Distanzunterricht: Erklärfilme

Ein Problem des Lernens auf Distanz ist die fehlende Möglichkeit, direkt nachzufragen, wenn man etwas nicht versteht. Wer die durchschnittliche Nachfragequote eine durchschnittlichen Unterrichtsstunde kennt, weiß, was ich meine…

Um meine Deutschklasse mit ihren Aufgaben nicht allein zu lassen, möchte ich sie deshalb mit kleinen Erklärvideos unterstützen. Der Vorteil daran ist, dass man sie sich auch mehrfach anschauen und ggf. unterbrechen kann.

Hier kommen deshalb heute ein paar Anregungen rund um den Einsatz bzw. die Produktion von Erklärfilmen.

1. Nutzen, was das Lehrwerk bietet
Besonders gut hat man es, wenn es zum eigenen Lehrwerk Erklärfilme gibt, da diese dann ja ziemlich gut auf die Aufgaben im Buch oder AH zugeschnitten sind. Cornelsen zum Beispiel bietet in der Buchtaucher-App solche kurzen Filme an – allerdings erst zu wenigen Lehrwerken. Zu unserem aktuellen Lehrwerk gibt es zwar auch solche Filme, aber: ich kann sie aus meinen digitalen Lehrermaterialien nicht exportieren und den Kindern via Padlet bzw. über ein LMS wie mebis, Moodle, IServ etc. zur Verfügung stellen. Jedes Kind müsste selbst einen Klett-Zugang haben, um die Filme sehen zu können. Das wäre dann ein weiterer Zugang, den es zu organisieren gilt und ist für mich deshalb leider raus.

2. Suchen, was es schon gibt
Youtube, Sofatutor und andere Plattformen bieten einen immensen Fundus an Erklärfilmen. Hier ist es wichtig, wie bei jedem anderen Material auch, auf die Passung zum eigenen unterricht zu achten. Immer wieder wird mit Begrifflichkeiten agiert, die man selbst so nicht eingeführt hat, was zu Verständnisproblemen führen kann. Wer zum Beispiel Vokal und Konsonant nutzt, irritiert die Kinder mit einem Film über Selbst– und Mitlaute evtl. mehr, als dass er sie unterstützt.

Deshalb landen viele Kolleg*innen momentan bei
3. selber machen!

3a. Film mit der Kamera-App des Tablets aufzeichnen
Das Tablet wird möglichst auf einem Stativ befestigt (alternativ: Stuhlkante, aufgeklappter Ordner, Tischkante …), so dass der Filmbereich gut im Bild und ausreichend beleuchtet ist. Dann kann entweder die Lehrkraft selbst gefilmt werden bei einer Erklärung an der Tafel z.B., oder man nimmt nur die Hände und einen Schreibbereich auf. Auch die Legetechnik kann für eine Erklärung gut zum Einsatz kommen, bei der mit Zettelchen und Bildern hantiert wird. Bei fobizz gibt es dazu eine spannende Fortbildung. Die professionell aussehende Fortsetzung davon ist die Nutzung der Anwendung MySimpleShow.
Ich teile hier mal todesmutig ein einfaches Erklärvideo zu den Verbformen / Thema Wortstamm für meine 3er mit euch. Ihr seht, dass es in einem Zug aufgenommen wurde und ohne große Technik – der Schatten des Stativs ist immer im Bild… 🙈 YouTube-Link zum Video

3b. Video aus der App BookCreator exportieren
Wer die App BookCreator nutzt, kann darin zeichnen, tippen, Bilder einfügen und eben auch Texte einsprechen. Das Gesamtwerk kann dann am Ende als Video exportiert werden.

3c. Video aus Powerpoint exportieren
In Powerpoint kann man manchmal durch die Animation von Textfeldern oder Grafiken Erklärungen gut nachvollziehbar machen. Wer das dann aber nicht live in einer Videokonferenz vorstellen kann, kann seinen Sprechtext auch in Powerpoint aufzeichnen und dann das Gesamtprodukt als Video exportieren. Nina Toller hat eine einfache Erklärung dazu aufgezeichnet.

3d. Screencasts aufzeichnen
Sowohl am PC als auch am Tablet gibt es die Möglichkeit, alles das aufzuzeichnen, was man gerade an dem Gerät tut. Dies nutze ich gern für Erklärungen von digitalen Handlungswegen wie der Nutzung unseres LMS. Hierbei erkläre ich sprechend, was ich gerade tue und sowohl Ton als auch Bild werden aufgezeichnet. Oft kann man auch einstellen, dass der Mauszeiger hervorgehoben wird, um das Anklicken sichtbar zu machen.
Am iPad geht das mit dem Bordmittel der Bildschirmaufnahme, das sich oben rechts im Kontrollzentrum befindet (Apple Support dazu). Für den PC gibt es eine Reihe an Programmen mit unterschiedlichem Funktionsumfang. Für meinen Anspruch reicht bislang oCam.

4. Und dann?
Egal, wie man sein Video erstellt hat – es stellt sich am Ende immer die Frage, wie es zu den Lernenden kommt. Wer ein LMS nutzt, kann die Datei dort meist einfach hochladen. Evtl. muss sie zuvor verkleinert werden (ich nutze dazu Handbrake).
Padletnutzer kämpfen oft mit der Dateigröße. Deshalb nutze ich inzwischen Youtube (Yeah, ich bin Youtuberin!) Ich habe mir dort einen Kanal eingerichtet und lade dort meine Videos hoch. Wenn ich sie dann in den privaten Modus stelle, sind sie nicht über die YT-Suchfunktion zu finden sondern nur über den direkten Link erreichbar. Diesen kann ich dann über Padlet, im LMS oder per Mail anbieten. Und Youtube-Videos schauen klappt so ziemlich überall.

Nu, das war viel heute. Vielleicht habt ihr noch einen Tipp, den ich unbedingt ergänzen sollte? Dann bitte immer her damit als Kommentar oder per Mail!

Winterliche Grüße
Katha

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App-Tipp für iPads: Miximal

2018-11-18 19.55.59Solltest du an einer Schule arbeiten, an der es iPads gibt, kannst du diese App in der ersten Klasse vielleicht nutzen: „Miximal“ von YATATOY

Ursprünglich für den Möppel heruntergeladen, fiel mir in einem UB vor Kurzem auf, dass die App sich gut in den Deutschunterricht integrieren ließe. Wenn die Kinder verschiedene Silben kombinieren oder Fantasietiere aus Tiernamensilben zusammen setzen, können sie das digital mit dieser App tun.

Wie man sieht, sieht der Spieler zuerst ein dreigeteiltes Bild, das sich aus drei verschiedenen Tieren zusammen setzt. Jedes Körpersegment kann beliebig nach rechts oder links geschoben werden. Drückt man das Play-Zeichen, werden die Silben eingeblendet.
Nur, wenn man alle Teile des gleichen Tiers vereint, beginnt eine kurze Animation mit einer typischen Handlung des Tiers (ist hier schwer zu zeigen, aber ihr könnt es vielleicht erahnen, dass der Pelikan abtaucht):

Pluspunkte: das „wutschen und wedeln“ ist natürlich sehr motivierend und meinen Testobjekten hat das Erlesen der verrückten Tiernamen seeeeehr viel Freude bereitet. Die Lesemotivation steigt und es muss wirklich silbenweise gelesen werden, ohne dass man raten kann.
Der Wortschatz kann erweitert werden. Ist ein Tierbild unklar, sucht man sich mit Hilfe des farbigen Hintergrundes bzw. der Animation das Tier korrekt zusammen und kann seinen Namen erlesen.
Neben Deutsch kann ich auch englisch, spanisch, französisch und italienisch einstellen, wenn daran Bedarf ist.

Minuspunkte: die Silben sind alle in Großbuchstaben abgebildet. Daraus müsste man also einen Gesprächsanlass machen, dass man Namen groß schreibt, wenn verschriftlicht werden soll…
Und: Leider gibt es einmal in der letzten Zeile einen Zweisilber (s.u.). Wer also explizit auf die Silben eingeht, muss auch hier mal drüber sprechen. Ich vermute, dass das auf den englischsprachigen Ursprung der App zurück zu führen ist.

Wer übrigens kein iPad hat, kann auch das gute alte Buch „Kro-gu-fant“ von Sara Ball heranziehen – das funktioniert genau so, nur eben analog.

Beste Grüße,
Katha