*Achtung: persönlich*
Kurz vor Feierabend ging mir eben durch den Kopf, warum ich mich am Weltlehrertag oft so aufrege (s. mein kleiner Rant vor einigen Jahren) und ich viele Meldungen in den Medien als äußerst heuchlerisch empfinde. Dann las ich auf Twitter eben den kurzen Dank eines Kollegen an seine Lehrer*innen von früher und hielt kurz inne.
Deshalb hier und jetzt ein kleines Danke an …
… meine Grundschulklassenlehrerin Frau P., die mich in den ersten vier Schuljahren begleitet und sich weit über das normale Maß hinweg für mich eingesetzt hat. Schwierige Familienverhältnisse waren weniger schwierig, weil sie da war und mir täglich das Gefühl gegeben hat, dass alles in Ordnung ist und ich ihr wichtig bin. Bis heute habe ich das Michel-aus-Lönneberga-Buch mit ihrer Widmung, dass ich beim Abschied aus der Klasse von ihr bekam (als niemand wusste, dass ich ein paar Monate später wieder da sein würde). Als gar nichts mehr ging, hat sie mich sogar eine Weile lang morgens mit dem Auto mitgenommen, damit ich zur Schule kam und als ich die einzige war, die das Foto vom Fotografen nicht kaufen konnte, hat sie das für mich getan.
Irgendwann habe ich sie mal auf einer Fortbildung getroffen – das war lustig!
… meine beiden ersten Klassenlehrer (Herrn M. und Herrn F.) am Gymnasium, weil sie strukturiert und sachlich waren und nie weggesehen haben. Dass ich im Mathestudium selbstverständlich mit Operatoren umgehen konnte, die einige Kommiliton*innen vor große Rätsel stellten, habe ich ihnen zu verdanken.
… meinen langjährigen Englischlehrer Herrn M., weil er einfach der beste war. Anspruchsvoll, aber auch mit einer großen Prise Humor gesegnet, engagiert und motivierend. Selbst als ich mal 5000 Wörter in der Klausur schrieb, in der die anderen max. 3000 hatten, kommentierte er das unheimlich nett („Machen Sie sowas nie wieder!“ waren seine Worte…). Er förderte und forderte mich heraus, bestärkte mich und hat vielleicht mehr Potenzial in mir gesehen, als ich das damals konnte. Leider war er schon während meiner Studienzeit weiter weg gezogen und ich konnte mich bei ihm bislang nicht persönlich bedanken.
… zwei weitere Lehrerinnen, die mich nachhaltig geprägt haben am Gym: Frau L., die die Naturwissenschaften lebte und mir/uns eine absolute Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit beim Experimentieren einimpfte, dass ich noch heute kein Versuchsprotokoll für meinen Unterricht vorbereiten kann, ohne an sie zu denken. Und Frau P., bei der ich es in Pädagogik zu einem Klausurheft voller Einsen gebracht habe und die sich auch von meinen durchs komische Aufwachsen bedingten pädagogischen Fachfragen nicht auf dem falschen Fuß erwischen ließ.
Ich war als Kind und als Jugendliche oft ein bisschen anders als die anderen, habe anders gelebt und mir andere Gedanken gemacht als die meisten Mitschüler*innen. Aber da waren ein paar tolle Erwachsene an meiner (schulischen) Seite, derentwegen ich immer meinen Weg gehen konnte, als erste meiner Familie Abitur und ein Studium geschafft habe und nun nicht nur Lehrerin, sondern auch Fachleiterin, Referentin und Autorin sein kann.
Danke Ihnen allen!
*Persönliches off*
Katha
So toll. So etwas sollten wir alle viel öfter sagen, schreiben oder zumindest denken. Danke.
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Wow, Das hast du wirklich toll geschrieben, und du hast recht. Man vergisst so oft, dass man manchmal auch auf der anderen Seite steht. Die eigenen Lehrer, die uns ziemlich geprägt haben, die Lehrer unserer Kinder,…
Danke für diesen sehr persönlichen und emotionalen Einblick und diesen kleinen Anstupser 😉
Liebe Grüße
Saddie
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