankheitsbedingter Abwesenheit als einzige noch meine Klausur zurückbekommen sollte und er mich begrüßte mit den Worten „Sie haben 3500 Wörter geschrieben!“ Auf meinen wohl etwas verwirrten Blick hin ergänzte er: „Die nächstlängste Klausur ist 2500 Wörter lang. Machen Sie das nie wieder!“ und drückte mir meine Eins in die Hand.
Auch Herr M hat es geschafft mir zu vermitteln, dass ich gewisse Talente habe und dass das, was privat/familiär schwierig ist, mich nicht definiert. Er hat sich z. B. dafür eingesetzt, dass der Förderverein aktiv wurde und ich mit zu freiwilligen englischen Theateraufführungen gehen konnte, was mir sonst nicht möglich gewesen wäre. Sein Satz „Sie können auch mehr als nur Abi“ war extrem ermutigend für mich, die als erste und einzige in der Familie diesen weg inkl. Studium gegangen ist. Gern würde ich ihm das auch mal persönlich schreiben, aber leider zog er kurz nach meinem Abi weg und bislang konnte ich ihn nicht ausfindig machen.
Danke auch Ihnen, Herr M, für Ihre Unterstützung! Sie sind ein Guter!

Schaue ich jetzt oben durch meinen Text, finde ich verschiedenste Eigenschaften prägender Lehrkäfte: nett, unterstützend, humorvoll, penibel, zutrauend, ermutigend, offen … – sie alle eint aber vor allem mein Gefühl als Schülerin, bei diesen Lehrer:innen eine relevante Person gewesen zu sein, gesehen zu werden und nicht auf (stigmatisierende) Merkmale reduziert zu werden. Etwas, das in meinem etwas unkonventionellen Aufwachsen wirklich wichtig war und Schule für mich immer den stabilen Faktor in meinem Leben sein ließ.

Ich danke dafür!

Katha

* Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Blogger:innen hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, alle Beiträge zum aktuellen Thema werden unter dem Beitrag gesammelt. Dies ist der vierte Teil der Blogparade.

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