Rezension: „Das Krawallkehlchen“

Titel: „Das Krawallkehlchen“
Verlag: Fischer Sauerländer (hier klicken)
Autorin: Madlen Ottenschläger
Illustrationen: Ramona Wultschner
ISBN: 978-3-7373-7346-3

Zum Inhalt:
Der kleine Vogeljunge Mika ist als Krawallkehlchen bekannt, weil er ziemlich laut wird, wenn er wütend ist. Also, zuerst wird er immer gelber, dann laut. Und laut wird es auch, wenn Mika traurig ist, oder ängstlich. Mikas große Gefühle (neben Wut, Traurigkeit und Angst kommen auch Stolz, Freude und Vorfreude vor) äußern sich zudem in seinem Bauch oder auch im Ganzen Körper. Krawall gibt es übrigens auch bei guten Gefühlen!
Zusammen mit Mika erleben wir eingebettet in die Geschichte vom Ausflug einen Tag lang verschiedenste Gefühle und lernen teilweise dazu auch Strategien kennen, die Mika und den anderen um ihn herum helfen, wenn die Emotion zu groß wird.

Die Illustrationen sind seitenfüllend und farbenfroh, ergänzen den Handlungsstrang direkt und bieten viele Kleinigkeiten zum Entdecken. Sie nehmen viele alltägliche Gegenstände und Umgebungen aus der Lebenswelt der Kinder auf, wie man an diesem Bild aus der Rotkehlchenhöhle ganz gut sehen kann.

Meine Meinung:
Ich mag gern mit dem kleinen Krawallkehlchen mitfühlen, auch wenn ich als vernünftige Erwachsene eher selten zum lauten Herausschreien meines Gemütszustandes neige. Mika bietet Kindern eine tolle Projektionsfläche für ihr Empfinden, weil die Anlässe oder Auslöser seiner Gefühle so direkt aus der Erlebniswelt der Kinder stammen: Ärger mit Eltern, Angst vor dem Hund, Hilfsbereitschaft, alles richtig machen wollen… Erfreulicherweise darf Mika in der Geschichte all dies fühlen, ohne dass ein Gefühl schlecht gemacht wird oder unterdrückt werden sollte. Er wird ernst genommen, was wir unseren Kindern unbedingt auch immer anbieten sollten (mehr dazu gibt’s hier). Schön finde ich es auch, dass Strategien wie Bewegung oder gegenseitge Unterstützung zum Einsatz kommen, was durchaus als Idee für Kinder geeignet ist.
Die Illustrationen gefallen mir sehr gut: klar, farbenfroh, ohne grell zu wirken, großformatig und gerade noch „nicht zu niedlich“. Die Szenen bieten viel zu sehen, z. B. verschiedene Insekten in lustigen Situationen, was das Vorlesen noch schöner macht, weil man über diese Kleinigkeiten schön gemeinsam lachen kann.

Leseempfehlung:
Ab vier Jahren wird das Krawallkehlchen vom Verlag empfohlen und eignet sich meiner Meinung nach sehr gut auch für die erste bis etwa dritte Klasse der Grundschule (vielleicht macht man dann beim Vorlesen aus dem Kitaausflug einen Schulausflug). Das Thema Gefühle wird hier sehr breit gefächert umgesetzt, weshalb das Buch auf jeden Fall auf meine Liste zu Bilderbüchern über Emotionen kommt!
Eltern sei das Krawallkehlchen auch wärmstens ans Herz gelegt, da es meines Erachtens gut dazu anregen kann, über den familiären Umgang mit „Krawall“ nachzudenken und bestenfalls reflektierte Lösungen zu finden. Im schulischen Einsatz stelle ich es mir gewinnbringend vor, die verschiedenen Gefühle zu benennen und mögliche Situationen zuzuordnen, wie es exemplarisch auf dem Gefühlsrad am Ende geschieht. Auch körperliche Marker und Strategien zum Coping lassen sich gut besprechen. So könnten kleine Krawallkehlchen in der Klasse Auswege finden und die anderen Kinder verstehen Kinder wie Mika vielleicht besser.

Vielen Dank an den Verlag Fischer Sauerländer für das druckfrische Rezensionsexemplar!

Katha

Rezension: „Das kleine Faultier und die Hängematte“

Titel: „Das kleine Faultier und die Hängematte“
Verlag: Knesebeck (hier klicken)
Autorin: Armelle Modéré
Illustratorin: Amélie Videlo
ISBN: 978-3-95728-955-1

Zum Inhalt:
Faultier Rudi möchte eigentlich nichts anderes mehr tun, als sich gemütlich mit einem Zitronenwasser und einem Buch in seine Hängematte zu legen und den Abend zu genießen. Aber die Hängematte ist schon besetzt! So eine Frechheit! Rudi fordert die Froschdamen auf, seine Hängematte zu verlassen. Leider ist aber, als er mit seinem Getränk zurückkomt, die Ruhegelegenheit alles andere als frei – nein, es kommen immer mehr und mehr Tiere dazu, die es sich darin bequem machen.
Im Verlauf der Geschichte geht nicht nur die Hängematte kaputt, sondern wird Rudi auch noch vom Großen Schnapp gefangen – oh je! Ohne zuviel zu verraten, kann ich zumindest sagen, dass Rudi Hilfe bekommt.

Meine Meinung:
Eine niedliche Geschichte mit einem sympathischen Faultier! Mit Rudi können große und kleine Leser:innen mitfühlen, wenn er eigentlich nur seine Ruhe haben möchte, alle anderen aber eher in Partylaune sind. Schön finde ich die Message, dass man für seine Bedürfnisse einstehen darf und sollte und dafür manchmal deutlich kommunizieren muss. Wie oft entstehen im echten Leben blöde Situationen, weil Menschen nicht erkennen, was wir uns wünschen würden oder wir Bedürfnisse anderer falsch gedeutet haben. Ein wenig verwässert dieser Gedanke, weil Rudi am Ende seine Hängematte doch teilt – das lässt sich aber auf den Verlauf der Story zurückführen.

Die Illustrationen sind durchgehen ganzseitig oder fast ganzseitig und in eher gedeckten Farben gehalten. Das passt meiner Meinung nach unheimlich gut zu der Verortung der Geschichte im abendlichen Dschungel. Die Bilder spielen mit Helligkeit und Schatten, und Farbkleckse heben Details hervor. Die Tupftechnik der Hintergründe macht die Seiten fast schon zu Wimmel- oder Suchbildern – eine schöne Herausforderung fürs Auge.

Leseempfehlung:
Der Empfehlung „ab 4“ kann ich mich absolut anschließen und empfehle das Buch allen Eltern und Pädagog:innen mit Kindern im Kindergarten- und frühen Grundschulalter.
Für die Schule, wo man ja immer nach lustigen, schönen und anregenden Geschichten sucht, kann ich mir das kleine Faultier absolut vorstellen. Es bieten sich tolle Gesprächsanlässe zu meins/deins*, dem Teilen oder Zusammenhalt unter Freunden an. Eine Hängematten-Collage mit vielen Tieren und vielleicht etwas Stoff kann ich mir als Anschlussaktivität auch vorstellen.

Vielen Dank an den Verlag Knesebeck für das Rezensionsexemplar! Ein Verlag, der für zauberhafte Bilderbücher steht!

Katha

Rezension: „Die zauberhafte Wortverlosung“

Titel: „Die zauberhafte Wortverlosung“ (2024)
Verlag: mixtvision (hier klicken)
Autorin: Jutta Degenhardt
Illustrationen: Lars Baus
ISBN: 978-3-95854-210-5

Zum Inhalt:
Helene und ihre Großmutter besuchen eine Kirmes, wo sie Lose kaufen. Helene gewinnt einen Flummi, ihre Oma zieht eine „Niete“. Statt enttäuscht zu sein, nimmt sie das Wort aber für ihre Wörtersammlung mit, die sie Helene zeigt. Die beiden beschließen, diese Wörter an Passanten zu verlosen. Jede Person, die einen Zettel zieht, reist gedanklich in die eigenen Assoziationen zu dem Begriff, was kurz beschrieben und auch durch die Illustration dargestellt wird.
Die Illustrationen sind durchgehend seitenfüllend, in leuchtenden Farben und einem eher „altmodischen“ Stil gehalten. Sie wirken lebendig und zeigen sehr deutlich die Emotionen des jeweiligen Moments.

IMG_5149

Meine Meinung:
Eine zauberhafte, kreative und zum Nachdenken anregende Geschichte über ein Mädchen und seine Großmutter! Ich mag besonders den assoziativen Umgang mit einzelnen Wörtern, der mir als Wörterfreundin immer schon viel Freude bereitet hat. Das Erinnern anhand einzelner Begriffe gefällt mir genauso gut wie das Fabulieren, das von einem einzelnen Wort ausgelöst werden kann – die Autorin lässt größtenteils offen, was bei wem passiert (Wunschdenken oder Erinnerung). Immer aber wird klar, dass all diese Gedanken, Szenen, Erlebnisse oder Träume von einem einzigen Begriff ausgelöst wurden.
Die Illustrationen gefallen mir vor allem aufgrund ihrer Klarheit und Farbgestaltung sehr. Sie wirken lebendig und dennoch ruhig zugleich und schaffen es, die in wenigen Sätzen angerissenen Erlebnisse wirklich spürbar zu machen.

Leseempfehlung:
Als Vorlesebuch wird das Buch vom Verlag ab 4 Jahren empfohlen, also ab dem Alter, in dem Spielen mit Sprache für Kinder möglich wird. Allen Eltern mit Kitakindern sowie Erzieher:innen kann ich die Geschichte absolut ans Herz legen, fast noch mehr aber euch Grundschullehrkräften!
Die Wortverlosung bietet einen tollen Anlass, sich ganz unstrukturiert, kreativ und frei mit den eigenen Assoziationen auseinanderzusetzen und bietet dafür in den einzelnen Szenen gute Anregungen. Anders als klassische Geschichten-Planungs-Hilfen wie Wortfelder oder Cluster (die ja auch ihre Berechtigung haben, aber vielleicht später) können z. B. die Wörter am Ende des Buches als Fabulieranlass genutzt werden. Sie eignet sich hervorragend als Vorstufe für das Erzählen zu Bildern oder Reizwortgeschichten, die vielerorts zum Einsatz kommen, aber oft wenig assoziative Resonanz bei den Kindern hervorrufen (meine Wahrnehmung). Die Wortverlosung „erlaubt“ den Kindern quasi, sich wirklich individuell Gedanken zu machen und zeigt, dass Assoziationen von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein können (müssen?). Probiert es doch mal aus und lasst euch überraschen, wohin dieser Weg führen kann…

Vielen Dank an mixtvision für das ganz aktuelle Rezensionsexemplar!

Katha

Wie komme ich zurück zum Thema?

Wer kennt es nicht: seit mehreren Stunden arbeitet man mit der Klasse am gleichen Thema, aber am nächsten Tag oder gar nach einem Wochenende fällt es schwer, alle wieder gedanklich dorthin zurück zu holen. Im Fachseminar geht es uns gerade so, da wir an eine Sitzung aus dem Juni einen Anschluss finden müssen. In der Schule sind Abstände zum Glück ja deutlich kürzer, aber dennoch stellt das Anknüpfen an zuvor Erarbeitetes viele (angehende) Lehrkräfte und auch Schüler:innen vor Herausforderungen.

Heute sammle ich deshalb hier ein paar Gedanken zum Thema „kognitive Aktivierung“ generell und ganz konkret zu der Frage, wie man an Vorstunden anknüpfen kann, wenn man mit einem Bilderbuch arbeitet. Sicher lassen sich diese Überlegungen auch auf viele andere Unterrichtsszenarien übertragen.

Vorab eine kurze Reflexionsfrage:
Was ist der Unterschied zwischen den Fragen „Was haben wir gestern gemacht?“ und „Was haben wir gestern gelernt?“ ?

Wie bzw. womit könnten die Kinder darauf antworten?

* kurze Nachdenkzeit *

Ok, weiter!

Die Frage „Was haben wir GEMACHT?“ führt häufig dazu, dass die Kinder auf der Handlungsebene wiederholen, was in der Vorstunde getan wurde: wir haben ein Arbeitsblatt bearbeitet, du hast was vorgelesen, wir sollten so was schreiben – das sind typische Antworten von Kindern auf diese Frage. Eine Inhaltliche, emotionale oder lernprozessorientierte Anbindung erfolgt dadurch i. d. R. nicht.
Anders ist das bei Fragen, die auf das zuvor Gelernte, auf Herausgefundenes oder auf besonders wichtige/spannende/interesante/überraschende… Inhalte der Vorstunde zielen. Hier werden die Kinder wirklich zum Nachdenken aktiviert. Bestenfalls gibt es unterstützend dazu Notizen, Aushänge oder Visualisierungen des Lernzuwachses der Vorstunde. Das kann ein Merksatz ebenso sein wie eine Stichwortsammlung oder ein Bild.

Im Seminar haben wir mit dem Klassiker „Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte“ von Martin Baltscheit (Verlag Beltz) gearbeitet, um exemplarisch die Idee eines ganzheitlichen, integrativen Deutschunterrichts zu verstehen. Nun wollen wir am selben Beispiel den Fokus auf die kognitive Aktivierung legen, eine der drei Tiefenstrukturen von Unterricht. Vor allem wollen wir dem Mythos entgegenwirken, dass eine bloße Beteiligung der Kinder bereits eine kognitive Akitiverung darstellt. In der Vorbereitung bin ich auf eine Seite des IQES gestoßen, die dieses Thema sehr gut greifbar macht und die an sich nicht beobachtbare Tiefenstruktur durch Indikatoren beobachtbar macht. Dort wird k. A. definiert als „vertiefte Beschäftigung mit einem Lerngegenstand, die aus Neugier und echtem Interesse entspringt.“ Hier wird z. B. schon deutlich, dass der Einsatz eines Helferkindes, das vorbereitete Fragen und/oder vorbereitete Stundenthemen etc. vorliest, diesem Anspruch nicht genügt.

Um nun in einer imaginären Folgestunde wieder „zurück zu unserem Bilderbuch“ zu kommen, haben wir verschiedene Aktivitäten vorbereitet, die unsere LAA ausprobieren und reflektieren dürfen (s. Datei unten). Dabei stellt man auch fest, dass unterschiedliche Ansätze für unterschiedliche Stundenschwerpunkte mehr oder eben weniger geeignet sind. Wer mit Kinder das Nach- oder Weitererzählen angeht, ist mit einem Stundeneinstieg mit rotem Faden gut beraten. Wenn der Schwerpunkt das Verfassen von Briefen der Tiere an den Löwen geht, wäre ein roter Faden wenig hilfreich, umso mehr aber das Zuordnen von Tieren und Aussagen oder der Perspektivwechsel. Das Spiel mit Stabpuppen kann dialogisches Sprechen (oder Schreiben) gut vorbereiten, genauso wie es auch das Einnehmen einer anderen Perspektive spielerisch unterstützt. Die weiteren Ideen kannst du dir hier ansehen, für dein aktuelles Unterrichtsvorhaben anpassen oder übernehmen:

Alle gesammelten Ideen sind praxiserprobt und führen definitiv zu einer deutlich höheren Aktivierung der Lernenden als die Frage „Was haben wir gemacht?“. Sie holen, auf das Bilderbuch bezogen, die Kinder wieder emotional in die Geschichte hinein, füllen durch den Austausch in der Klasse Erinnerungslücken Einzelner und haben das Potenzial zur vertieften Auseinandersetzung mit den Charakteren oder der Handlung. Manche haben auch einen Hauch von handlungs- und produktionsorientiertem Literaturunterricht. Außerdem werden sie im Sinne von Horst Bartnitzkys Bedeutsamkeit der Inhalte, Situationsbezug und Sozialbezug wichtige Grundbedingungen guten Sprachunterrichts erfüllt. Nicht zuletzt stärken die hier vorgestellten Einstiege die Freude am Umgang mit Literatur durch auch emotionalere Zugänge.

Wenn du noch eine weitere bewährte Idee hast, schreib sie mir gern per Mail (s. Impressum), via Twitter oder Bluesky (@MowitzKa)!
Katha

Rezension: „Mukiza“

IMG_3607Titel: „Mukiza. Die wahre Geschichte eines Berggorillas“
Verlag: CalmeMara (hier klicken)
Autor: Hannes Jaenicke
Illustrationen: Julius Brümmer
ISBN: 978-3-948877-60-6

 

Zum Inhalt:
Mukizaist einer von nur noch etwa 1000 Berggorillas in Uganda. Wir begleiten ihn als Leser:innen von seiner Geburt bis ins Erwachsenenalter und sehen ihn laufen lernen, spielen, in Gefahr geraten und selbst eine Familie gründen. Dabei beruhen alle Darstellungen im Buch auf echten Geschehnissen aus dem Leben des echten Mukiza, der 1999 im Bwindi-Nationapark in Uganda auf die Welt kam. Die Forscherin Dr. Martha Robbins beobachtet ihn seitdem und gab seine Geschichte an Hannes Jaenicke weiter. Der ist seit Langem als Menschenrechts-, Tier- und Umweltschützer bekannt und hat auch schon eine TV-Dokumentation über Gorillas veröffentlicht.
Am Ende des Buches gibt es noch Informationen zum und Fotos vom echten Mukiza und neben dem Autor auch Hinweise zur Expertin, die das Gorilla-Wissen ins Projekt einbrachte.

IMG_3608

Meine Meinung:
Mukizas Geschichte ist spannend, ohne aufregend oder gefährlich zu werden – ein bisschen wie eine Tierdoku im Fernsehen. Der Lebenszyklus der Berggorillas inklusive der durchaus gewalttätigen Machtübernahme eines Silberrückens werden neutral, nicht wertend dargestellt. Parallelen zum menschlichen Aufwachsen lassen sich für Kinder durchaus herstellen, aber eben auch die Abgrenzung davon. Als an einer Stelle Menschen in Spiel kommen, die sich „immer wieder in der Nähe der Gorillagruppe“ aufhalten, befürchtete ich kurz traumatische Erlebnisse mit Wilderern, die aber erfreulicherweise ausblieben. So bleibt das Buch informativ und regt dazu an, sich weiter mit dem Leben und dem Schutz der Berggorillas auseinander zu setzen.
Die kurzen Texte finde ich einprägsam und wirklich auf den Punkt. Die ganzseitigen Illustrationen von Julius Brümmer gefallen mir durch ihre Klarheit und Sensibilität ausgesprochen gut. Sie wirken unheimlich realistisch und sind trotz der fast ausschließlich vorkommenden Schwarz- und Grüntöne niemals langweilig.

IMG_3609Beim Lesen der zusätzlichen Informationen habe ich mich noch darüber gefreut, dass der Verlag zum Einen „bei mir aus der Gegend“ kommt und zum Anderen dieses Buch wirklich nachhaltig angelegt ist – vom Material über den Druck bis zu einer Spendenaktion pro verkauftem Buch.

Leseempfehlung:
„Mukiza“ ist ein zauberhaftes Vorlesebuch für alle Kinder mindestens von Kindergarten bis Grundschule, durchaus aber auch darüber hinaus. Es bietet einen guten Ausgangsspunkt für ein bisschen Recherche über Berggorillas im Speziellen oder auch Artenschutz im Allgemeinen und die Gelegenheit, eine schöne Dokumentation aus der Mediathek zu suchen.
Im schulischen Kontext gibt es ebenfalls hervorragende Anknüpfungsgelegenheiten, vor allem im Sachunterricht. Die Themenkomplexe Tiere, Umweltschutz/BNE oder eine Projektwoche rund um Afrika können die Geschichte als Ausgangspunkt nutzen. Berggorillas bieten ein spannendes Thema, an dem sich Internetrecherche und digitale Präsentationen üben lassen. Aber auch im Deutschunterricht kann ich mir Mukiza gut vorstellen, wenn die Kinder mit Hilfe der zeitlich klar strukturierten Lebensgeschichte das Nacherzählen üben und davon ausgehend vielleicht sogar selbst eigene Geschichten entwickeln.

Vielen Dank an den CalmeMara-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Beste Grüße,
Katha

Rezension: „Die abenteuerliche Expedition des Professor Papillon“

IMG_2509Titel: „Die abenteuerliche Expedition des Professor Papillon“
Verlag: Knesebeck (hier klicken)
Autorin: Vanessa Simon-Catelin
Illustrationen: François Soutif 
ISBN: 978-3-95728-865-3

Zum Inhalt:
Professor Papillon lebt mit seinem sprechenden Papagei und hat sein Leben der Suche nach dem mysteriösen Schmetterling „Levana myseriosa“ gewidmet. Da er aber zuhause nicht weiterkommt, geht er auf eine große Expedition, die ihn durch abenteuerliche Landschaften führt. Jede Landschaft wird auf einer Doppelseite als Wimmelbild dargestellt, auf dem sich eine Menge Pflanzen und Tiere entdecken lassen.
Leider erfolglos kehren der Professor und sein Vogel zurück, als etwas Mysteriöses geschieht: direkt im heimischen Garten… – verrate ich nicht!
Auf den letzten Seiten gibt es noch Informationen zum Schmetterling selbst sowie zu der Frage, was ein Naturforscher so tut.

Meine Meinung:
Zuerst fällt auf, dass das Buch riesig ist (etwa A3-Größe), was ihm schon einmal einen interessanten ersten Eindruck gibt. Dann lernen wir den Professor in seinem Forscher-Zuhause kennen – und ich beneide ihn um seine Bücherregale! Ein für mich wirklich zauberhafter Kniff ist, dass die Seiten mit der Expedition von einem stilisierten Hefteinband umgeben sind, so als ob wir ab hier ein Forschertagebuch läsen. Wir dürfen mit dem Professor mitfiebern und seine Enttäuschung erleben (so ein wichtiges Gefühl!), aber auch über die Lebewesen staunen, die es zu entdecken gilt.
Überhaupt sprechen die Bilder eine tolle Sprache: sie sind realistisch, klar, mit leuchtenden, aber nicht überfrachteten Farben. Viele Details sind zu entdecken, so dass man wirklich viel Zeit auf jeder Doppelseite verbringen kann. Mir gefällt es auch, dass der Professor ausgestorben geglaubte Spezies wie den Dodo trifft, ohne dass ihn das interessiert, weil er ja seinem Ziel (dem Levana) hinterhersucht.

Leseempfehlung:
Der Verlag empfiehlt das Buch ab 5 Jahren und ich erweitere dies gern ganz konkret um „Grundschulkinder“. Die Geschichte bietet viele Gesprächsanlässe, Raum zum Fabulieren, aber auch für ganz sachliche Beschreibungen. Es lässt sich im Sachunterricht schön begleitend zu einer geografischen Unterrichtseinheit zur Erde einsetzen oder im Deutschunterricht zum mündlichen oder schriftlichen Erzählen einer Fortsetzung / eines weiteren Lebensraums.
Auch fürs private Vorlesen und Anschauen kann ich die Geschichte von Professor Papillon sehr empfehlen – sie macht einfach Spaß und weckt den Forschergeist.

Vielen Dank an den Knesebeck-Verlag für das Rezensionsexemplar! Ich kann nur noch einmal betonen, dass ich hier inzwischen einen absoluten Lieblings-Verlag für Bilderbücher habe!

Beste Grüße,
Katha

https://www.knesebeck-verlag.de/die_abenteuerliche_expedition_des_professors_papillon/t-1/1297

Textfreie Bilderbücher im Unterricht nutzen

In den letzten Monaten sind mir mehrere ganz besondere Bilderbücher über den Weg gelaufen*: Bilderbücher ganz ohne Erzähl- oder Sprechtext, sondern nur voller Bilder. Diese Bücher lassen naturgemäß viel Freiraum für Fantasie und Sprache.

Drei Beispiele möchte ich euch vorstellen: „Die Torte ist weg“ von The Tjong-Khing, „Der Junge und der Elefant“ von Freya Blackwood und „Tief im Ozean“ von John Hare. Drei ganz verschiedene Geschichten, die aber doch ähnliche Zugänge für einen sprachfördernden Unterricht bieten können.

1) „Die Torte ist weg“ von The Tjong-Khing
Ein Wimmelbuch: verschiedene Tierfamilien bzw. einzelne Tiere bewegen sich in einer Art Rennen durch das Buch und sind auf jeder Doppelseite wieder in verschiedene Interaktionen verwickelt. Ausgangspunkt ist der Diebstahl eine frisch gebackenen Torte bei Familie Hund.
👍🏻 Hier entstehen verschiedene Erzählungen und Geschichten, je nachdem, welchem Tier man folgt. Handlungsstränge verbinden sich manchmal, lösen sich aber auch wieder auf, bis am Ende alle gemeinsam feiern können.
👎🏼 Man muss aufpassen, dass sich die Erzählungen nicht zu sehr nach „und dann…“ anhören, was leicht passieren kann. Entweder heißt es also, Satzanfänge zu sammeln oder viel Zeit für das Entwickeln eines Erzählplans zu investieren, um dem vorzubeugen.

2) „Der Junge und der Elefant“ von Freya Blackwood
Diese ganz besondere Freundschaftsgeschichte handelt von einem Jungen, der einen ganz besonderen Baum zum Freund hat und diesen vor dem Abholzen rettet. Die Handlung spielt eher im alltäglichen Lebensraum der Kinder: Wohnung, Straße, Schule, Wald – das hat Vorteile bzgl. des Wortschatzes. 👍🏻 Auch sprachärmere Kinder können hier viel auf den Bildern benennen und beschreiben. Anders als beim Tortenbuch lässt dieses mehr Spielraum für Interpretationen und Spekulationen und auch die Möglichkeit des Weitererzählens nach dem Ende des Buches.

3) „Tief im Ozean“ von John Hare
Mein aktueller Liebling ist diese zauberhafte Geschichte aus den Tiefen des Meeres: eine Lehrkraft besucht mit einer Klasse Schulkinder die Tiefsee – allesamt in Tauchanzügen. Ein Kind hat eine Kamera dabei und verliert beim Fotografieren den Asnchluss an die Klasse (könnte ich sein…). Als dann die Klassemit dem Tauchboot wieder aufbricht, bleibt das Kind allein zurück und trifft noch verschiedene Tiefseebewohner inkl. Meereungeheuer. Mit diesem zusammen findet es eine versunkene Stadt, zerstört sie versehentlich und baut sie auch wieder auf. 👎🏼 Zum Erzählen dieser Geschichte ist deutlich mehr Wortschatzarbeit / Scaffolding nötig als bei den beiden anderen Büchern. Es bietet sich zusammen mit dem Sachunterricht fast schon eine thematische Unterrichtseinheit an. 👍🏻 Die Fantasie und Fabulierfähigkeit der Kinder werden hier absolut gefordert und gefördert. Es geht dabei los, dass die Hauptfigur durch den Taucheranzug überhaupt nicht definiert wird und so jedes Kind selbst festlegt, wer sein Held oder seine Heldin ist. Zudem gibt es verschiedene Stellen im Buch, an denen die Geschichte unterbrochen und von den Kindern eine Fortsetzung antizipiert werden kann. Durch die klare Einfachheit der Bilder können die Kinder hierzu auch gut selbst Zeichnungen anfertigen.

Zusammengefasst gibt es für textfreie Bilderbücher viele Ideen, aus denen man passend zum Buch und zur Lerngruppe wählen kann:
– zu den vorhandenen Bildern erzählen (ggf. Fotos machen, damit jedes Kind die Bilder z.B. auf einem Tablet nutzen kann)
– Aufzeichnen der Erzählungen mit der Sprachmemo-Funktion am Tablet o.a.
– eigene Bilder malen und dazu erzählen (Fortsetzung, alternatives Ende, Antizipieren ab Abbruchstelle im Buch)
– selbiges ist alles auch als Schreibanlass denkbar
– Bilderrätsel (ein Kind beschreibt eine Stelle auf der Seite, eines errät diese)

Zur Vorbereitung hilft es den Kindern, sich Notizen in schriftlicher oder bildlicher Form zu machen. Der gute alte „Rote Faden“ kann hier gut genutzt werden, da er den Kindern eine gute Orientierung während des Erzählens bietet. Dazu können aufwändig Kärtchen an rote Wolle getackert/geklebt/gebunden werden oder man nutzt ein größeres Blatt mit Text-/Bildfeldern und lässt die Kinder den roten Faden einfach hineinzeichnen. Bei älteren Kindern können auch Erzählpläne zum Einsatz kommen, die dann etwas vorstrukturierter sind – mehr Orientierung, aber auch mehr Planung. Wie immer gilt der Gedanke des Spiralcurriculums: einfach anfangen, später anspruchsvoller wieder drangehen.

Zuletzt möchte ich noch einmal eine Lanze für das „Primat der Mündlichkeit“ brechen: Es ist wichtig, dass mündliches Erzählen nicht nur als Vorübung zum schriftlichen Erzählen eingesetzt wird! Wenn die Kinder immer „befürchten“ müssen, dass sie das Erzählte später noch aufschreiben müssen, hemmen wir sie unnötig. Lasst die Kinder erzählen, belasst es beim Mündlichen. Experimentiert mal mit Aufnahmen und erlebt, wie auch Kinder sich hören und verbessern möchten!

Abschlusstipp: auch und gerade beim mündlichen Erzählen kann man nach Beate Leßmann „Schreibgeheimnisse“ sammeln – dann muss man sie nur anders benennen 😉
Kinder können so zum Einen am Vorbild (Mitschüler*in / Lehrkraft) lernen und ihren Wortschatz erweitern und lernen zum Anderen, dass sie stolz auf ihre Ideen sein können und nicht in ein „der hat bei mir abgeschaut!“ verfallen müssen. Erste Ansätze von sharing is caring könnten erkennbar sein.

Nun viel Spaß mit euren liebsten Bilderbüchern mit oder ohne Text. Wenn ihr noch ein cooles textfreies kennt, das ich hier aufnehmen sollte, schreibt gern einen Kommentar!

Eure Katha

* Nun ja, ich sehe einfach zu oft tolle Bücher in UB und Prüfungen, die dann irgendwie irgendwann auch in meinem Regal stehen…

Rezension: „Der Junge und der Elefant“

IMG_8328Titel: „Der Junge und der Elefant“
Verlag: Knesebeck (hier klicken)
Autorin/Illustratorin: Freya Blackwood
ISBN: 978-3-95728-710-6

Zum Inhalt:
Ein Junge, ein Baum, ein Elefant: in diesem textlosen Bilderbuch lernen wir einen Jungen kennen, der seinen Alltag in einer eher hektisch anmutenden Stadt, der Schule bestreitet und dabei recht einsam wirkt. Im Wald jedoch, wohin er sich zurückzieht, gibt es einen besonderen Baum, der wie ein Elefant aussieht und mit dem ihn eine lange Freundschaft verbindet.
Als jedoch das Waldgrundstück verkauft wird und die Bäume gefällt werden sollen, braucht es einen Plan, an dessen Ende so etwas wie eine Win-Win-Situation entsteht. 🌳

IMG_8330

Meine Meinung:
Freya Blackwoods Zeichnungen haben mich früher bereits in dem Buch „Zuhause kann überall sein“ beeindruckt. Außerdem habe ich mich sehr auf dieses texfreie Buch gefreut, da ich zuletzt mehrfach die Magie erleben durfte, wenn Kinder zu Büchern ohne vorgegebenen Text erzählen. „Der Junge und der Elefant“ haben mich in dieser Hinsicht nicht enttäuscht: die Bilder sind reich von Gefühlen des Jungen, die in seinem Körper, seinem Gesicht und seiner Umgebung wunderbar zu erkennen sind. Dennoch gibt es Interpretationsspielräume, die Leser*innen individuell füllen können. Nicht zuletzt gibt es für Kinder Situationen, in denen sie sich wiederfinden können und so einen individuellen Bezug zur Geschichte haben.
Die Illustrationen sind teils seitenfüllend, teils klein, teils Bildfolgen wie im Comic. So wie Blackwood bei „Zuhause kann überall sein“ mit Rot- und Blautönen als Kontrast gearbeitet hat, so sind es hier Sonne und Schatten, die fröhliche und traurige/unsichere Gefühle repräsentieren.

Leseempfehlung:
Eine klare „Lese“empfehlung für alle Buchliebhaber*innen kann ich heute aussprechen! Das Bilderbuch zieht einen regelrecht in seinen Bann und bietet auch bei mehrmaligem Anschauen immer wieder neue Details zu entdecken. Auch für Kita und/oder Grundschule kann ich euch „Der Junge und der Elefant“ eindeutig ans Herz legen – tolle Gesprächsanlässe und sicher auch künstlerisch eine Inspiration.

Vielen Dank an den Knesebeck-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Eure Katha

Rezension: „In der Schlange der Träume“

IMG_6848Titel: „In der Schlange der Träume“
Verlag: Knesebeck (https://www.knesebeck-verlag.de/in_der_schlange_der_traeume/t-1/1149)
Autorin: Rita Sineiro
Illustrationen: Laia Domenech
ISBN: 978-3-95728-711-3

Zum Inhalt:
Wir begleiten in diesem Buch die Flucht eines namenlosen Kindes (Jungen?) vor Krieg und Zerstörung. Aus seiner Sicht heraus wird der Weg zu verschlossenen Grenzen und dann im Boot über das Meer gezeigt. Viele Seiten lang zeigt das Kind uns das Leben im Auffanglager, von denen es seit dem Krieg, der auf den Arabischen Frühling folgte, so viele an den europäischen Grenzen gibt. Wir bekommen Erlebnisse, Wünsche und Träume erzählt in der naiven Art eines noch recht jungen Menschen, dessen Vater ihn nicht mit der „erwachsenen Wahrheit“ konfrontiert.

Die Illustrationen sind in gedeckten Farben gehalten und unterstreichen so das schwere Thema gut. Sie sind teilweise doppelseitig textfrei angelegt und vor allem dadurch sehr bewegend.

Es gibt ein Nachwort der Autorin, die die Geschichte ein wenig einordnet und mit dem durch die Medien gegangenen am Strand tot angespülten Jungen verbindet, den wir sicher alle entsetzt wahrgenommen haben.

IMG_6849

Meine Meinung:
Beim ersten Lesen war ich den Tränen nahe, muss ich zugeben. Das Wissen, dass ich als Erwachsene von Flucht und dem Umgang mit Flüchtlingen auf der kognitiven Ebene habe, hat sich hier sehr emotional angeknüpft und viele, viele Bilder waren in meinem Kopf unterwegs.

Der Autorin und der Illustratorin ist meiner Meinung nach das Kunststück gelungen, sehr wertungsfrei, nicht didaktisiert oder mit erhobenem Zeigefinger auf das Leiden flüchtender Menschen, vor allem flüchtender Kinder aufmerksam zu machen. Das Buch führt denen, die es „besser haben“ und nie eine Flucht erleben mussten, deutlich vor Augen, was das eigentlich bedeutet und wie unmenschlich die Unterbringung Geflüchteter oft ist. Für Menschen mit Fluchtgeschichte streckt es wohl eine Hand aus und signalisiert, dass sie gehört und verstanden werden.

Leseempfehlung:
Für alle!

Im privaten Bereich können wir nicht oft genug mit unseren Kindern darüber sprechen, wie gut es uns geht und was andere hinter sich haben bzw. erleben. Durch die eindringliche Bebilderung können Vor- und Grundschulkinder die Geschichte des Kindes gut nachvollziehen. Und durch die niemals vorhandene Anklage im Buch kann auch jede*r selbst entscheiden, wie tief er oder sie mit dem eigenen Kind gehen möchte.

Für die Grundschule möchte ich „Die Schlange der Träume“ ausdrücklich empfehlen – vor allem momentan, wo wieder viele geflohene Kinder in die Klassen kommen. Ein wirklich guter Anlass darüber nachzudenken, wie mit ihnen umzuegehn ist, welche Unterstützung sie benötigen und dass „die Flüchtlinge“ nicht mal eben so nach Deutschland kommen, weil sie hier vielleicht 3 Mark fuffzich mehr verdienen als daheim.

Vielen Dank an den Knesebeck-Verlag für das Rezensionsexemplar! Danke auch, dass hier nach „Zuhause kann überall sein“ das Thema Flucht/Migration aus der Sicht der Kinder erneut so grandios aufgegriffen wurde! (wer nochmal nachlesen mag, hier habe ich darüber schon geschrieben: https://primar.blog/2017/04/24/rezension-zuhause-kann-ueberall-sein)

Beste Grüße,
Katha

Rezension: „Clara Schumann – Triumph in London“ mit Verlosung

IMG_6238Titel: „Clara Schumann – Triumph in London“
Verlag: Amor Verlag (hier klicken)
Autor: Bert Alexander Petzold (Hrsg.)
Illustrationen: Lola Svetlova
ISBN: 978-3-98587-302-9

Zum Inhalt:
Clara Schumann ist eine bekannte Pianistin mit einer ungewöhnlichen Lebensgeschichte (vor allem für ihre Zeit). Vom Alter von 5 Jahren an begleitet das Buch sie bis ans Lebensende und beleuchtet wichtige Stationen ihres privaten und beruflichen Lebens. Wir bekommen ihre frühe Förderung durch den Vater gezeigt, ihr Kennenlernen mit dem späteren Ehemann Robert Schumann, erfolgreiche Konzertreisen, aber auch Krieg und Freundschaft. Die Bilder von Lola Svetlova verdeutlichen Claras Entwicklung vom kleinen Mädchen über die traurige junge Frau bis hin zur emanzipierten Pianistin vor allem durch eine genaue Mimik der Perosnen; auch die Szenerien der Städte wie London, Dresden oder Moskau werden ausschnittweise, aber treffend dargestellt:

Das Besondere an der Buchreihe, aus der „Triumph in London“ stammt, ist das multimodale Zusammenspiel von Bilderbuch, Hörbuch und Musik. Die beiligende CD lässt alles Gelesene und Gesehene auch anhören: sie enthält eine inszenierte Lesung von Antje Hamer und ausgewählte Musikstücke.

Meine Meinung:
Ich bin selbst keine Musikerin und habe wenige Kontaktpunkte mir klassischer Musik – dennoch ist der Name von Clara Schumann mir ein Begriff gewesen. Was mir vorher nicht so klar war ist der sehr emanzipierte Lebensweg der Pianistin, die in einer Zeit, als Männer noch sehr selbstverständlich die Geschicke von Töchtern oder Ehefrauen bestimmten. Umso mehr freut es mich, dass genau dies sehr im Mittelpunkt der Geschichte steht. Begeisternd finde ich die Idee, das Buch auch hörbar zu machen und so den Leser noch intensiver mit in die Handlung einzubeziehen. Normalerweise liegt ja gerade hier die Schwäche von Büchern über Musiker*innen: man muss selbstständig die passende Musik heraussuchen.
Ich möchte noch erwähnen, dass ich die Gestaötung des Buches mit einem Leinenrücken als sehr wertig und irgendwie zum Thema passend empfinde.

Leseempfehlung:
Für Musiklehrkräfte der Grundschule kann ich „Triumph in London“ nur empfehlen! Die Texte sind gut verständlich und die Kapitel aufs Wesentliche beschränkt. Als Anschlussaktivität lassen sich toll die Jahreszahlen berechnen oder recherchieren, wann genau was stattfand, und was in der Welt damals sonst noch los war. Die CD nimmt die Kinder eben auch hörend mit in Clara Schumanns Zeit – wunderbar! Meine musikalisch bewanderte Kollegin hat beim Blick auf die weiteren angebotenen Titel (Nussknacker, Zauberflöte, Karneval der Tiere) erfreut festgestellt, dass hier in der Grundschule sehr häufig behandelte Werke umgesetzt wurden.
Aber auch als Eltern kann man mit diesem Bilderbuch und seinen „Kollegen“ in die spannende Welt der Musik eintauchen (vorausgesetzt man ist so altmodisch wie wir und hat einen CD-Player 😉). Der Verlag gibt die Reihe ab vier Jahren an, gerade dieses Buch würde ich aber eher etwas später als interessant ansehen.

Vielen Dank an den Amor Verlag für das Rezensionsexemplar!
Erfreulicherweise darf ich heute auch noch ein Exemplar verlosen. Wer Interesse hat, schreibe bitte einen Kommentar mit einer guten Begründung, warum er/sie dieses Buch gut gebrauchen kann. Am 23.12. wird ausgelost, wer sich über dieses schöne Buch freuen kann.

Beste Grüße,
Katha