Rezension: „Selma, du machst das falsch“

Titel: „Selma, du machst das falsch“
Verlag: NordSüd (hier klicken)
Autorin: Tini Malina
Illustrationen: Tini Malina
ISBN: 978-3-314-10736-8

Zum Inhalt:
Selma ist eine Spinne unter vielen, die auf der großen Wiese leben. Aber anders als die anderen Spinnen spinnt Selma ihre Netze nicht, um saftige Fliegen zu fangen. Selma möchte in ihren Netzen die Besonderheiten des Universums einfangen. Zu Selmas künstlerischen Netzen sagen die andern Spinnen immer nur „Du machst das falsch!“. Aber Selma lässt sich nicht beirren und geht ihren Weg weiter. Der führt sie sogar auf das hohe Haus, das man von der Wiese aus sehen kann. Hier will Selma ein ganz besonderes Netz spinnen. Ob das gelingt, verrate ich hier aber nicht.
Die Illustrationen sind seitenfüllend und von klaren Farben und Formen geprägt (s.u.). Diese sind auf der Wiese sehr leuchtend, am Haus und später eher in Grautönen gehalten. Die Bilder bieten trotz ihrer Schlichtheit Raum für Entdeckungen und zum Beschreiben dessen, was vor sich geht.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist eines von denen, die mich schon beim ersten Blick auf das Cover packen. Als Bonus habe ich beim Auspacken feststellen dürfen, dass die Weben auf dem Cover auch noch dreidimensional sind (sog. Relieflack) – ich kann mich ja auch über Kleinigkeiten freuen. Die niedliche kleine Spinne Selma mit ihrer „Künstlermütze“ (sagt mein Sohn) und ihr Netz-Kunstwerk sprechen mich unheimlich an und weckten auch direkt die Neugier beim Junior. Tini Malina hat in meinen Augen ein Gesamtkunstwerk geschaffen, das mit einem einfachen Handlungsstrang auskommt.
Inhaltlich gibt Selma uns die Lehre mit auf den Weg, dass wir an uns glauben sollen und uns nicht von den anderen reinreden lassen. Gegen den Strom zu schwimmen und dennoch auch mal einen wohlmeinenden Rat anzunehmen – auch das sind Erkenntnisse aus Selmas Geschichte. Meiner Meinung nach können gerade Kinder solch eine Message nicht oft genug hören (und vor allem dann nicht, wenn sie so sympathisch verpackt ist).
Ein wenig erinnert Selma mich an „Frederick“ von Leo Lionni: beide sehen mehr in der Welt und dem Leben als Nahrung zu finden. Beide lassen sich von Widerstand nicht aufhalten und beide verzaubern ihre Artgenossen schlussendlich. Außerdem hatten Junior und ich beim Lesen deutliche Flashbacks zu Eric Carles „Die kleine Spinne spinnt und schweigt“ – eben auch eine Spinne und auch diese dreidimensionalen Netze zum Fühlen 😊.

Leseempfehlung:
Für Kinder ab vier empfiehlt der Verlag das Buch – da gehe ich absolut mit. Vor allem durch die Klarheit der Illustrationen können so junge Kinder bereits gut damit umgehen. Weder Bilder noch Texte sind „zu niedlich“, so dass ich dieses Bilderbuch auch für ältere Kindergarten- und Schulkinder empfehle. 

Für die Grundschule gedacht kommen mir viele Ideen, die man von diesem zauberhaften Bilderbuch ausgehend umsetzen könnte: Zuerst Kunst, wo man mit Flüssigkleber und Wasserfarben Spinnennetze zeichnen kann, die einen ebenso dreidimensionalen Effekt haben wie die auf dem Cover.
In Deutsch können z. B. Paralleltexte geschrieben werden, wo Selma was für ein Netz spannt und wen sie dabei trifft (Hochhaus – alte Spinne – Mond und Sterne). Oder die Kinder spielen Dialoge zwischen Selma und einer anderen Spinne nach. Oder sie lesen und analysieren Sachtexte über Spinnen. Oder man richtet eine thematische Leseecke zu Spinnen ein, die mit Selma und der kleinen Spinne von Carle über weitere Bilderbücher oder Comics wie Spiderman bis zu Sachbüchern reicht. Oder … naja, ihr seid ja noch viel kreativer als ich!
Zuletzt: KI – Die Kinder können für Selma ein thematisches Netz erfinden und es einer bildgenerierenden KI so genau beschreiben, dass ein gewünschtes Bild entsteht.

Vielen Dank an den Nordsüd-Verlag für das zauberhafte Rezensionsexemplar mit dem tollen Poster dazu! Das wird einen Ehrenplatz in meinem Büro bekommen (nach der anstehenden Renovierung).

Katha

Rezension: „Fabelwesen“

Titel: „Fabelwesen. Fantastische Tiergestalten“
Verlag: NordSüd (hier klicken)
Autorin: Cornelia Funke
Illustrationen: Ruby Warnecke
ISBN: 978-3-314-10731-3

Zum Inhalt:
Cornelia Funke als Autorin beschreibt bekanntere und weniger bekannte Fabelwesen aus aller Welt, die von Ruby Warnecke illustriert wurden. Mit dabei sind natürlich Einhorn, Drache oder Phönix, aber auch uns Europäern unvertrautere Wesen wie das Qilin oder der Barong. Freund:innen der magischen Welt von Harry Potter oder den Fantastischen Tierwesen kennen sicher ein paar mehr der Porträtierten als Muggel das tun…
Jedem Wesen ist eine Doppelseite gewidmet, auf der es in klaren, farbenfrohen Darstellungen gezeigt wird und auf der es einen kurzen, direkt an die Lesenden gerichteten Infotext gibt. Die Illustrationen erinnern an die Scherenschnittechnik und jede Seite hat einen einzigartigen, farblich passenden Rahmen.

Meine Meinung:
Man erkennt in jeder Seite die Freude am Projekt, die die beiden Schöpferinnen auf den Schlusseiten auch beschreiben. Die Wesen werden sehr wertschätzend mit ihren zugeschriebenen Eigenschaften beschrieben und niemals in gut und böse kategorisert. Mir gefällt es auch, dass die verschiedenen Glaubenseinflüsse und religiösen Bezüge von Cornelia Funke absolut wertfrei und kindgerecht beschrieben werden.
Dass sich die Texte direkt an die Lesenden richten, erzeugt ein Gefühl von Verbundenheit und lässt mich gedanklich auf eine fantastische Weltreise gehen.
Die Illustrationen fand ich beim ersten Blättern ungewohnt, fast befremdlich. Je öfter ich das Buch aber jetzt in der Hand hatte, desto mehr mag ich diesen Stil und glaube, dass er durch seine Klarheit für viele Kinder sehr gut wahrnehmbar und verständlich ist.

Leseempfehlung:
Für Kinder und Interessierte ab fünf Jahren empfiehlt der Verlag das Buch. Da gehe ich absolut mit underweitere noch um Weltenbummler:innen jeden Alters (also z. B. Großeltern), die beim Lesen und Vorlesen sicher spannende Erlebnisse und Hintergrundgeschichten zu den Wesen erzählen könnten.
Da ich immer auch für die Schule mitdenke, kann ich mir dieses Buch spannend als Ausgangspunkt für eine Fabelwesen-Einheit im Fach Kunst vorstellen, bei der in Scherenschnitten und Collagen ganz eigene Fabelwesen entstehen könnten (z. B. mit Bezug zum Klassiker „Rhinozerus“).

Vielen Dank an den NordSüd-Verlag für das druckfrische Rezensionsexemplar!

Katha

Rezension: „Der Kopfübär“

Titel: „Der Kopfübär entdeckt, was in ihm steckt“
Verlag: Loewe (hier klicken)
Autorin: Judith Weber 
Illustrationen: Fabian und Christian Jeremies
ISBN: 978-3-7432-2163-5

Zum Inhalt:
Kobi ist ein kleiner Bär, der mit seinen Eltern und zwei kleinen Zwillingsgeschwistern, die er immer „die Willinge“ nennt, im Wilden Weg wohnt. Wenn Kobi eine Idee hat, muss er sie SOFORT ausprobieren. Und Kobi hat viele Ideen. Und viele interessante Einfälle. Und ein geheimes Geheimversteck! Man munkelt, dass der Wilde Weg nur wegen Kobi seinen Namen trägt… 

Kobis Eltern wollen eigentlich mit den Kindern einen Ausflug machen, als Mama einen Anruf bekommt, der Ausflug wegen ihrer Arbeit ausfällt und Papa mit dem Nachwuchs zuhause bleibt. Kobi findet das überhaupt nicht gut und landet frustriert in einer ganz besonderen Situation: Plötzlich hängt er kopfüber und sieht die Welt mit ganz anderen Augen.
Was jetzt mit Kobis Ideen und ein bisschen Hilfe entsteht, ist irgendwie magisch: ein ganz besonderer Tag, der mit einer ganz besonderen Nacht gekrönt wird. 

Meine Meinung:
Mit dem Kopfübär hat Judith Weber bzw. haben die Jeremies-Brüder einen sehr liebenswerten Wirbelwind geschaffen, in den sich sicher viele (alle?) Kinder hineinversetzen können: immer auf die Eltern angewiesen zu sein, nervige Geschwister zu haben, eigene Ideen ausgebremst zu sehen – all das gehört ja zum kindlichen Alltag dazu. Kobi jedoch wird weder unerträglich noch frech, sondern sucht durch Bewegung einen Weg aus seiner Frustration und landet – ganz aus Versehen – kopfüber im Reich der Kreativität. Hier werden also Bewältigungsstrategien gegen Frust und Langeweile angeboten, die Spaß verheißen und Erfolg durch eigener Hände Arbeit. Dieser Weg sagt mir sehr zu und ist in meinen Augen weitaus pädagogischer als manch gut gemeinter Ratschlag zum Aushalten oder Nicht-so-schwer-nehmen! Sehr gern mag ich ja neben den bemühten, aber eben manchmal verhinderten Eltern („Mama muss arbeiten“ holt mich sehr ab) auch die Nachbarin Frau Immerso, die in meinen Augen die perfekte Personifizierung von „Erwachsenen im Allgemeinen“ aus Kindersicht ist.
Die Illustrationen, deren Entstehung man zuletzt bei Instagram verfolgen konnte, sind farbenfroh, lebendig und strahlen unheimlich viel Lebensfreude aus. Sie enthalten viele Elemente aus dem direkten Erfahrungsumfeld der Kinder und bieten eine Menge zu entdecken.

Leseempfehlung:
Ab 3 Jahren wird das Bilderbuch vom Verlag zum Vorlesen empfohlen. Ich erweitere den Zeitraum nach hinten bis locker zum Ende der Grundschulzeit und lege den Kopfübär allen Eltern ans Herz ebenso wie Pädagog:innen im Elementar- und Primarbereich. 
Perspektive Grundschule: Kobis Erlebnis, seine Selbsttätigkeit, seine Kreativität und seine Problemlösekompetenz lassen das Buch zu einem tollen Vorlesebuch werden, an dem viele Erzähl- und Schreibanlässe angebunden werden können: Deine beste Idee, die du nie umsetzen konntest. Deine Pläne für einen verrückten Ausflug zuhause. Dein Vorschlag für eine gemeinsame Aktion. Dein eigenes Bauprojekt. – die Kinder können ausgehend von der Geschichte schön kreativ werden. Witzig finde ich auch die Idee, als Gegenstück zu Frau Immersos Verbotsschildern mal Spaßschilder zu kreieren, die etwas erlauben und nicht verbieten. Wenn ihr weitere Ideen habt, kommentiert sie gern hier oder bei Instagram, dann ergänze ich diese hier!

Vielen Dank an den Loewe-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Katha

Digitale Doppelstunde: „Der Wortschatz“ und die KI

In den letzten Monaten hat ein Buch für Begeisterung bei vielen Deutschlehrer:innen gesorgt: Der Wortschatz von Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger aus dem Nord-Süd-Verlag. Auch mich hat das Buch gepackt, da es einerseits didaktisch das Thema Adjektive wunderbar aufbereitet, andererseits aber dies als „normales“ Bilderbuch schafft, ohne also zu didaktisiert zu wirken – das stört mich an manchem gehypten Bilderbuch für die Grundschule der letzten Jahre…

Nun wisst ihr, dass ich zur Zeit mehr Unterricht ansehen als selbst erteilen darf und erst jetzt bietet sich mir im Rahmen einer digitalen Doppelstunde die Gelegenheit, das Buch mit in den Unterricht zu nehmen. Da mich zudem in einer der Stunden wieder einige LAA besuchen, muss ich meine Planung eh etwas ausführlicher verfassen und teile sie gern auch hier.
Mein Vorhaben für eine vierte Klasse zielt darauf, den Spaß an der Sprache wachzuhalten, Lust an der Literatur zu fördern und darüberhinaus einen ersten schulischen Kontakt mit einer bildgenerierenden KI herzustellen. Das ist ziemlich viel für zwei Stunden, die ich nur zur Verfügung habe – am Ende dieses Beitrags will ich aber auch noch weiterführende Ideen anreißen.

Der wichtigste Aspekt des Buches, auf den ich mich in meinem Vorhaben stütze, ist das Verwandeln von Gegenständen mit Hilfe von Adjektiven. Der Protagonist Oskar entdeckt dieses am Beispiel des Wortes quietschgelb, das er aus Versehen auf einen Igel wirft:

Mit den Schüler:innen einer vierten Klasse möchte ich genau dies ausprobieren und sie aus je einem Adjektiv und Nomen Bilder generieren lassen. Dazu setze ich die KI-Tools von fobizz ein, da ich dort einen Klassenraum einrichten und somit den Kindern datenschutzrechtlich problemlos einen Zugang zur Ki bieten kann. Für Interessierte: Man kann dabei dann sogar zwischen drei Bild-KI wählen, nämlich Flux.1, Dall-E 3 und Stable Diffusion XL.

Stunde 1: Kennenlernen des Buches
Aus dem Bilderbuchkino, das der Verlag erfreulicherweise zusammen mit Material für Lehrkräfte anbietet, habe ich die Seite via Beamer gezeigt, auf der Oskar die Schatztruhe findet.
Ich habe das Buch im Tafelkino vorgelesen bis etwa zur Hälfte, als die Schatztruhe leer ist (Schwerpunkt: verändern von Dingen durch Adjektive). Dann folgte ein kurzes Gespräch darüber, welche Wörter/Adjektive die Kinder gern in die Schatztruhe füllen würden. Diese notierte ich direkt auf der Seite im Bilderbuchkino, das ich in GoodNotes geöffnet hatte (s.u.). Danach las ich das Ende des Buches vor, in dem Oskar lernt, wie man Wörter „macht“ bzw. findet.

Zur Vorbereitung der zweiten Stunde gab es dann noch ein kurzes Gespräch über das Vorwissen der Kinder zu Künstlicher Intelligenz. Viele Kinder hatten bereits Kontakt, vor allem über WhatsApp oder ChatGPT. Manche kannten auch die Möglichkeit, mit KI Bilder zu generieren. Da ja nicht in dem oder jeder von uns ein Illustrator bzw. eine Illustratorin steckt, stellte ich genau dies als Ziel für die zweite Stunde vor.

Vorbereitung für die 2. Stunde: KI für die Kinder
Mit meinem fobizz-Account kann ich auf die KI-Tools dort zurückgreifen und habe einen Klassenraum eingerichtet und dort das Projekt grob skizziert (s. linkes Bild). Klassenräume kann ich für ein ganzes Schuljahr oder für 24 Stunden einrichten. Fobizz generiert mir dann QR-Codes für jedes Kind (s. mittleres Bild) und dazu eine Liste, in der ich als Lehrkraft datenschutzrechtlich unbedenklich die Klarnamen der Kinder notieren kann. Für mein Vorhaben habe ich dann nur die Bild-KI freigegeben. Grundsätzlich könnte man in fobizz auch Text-KI etc. nutzen. Zuletzt habe ich noch die gesammelten Adjektive, ergänzt durch einige aus dem Buch, und ein paar geiegnete Nomen zum Ziehen vorbereitet.

Stunde 2: Bilder generieren
Nach einem kurzen Anknüpfen an Oskars Geschichte bekommen die Kinder den AA und das Material vorgestellt: Zettelchen mit Adjektiven (die sie gestern ja selbst gesammelt hatten) und Nomen (aus dem Buch und von mir gesammelt) werden gezogen und daraus soll mit KI ein Bild generiert werden. Ich zeigte kurz noch einmal die Vorgehensweise mit einem Tablet und einem Kärtchen: scannen, Bild beschreiben, remixen, speichern. Und dann ging es in PA auch schon los.
Alle Teams zogen zuerst ein Wortpaar – manche hatten aber wirklich schwierige Kombinationen und durften tauschen, etwas Neues aussuchen oder ein eigenes Adjektiv wählen. Alle Paare schafften es in gut 20 Minuten Arbeitsphase, mindestens ein geeignetes Bild zu generieren. Allerdings zeigte sich deutlich, wie leicht oder schwer es den Kindern jeweils fiel, ihren prompt zu formulieren, zu erweitern oder zu ändern. Und an einzelnen Stellen war auch die KI etwas bockig und bleib z. B. stur bei einem Haus aus Holz, obwohl sehr eindeutig Wände aus Wolken vorgegeben wurden…
Am Ende konnten noch die meisten Teams ihr bestes Ergebnis via AirPlay teilen und die Klasse versuchte, das genutzt Adjektiv zu erkennen.

Weitere Ideen zum Vorhaben:
Es bestätigte sich, dass dieser Zugang deutlich mehr als meine zwei Stunden hergegeben hätte. Im Gespräch mit meinen vier besuchenden LAA waren wir uns alle einig. Hier kommen deshalb noch ein paar Ideen, wie man das Vorhaben erweitern bzw. einbetten könnte:
– vor die beschriebene zweite Stunde noch ein Stunde schieben, in der alle Kinder an den gleichen Begriffen arbeiten, um das Prompten besser zu üben.
– die Adjektive differenziert anbieten (sowas wie smaragdgrün oder gruselig ist einfacher für ein Bild zu nutzen als sowas wie doppelstöckig oder bienenfleißig)
– Unterrichtseinheiten zu Personenbeschreibung oder Gegenstandsbeschreibung um die Arbeit mit einer KI erweitern, da diese ja quasi eine Selbstkontrolle beinhaltet (War die Beschreibung gut, wird das Bild gut.)
– eine vertiefende UE zu Adjektiven hierauf aufbauen (beschreibende Funktion von Adjektiven)
– von den Unzulänglichkeiten der Bild-KI auf Unzuverlässigkeit von Text-KI schließen, Stichwort digital literacy – Achtung, Metaebene! 😇 (Ganz ernst: wenn ich ein Bild nicht einfach so nutzen kann, weil es noch Quatsch zeigt, dann kann ich einen KI-Text auch nicht einfach so verwenden ohne Hinterfagen oder Überarbeitung…)

Bestimmt habt ihr noch mehr tolle Ideen, oder? Schreibt sie doch gern als Kommentar hier drunter oder kommentiert den entsprechenden Post bei Instagram!

Katha

Rezension: „Der Sumpfmumpf und die Hoffnung“

Titel: „Der Sumpfmumpf und die Hoffnung“
Verlag: Eigenverlag (hier klicken)
Autorin: Alexandra Wagner
Illustrationen: Thomas Handl
ISBN: 978-3-98942331-2

Zum Inhalt:
Das Mädchen Amelie ist krank und kann deshalb nicht mit ihren Freunden die Kirmes besuchen. Traurig, einsam und ängstlich schläft sie ein und findet sich in einem sumpfigen Gelände wieder. Dort allerdings ruft eine ihrer Püppchen namens Hoffnung um Hilfe – sie wird vom immer größer werdenden Sumpfmump gefangen gehalten! Bevor Amelie deswegen verzweifeln kann, rät ihr zweites Püppchen (Fantasie) ihr, dass sie mit seiner Hilfe den Sumpfmumpf besiegen und Hoffnung befreien kann.
Ob Amelie das gelingt, verrate ich hier natürlich nicht! Genausowenig kann ich natürlich spoilern, welche Rolle Amelies Freunde noch spielen werden. 😉
Es gibt auf der Homepage der Autorin auch kostenloses Unterrichtsmaterial zum Buch, das den Zugang zur eigenen Emotionalität und der metaphorischen Sprache des Buches erleichtern kann.

 

Meine Meinung:

Die Geschichte vom Sumpfmumpf ist eine Geschichte von der Angst. Der Angst davor, allein zurückzubleiben oder auch der Angst vor Gefahr. Diese wird direkt mit der Hoffnung verknüpft: wird eine kleiner, wächst die andere. Somit verleihen die Figuren sehr abstrakten Gefühlen Greifbarkeit und machen diese verständlicher. Ergänzt wird dies durch die sehr vielfältigen Gesichtsausdrücke von Amelie, die Thomas Handl im Verlauf der Geschichte visualisiert. So können Kinder ihre starken positiven, verändernden Emotionen wie Hoffnung und Fantasie besser kennenlernen. Ein wenig erinnert diese Herangehensweise an die „Alles steht Kopf“-Filme. Auf jeden Fall können Kinder daraus viele positive Handlungsoptionen mitnehmen.
Die Personen-Illustrationen sind zeichnerisch nicht so ganz mein Fall, aber mir gefallen die ganzseitigen Hintergründe und das Farbenspiel zwischen Licht und Düsternis stärkt die Geschichte sehr.

Leseempfehlung:
Eltern von Kindergarten- und Schulanfängerkindern sowie Erzieher:innen und Lehrkräfte können den Sumpfmumpf gut nutzen, um sprachlich das Thema Gefühle anzugehen und Selbstwahrnehmung bzw. -regulation zu üben. Dazu können die oben genannten ind abgebildeten Materialien der Autorin direkt verwendet werden.

Vielen Dank an Alexandra Wagner für das Rezensionsexemplar und die Unterrichtsmaterialien! Und viel Erfolg weiterhin für Ihre Arbeit!

Katha

Rezension: „Nur noch kurz ein kleiner Furz“

Titel: „Nur noch kurz ein kleiner Furz“
Verlag: Loewe (hier klicken)
Autor: Jonny Leighton
Illustrationen: Mike Byrne
ISBN: 978-3-7432-2145-1

Zum Inhalt:
Die kleine Springmaus muss pupsen, was ihr ziemlich unangenehm ist, Der große Elefant jedoch kann sie beruhigen: Pupse sind nicht peinlich, sondern völlig natürlich. Jedes Tier (jeder Mensch, jedes Fabelwesen) muss pupsen und „Pupse müssen raus“, erklärt er. Und damit die Springmaus das auch glaubt, beginnt eine Reise durch die Tierwelt und ihr Pupse, Fürze und Winde. Nur einer, der pupst natürlich NIE…

Meine Meinung:
Eine sehr witzige Geschichte, die in sympathischen Reimen ein oft schambehaftetes Thema locker angeht. Wer kennt es nicht: ein fieser Geruch weht durch den Raum, aber niemand will verantwortlich sein… vor allem in der Schule ein großer Spaß für viele Kinder, aber auch eine große Portion Scham für andere.
Die farbenfrohen, lebendigen Illustrationen zeigen sehr anschaulich die Flatulenzen und bieten immer auch noch etwas mehr zum Entdecken an. Alle furzenden Tiere haben Spaß, was bestimmt das Thema für sensible Kinder gut annehmbar macht. Mir und den Kindern gefiel das Gesamtpaket des Bilderbuches sehr!

Leseempfehlung:
Für alle Kinder, Eltern, Kindgebliebenen und Mitkindernarbeitenden empfehle ich dieses Bilderbuch wärmstens. Es macht Spaß, es reimt sich (liebe ich ja immer) und es schaut schön aus. Vor allem in der Altersklasse ab Kindergarten bis etwa acht Jahre kann ich mir die Erlebnisse der kleinen Springmaus auch schön als Gesprächs- oder Malanlass vorstellen. Evtl. kann das Buch eine nette Ergänzung für das klassische Sachunterrichtsthema Mein Körper / Verdauung in Klasse 3 oder 4 sein, wenn die Kinder nicht schon zu vorpubertär sind.

Vielen Dank an den Loewe-Verlag für das druckfrische Rezensionsexemplar!

Katha

Buchmesse-Buchfunde

Zum ersten Mal auf der Buchmesse zu sein, führt zu Überwältigung, Überraschung, viel Freude, Begeisterung, Begegnungen, Innehalten, Schmunzeln, Hektik, Desorientierung, Entdeckungen und vielem mehr. Vor allem für so ein „Dorfkind“ wie mich…

Innerhalb meines von mir selbst festgelegten Budgets bin ich geblieben, obwohl einige tolle Bücher ihren Weg in meine Regale angetreten sind. Meine Funde (alle selbstgekauft, also keine Werbung) teile ich heute mit euch, falls auch etwas für eure nächsten Unterrichtsreihen dabei sein sollte. Vielleicht bekommt das ein oder andere Buch später auch noch einen eigenen Artikel (bei Bedarf kommentiert gern).

Fund 1: Buchstabenhausen
Ein Bilderbuch, verfasst von einem Architekt:innenpaar, über Buchstaben, die Gebäude sind. Die beiden kommen aus Schweden und waren sehr sympathisch bei der Lesung und beim Signieren. Was ich an dem Buch noch cooler finde als die tollen Illustrationen sind die Figuren und verteckten Geschichten, die sich durch mehrere Bilder ziehen, so dass man wirklich viel hin- und herblättern kann und immer Neues entdeckt.

Fund 2: Drei Wasserschweine wollen’s wissen
Der zweite Band um die abenteuerlustigen Capybaras Emmi, Raul und Tristan verspricht genauso witzig zu werden wie der erste, den ich hier schonmal rezensiert hatte. Er war deshalb ein Auftragskauf für mein K2. Auch die Lesung mit Matthäus Bär war sehr schön und er hat sich sehr über unser kleines Geschenk (ein goldenes 3D-Druck-Wasserschwein) gefreut, als ich mir Autogramme von ihm und der Illustratorin geholt habe.

Fund 3: Der Geräuschehändler bekommt Post
Auch ein zweiter Band, der auf meiner Messeliste stand. Hier hatte ich euch vor Kurzem den ersten vorgestellt, der mich ja schon sehr begeisterte. Der Nachfolger enttäuscht nicht und bringt wieder spannende, teils sehr abstrakte Kunden in den kleinen Laden, die mit Geräuschen versorgt werden wollen.

Fund 4: Kleinlichtstadt
Dieses Bilderbuch hat mich durch seine Farbgestaltung gekriegt: viel schwarz-weiß mit einigen neonleuchtenden Details – das sticht hervor im Bücherregal! Und die Story stimmt ebenso gut wie das Farbkonzept: die klassische Geschichte der Angst vor dem Fremden wird hier humorvoll neu interpretiert (mit einem sehr guten Ende für den Bürgermeister, wie ich finde).

Fund 5: Otto fährt los
Die Geschichte des sprechenden Bullis otto, der mit wechselnden Familien jeden Sommer in den Urlaub fährt, ist mir im Jojo Lesebuch 3 begegnet. Deswegen stand auch ein Band mit Otto auf meiner Liste für Leipzig. Für den Sommer in den Bergen habe ich mich dann entschieden, weil das Cover passte und ich sogar noch ein von der Autorin signiertes Exemplar ergattern konnte.

Fund 6: Als der Wald erwachte
Nach der Lesung zu Buchstabenhausen blieb ich noch ein wenig in der skandinavischen Ecke und stolperte über das zauberhafte Cover zu diesem Bilderbuch, das die Kräfte des Waldes, die Macht der Freundschaft und der Trauer unfassbar greifbar macht. Ich hab mich ein bisschen verliebt und beim Lesen wirklich Gänsehaut gehabt.

Fund 7: Ein Zimmer für mich allein
… vom Titel her sprach mich das Buch an, obwohl ich weder Autorin noch Verlag kannte, so dass ich ganz unvoreingenommen zur Lesung ging. Frauke Angel fegte dann wie ein kleiner Orkan über uns Zuhörende hinweg und brachte die Geschichte von Elli, die sich mit ihren Brüdern ein Zimmer der Plattenbauwohnung teilen muss, so unheimlich charmant rüber, dass ich das Buch unbedingt weiter lesen wollte. Also auch hier, zugeschlagen und signieren lassen. Ohne die Lesung wäre ich vermutlich über dieses Buch nicht gestolpert…

Fund 8: Willkommen bei den Grauses
Schon bei der ersten Werbung, die ich auf Insta für dieses Buch sah, fand ich das Buch interessant. Als ich dann noch ein paar Messe-Videos der Autorin sah, wuchs mein Interesse. Und beim Reinblättern musste es dann auch noch mit. Ein schönes Selbst- oder in unserem Fall Vorlesebuch über eine ganz besondere Familie. Schade, dass die Signierschlange vor meiner Abreise dann doch zu lang war, da Sabine Bohlmann schon so viele bekannte Bücher veröffentlicht und somit eine große Fanbase hat.

Fund 9: Die magische Bibliothek der Buks
Auch dieses Buch war mir schon vor der Messe begegnet und sprach mich vom Cover her sofort an (Bücher! Viele Bücher! Und seltsame Wesen! Und Bücher!). Also wanderte auch dieser erste Band in meine Tüte bzw. bekam ich eine vom Design her passende Buchtüte direkt dazu (für so Leute wie mich eben…). Die ersten Kapitel sind inzwischen gelesen und das Buch hält absolut, was es verspricht. Und ja: Klar lese ich ein Kinder-/Jugendbuch. Warum denn nicht? Als ich im passenden Alter war, gab es ja solch schöne Bcher noch nicht!

So, das waren die literarischen Bücher im Schnelldurchlauf. Riese Rick musste mit, weil der mir als Scheffler-Donaldson-Fan noch fehlte. Und Lehrerkrams gibts ja eben auf ner Buchmesse auch (bei Beltz gabs sogar ein Geschenk). Der Phrasengenerator darf mich ab jetzt täglich mit wechselnden Phrasen erfreuen 🙂
Beim CalmeMara-Verlaug aus Bielefeld (meine Ecke!) habe ich einen sehr witzigen Lese-Button gewonnen und kurz vor Abfahrt noch eine persönliche Zeichnung bei @meta-bene abgestaubt, der neben @kriegundfreitag signierte was das Zeug hielt (bei Zweiterem war aber leider die Schlange zu lang für mein Zeitfenster). Außerdem durfte ich bei Duden noch einen Stoffbeutel mit so zauberhaften Begriffen wie Alphamädchen, etepetete, Kopfkino, Vollpfosten und und und mitnehmen.

Was für mich aber neben der Tatsache, dass ich inzwischen in der luxuriösen Situation bin, mir solche Bücher einfach kaufen zu können, am allerbesten war in Leizig war das Team der mobile.schule: Leute, die genauso anders ticken wie ich, die ich nur alle halbe Jahre mal auf Messen und Veranstaltungen sehe und dennoch immer in tolle Gespräche mit ihnen finde. Danke, Andi, dass ich als Referentin nach Leipzig kommen durfte! Und Herzlichste Grüße an die beste meine Mitreferentin Maria!

Gruß
Katha

Digital mit Literatur arbeiten: Der Geräuschehändler

Wer hier öfter liest, kennt meine Begeisterung für einen handlungs- und produktionsorientierten Zugang zu altersgemäßer Literatur (wer neu ist, kann hier und hier ins Thema eintauchen). In den Vorbereitungen für meinen ersten Besuch auf der Leipziger Buchmesse habe ich mit einer lieben Kollegin Beispiele für einen Vortrag gesammelt, wie man sich Kinderliteratur auch auf digitalen Wegen nähern kann. Eines dieser Beispiele möchte ich heute vorstellen: Geräusche sammeln mit dem Geräuschehändler.

Bildquelle: Knesebeck (s. Link)

Auf das Bilderbuch „Der Geräuschesammler“ aus dem Verlag Knesebeck wurde ich im Jojo-Lesebuch für die 2. Klasse von Cornelsen aufmerksam, in dem ein Auszug verarbeitet ist. Schon beim Verfassen der Kopiervorlagen zu diesem Lehrwerk sprang beim Geräuschehändler meine Fantasie an. Inzwischen habe ich mir das Bilderbuch bestellt und wurde nicht enttäuscht! Die Geschichte des kleinen Ladens voller Dosen, Schachteln und Gläser, in denen der Geräuschehändler alle nur erdenklichen Geräusche gesammelt hat, ist sehr liebenswert geschrieben und gezeichnet (Kathrin Rohmann / Jule Wellerdiek sei Dank). Da es mehrere Kapitel gibt, in denen der Geräuschehändler seinen Kunden mit einer individuell zusammengestellten Geräuschemixtur hilft, bietet die Geschichte sich unheimlich gut zum Erzählen von „neuen Kapiteln“ an.

Meine Planung sieht nun, mit einem digitalen Einschlag, so aus:
Das Bilderbuch wird betrachtet und erste Assoziationen werden gesammelt, was es in diesem Laden wohl gibt. Die ersten beiden Kapitel werden in Form eines Vorlesegesprächs kennengelernt. Anders als sonst oft im Unterricht würde ich sehr viel Raum geben, selbst Geräusche zu machen – mit dem eigenen Körper, mit Gegenständen oder Instrumenten.*
Das dritte Kapitel, in dem ein Gespenst nach gruseligen Geräuschen sucht, könnte ein guter Anlass sein, die Kinder ins Handeln und Produzieren zu bekommen.** Dazu arbeite ich mit dem BookCreator, der Bild und Ton sehr einfach vereinen kann. Inspiriert vom Buch und mit Hilfe eines KI-Bildes von einem Schrank voller Gefäße habe ich mir diese Vorlage gezeichnet:

In diese Vorlage hinein können die Kinder nun scheiben (Textfeld oder Stift) und Geräusche aufnehmen, die sie für ein Gespenst hilfreich fänden. Hier habe ich schonmal gezeigt, wie man auch bei mehreren solcher Aufnahmen in einem Raum für mehr Tonqualität sorgen kann. Ein möglicher Zwischenstand kann dann so aussehen:

Wenn man am Ende die Audio-Symbole noch alle nacheinander in den Hintergrund schiebt, hat man in der Vorleseversion des BookCreator-Buches dann eine optische „glatte“ oberfläche, kann sich aber durch Tippen auf die Gefäße/Beschriftungen die Geräusche anhören. So geht das:

Wenn alle Kinder fertig sind, leite ich als Lehrkraft an, wie sie mir ihr Buch zusenden können (AirDrop bei Applegeräten), und füge aus allen Ergebnissen ein Klassenprodukt zusammen. Alternativ kann man einen Museumsgang machen, bei´dem alle Tablets in den Vorlesemodus gestellt werden, so dass die Kinder an jedem Gerät die Geräusche anhören können.

Audio-Tipp: Wer Geräusche zum Abspielen sucht (siehe *) oder auch, wer den Kindern professionelle Geräusche zur Verfügung stellen möchte, wird bei der BBC fündig, die vor einer Weile ihr Soundarchiv frei zugänglich gemacht hat – eine Wahre Fundgrube für alle, die Geräusche benötigen!

Soweit die Ideenschmiede für heute. Auf der Messe werde ich mir mal den zweiten Band „Der Geräuschhändler bekommt Post“ ansehen, der vor Kurzem erschienen ist. Viel Spaß euch erstmal beim Lesen und/oder Ausprobieren!

Katha

*Spannend ist während einer Einheit rund um den Geräuschehändler sicher auch ein Spiel/Ritual, Geräusche zu erhören, die die Lehrkraft abspielt.
**Die anderen Kapitel ermöglichen das ebenso, sind aber von den Geräuschen her anspruchsvoller. Natürlich kann man auch eigene Kunden und Wünsche erfinden lassen – das hängt auch von der Lerngruppe ab!

Rezension: „Der Dinosaurier von nebenan“

Titel: „Der Dinosaurier von nebenan“
Verlag: Knesebeck (hier klicken)
Autor: David Litchfield
Illustrationen: David Litchfield
ISBN: 978-3-95728-938-4

Zum Inhalt:
Liz ist sich sicher, dass ihr Nachbar, der allseits beliebte Tortenbäcker Herr Wilson, eigentlich ein Dinosaurier ist. Weder ihre Mutter, noch ihre Lehrerin oder eine echte Forscherin wollen ihr die allerdings glauben. Aber Liz bleibt dran und kommt hinter Herrn Wilsons Geheimnis. Leider tut dies auch die Forscherin und Herr Wilson ist in Gefahr! Zum Glück vollziehen dann aber doch einige Erwachsene einen Sinneswandel, über den ich mehr hier nicht verraten will.
David Litchfield ist Autor und Illustrator zugleich, so dass seine Bilder und Texte perfekt harmonieren. Die größtenteils ganzseitigen Illustrationen sind farbenfroh und realistisch, mehrlagig bzw. collage-artig (schwer    zu beschreiben für Nichtkünstlerinnen wie mich) und von Details geprägt.

 

Meine Meinung:
Zuerst einmal möchte ich heute schreiben, wie besonders ich David Litchfields Illustrationen finde. Sie funkeln irgendwie und laden zum verweilenden Betrachten ein. In der traurigeren Phase des Buches funkelt allerdings nichts, so dass die Bilder den Inhalt absolut stützen. Ein bisschen fies ist es aber schon, dass Herrn Wilsons Torten auf den Cover-Innenseiten sooo lecker aussehen!
Was mir an Liz‘ Geschichte gefällt ist die tolle Projektionsmöglichkeit für Kinder. Liz hat etwas beobachtet und ihre Schlüsse daraus gezogen und wird von allen Erwachsenen nicht ernst genommen. Sie sieht Wunder, die Erwachsenen sehen nichts (oder Profit bzw. Profilierungsmöglichkeiten). Umso schöner ist es doch, dass wir am Ende mit Liz zusammen glaubhaft werden und bei den Großen ein Umdenken stattfindet.

Leseempfehlung:
Ab vier Jahren ist das Buch definitiv gut zu begreifen, wie es der Verlag vorschlägt. Spannend ist es aber locker auch noch bis ins Grundschulalter hinein, meine ich. Ich kann es mir genauso gut als Vorlesegeschichte beim Schlafengehen vorstellen wie als Ausgangspunkt für ein paar Stunden fächerübergreifenden Unterrichts: weitererzählen ab der Tunnelszene (s. Foto) oder dem Entdecken von Herrn Wilsons wahrer Identität, Briefe schreiben von Liz an verschiedene Adressaten zu ihrer Vermutung, einen eigenen bekleideten Dino malen oder eine eigene Torte gestalten (Collage?), Forscheraufträge über Dinosaurier und Lesetexte dazu, … Vieles ist möglich mit Liz und Herrn Wilson.

Vielen Dank an den Knesebeck-Verlag für das druckfrische Rezensionsexemplar!
Katha

Rezension: „Das Krawallkehlchen“

Titel: „Das Krawallkehlchen“
Verlag: Fischer Sauerländer (hier klicken)
Autorin: Madlen Ottenschläger
Illustrationen: Ramona Wultschner
ISBN: 978-3-7373-7346-3

Zum Inhalt:
Der kleine Vogeljunge Mika ist als Krawallkehlchen bekannt, weil er ziemlich laut wird, wenn er wütend ist. Also, zuerst wird er immer gelber, dann laut. Und laut wird es auch, wenn Mika traurig ist, oder ängstlich. Mikas große Gefühle (neben Wut, Traurigkeit und Angst kommen auch Stolz, Freude und Vorfreude vor) äußern sich zudem in seinem Bauch oder auch im Ganzen Körper. Krawall gibt es übrigens auch bei guten Gefühlen!
Zusammen mit Mika erleben wir eingebettet in die Geschichte vom Ausflug einen Tag lang verschiedenste Gefühle und lernen teilweise dazu auch Strategien kennen, die Mika und den anderen um ihn herum helfen, wenn die Emotion zu groß wird.

Die Illustrationen sind seitenfüllend und farbenfroh, ergänzen den Handlungsstrang direkt und bieten viele Kleinigkeiten zum Entdecken. Sie nehmen viele alltägliche Gegenstände und Umgebungen aus der Lebenswelt der Kinder auf, wie man an diesem Bild aus der Rotkehlchenhöhle ganz gut sehen kann.

Meine Meinung:
Ich mag gern mit dem kleinen Krawallkehlchen mitfühlen, auch wenn ich als vernünftige Erwachsene eher selten zum lauten Herausschreien meines Gemütszustandes neige. Mika bietet Kindern eine tolle Projektionsfläche für ihr Empfinden, weil die Anlässe oder Auslöser seiner Gefühle so direkt aus der Erlebniswelt der Kinder stammen: Ärger mit Eltern, Angst vor dem Hund, Hilfsbereitschaft, alles richtig machen wollen… Erfreulicherweise darf Mika in der Geschichte all dies fühlen, ohne dass ein Gefühl schlecht gemacht wird oder unterdrückt werden sollte. Er wird ernst genommen, was wir unseren Kindern unbedingt auch immer anbieten sollten (mehr dazu gibt’s hier). Schön finde ich es auch, dass Strategien wie Bewegung oder gegenseitge Unterstützung zum Einsatz kommen, was durchaus als Idee für Kinder geeignet ist.
Die Illustrationen gefallen mir sehr gut: klar, farbenfroh, ohne grell zu wirken, großformatig und gerade noch „nicht zu niedlich“. Die Szenen bieten viel zu sehen, z. B. verschiedene Insekten in lustigen Situationen, was das Vorlesen noch schöner macht, weil man über diese Kleinigkeiten schön gemeinsam lachen kann.

Leseempfehlung:
Ab vier Jahren wird das Krawallkehlchen vom Verlag empfohlen und eignet sich meiner Meinung nach sehr gut auch für die erste bis etwa dritte Klasse der Grundschule (vielleicht macht man dann beim Vorlesen aus dem Kitaausflug einen Schulausflug). Das Thema Gefühle wird hier sehr breit gefächert umgesetzt, weshalb das Buch auf jeden Fall auf meine Liste zu Bilderbüchern über Emotionen kommt!
Eltern sei das Krawallkehlchen auch wärmstens ans Herz gelegt, da es meines Erachtens gut dazu anregen kann, über den familiären Umgang mit „Krawall“ nachzudenken und bestenfalls reflektierte Lösungen zu finden. Im schulischen Einsatz stelle ich es mir gewinnbringend vor, die verschiedenen Gefühle zu benennen und mögliche Situationen zuzuordnen, wie es exemplarisch auf dem Gefühlsrad am Ende geschieht. Auch körperliche Marker und Strategien zum Coping lassen sich gut besprechen. So könnten kleine Krawallkehlchen in der Klasse Auswege finden und die anderen Kinder verstehen Kinder wie Mika vielleicht besser.

Vielen Dank an den Verlag Fischer Sauerländer für das druckfrische Rezensionsexemplar!

Katha