App-Tipp „ChatterPix“

Heute möchte ich eine neue Kategorie erschaffen, die ich auf Instagram schon eingesetzt habe: den App-Tipp. Den Anfang darf hierbei die Audioaufnahme-App ChatterPix bzw. ChatterPix Kids machen (ich finde bis auf kleine Varianten im Layout keinen Unterschied zwischen den beiden Versionen). Die App ist kostenlos für Tablets und Smartphones herunterzuladen.

In ChatterPix kann man Fotos zum Sprechen bringen:
1. Man fügt ein Bild ein oder nimmt es direkt in der App auf.
2. Man zeichnet mit dem Finger eine Linie dorthin, wo der Mund sein soll.
3. Man zeichnet ein Audio auf (max. 30 Sekunden).
4. Es gibt Rahmen, Sticker, Filter zum Ver“schönern“.
5. Download des Ergebnisses als Video.
Die Handhabung ist sehr intuitiv (immer oben rechts auf weiter tippen) und kinderleicht – in der Coronazeit hatten meine Jungs damit viel Spaß.
Dass das Ergebnis im Videoformat gespeichert wird, ist ein großer Vorteil für den weiteren Gebrauch. Ergebnisse können in einem LMS oder eine dig. Pinnwand wie TaskCards gesammelt werden, auch das Teilen mit Eltern ist unproblematisch, weil Videos auf jedem Gerät abgespielt werden können. Ein klares Plus für die „Usability“.

DuckDuckMoose ist ein amerikanischer Anbieter von Apps für Kinder und Erwachsene, was den Datenschutz betreffend erstmal problematisch ist. Auf ihrer Homepage schreiben die Betreiber aber, dass sie keine persönlichen Daten sammeln und speziell „we comply with the Children’s Online Privacy Protection Act“. Da man bei einem schulischen Einsatz der App ChatterPix ganz einfach ohne Namensnennung auskommt, sollte der Einsatz insgesamt also unproblematisch sein.

Einsatz in der Schule
a) Buchvorstellungen (Deutsch): Die Aktion „talking books“ habe ich euch schon einmal hier beschrieben. Das Foto (⤴️) stammt aus diesem Projekt.

b) Englisch / Fremdsprachen: Jeder möglich Gegenstand kann zum Sprechen gebracht werden. So sinkt die Hürde, die Fremdsprache anzuwenden, weil ein Stellvertreter genutzt wird.

c) Deutsch: Das Klassentier, eigene Plüschtiere, (KI-)Bilder von berühmten Kinderbuch- oder -serienfiguren können Geschichten oder Witze erzählen. Mündliches Erzählen ist bei den kleinen ja oft eh noch nicht so lang, dass die 30 Sekunden eng werden* und kurze Witze oder Scherzfragen machen allen Spaß.

d) Sachunterricht: Ein historischer Gegenstand kann mit Hilfe von ChatterPix erklären, was er ist und wozu er genutzt wurde. Genausogut können Tierbilder genutzt werden, um das Tier kurz vorzustellen. Der Fantasie sind hier (außer zeitlich) keine Grenzen gesetzt.

e) Kunst, Musik, Religion: Ich bin hier nicht so firm, stelle mir aber auch für Musiker:innen, Künstler:innen, Kunstwerke oder Figuren aus biblischen Geschichten den Einsatz der App als lohnenswert vor.

Was bei Audioaufnahmen immer schwierig ist, ist die Tonqualität. Hier lassen sich aber gute Effekte erzielen, wenn man…
– die Kinder verteilen kann, so dass nur 2-3 SuS an verschiedenen Ecken eines Raumes gleichzeitig aufnehmen.
– man mit Schallschluckern arbeitet, zum Beispiel einfachen Kisten. Diese werden auf die Seite gelegt, das Tablet hineingestellt und so die Umgebungsgeräusche schon erheblich reduziert.

Für heute sage ich: „Viel Spaß beim Ausprobieren!“ Und wenn ihr Lust habt, lasst doch euer Klassentier mal sprechen und ladet das Video unter meinem Insta-Beitrag zu ChatterPix hoch. 🙂

Katha

* Und sollten 30 Sekunden doch mal nicht reichen, nimmt man einfach mehrere Schnipsel auf und schneidet sie in iMovie zusammen. Das ist wirklich ebenso ein Kinderspiel!

Erzählanlass „Wie kommt das dahin???“

Heute gibt es mal wieder eine Idee für einen Schreib- oder Erzählanlass: Ich habe mit KI (in diesem Fall ideogram.ai) Bilder generiert, die Tiere (bzw. Personen / Dinge) in seltsamen Situationen zeigen. Alle Bilder sollen die Irritation „Wie ist das dahin gekommen?“ oder „Was ist denn da passiert?“ auslösen und die Kinder so zum Erzählen der Vorgeschichte anregen. Ein bisschen erinnert das Vorgehen an die „Genau-so-Geschichten“ von Rudyard Kipling, in denen der Autor völlig frei fantasierte Begründungen erzählt, warum Dinge so sind wie sie sind. Auch in dem Buch „Was ist denn hier passiert?“ geht es zum Beispiel darum, die Vorgeschichte zu einer seltsamen Situation zu erfinden.
Davon inspiriert, dass also das Erfinden einer Geschichte zu einem Ende ja sogar eine Aktivität des handlungs- und produktionsorientierten Unterrichts (s. dieser Blogbeitrag) ist, habe ich also folgende Bilder generieren lassen:

Die Bilder, die ihr gern nutzen dürft (aber nicht verkaufen!), bieten sich zu verschiedenen Zwecken an, die unterschiedliche Kompetenzen fördern. Ein paar Ideen möchte ich euch vorstellen:

a) als Schreibanlass: Die Kinder bekommen Zeit, sich ein es der Bilder auszusuchen und machen sich dann Stichworte zu dem Bild. Dazu kann man z. B. das Bild in A5-Größe auf ein leeres A3-Blatt kleben und rundherum Stichworte und Ideen notieren. Mit diesen Stichworten lässt sich prima eine Partnerarbeit machen, in der die Kinder sich gegenseitig ihre Ideen vorstellen und sich weitere Begriffe und Gedanken aufschreiben können.
Dann kann es in den Schreib- und danach am besten in einen Überarbeitungsprozess gehen. Eine klassische Schreibkonferenz ist ebenso möglich wie eine stärkenorientierte Autorenrunde. Als Endprodukt kann so ein witziges Geschichtenbuch entstehen, dass dann in die Klassenbibliothek kommt.

b) als Erzählanlass: Mein Favorit! Wenn man Kindern die Gelegenheit gibt, ihre Ideen mündlich auszudrücken, sind sie oft freier, kreativer und ausführlicher als beim Schreiben, da die Konzentration auf den Schreibprozess wegfällt und manche Kinder beim Schreiben auch aus taktischen Gründen eher weniger Umfang anstreben. Deshalb würde ich die Bilder zur Auswahl stellen und erstmal so beginnen wie oben: Ideen und Wörter sammeln, sich austauschen, Sammlung ergänzen. Dann wäre es (überrascht treue Lesende wohl nicht) mein Weg, die Kinder ihre Erzählung aufnehmen zu lassen. Ohne Bild wäre das z.B. in der Sprachmemos-App am Tablet möglich, mit Bild in BookCreator, Keynote, iMovie oder auch TaskCards. Mit dieser Aufnahme könnten die Kinder dann in den Austausch gehen und sich Feedback und Tipps holen. Danach wird die Erzählung neu aufgenommen. Je nach Klasse bzw. Kind sollten es ruhig zwei bis drei solcher Schleifen sein, bevor die finale Erzählung aufgenommen und in der Klasse veröffentlicht wird. Spätestens hier bietet sich TaskCards an, um die Produkte aller Kinder für alle sicht- und hörbar zu machen.

c) als Leseübung: Ich biete alle/mehrere Bilder an und Satzstreifen dazu. Jeder Satzstreifen muss dann genau gelesen und zum passenden Bild gelegt werden. Auch hier kann ich gut differenzieren, in dem ich die Eindeutigkeit der Sätze variiere. Fängt ein Satz mit „Der Elefant…“ an, weiß das Kind sofort, zu welchem Bild er gehört. Stelle ich den Satz um oder baue ich auch unpassende Sätze ein wird es schwieriger. Ebenso, wenn ich nur über „ein Tier“ schreibe, z. B. „Ein Tier ist an einer seltsamen Stelle.“ Hier könnte man auch gut eine Übung zum Thema Schlüsselwörter anknüpfen – welche Wörter helfen uns denn, den Satz zuordnen zu können?
d) als Wortschatzübung: Dazu stelle ich neben den Bildern Wortkärtchen zur Verfügung, auf denen zum Bild passende aber auch unpassende Begriffe stehen. Die Kinder sollen nur die Begriffe zum Bild legen, die passen. Hier kann ich mich sehr gut an den Lernstand anpassen: Ich kann Singular- und Pluralwörter nehmen, bei denen man genau mitdenken muss, ich kann Adjektive nutzen oder was auch immer gerade wichtig für die Lernenden ist.

Die beiden letzten Zugänge können im Sinne eines integrativen Deutschunterrichts hervorragend zum tieferen Einsteigen ins Thema genutzt werden und bieten außerdem die Chance, den Wortschatz für das mündliche oder schriftliche Erzählen auszubauen. Bestenfalls geht hier also mal wieder ganz viel Spaß an Sprache mit einem Ausbau der sprachlichen Kompetenzen Hand in Hand.

Wenn du noch eine schöne Idee hast, kommentiere sie gerne hier drunter (oder neuerdings bei Instagram). Unheimlich freuen würde ich mich auch, wenn du sebst noch passende Bilder generieren und mir für diesen Eintrag zum Ergänzen zur Werfügung stellen würdest!
Katha

Erzählen mit Bildkarten

Aktuell darf ich wieder mal meine LAA mit in den Unterricht nehmen, wofür eine liebe Kollegin mir ihre vierte Klasse „leiht“. Da die Klasse gerade eine Reihe zu Märchen beendet und ich vor Kurzem das zauberhafte Bildkartenset „Storybox Fantasy“ entdeckt habe, gibt es dieses Mal ein kleines Projekt zum fantasievollen mündlichen Erzählen.

Vorbereitung: Als Plattform für dieses Projekt habe ich TaskCards gewählt. Ich habe eine Master-Pinnwand angelegt (erstes Bild). Darauf habe ich für jede Gruppe eine eigene Pinnwand verlinkt, damit es nicht zu unübersichtlich wird. Die Gruppen-Pinnwand ist dann so strukturiert, dass die Kinder zu jeder Karte geeignete Nomen, Verben und Adjektive aufschreiben können (zweites Bild). Auf die MasterPinnwand könnte man auch verzichten, müsste dann aber für jede Gruppe einen eigenen QR-Code haben. Zudem bietet sie die Möglichkeit, am Ende die Ergebnisse der Kinder gesammelt hochzuladen und gegenseitig anzusehen, wenn man das möchte.

Sequenz 1 – Hinführung: Zuerst trafen wir uns im Sitzkreis und führten quasi die Probehandlung durch. Meine Kollegin und ich wählten je eine Figurenkarte aus und ich zog vier Bildkarten aus dem gemischten Stapel. Diese kamen nun alle in die Kreismitte und wir sammelten zuerst Wörter, die zu den Bildkarten passen (analog zu dem späteren Vorgehen der Kinder in der ersten Gruppenarbeit). Dann ließ ich die Kinder, die Ideen hatten, eine erste Geschichte zu den Bilder erzählen.
Für dieses Vorhaben habe ich die Spielvariante „Das war ganz anders!“ ausgewählt. Deswegen erhob ich im Namen meiner Figur Einspruch gegen die Geschichte und erzählte aus meiner Perspektive die Geschichte zu den gleichen Bildkarten neu. Daraus ergab sich dann auch direkt der Arbeitsauftrag für die Klasse: Selbst Bilder finden, dazu einen Wortschatz aufbauen und Geschichten erzählen.

Arbeitsphase: Nach der Gruppeneinteilung setzten die Kinder sich in ihrer Gruppe zusammen und öffneten mit Hilfe meines vorbereiteten QR-Codes die Master-Pinnwand der Klasse, von wo aus sie dann direkt ihre Gruppen-Pinnwand öffneten. Zuerst fotografierten sie ihre Karten und notierten passende Begriffe dazu. Manche Gruppen gingen spalten-, andere zeilenweise vor und einzelne Gruppen verdaddelten etwas Zeit mit dem Einfärben der Kärtchen – da habe ich dann etwas eingegriffen. Ansonsten war nur einmal technische Hilfe nötig, als eine Gruppe aus Versehen zwei Fotos in einem Kärtchen hatte – den Rest konnten die Kinder absolut selbstständig bewältigen. Am Ende dieser Doppelstunde hatten dann alle Gruppen einen mehr oder minder großen zu den eigenen Bildkarten passenden Wortschatz gesammelt. Das sah zum Beispiel so aus:

Sequenz 2 – Einstieg: Mit der via Beamer gezeigten Pinnwand einer Gruppe stiegen wir wieder in unsere Fantasiewelt hinein und klärten kurz den AA mit vorgegebenen Schritten und ein paar Tipps, wozu ich von meinem Tablet aus im geöffneten BookCreator die Schritte zeigte. Da die Kinder diese App schon kannten, konnte ich das sehr knapp halten:
– neue Buch öffnen (Querformat)
– Foto aller Karten zusammen machen
– Audio(s) aufzeichnen, ggf. löschen und wiederholen.

Arbeitsphase: Dann ging es auch schon in die Gruppenarbeit, die im Klassenraum, in Förderräumen und auf den Fluren drumherum stattfand. Damit jedes Kind erzählen und ggf. seine Erzählung auch zwei Mal aufnehmen konnte, habe ich die längstmögliche Zeit eingeplant und deshalb mit dieser Klasse auf ein gemeinsames Erzählen verzichtet. In der Nachbesprechung dieser Stunde haben meine LAA und ich aber festgestellt, dass gerade dieses wichtig gewesen wäre. Irgendeine Aktivität, die den Kindern das Eintauchen in ihre Rolle bzw. das Übernehmen derer Perspektive erleichtert hätte, wäre gut gewesen*.
Zum Abschluss der Stunde hätte ich eigentlich gern besondere Wörter gesammelt (s.u.), aber da doch mehrere Kinder Schwierigkeiten hatten, etwas zu erzählen, habe ich spontan mit der ganzen Klasse Tipps gesammelt, wie man eher auf Ideen kommt für eine Geschichte. Das war sehr schön, weil neben dem Anschauen der Karten und der Wortsammlungspinnwand auch Vorschläge kamen wie „zuhören, was jemand anders erzählt und das dann etwas verändern“. Sowas mag ich ja sehr!

Nachgedanken / Reflexion:
Aufgrund der aktuellen Situation „mit ohne“ eigenem Unterricht ist das Projekt kürzer ausgefallen, als ich es gern gestaltet hätte. Das hätte ich gern anders gemacht:
– eine Zwischenreflexion nach dem Wörtersammeln einlegen, um besondere Wörter zu sammeln (quasi Schatzwörter im Sinne der „Schreibgeheimnisse„)
– den Wiedereinstieg atmosphärischer gestalten, also nochmal gemeinsam erzählen und besondere Wörter sammeln
– den „Nein, das war ganz anders“-Moment mehr zelebrieren
– mindestens eine Feedbackschleife für die Erzählungen durchführen, damit jedes Kind eine Rückmeldung erhält und seine Erzählung noch verbessern kann
– die Ergebnisse der Kinder aus dem BookCreator als Video sichern und in die Klassenpinnwand hochladen, damit alle Kinder die verschiedenen Geschichten hören können

Falls ihr die Idee mitnehmen wollt (meine LAA wollten das direkt teilweise 😊), schreibt doch gern mal eure Erlebnisse.
Katha

P.S.: Extra für meine LAA als Besucherinnen habe ich auch eine ordentliche „Reihentransparenz“ aufgehängt:

* Meine Idee dazu: eine zufällige Gegenstandskarte wird gezeigt, jedes Kind versetzt sich kurz in seine gewählte Figur hinein und erzählt, wie es diesen Gegenstand findet.

Rezension: „Story Box Fantasy“

Titel: „Story Box Fantasy“
Verlag: Loewe (hier klicken)
Autor: Daniel Fehr
Illustrationen: Kristine Ortmeier
ISBN: 978-3-7432-1876-5

Zum Inhalt:
Die Schachtel enthält 48 Bildkarten aus den Kategorien Figuren, Gegenstände, Orte und Fortbewegungsmittel sowie zwei Karten mit Spielanweisung bzw. -anregungen. Alle Karten sind in der Größe A6 mit angerundeten Kanten und aus festem Papier.
Die Grundidee bei allen Spielvarianten ist das Erzählen einer Geschichte zu den Bildimpulsen, wobei das Auswählen sich mit dem zufälligen Ziehen ebenso abwechselt wie das individuelle Erzählen mit dem gemeinsamen.
Auf der Rückseite hat jede Karte ein paar Impulsfragen, durch die man sich etwas tiefer mit dem Abgebildeten beschäftigen kann.

Meine Meinung:
Dieses Kartenset hat bei mir und den Kolleginnen, die es bereits gesehen haben, große Begeisterung ausgelöst. Die Bilder gefielen uns allen hervorragend – sie sind schön klar und farbenfroh sowie sehr detailreich gezeichnet. Außerdem lassen sie unheimlich viel Interpretationsspielraum. Erfreulich ist außerdem die m. M. n. angenehm klischeefreie Darstellung, die Männlein, Weiblein und sonstige Wesen absolut gleichberechtigt nebeneinander existieren lässt. 
Die verschiedenen Spielformen sind so vielfältig, dass für jede:n ein Zugang dabei sein dürfte.

Leseempfehlung Meine Empfehlung:
Ich kann diese Story Box jedem Menschen empfehlen, der gern Geschichten mag. Für alle Menschen mit Kindern gilt die Empfehlung umso mehr, egal ob Eltern, Erzieher:innen oder Lehrkräfte! Die Bildkarten bieten schöne Erzählanlässe und Möglichkeiten zur Erweiterung des Wortschatzes der Kinder und bringen eben auch direkt einige sofort umsetzbare Spielideen mit. Meine erste Idee zur Nutzung in der Schule habe ich hier beschrieben – und sie hat gezeigt, dass auch sonst so coole Viertklässler:innen sich total begeistert in die fantastische Welt der Bildkarten begeben haben.

Tipp: Es gibt auch eine weitere Story Box, die nicht so explizit ins Fantastische geht. Unbedingt auch mal ansehen!

Vielen Dank an Loewe für das Rezensionsexemplar!

Katha

Rezension: „Konrad – Koala mit Karacho“

Titel: „Konrad – Koala mit Karacho“
Verlag: dtv junior (hier klicken)
Autorin: Smilla Blau
Illustrationen: Katja Gehrmann
ISBN: 978-3-423-76554-1

Zum Inhalt:
Der achtjährige Juri und seine kleine Schwester Luzie werden völlig zu Unrecht von ihrer Mutter verdächtigt, die Eukalyptus-Zahnpasta geleert und das Bad verwüstet zu haben. Dabei war das, wie sich schnell herausstellt, ein Koala, der über ein Fenster in die Wohnung gekommen war. Gern würden die beiden Konrad, wie sie ihn taufen, behalten, aber im Miethaus sind keine Tiere über Katzengröße erlaubt. Also versuchen sie, Konrad vor ihren Eltern geheim zu halten – und das wird gar nicht so einfach… vor allem, weil Konrad gern und laut quiek-quäkt!
Alle Hausbewohner:innen vom Kindes- bis ins Rentenalter spielen irgendwie ihre Rolle in dieser verzwickten, von Heimlichtuereien gespickten Geschichte.

Meine Meinung:
Meinem Sohn und mir hat Konrads Geschichte sehr gut gefallen. Sie fing sehr ruhig an, nahm dann aber amüsant Fahrt auf. Die naiv-kindliche Perspektive von Juri und Kindergartenkind Luzie ist für Kinder noch nachvollziehbarer als für mich vernunftgesteuerte Erwachsene, weshalb mein Sohn öfter gelacht hat als ich. Was ich mag ist die Selbstständigkeit der Kinder, die ganz allein Probleme lösen oder sich auch mal Helfer:innen in der Hausgemeinschaft suchen. Schön für die Zielgruppe ist es auch, dass die Kinder Erfolg haben und wirklich etwas bewegen. Die beiden bieten eine schöne Projektionsfläche für Zuhörer:innen und Leser:innen, die Mut zeigen und Ideenreichtum.
Die Kapitel haben eine gute Länge zum Vorlesen und teilen das Buch in passende Sinnabschnitte. Es gibt pro Kapitel mehrere, teils halbseitige, teils ergänzende Illustrationen, die in fröhlichen Farben gehalten sind und zum Schmunzeln anregen. Uns haben sie gut gefallen.

Leseempfehlung:
Für Kinder ab fünf Jahren wird das Buch vom Verlag her empfohlen. Für Kinder im Grundschulalter ist es meiner Meinung nach auch gut geeignet. Entweder als einfach nur unterhaltsame Lektüre, oder für ein Vorlesegespräch bzw. mit Zuhöraufträgen (Was fressen Koalas? Wem gehört die Katze? Wer wohnt unten im Haus? etc.) Auch lassen sich gute Erzähl- oder Schreibanlässe anbinden: die Kinder können Tipps sammeln, wie man einen Koala verstecken kann, oder die Einladungskarte gestalten und schreiben, die Juri benötigt. Spannend wäre auch so etwas wie eine Figurenkonstellation aufzustellen, da die Hausbewohner:innen gut beschrieben werden. So oder so, kann man mit dem Geheimnis um Konrad viel Freude im Unterricht haben.

Vielen Dank an dtv junior für das Rezensionsexemplar!

Katha

Rezension: „Bastian“

Titel: „Bastian oder Wie man aus einer Ente eine Rakete baut“ (2024)
Verlag: dtv (hier klicken
Autor: Nils Kretschmer
Illustrationen: Svenja Kretschmer
ISBN: 978-3-423-76524-4

Zum Inhalt:
Zwei Geschichten laufen in diesem Buch parallel nebeneinander her: einerseits die Geschichte des zehnjährigen Bastian, der mit seinem verwitweten Vater allein lebt und den Weltraum liebt. Andererseits die Geschichte über Buzz, den Weltraumschüler, der mit einer selbst gebauten Rakete ins All fliegt.
Klassisch schwarz-auf-weiß lesen wir von Bastian, der nicht spricht, seit seine Mutter starb, aber ständig in sein schwarzes Skizzenbuch zeichnet und schreibt. Er bekommt zum Geburtstag einen Traum erfüllt, als er ein Observatorium besuchen darf. Weiß-auf-schwarz lesen wir parallel immer wieder Abschnitte des Abenteuers, das Buzz im All erlebt und das leichte Überschneidungen zur „echten“ Geschichte erahnen lässt.
Illustrationen gibt es ausschließlich in dem von Bastian gestalteten Teil des Buches. Diese sind durch den schwarzen Hintergrund sehr leuchtend, sehr detailreich und teilweise etwas verrückt anmutend (wie auch Buzz‘ Story insgesamt).

Meine Meinung:
Ein wirklich ungewöhnliches Buch, dass Nils und Svenja Kretschmer da als Debüt herausgebracht haben! Ich hab ein wenig gebraucht, mich auf den Wechsel der Erzählstränge einzulassen, der ja dankenswerterweise typografisch so gut erkennbar ist. Recht schnell wird allerdings klar, wer da schreibt und dass die verrückte Geschichte ein Weg für den scheinbar unter selektivem Mutismus leidenden Bastian ist, sich auszudrücken. Gut gefällt mir, wie die Beziehung zwischen Bastian und seinem Vater sich langsam verändert, weil plötzlich eine andere Person „ins Spiel kommt“ und er sich auf das besondere Interesse seines Sohns am Weltall einlassen kann.
Nicht zuletzt gefallen mir die Illustrationen, die Svenja Kretschmer Bastian entwerfen lässt: sie sind fantasievoll, strahlend und einfach wirklich gut gezeichnet!
Mein Fazit: anspruchsvoll, aber sehr liebenswert!

Leseempfehlung:
Da die beiden Erzählstränge schon etwas komplexer sind und vor allem die Weltall-Geschichte auch verstanden werden muss, ist die Empfehlung „ab 9“ des Verlags nicht unrealistisch – man sollte aber schon Lesserfahrung mitbringen. Auch als Vorlesebuch für Kinder ab der 3. Klasse kann ich mir „Bastian“ gut vorstellen – auch hier aber eher für Kinder bzw. in Klassen, die auch zwischen den Zeilen verstehen können und literarisch vorgebildet sind. Begleitend zu einer Sachunterrichtsreihe über das Weltall kann ich mir das Buch, vielleicht auszugsweise, gut vorstellen. Ebenso interessant kann es als Inspiration für das Erfinden eigener verrückter Geschichten in einem größeren Schreibprojekt dienen, so dass sich die Kinder an Bastian ein Beispiel nehmen können.

Vielen Dank an den dtv-Verlag für das druckfrische Rezensionsexemplar!

Katha

Rezension: „Die zauberhafte Wortverlosung“

Titel: „Die zauberhafte Wortverlosung“ (2024)
Verlag: mixtvision (hier klicken)
Autorin: Jutta Degenhardt
Illustrationen: Lars Baus
ISBN: 978-3-95854-210-5

Zum Inhalt:
Helene und ihre Großmutter besuchen eine Kirmes, wo sie Lose kaufen. Helene gewinnt einen Flummi, ihre Oma zieht eine „Niete“. Statt enttäuscht zu sein, nimmt sie das Wort aber für ihre Wörtersammlung mit, die sie Helene zeigt. Die beiden beschließen, diese Wörter an Passanten zu verlosen. Jede Person, die einen Zettel zieht, reist gedanklich in die eigenen Assoziationen zu dem Begriff, was kurz beschrieben und auch durch die Illustration dargestellt wird.
Die Illustrationen sind durchgehend seitenfüllend, in leuchtenden Farben und einem eher „altmodischen“ Stil gehalten. Sie wirken lebendig und zeigen sehr deutlich die Emotionen des jeweiligen Moments.

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Meine Meinung:
Eine zauberhafte, kreative und zum Nachdenken anregende Geschichte über ein Mädchen und seine Großmutter! Ich mag besonders den assoziativen Umgang mit einzelnen Wörtern, der mir als Wörterfreundin immer schon viel Freude bereitet hat. Das Erinnern anhand einzelner Begriffe gefällt mir genauso gut wie das Fabulieren, das von einem einzelnen Wort ausgelöst werden kann – die Autorin lässt größtenteils offen, was bei wem passiert (Wunschdenken oder Erinnerung). Immer aber wird klar, dass all diese Gedanken, Szenen, Erlebnisse oder Träume von einem einzigen Begriff ausgelöst wurden.
Die Illustrationen gefallen mir vor allem aufgrund ihrer Klarheit und Farbgestaltung sehr. Sie wirken lebendig und dennoch ruhig zugleich und schaffen es, die in wenigen Sätzen angerissenen Erlebnisse wirklich spürbar zu machen.

Leseempfehlung:
Als Vorlesebuch wird das Buch vom Verlag ab 4 Jahren empfohlen, also ab dem Alter, in dem Spielen mit Sprache für Kinder möglich wird. Allen Eltern mit Kitakindern sowie Erzieher:innen kann ich die Geschichte absolut ans Herz legen, fast noch mehr aber euch Grundschullehrkräften!
Die Wortverlosung bietet einen tollen Anlass, sich ganz unstrukturiert, kreativ und frei mit den eigenen Assoziationen auseinanderzusetzen und bietet dafür in den einzelnen Szenen gute Anregungen. Anders als klassische Geschichten-Planungs-Hilfen wie Wortfelder oder Cluster (die ja auch ihre Berechtigung haben, aber vielleicht später) können z. B. die Wörter am Ende des Buches als Fabulieranlass genutzt werden. Sie eignet sich hervorragend als Vorstufe für das Erzählen zu Bildern oder Reizwortgeschichten, die vielerorts zum Einsatz kommen, aber oft wenig assoziative Resonanz bei den Kindern hervorrufen (meine Wahrnehmung). Die Wortverlosung „erlaubt“ den Kindern quasi, sich wirklich individuell Gedanken zu machen und zeigt, dass Assoziationen von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein können (müssen?). Probiert es doch mal aus und lasst euch überraschen, wohin dieser Weg führen kann…

Vielen Dank an mixtvision für das ganz aktuelle Rezensionsexemplar!

Katha

Rezension: „Mukiza“

IMG_3607Titel: „Mukiza. Die wahre Geschichte eines Berggorillas“
Verlag: CalmeMara (hier klicken)
Autor: Hannes Jaenicke
Illustrationen: Julius Brümmer
ISBN: 978-3-948877-60-6

 

Zum Inhalt:
Mukizaist einer von nur noch etwa 1000 Berggorillas in Uganda. Wir begleiten ihn als Leser:innen von seiner Geburt bis ins Erwachsenenalter und sehen ihn laufen lernen, spielen, in Gefahr geraten und selbst eine Familie gründen. Dabei beruhen alle Darstellungen im Buch auf echten Geschehnissen aus dem Leben des echten Mukiza, der 1999 im Bwindi-Nationapark in Uganda auf die Welt kam. Die Forscherin Dr. Martha Robbins beobachtet ihn seitdem und gab seine Geschichte an Hannes Jaenicke weiter. Der ist seit Langem als Menschenrechts-, Tier- und Umweltschützer bekannt und hat auch schon eine TV-Dokumentation über Gorillas veröffentlicht.
Am Ende des Buches gibt es noch Informationen zum und Fotos vom echten Mukiza und neben dem Autor auch Hinweise zur Expertin, die das Gorilla-Wissen ins Projekt einbrachte.

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Meine Meinung:
Mukizas Geschichte ist spannend, ohne aufregend oder gefährlich zu werden – ein bisschen wie eine Tierdoku im Fernsehen. Der Lebenszyklus der Berggorillas inklusive der durchaus gewalttätigen Machtübernahme eines Silberrückens werden neutral, nicht wertend dargestellt. Parallelen zum menschlichen Aufwachsen lassen sich für Kinder durchaus herstellen, aber eben auch die Abgrenzung davon. Als an einer Stelle Menschen in Spiel kommen, die sich „immer wieder in der Nähe der Gorillagruppe“ aufhalten, befürchtete ich kurz traumatische Erlebnisse mit Wilderern, die aber erfreulicherweise ausblieben. So bleibt das Buch informativ und regt dazu an, sich weiter mit dem Leben und dem Schutz der Berggorillas auseinander zu setzen.
Die kurzen Texte finde ich einprägsam und wirklich auf den Punkt. Die ganzseitigen Illustrationen von Julius Brümmer gefallen mir durch ihre Klarheit und Sensibilität ausgesprochen gut. Sie wirken unheimlich realistisch und sind trotz der fast ausschließlich vorkommenden Schwarz- und Grüntöne niemals langweilig.

IMG_3609Beim Lesen der zusätzlichen Informationen habe ich mich noch darüber gefreut, dass der Verlag zum Einen „bei mir aus der Gegend“ kommt und zum Anderen dieses Buch wirklich nachhaltig angelegt ist – vom Material über den Druck bis zu einer Spendenaktion pro verkauftem Buch.

Leseempfehlung:
„Mukiza“ ist ein zauberhaftes Vorlesebuch für alle Kinder mindestens von Kindergarten bis Grundschule, durchaus aber auch darüber hinaus. Es bietet einen guten Ausgangsspunkt für ein bisschen Recherche über Berggorillas im Speziellen oder auch Artenschutz im Allgemeinen und die Gelegenheit, eine schöne Dokumentation aus der Mediathek zu suchen.
Im schulischen Kontext gibt es ebenfalls hervorragende Anknüpfungsgelegenheiten, vor allem im Sachunterricht. Die Themenkomplexe Tiere, Umweltschutz/BNE oder eine Projektwoche rund um Afrika können die Geschichte als Ausgangspunkt nutzen. Berggorillas bieten ein spannendes Thema, an dem sich Internetrecherche und digitale Präsentationen üben lassen. Aber auch im Deutschunterricht kann ich mir Mukiza gut vorstellen, wenn die Kinder mit Hilfe der zeitlich klar strukturierten Lebensgeschichte das Nacherzählen üben und davon ausgehend vielleicht sogar selbst eigene Geschichten entwickeln.

Vielen Dank an den CalmeMara-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Beste Grüße,
Katha

Rezension: „Die abenteuerliche Expedition des Professor Papillon“

IMG_2509Titel: „Die abenteuerliche Expedition des Professor Papillon“
Verlag: Knesebeck (hier klicken)
Autorin: Vanessa Simon-Catelin
Illustrationen: François Soutif 
ISBN: 978-3-95728-865-3

Zum Inhalt:
Professor Papillon lebt mit seinem sprechenden Papagei und hat sein Leben der Suche nach dem mysteriösen Schmetterling „Levana myseriosa“ gewidmet. Da er aber zuhause nicht weiterkommt, geht er auf eine große Expedition, die ihn durch abenteuerliche Landschaften führt. Jede Landschaft wird auf einer Doppelseite als Wimmelbild dargestellt, auf dem sich eine Menge Pflanzen und Tiere entdecken lassen.
Leider erfolglos kehren der Professor und sein Vogel zurück, als etwas Mysteriöses geschieht: direkt im heimischen Garten… – verrate ich nicht!
Auf den letzten Seiten gibt es noch Informationen zum Schmetterling selbst sowie zu der Frage, was ein Naturforscher so tut.

Meine Meinung:
Zuerst fällt auf, dass das Buch riesig ist (etwa A3-Größe), was ihm schon einmal einen interessanten ersten Eindruck gibt. Dann lernen wir den Professor in seinem Forscher-Zuhause kennen – und ich beneide ihn um seine Bücherregale! Ein für mich wirklich zauberhafter Kniff ist, dass die Seiten mit der Expedition von einem stilisierten Hefteinband umgeben sind, so als ob wir ab hier ein Forschertagebuch läsen. Wir dürfen mit dem Professor mitfiebern und seine Enttäuschung erleben (so ein wichtiges Gefühl!), aber auch über die Lebewesen staunen, die es zu entdecken gilt.
Überhaupt sprechen die Bilder eine tolle Sprache: sie sind realistisch, klar, mit leuchtenden, aber nicht überfrachteten Farben. Viele Details sind zu entdecken, so dass man wirklich viel Zeit auf jeder Doppelseite verbringen kann. Mir gefällt es auch, dass der Professor ausgestorben geglaubte Spezies wie den Dodo trifft, ohne dass ihn das interessiert, weil er ja seinem Ziel (dem Levana) hinterhersucht.

Leseempfehlung:
Der Verlag empfiehlt das Buch ab 5 Jahren und ich erweitere dies gern ganz konkret um „Grundschulkinder“. Die Geschichte bietet viele Gesprächsanlässe, Raum zum Fabulieren, aber auch für ganz sachliche Beschreibungen. Es lässt sich im Sachunterricht schön begleitend zu einer geografischen Unterrichtseinheit zur Erde einsetzen oder im Deutschunterricht zum mündlichen oder schriftlichen Erzählen einer Fortsetzung / eines weiteren Lebensraums.
Auch fürs private Vorlesen und Anschauen kann ich die Geschichte von Professor Papillon sehr empfehlen – sie macht einfach Spaß und weckt den Forschergeist.

Vielen Dank an den Knesebeck-Verlag für das Rezensionsexemplar! Ich kann nur noch einmal betonen, dass ich hier inzwischen einen absoluten Lieblings-Verlag für Bilderbücher habe!

Beste Grüße,
Katha

https://www.knesebeck-verlag.de/die_abenteuerliche_expedition_des_professors_papillon/t-1/1297

Textfreie Bilderbücher im Unterricht nutzen

In den letzten Monaten sind mir mehrere ganz besondere Bilderbücher über den Weg gelaufen*: Bilderbücher ganz ohne Erzähl- oder Sprechtext, sondern nur voller Bilder. Diese Bücher lassen naturgemäß viel Freiraum für Fantasie und Sprache.

Drei Beispiele möchte ich euch vorstellen: „Die Torte ist weg“ von The Tjong-Khing, „Der Junge und der Elefant“ von Freya Blackwood und „Tief im Ozean“ von John Hare. Drei ganz verschiedene Geschichten, die aber doch ähnliche Zugänge für einen sprachfördernden Unterricht bieten können.

1) „Die Torte ist weg“ von The Tjong-Khing
Ein Wimmelbuch: verschiedene Tierfamilien bzw. einzelne Tiere bewegen sich in einer Art Rennen durch das Buch und sind auf jeder Doppelseite wieder in verschiedene Interaktionen verwickelt. Ausgangspunkt ist der Diebstahl eine frisch gebackenen Torte bei Familie Hund.
👍🏻 Hier entstehen verschiedene Erzählungen und Geschichten, je nachdem, welchem Tier man folgt. Handlungsstränge verbinden sich manchmal, lösen sich aber auch wieder auf, bis am Ende alle gemeinsam feiern können.
👎🏼 Man muss aufpassen, dass sich die Erzählungen nicht zu sehr nach „und dann…“ anhören, was leicht passieren kann. Entweder heißt es also, Satzanfänge zu sammeln oder viel Zeit für das Entwickeln eines Erzählplans zu investieren, um dem vorzubeugen.

2) „Der Junge und der Elefant“ von Freya Blackwood
Diese ganz besondere Freundschaftsgeschichte handelt von einem Jungen, der einen ganz besonderen Baum zum Freund hat und diesen vor dem Abholzen rettet. Die Handlung spielt eher im alltäglichen Lebensraum der Kinder: Wohnung, Straße, Schule, Wald – das hat Vorteile bzgl. des Wortschatzes. 👍🏻 Auch sprachärmere Kinder können hier viel auf den Bildern benennen und beschreiben. Anders als beim Tortenbuch lässt dieses mehr Spielraum für Interpretationen und Spekulationen und auch die Möglichkeit des Weitererzählens nach dem Ende des Buches.

3) „Tief im Ozean“ von John Hare
Mein aktueller Liebling ist diese zauberhafte Geschichte aus den Tiefen des Meeres: eine Lehrkraft besucht mit einer Klasse Schulkinder die Tiefsee – allesamt in Tauchanzügen. Ein Kind hat eine Kamera dabei und verliert beim Fotografieren den Asnchluss an die Klasse (könnte ich sein…). Als dann die Klassemit dem Tauchboot wieder aufbricht, bleibt das Kind allein zurück und trifft noch verschiedene Tiefseebewohner inkl. Meereungeheuer. Mit diesem zusammen findet es eine versunkene Stadt, zerstört sie versehentlich und baut sie auch wieder auf. 👎🏼 Zum Erzählen dieser Geschichte ist deutlich mehr Wortschatzarbeit / Scaffolding nötig als bei den beiden anderen Büchern. Es bietet sich zusammen mit dem Sachunterricht fast schon eine thematische Unterrichtseinheit an. 👍🏻 Die Fantasie und Fabulierfähigkeit der Kinder werden hier absolut gefordert und gefördert. Es geht dabei los, dass die Hauptfigur durch den Taucheranzug überhaupt nicht definiert wird und so jedes Kind selbst festlegt, wer sein Held oder seine Heldin ist. Zudem gibt es verschiedene Stellen im Buch, an denen die Geschichte unterbrochen und von den Kindern eine Fortsetzung antizipiert werden kann. Durch die klare Einfachheit der Bilder können die Kinder hierzu auch gut selbst Zeichnungen anfertigen.

Zusammengefasst gibt es für textfreie Bilderbücher viele Ideen, aus denen man passend zum Buch und zur Lerngruppe wählen kann:
– zu den vorhandenen Bildern erzählen (ggf. Fotos machen, damit jedes Kind die Bilder z.B. auf einem Tablet nutzen kann)
– Aufzeichnen der Erzählungen mit der Sprachmemo-Funktion am Tablet o.a.
– eigene Bilder malen und dazu erzählen (Fortsetzung, alternatives Ende, Antizipieren ab Abbruchstelle im Buch)
– selbiges ist alles auch als Schreibanlass denkbar
– Bilderrätsel (ein Kind beschreibt eine Stelle auf der Seite, eines errät diese)

Zur Vorbereitung hilft es den Kindern, sich Notizen in schriftlicher oder bildlicher Form zu machen. Der gute alte „Rote Faden“ kann hier gut genutzt werden, da er den Kindern eine gute Orientierung während des Erzählens bietet. Dazu können aufwändig Kärtchen an rote Wolle getackert/geklebt/gebunden werden oder man nutzt ein größeres Blatt mit Text-/Bildfeldern und lässt die Kinder den roten Faden einfach hineinzeichnen. Bei älteren Kindern können auch Erzählpläne zum Einsatz kommen, die dann etwas vorstrukturierter sind – mehr Orientierung, aber auch mehr Planung. Wie immer gilt der Gedanke des Spiralcurriculums: einfach anfangen, später anspruchsvoller wieder drangehen.

Zuletzt möchte ich noch einmal eine Lanze für das „Primat der Mündlichkeit“ brechen: Es ist wichtig, dass mündliches Erzählen nicht nur als Vorübung zum schriftlichen Erzählen eingesetzt wird! Wenn die Kinder immer „befürchten“ müssen, dass sie das Erzählte später noch aufschreiben müssen, hemmen wir sie unnötig. Lasst die Kinder erzählen, belasst es beim Mündlichen. Experimentiert mal mit Aufnahmen und erlebt, wie auch Kinder sich hören und verbessern möchten!

Abschlusstipp: auch und gerade beim mündlichen Erzählen kann man nach Beate Leßmann „Schreibgeheimnisse“ sammeln – dann muss man sie nur anders benennen 😉
Kinder können so zum Einen am Vorbild (Mitschüler*in / Lehrkraft) lernen und ihren Wortschatz erweitern und lernen zum Anderen, dass sie stolz auf ihre Ideen sein können und nicht in ein „der hat bei mir abgeschaut!“ verfallen müssen. Erste Ansätze von sharing is caring könnten erkennbar sein.

Nun viel Spaß mit euren liebsten Bilderbüchern mit oder ohne Text. Wenn ihr noch ein cooles textfreies kennt, das ich hier aufnehmen sollte, schreibt gern einen Kommentar!

Eure Katha

* Nun ja, ich sehe einfach zu oft tolle Bücher in UB und Prüfungen, die dann irgendwie irgendwann auch in meinem Regal stehen…