Grundlagen für die Planung guten Deutschunterrichts

Als mein voriger Ausbildungsdurchgang begann, habe ich einen Grundsatztext über integrativen Deutschunterricht verfasst. Anderthalb Jahre später ist dieser Jahrgang fertig und verabschiedet und die ersten Kern- und Fachseminarseitzungen mit den neuen LAA und LiA finden statt. Manchmal lese ich dann nach, was mir „früher“ in dieser Phase wichtig war und überlege, ob sich daran etwas geändert hat. In diesem Fall kann ich jedes Wort vom Juni 2024 absolut unterstreichen und werde sehr ähnlich mit meinem neuen Fachseminar beginnen. Der Fokus liegt ganz klar darauf, den Tendenzen zu falsch verstandener Individualisierung entgegen zu wirken und den Blick der angehenden Lehrkräfte auf den integrativen Ansatz des Deutschunterrichts zu lenken.

Dazu wird u.a. wieder ein Planungsraster zum Einsatz kommen, das Beate Leßmann zur Verfügung stellt. Es zeigt durch seinen Aufbau wunderbar deutlich, welchen Blick wir auf den Deutschunterricht brauchen. Es ist ein ganzheitlicher, themenorientierter Blick, der die Inklusion direkt mitdenkt und Wert auf all das legt, das gemeinsam gelernt wird. Neben den Lehrplanbereichen gibt es in Leßmanns Raster auch Felder für Überlegungen zu Wahrnehmung, Kommunikation/Sprache, emotionalem Handeln und Lernstrategien.
Natürlich gibt es auch Bereiche im Fach Deutsch, die eher ein individuelles Bearbeiten nahelegen (Rechtschreibung üben z.B.), aber vieles kann gemeinsames Thema sein, an dem jedes Kind auf dem eigenen Niveau und im eigenen Tempo arbeiten kann, um am Ende in einen gemeinsamen Austausch zu kommen.

Um diesen Blick bei meinen LAA von Beginn an zu schärfen, nutze ich die Arbeit mit einem Bilderbuch als Beispiel. Viele Bilderbücher ermöglich es geradezu idealtypisch, den verschiedenen Bereichen des Lehrplans gerecht zu werden sowie den Unterricht projektartig und für die Kinder bedeutsam zu gestalten. In der engeren Auswahl hatte ich in den letzten Tagen „Ausflug zum Mond“ von John Hare (vgl. hier), „Die zauberhafte Wortverlosung“ von Jutta Degenhardt, „Der Wortschatz“ von Rebecca Gugger (vgl. hier) und „Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte“ von Martin Baltscheit (vgl. hier). Letztendlich fiel meine Wahl auf den Löwen, da der für unser estes Fachseminar eine entspannte Vorlesesituation ermöglicht und sehr niederschwellig Ideen zum Buch gesammelt werden können: Briefe schreiben in verschiedenen Varianten, szenisches Spiel, Wortschatzarbeit, Sprache untersuchen (Briefaufbau), Lesen (der Briefe im Buch) …

Symbolbild, generiert mit ChatGPT

Wenn ich eine neue Unterrichtseinheit plane, nutze ich die für mich bewährte Vorgehensweise:
1. Brainstorming – also alles sammeln, was zum Thema passen könnte, was ich gern machen würde, was mich und die Kinder interessiert
2. (Aus)Sortieren, Gliedern, Strukturieren – also eine sinnvolle Progression in die Reihe bringen sowie die Lernziele und zu erwerbenden Kompetenzen festlegen
3. Material suchen & Lernaufgaben formulieren, passend zu den Lernzielen und Kompetenzen
4. Flexibel bleiben und auch im Laufe der Einheit Anpassungen vornehmen
Das oben verlinkte Planungsraster kann für den ersten Schritt eine richtig gute Grundlage darstellen. Und Online-Recherche (vor allem bei Eduki & Co) sollte nicht vor Schritt 3 erfolgen! Sonst planst du leicht eher vom Material aus als vom Inhalt her (hier moralischen Zeigefinger vorstellen)!

Wie handhabt ihr das? Wie plant ihr eine integrative Einheit in Deutsch? Ich freue mich hier in den Kommentaren, bei Instagram oder als Mail über deine Ideen und Tipps!

Katha

P.S.: Danke an Franziska für den Hinweis, dass ich die Kompetenzerwartungen und Lernziele zwar mitgedacht, aber nicht explizit erwähnt hatte – das ist jetzt geändert!

Rezension: „Lernmythen aufgedeckt“

Titel: „Lernmythen aufgedeckt. Wie wissenschaftliche Evidenz effektives Lernen und Praxistransfer im Unternehmen fördert“
Verlag: Haufe (hier klicken)
Autorin: Yvonne Konstanze Behnke
ISBN: 978-3-648-18394-6

Zum Inhalt:
Die Autorin bringt vielfältige Erfahrungen aus Aus- und Weiterbildung mit, die sich mit Grafik/Illustration und Lernen beschäftigen – sie bezeichnet sich selbst als neugierige Lernmythendetektivin. In dieser Funktion nimmt sie 19 teils sehr hartnäckig erhaltene Lernmythen unter die Lupe. Jeder Mythos wird vorgestellt, auf seinen Ursprung und seinen wahren Kern hin betrachtet und ggf. durch Fakten widerlegt. Los geht es mit einem kleinen Test, bei dem man selbst einschätzen soll, was Mythos und was Fakt ist – ich hab mich da mit 14 richtigen und 9 falschen Einschätzungen nicht mit Ruhm bekleckert…
An einigen Stellen im Buch wird mit Hilfe von QR-Codes direkt zu Videos o.ä. verwiesen, was ich [vor allem vor dem Hintergrund des Multimedia-Effekts, vgl. S. 42] besonders mag. Zuletzt gibt es noch Modelle zum Überprüfen von Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt und eine Zusammenfassung dessen, was bedeutsame Elemente des (wie immer wieder betont wird) komplexen Vorgangs des Lernens zu erleichtern.

Meine Meinung:
Der Titel hat mich direkt begeistert, weil ich ja in der Lehrerausbildung immer wieder Lernmythen begegne, die sich in den Köpfen meiner LAA und/oder deren Mentor:innen hartnäckig halten. Und auch mich selbst möchte ich nicht freisprechen von deren Verfechtung an der ein oder anderen Stelle. Die meisten Mythen aus dem Buch kenne ich, manche waren mir weniger vertraut bzw. würde ich einige nicht als solche bezeichnen, da sie m. E. wenig bedeutsam/bekannt sind.
Die Überprüfung der Mythen ist durchgehend gut lesbar und munter fomuliert, dabei jedoch nicht oberflächlich. Allein die Anlage des Buches (zum gezielten Blättern in bestimmte Mythen statt stringentem Durchlesen) führt dazu, dass sich manche Begriffe, Aussagen oder Gedanken wiederholen. Um aber auch im Negativen das Positive zu sehen: Manches festigt sich so einfach besser!
Auch gefestigt haben sich bei mir manche Fachbegriffe, die mir in den letzten Jahren immer wieder in verschiedenen Veröffentlichungen über den Weg laufen. Das sind z. B. Übungsformen wie retrieval practice, spaced repition etc. – die übrigens ungemein effektiv für das Lernen in vielfacher Hinsicht sind.
Zu jedem Mythos werden am Ende diverse Quellen angeboten, die zum Nachlesen und Vertiefen griffbereit sind. So bleiben die Texte an sich gut lesbar, aber eben doch gut belegt.

Der Begriff „Unternehmen“ im Untertitel bedeutet übrigens absolut nicht, dass die Inhalte nur für Businessleute relevant sind! Oft genug bezeiht die Autorin sich explizit auch aufs Lernen und gerade in der Lehrkräfteausbildung als Form der Erwachsenenbildung haben die Ausführungen absolut Relevanz.

Leseempfehlung:
Für alle Menschen, die sich mit dem Lernen beschäftigen, kann ich „Lernmythen aufgedeckt“ von Herzen empfehlen! In meiner Funktion als Seminarausbilderin geht natürlich eine besondere Empfehlung an alle Kolleginnen und Kollegen. Überprüft eure Powerpoints, nachdem ihr dieses Buch gelesen habt!

Vielen Dank an den Haufe-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Katha

SeminarBlog: „Würdest du lieber…?“

Ich bin definitiv zu viel online. Aaaaber online stoße ich eben immer wieder auch auf tolle Ideen, die ich nutzen, klauen oder anpassen kann. So gerade diese Woche geschehen:

Das war mal wieder so eine Idee, die ich direkt auch für die Seminararbeit vor mir sah und so dauerte es nicht lange, bis ich mir ChatGPT vorknöpfte und im Ping-Pong-Prinzip Fragen entwickelte. Eine Auswahl der Impulse habe ich dann (weil ich es eben nicht so schlicht mag) mit Canva weiter verarbeitet, so dass ich demnächst eine weitere kleine Schachtel mit Impulskarten in meinem Schrank haben werde. Anders als der Kollege werde ich vielleicht nicht jeder Gruppe eine eigene Frage zuteilen sondern mal den gleichen Impuls für alle verwenden, mal vielleicht Impulse zur Auswahl anbieten – mal sehen!
Meine LAA starten langsam aber sicher in die Prüfungsvorbereitung und da nehme ich jede Aktivität, die sie ins Nachdenken und Argumentieren, also auch ins Reflektieren bringt!

Wenn du mit diesen Impulsen arbeiten magst, nimm sie dir gern so wie sie sind: pdf-Datei

Wenn du sie für die Schule anpassen magst, kannst du auch das tun: Canva-Vorlage

Katha

Lehrerausbildung auf Distanz

Herausfordernde Wochen liegen hinter uns und sicher auch noch für eine Weile vor uns. Gestandene Lehrkräfte rotieren, probieren neue Wege aus, zweifeln, improvisieren, planen und müssen sich umstellen.

Lehramtsanwärter*innen stecken natürlich in diesen extrem unstabilen Prozessen auch mittendrin – jedoch meist anders. Selten sind sie in Verantwortung für eine Klasse, oft sollen sie momentan in Absprache mit Klassenleitungen Arbeitsmaterialien für die Kinder zur Verfügung.

Dass sie aber auch weiterhin ausgebildet werden sollten, ist in den ersten Wochen der Schulschließungen ziemlich untergegangen. Relativ bald gab es in NRW eine veränderte Vorgehensweise für die noch ausstehenden Prüfungen – für die ausfallenden Unterrichtsbesuche haben wir nun auch seit ein paar Wochen Klarheit und können alternative Ausbildungsformate anbieten.

Spannend wird es nun für die LAA und für uns Fachleitungen, wenn nun die ersten „Alternativen Ausbildungsformate“ zum Einsatz kommen. Hierbei haben sich die meisten LAA dafür entschieden, ein an das alternative Prüfungsverfahren des Prüfungsamts Dortmund angelehntes Format zu nutzen: die eigene Stunde ausführlich vorstellen, Arbeitsaufträge nennen, mögliche Ergebnisse antizipieren etc. Teils führe ich diese Gespräche in Präsenz im ZfsL, teils als Videokonferenz über Teams.