Gedichte, Grammatik und Gruppenarbeit mit Tablets (die Zweite)

Heute möchte ich, wie angekündigt, eine weitere Idee zum Generativen Schreiben mit euch teilen. Die Hintergründe könnt ihr, sofern noch nicht geschehen, hier nachlesen.
Besonders spannend für mich war es, dass mich vier meiner LAA als Hospitant*innen begleiteten. Falls Sie dies lesen: Toll, dass Sie dabei waren! Die Kinder waren am Folgetag ganz traurig, dass ich allein kam.

So vorbereitet, aber leer, war meine Pinwand zu Beginn. Weiter unten sieht man Ergebnisse der Kinder.

Anmerkung zur Zeit: Dieses kleine Vorhaben war für eine Stunde angedacht, hat aber zwei benötigt – also am besten gleich eine Doppelstunde ansetzen.

Einstieg
Zuerst wurde das Gedicht „Komm, wir kehren die Straße“ vorgestellt und inhaltlich geklärt. Begriffe wie kehren und Pfennig benötigten eine Übersetzung in modernes Deutsch. Dann stellte ich den Auftrag vor, dass wir heute selbst auf die Suche gehen wollen und quasi die Straße mit Hilfe von Fotos „kehren“ werden (was doch etwas abstrakt für die Drittklässler war). In Dreiergruppen sollten die Kinder auf dem Schulgelände auf Fotosafari gehen und mit der Tablet-Kamera Dinge ablichten, die auf dem Boden liegen. Außerdem sollen danach diese Dinge ins Gedicht eingebaut werden. Nach Klärung aller Fragen und Gruppenaufteilung ging es dann für zehn Minuten los nach draußen.

Arbeitsphase
Zurück im Klassenraum, bekamen die Kinder von mir einen Zettel mit einem QR-Code (s. 2. Foto) und gelangten so zu ihrer Spalte in der vorbereiteten TaskCards-Pinwand (s.o.). Die Pinwand hatte ich so vorbereitet, dass ich alle Gruppen nebeneinander sehen kann, die Kinder aber während der Arbeitszeit nur ihre eigene Spalte sehen. So ist die Übersichtlichkeit höher und jede Gruppe konnte wirklich ohne Ablenkung für sich arbeiten.

Nun galt es, die Fotos hochzuladen und das Gedicht als Gruppe zu vervollständigen. Diese beiden Teilaufgaben demonstrierte ich kurz von meinem Tablet aus via Beamer und unterstützte ggf. einzelne Gruppen, wenn etwas nicht klapptt. Zum Glück ist TaskCards aber so intuitiv nutzbar, dass es wenige Probleme gab. Die Reihenfolge beim Arbeiten war mir gleich – die Kinder haben größtenteils immer ein Foto hinzugefügt und dann die entsprechende Zeile im Gedicht geschrieben.

Abschluss
Für ein paar Minuten trafen wir uns am Ende nochmal im Plenum und schauten uns die vollständige Pinwand mit allen Gedichten und Fotos an*, auch wenn noch nicht alle ganz fertig waren. Ursprünglich hatte ich folgenden Plan: Wir überlegen, an welchen Stellen die Gedichte noch etwas verfeinert werden könnten, z. B. durch das Einfügen eines beschreibenden Adjektivs. Dazu sind wir nicht mehr so ganz gekommen und haben deshalb nur beispielhaft zwei Textzeilen besprochen und Vorschläge gesammelt („das grüne Blatt“ / „das zerknitterte Blatt“ / „das verwelkte Blatt„). Dies konnte ich dann aber am nächsten Tag nochmal aufgreifen und vor der Arbeitsphase kurz von den Kindern wiederholen lassen.
Erst am Ende dieser noch drangehängten zweiten Stunde konnten wir dann fast alle Gedichte fertig lesen. Zwei Gruppen stellten vor, bekamen ihren wohlverdienten Applaus und eine Würdigung ihrer gelungenen Umschreibungen. Das Highlight war „eine getarnte Spinne„, die so gut getarnt war, dass man sie auf dem Foto kaum sah 🙂

Fazit
Wenn ich Bedienkompetenzen an Medien schulen will, wähle ich dafür i. d. R. Inhalte aus, die zwar fachlich zu rechtfertigen sind (hier: Akkusativ), aber nicht so sehr im Mittelpunkt stehen. Dennoch haben wir begleitenden Lehrkräfte in allen Gruppen Gespräche über die Artikel geführt und die Kinder selbst erhören lassen, dass „Ich finde ein Ohrring“ so nicht stimmt. Auch über Großschreibung und Rechtschreibung überhaupt haben wir an vielen Stellen heute aktiv nachgedacht. Die Klassenlehrerin kann also guten Gewissens zwei Deutschstunden ins Klassenbuch schreiben und dennoch haben die Kinder bei den überfachlichen Kompetenzen wie Zusammenarbeit und im Bereich Medienkompetenz eine Menge gelernt. So soll es sein!

Gruß
Katha

* Ich habe mich entschieden, über mein Tablet & den Beamer die volle Ansicht mit den sechs Spalten zu zeigen, damit wir ein gemeinsames optisches Ziel haben. Ich hätte auch fix die Berechtigungen der Gruppen auf kompletten Lesezugriff stellen können – dann hätte jede Gruppe alles gesehen und nicht mehr schreiben können, aber eben auf verschiedenen Geräten.

Gedichte, Grammatik und Gruppenarbeit mit Tablets (die Erste)

Heute möchte ich eine Idee mit euch teilen, die sich recht flott umsetzen lässt: das generative Schreiben von Gedichten, angelehnt an das Demek-Konzept. [Demek: „DEutsch in MEhrsprachigen Klassen“ – Anregungen nicht nur dür den DAZ-Unterricht, zusammengestellt an der Uni Köln]
Mit einer dritten und einer vierten Klasse habe ich je eine Stunde gearbeitet und dabei die technische Unterstützung einer Taskcards-Pinwand genutzt, die die Kinder mit Tablets öffnen.

Der Grundgedanke des Generativen Schreibens nach Gerlind Belke ist, dass Kinder durch das Spielen mit Sprache, das Imitieren von Satz- oder Textstrukturen implizit grammatische Bildungsregeln lernen. In diesem Blogeintrag habe ich dazu schonmal geschrieben. In meinen beiden Stunden habe ich einmal das Gedicht „Der Frosch ist krank“ aus dem Demek-Material genutzt und einmal das Gedicht „Komm, wir kehren die Straße“ von Ursula Wölfel. Beim ersten Gedicht wird das Tier ausgetauscht und somit der Genus des Textes verändert, außerdem wird ein neues Verb für das Tiergeräusch oder eine andere Tätigkeit benötigt. Der zweite Text übt das Bilden des Akkusatives implizit, wobei die Kinder selbst wählen, ob sie die Gegenstände mit oder ohne Adjektiv nutzen.
Heute stelle ich die Stunde zum Frosch vor, die nächste folgt in etwa zwei Wochen.

Quelle: Demek-Material (s.o.)

Einstieg
Zuerst habe ich den Viertklässlern das Gedicht „Der Frosch ist krank“ vorgestellt (Bild von meinem Tablet an die Wand gebeamert) und inhaltlich geklärt. Die Ofenbank mussten wir gemeinsam verstehen lernen und haben dann noch darüber gesprochen, wie man sich bei krnakheit fühlt und warum eine Ofenbank dann ein glorreicher Ort „to be“ ist.
Dann stellte ich den Auftrag vor, dass wir heute selbst Gedichte verfassen werden mit anderen Lebewesen darin. Beispielhaft haben wir mündlich „das Pferd ist krank“ und „der Hund ist krank“ durchgespielt und kurz darüber gesprochen, an welchen Stellen sich jede Zeile verändert und warum (Frosch/Hund) evtl. auch nicht. Ich stellte den Kindern die TaskCards-Pinwand vor und sie erklärten, wie man mit dem QR-Code dorthin kommt – das kennen sie schon. Ich zeigte die vorbereitete Pinwand ebenfalls via Projektion. Dann bekamen die Kinder den AA, in ausgezählten Dreiergruppen mindestens ein neues Gedicht zu schreiben. Kurz zeigte ich noch die Möglichkeit, in TC einen Zettel zu duplizieren, falls mehrere Gedichte verfasst würden. Jede Gruppe bekam nun ein Tablet und einen Zettel mit einem QR-Code und gelangen so zu ihrer Spalte in der vorbereiteten TaskCards-Pinwand* (s.u.).

Arbeitsphase
Zügig fingen die Gruppen mit dem Schreiben an und machten dabei keine sprachlichen Fehler. Hier griff die „Differenzierungsmaßnahme“ Kleingruppenarbeit gut, denn es gab schon Fragen wie „das Pferd oder die Pferd?“. Alle Gruppen haben auch ein zweites Gedicht zumindest begonnen – den Ertrag von gut zehn Minuten Arbeitszeit seht ihr unten.

Als ich alle Gruppen wieder zusammengetrommelt und ihre Aufmerksamkeit bei mir hatte, machte ich das Angebot, Bilder der Tiere hinzuzufügen, das auf große Begeisterung stieß. Hier kommt nun also der mediendidaktische Schwerpunkt** der Stunde zum Tragen: es galt, rechtlich auch wirklich nutzbare Fotos zu finden! Viele Viertklässler kennen die Google-Bildersuche und sind geübte „Screenshotter“. Meine Info, dass das meist verboten sei, war ihnen unangenehm – aber ich bot ja eine Lösung an.
Gemeinsam öffneten wir im Browser am Tablet einen neuen Tab und surften zu pixabay.com. Hier bedurfte es keiner weiteren Erklärung außer dem Hinweis, dass die erste Reihe Bilder kostenpflichtig ist. Alle durften nun ein Bild auswählen und öffnen. Schritt für Schritt speicherten wir nun die Bilder mit meiner Anleitung über den Beamer. Das Navigieren zurück zum Tab mit der TC war dann auch nochmal spannend, das Einfügen des Bildes hingegen ein Klacks.

Screenshot der Pinwand mit den Ergebnissen der Kinder Alle Bilder darin, auch der Hintergrund, stammen von Pixabay und müssen nicht gesondert belegt werden.

Abschluss
Für ein paar Minuten schauten uns die vollständige Pinwand mit allen Gedichten und Fotos an, auch wenn noch nicht alle ganz fertig sind. Die Begeisterung der Kinder war groß, die restliche Zeit hingegen nicht. Eine Würdigung der erarbeiteten Inhalte oder Reflexion der Bilder-Arbeit schafften wir nicht mehr. Die Frage der Kinder, ob wir denn noch weitermachen könnten, habe ich dann bejahen können. Also geht es nächste Woche nochmal weiter: Gedichte kontrollieren oder schreiben, Bilder suchen und einfügen. Dann aber mit Reflexionszeit und einem dicken Lob für die Kinder.

Für heute ende ich hier und liefere die ähnlich aufgebaute Stunde zum Straßenkehrer demnächst nach.
Katha

* Endlich habe ich mal wieder Gelegenheit, auf diese Funktion der verschiedenen Berechtigungen zurückzugreifen und euch hinzuweisen: ich habe 6 Berechtigungen angelegt und jeder Gruppe für ihre Spalte Schreibrecht zugewiesen und die anderen Spalten gesperrt. So kann jede Gruppe sich auf ihre Arbeit konzentrieren, ohne von aufploppenden Ergebnissen der andern abgelenkt zu werden. Am Ende des Arbeitsprozesses kann ich schnell die Berechtigungen auf komplettes Leserecht stellen, so dass alle alles sehen und nichts mehr ändern können. So in etwa kann das aussehen:

** Wenn ich Medienarbeit vertiefe, so wie hier die Bildersuche, dann setze ich den Anspruch meines Fachinhalts eher niedrig an. So arbeiten wir zwar schon fachlich und auch nicht umsonst, haben aber mehr kognitive Kapazitäten frei für das, was wirklich neu und dementsprechend anspruchsvoll ist.