Digitale Doppelstunde: „Buch-Werbung“

Mit einer Kollegin aus Klasse 4 geht es in die nächste Digitale Doppelstunde. Da die Kinder diese Woche ihre Lektürearbeit am selbst gewählten Buch abschließen, habe ich mir überlegt, dass wir eine kurze digitale Buchvorstellung im Werbestil herstellen und eine Sammlung davon der ganzen Klasse zugänglich machen.

Mein Beispielvideo zu „Michel aus Lönneberga“

Das Ziel:
Als Erweiterung des bisher rein analogen und recht textlastigen Arbeitsprozesses der „Leserolle“ nutzen wir ein auditives Medium in Form der Sprachaufnahme. Die Nutzung der App Chatterpix Kids kombiniert hierbei ein Bild des Buchtitels mit der Sprachaufnahme so, dass das Buch „selbst spricht“.
Neben der Förderung fachlicher Kompetenzen wie „zusammenfassen“ oder „angemessen sprechen“ werden in diesem Vorhaben Medienkompetenzen aus den Bereichen Bedienen und Anwenden sowie Produzieren und Präsentieren erweitert.
Nach hinten raus ergibt sich hoffentlich eine erhöhte Lesemotivation durch die Buchvorstellungen bzw. -empfehlungen der anderen Kinder.

Die Vorbereitung:
Die App Chatterpix Kids (ehem. ChatterKid) muss auf den Schülergeräten installiert sein. Achtung: Bei erstmaliger Nutzung muss man den Kamera- und Mikrofonzugriff genehmigen; ggf. muss das über die Einstellungen des Geräts nachgeholt werden.
Auf fachlicher Ebene sollte das Buch, das vorgestellt werden soll, gelesen und verstanden sein. Es schadet nicht, wenn die Kinder im Rahmen eines Lesetagebuchs oder (wie bei uns) einer Leserolle auch schon einen Steckbrief oder eine Zusammenfassung geschrieben haben.
Es ist hilfreich, wenn die Kinder Kopfhörer haben, damit es insgesamt geräuschärmer während des Vorhabens ist.

Die Durchführung:
Mit dem Ziel, dass wir „eure Bücher heute sprechen lassen“, startete ich die Doppelstunde. Dazu zeigte ich mein Beispiel mit dem Michel-Buch (s.o.), was die Kinder sehr erheiterte und motivierte. Die Nutzung der App Chatterpix Kids habe ich an einem Beispiel demonstriert und dabei erstaunlich aufmerksame Zuhörer:innen genossen. Wenige Rückfragen kamen auf, so dass die Kinder bald in die Arbeitsphase starten konnten. Partnerarbeit war aus zwei Gründen das Mittel der Wahl: einerseits kamen wir so mit einerm Tabletkoffer aus und mussten keinen weiteren organisieren und andererseits konnten die Kinder sich so technisch und sprachlich/inhaltlich unterstützen.

Die Zweierteams verteilten sich also in umliegende Räume und Flure und begannen recht zügig mit dem Aufnehmen der Bilder und der Stimme. Viele nutzten die von mir gegebene Entlastung, dass der erste Versuch nicht optimal sein muss und nutzten mehrere Anläufe bis zur Zufriedenheit. Jedes Ergebnis wird am Ende des Vorgangs als Video auf dem Tablet gespeichert. Hinweis: ich hatte betont, dass Augen als Deko ok sind und auch ein passender Rahmen, dass aber keine Filter oder sonstige Sticker verwendet werden. Ich hätte da (nach den Erlebnissen mit meinen Kindern und dieser App) sonst Befürchtungen…

Der letzte Schritt war dann noch das Hochladen auf der vorbereiteten TaskCards-Pinwand, für die ich dieses Mal das Format Tafel genutzt hatte. Der QR-Code dorthin war über den Beamer zu sehen. Den zuerst fertigen Kindern habe ich dann das Hinzufügen einer Karte und Hochladen des Videos gezeigt – alle später dazukommenden Kinder ließen es sich dann von diesen zeigen. [Win-Win…] Nun konnte jede:r sich die Ergebnisse anhören und würdigen. Vielleicht ist dieses Ergebnis eine Anregung dazu, auch mal eines der anderen Bücher zu lesen.

Differenzierung:
a) quantitativ – hier nicht wirklich gegeben.
b) natürlich – absolut, da die Kinder ihre Aufnahme eben auf ihrem eigenen sprachlichen Niveau machten (Wortschatz, Satzbau, Komplexität).
c) Die Partnerarbeit wirkte sehr entlastend, da aufkommende Schwierigkeiten immer gemeinsame Schwierigkeiten waren und im ersten Schritt schonmal zwei Personen eine Lösung suchen konnten.
d) Schnelle Schüler:innen halfen in solchen Teams, wo es länger dauerte und unterstützten später beim Hochladen der Ergebnisse.

Fazit:
Sowohl meine Kollegin als auch die Klasse empfanden die Doppelstunde als sehr motivierend einerseits und dennoch fachlich als herausfordernd. Genau so sollte es meiner Meinung nach immer sein: das Digitale ergänzt das Bewährte und Analoge da, wo es sinnvoll und zielführend ist.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Nachmachen, Remixen und Teilen!
Katha

Rezension: „Digital lesen“

Titel: Digital lesen. Was sonst?
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht (hier klicken)
Autor: Andreas Gold
ISBN: 978-3-525-70334-2

Zum Inhalt:
Andreas Gold ist Seniorprofessor am Institut für Psychologie der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und beschäftigt sich mit Leseforschung, Lernen und Gedächtnis sowie die Lehr-Lern-Forschung. Für „Digital lesen“ hat er verschiedene Studien analysiert, die weltweit in den letzten Jahren rund um das analoge und digitale Lesen veröffentlicht wurden. Er beschreibt darauf basierend positive wie negative Aspekte des Lesens auf Bildschirmen gegenüber dem Lesen auf Papier für die Altersstufen Kleinkinder, Kindergarten, Schulzeit und Erwachsene. Deutlich wird immer wieder, dass ein solcher Vergleich porblematisch ist und oft keine eindeutigen Ergebnisse aus Studien gezogen werden können, da die Möglichkeiten des digitalen Lesens so weit über Printmedien hinausgehen. Deswegen werden in vielen Studien Bildschirmtexte gelesen, die eigentlich nur ein digitalisiertes Abbild eines analogen Textes sind…
Durch alle Kapitel hinweg kommen sowohl optimistische als auch kritische Stimmen zu Wort. Aus der deutschsprachigen Lesedidaktik sind u. a. Renate Valtin und Cornelia Rosebrock vertreten.
Ich gehe wohl nicht zu weit, wenn ich als Fazit verrate, dass analoges und digitales Lesen nebeneinander bestehen sollten und die Schülerinnen und Schüler Strategien für beides erlernen müssen, wobei vor allem das Lesen von Hypertexten besonders angeleitet und geübt werden muss.

Meine Meinung:
Als Seminarausbilderin ist es mein Job, immer auf dem aktuellen Stand der Forschung zu sein, was mir vor allem im Fach Deutsch sehr am Herzen liegt. Da dieses Buch zwei meiner Steckenpferde vereint (Lesen und Digitalität), habe ich mich sehr über dieses Rezensionsangebot gefreut. Beim Lesen fand ich viele meiner Erfahrungen, Beobachtungen und Meinungen bestätigt und gehe mit dem guten Gefühl aus dem Buch, maches richtig zu machen und zu lehren. Mir gefiel die vielseitige Betrachtung des Themas und ich hinterfrage sicher Manches jetzt noch einmal anders. Hilfreich für den Lesefluss war der konsequente Einsatz von Fußnoten statt Anmerkungen – und ja, ich lese Fachliteratur lieber als Buch, markiere und annotiere viel darin.

Leseempfehlung:
Allen, die den üblichen antidigitalen Nörglern mal wieder ein paar Fakten entgegnen möchten, sei dieses Buch absolut empfohlen. Allen, die wie ich mit angehenden Deutschlehrkräften arbeiten, natürlich ebenso. 🙂

Vielen Dank an den Verlag für das druckfrische Rezensionsexemplar!

Viele Grüße,
Katha