In den letzten Tagen sind mir besonders zauberhafte Kinder in Unterrichtsbesuchen begegnet: Kinder, die mir die Tür aufgehalten haben, Kinder, die Sachen sagen wie „Entschuldigung, das habe ich nicht verstanden.“ oder Kinder, die gegenseitig auf ihre Sachen aufpassen.
Warum mir das einen eigenen Eintrag hier im Blog Wert ist? Weil ich mich intensiv reflektiert habe. Mich beschäftigte es, dass mir diese Kinder so besonders positiv aufgefallen waren. Ich fragte mich, warum. Weil ich sonst nur Gemecker und Geschimpfe erlebe und Ärger und Respektlosigkeit oder sogar Diebstahl? Nein! Das erlebe ich gar nicht so viel, selbst in den schwierigsten Klassen, die ich in Besuchen so erlebe. Ich glaube, ich bin ein bisschen in die „früher war alles besser“-Falle getappt – und das ist nicht gut und das tut mir nicht gut!
Symbolbild „Kinder beim Lernen“, mit ideogram.ai generiert.
Also habe ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen, wie ich Grundschulkinder aktuell vor allem erlebe. Und ja, es gibt die Verzogenen, die Egozentrischen und die, die keine Grenzen kennen(gelernt haben). Aber die meisten Kinder schauen mich als Besucherin neugierig bis interessiert an, manche erzählen oder zeigen mir auch etwas oder stellen mir Fragen. Viele Kinder stürzen sich hochmotiviert in die von den LAA vorbereiteten Lernszenarien und kommunizieren meist sachlich und freundlich miteinander. Viele berichten stolz von ihren Ergebnissen, zeigen ihr Geschriebenes, Gerechnetes, Gemaltes vor und freuen sich über ein Lob oder ein anerkennendes Nicken.
Kinder sind prinzipiell wunderbar. Kinder sind ideenreich. Kinder brauchen Bewegung. Kinder brauchen Erwachsene, die sie mögen.
Wir neigen vielleicht manchmal dazu, diese ganzen positiven Interaktionen zu übersehen, weil wir die negativen in den Fokus rücken. Lasst uns doch alle mal wieder mehr auf das schauen, was gut ist im Schulalltag, was gelingt und was wir gestalten können. Daraus schöpfen wir Kraft für die anstrengenden Seiten des Tages!
Am 01.02.2005 begann mein Referendariat. Das ist tatsächlich inzwischen ganze zwanzig Jahre her. Irgendwie surreal…
Am 01.02.2005 wurde ich offiziell vereidigt, zusammen mit einem ganzen Haufen weiterer Referendar:innen – oder besser gesagt: LAA. Das hat der Seminarleiter direkt deutlich gemacht, dass dieser „Titel“ den angehenden Gymnasiallehrkräften vorbehalten sein. Diesen Teil der Klassengesellschaft haben wir inzwischen abgelegt (wenn auch viele andere leider noch nicht). Ich erinnere mich dunkel an eine Kapelle, in der wir alle die Hand heben und den Diensteid mitsprachen. An das Gebäude, in dem ich die ersten Monate lernte, habe ich keine Erinnerung mehr. Bald zog das Seminar um, aber gut Erinnerungen habe ich an das „neue“ Gebäude eher nicht*. Inzwischen ist das Haus längst Geschichte und das heutige ZfsL ist in einem wunderbaren Altbau mitten in der Innenstadt gelegen.
Am 01.02.2005 lernte ich, auch wenn ich das damals noch nicht wusste, eine Freundin fürs Leben kennen. Hej, Sonni! 👋🏼 Wir hatten zwar keines unserer drei Seminare gemeinsam und trafen uns erst gegen Ende der Ausbildung in einer Lerngruppe, aber es ist ja niemlas zu spät, wertvolle Menschen kennenzulernen. Den einzigen anderen Menschen, der aus dieser Zeit in meinem Leben geblieben ist, traf ich hier auch zum ersten Mal: meine SU-Fachleiterin Rita – Hallöchen 👋🏼! Danke, dass es euch beide gibt!!! Etwa ein Jahr später lernte ich dann eine weitere Fachleiterin kennen, mit der ich zwar nicht in Kontakt blieb, die mich aber viele Jahre später als Ausbilderin ans Seminar holte.
Am 01.02.2005 hatte ich schon drei Wochen an meiner Ausbilungsschule hinter mir. Da ich im Januar nix zu tun hatte, fragte ich einfach mal, ob ich den Monat zum Hospitieren als freiwilliges Praktikum nutzen dürfte. Ich durfte und hatte so die Chance, von meiner Vorgängerin toll eingeführt zu werden und mein Kollegium und die überschaubaren vier Klassen bereits kennenzulernen. Das war auch gut, denn im Prinzip startete ich dann im Februar direkt mit einer Woche als Vertretung der Klassenlehrerin der ersten Klasse, die ich ja nun schon kannte (und die Schulleitung mich – sonst wäre das gar nicht sinnvoll gewesen). Die Ausbildung an einer Dorfschule, wie sie im Buche steht (4 Lehrerinnen, knapp 80 Kinder) war wunderbar, anstrengend, ein Segen, anspruchsvoll, lustig, hilfreich … und insgesamt einfach nur richtig gut. Rückblickend betrachtet bin ich froh, während des Studiums bzw. in den Semesterferien viele freiwillige Praktika absolviert und viel Zeit an Schulen mit sehr anspruchsvoller Schülerschaft verbracht zu haben. Ansonsten wäre ich wohl etwas illusioniert aus dem Ref gekommen.
Am 01.02.2005 begann ich damit, wirklich Geld zu verdienen. Für jemanden, der aus Sozial- bzw. Jugendhilfe und BaföG kommt, war das Gehalt einer Referendarin ein finanzieller Segen. Ich konnte jetzt guten Gewissens mein Auto finanzieren und den Nebenjob etwas herunterfahren. Behalten habe ich den übrigens bis nach dem Ende des Refs.
Am 01.02.2025 blicke ich nun also auf zwanzig spannende Jahre als Lehrende im System Schule zurück. Zwei Jahre Ausbildung, ein Monat Arbeitslosigkeit, zweieinhalb Jahre in verschiedenen schön auf 28 Stunden gerechneten Vertretungsverträgen in einem Nachbarkreis und inzwischen 14,5 Jahre fest an „meiner“ Schule in meinem Wohnort. Ich schaue aber auch auf jetzt schon fast sieben Jahre als Seminarausbilderin/Fachleiterin zurück: zuerst 18 Monate als FL in Deutsch, seitdem als FL im kombinierten Fachseminar Deutsch/Mathematik**, und seit gut zwei Jahren auch mit einem Kernseminar**. Auch als Referentin und Autorin bin ich somit schon fast zwanzig Jahre aktiv, denn ich Irre habe damit tatsächlich bereits im Ref angefangen. Aber weiterhin ist das ein Gebiet, das ich sehr mag, wenngleich mein thematischer Schwerpunkt sich von SU zu Deutsch und vor allem zum Einsatz digitaler Medien verschoben hat. Nicht zuletzt darf mein Rückblick diesen Blog nicht außer Acht lassen, der nun auch schon auf den elften Geburtstag zueilt. Aus einer spontanen Idee geboren, ist diese Plattform mein Gedächtnis, meine Reflexionsebene, ganz manchmal meine Kotztüte und vor allem immer wieder einfach ein gutes Gefühl.
Am 01.02.2025 freue ich mich einfach mal besonders darüber, dass ich mich für den schönsten Beruf der Welt entschieden habe, dass ich mir meinen Weg erkämpft und die Ausbildung durchgezogen habe. Es ist doch schön sagen zu können, dass man seinen Job gern macht. Ich hoffe, dass es euch (zumindest im Großen und Ganzen) auch so geht.
Auf die nächsten 20 Jahre! Katha
* Das liegt mehr am Gebäude als an den Seminaren – nicht, dass mich jemand falsch versteht.
** Lest nach, wie Grundschul-LAA in NRW ausgebildet werden, wenn es euch interessiert. 🙂
Heute gibt es hier, passend zum aktuellen Fachseminar, eine Anregung zur Förderung des mündlichen Sprachgebrauchs (Fachebene), kooperativer Lernformen (methodische Ebene) und der Medienkompetenz. Ich stelle euch meine Ideen für eine Unterrichtsreihe vor, so wie ich sie mit einer eigenen Klasse umsetzen würde.
Grundidee: Die beiden Wichtel Jule und Jasper haben dieses Jahr keine große Lust auf das übliche Weihnachtsgeschäft. Statt dem Weihnachtsmann zu helfen, büxen sie aus und wollen Abenteuer erleben. Das nutzen wir als Erzählanlass: In PA erzählen alle Kinder ein eigenes Wichtelabenteuer, die die Klasse dann wie ein Adventskalender durch die Vorweihnachtszeit begleiten.
Mit ideogram.com habe ich dieses Bild der beiden Wichtel generiert.
Was vorher bekannt sein muss Ich plane hier für eine fiktive 3./4. Klasse und habe dabei die Voraussetzungen meiner letzten Klassen als Maßstab gewählt. Methodisch und fachlich setze ich deshalb so Manches voraus: – der Aufbau von Geschichten ist bekannt, Ideen wie der rote Faden oder ein Spannungsbogen müssen nicht erst neu erarbeitet werden – die Sozialform PA mit wechselnden Partner:innen ist geübt – der Umgang mit Audioaufnahmen in der Sprachmemo-App ist bekannt – das Überarbeiten wird neu erlernt
1. Wortschatzarbeit Egal, ob man einen Schreibanlass oder etwas Mündliches plant: bei einem gemeinsamen Oberthema wie hier ist es unheimlich wertvoll, gemeinsam einen Wortschatz aufzubauen, zu dem alle etwas beitragen und von dem die meisten Kinder profitieren können. (Hier habe ich das am Beispiel „Winter-Gedichte“ schonmal genauer gezeigt.) Da wir Geschichten erzählen werden, in denen die beiden Wichtel Jule und Jasper Aufregendes erleben, dies aber alles in der Vorweihnachtszeit geschieht, lohnt es sich, Sammlungen von passenden Nomen, Verben und Adjektiven anzulegen. Auch Satzanfänge könnten gesammelt oder wiederholt werden. Gern arbeite ich zum Aktivieren des Vorwissens mit einem „wachsenden Cluster“ – und das geht so: 🖊 Jedes Kind schreibt mit Bleistift alle Wörter zum Thema auf, die ihm einfallen*. 🖊 Ohne Stift treffen sich zwei Kinder und tauschen sich über ihre Begriffe aus. 🖊 Zurück am Platz nimmt jedes Kind einen andersfarbigen Stift zur hand und schreibt vom Partner neu bekommene Wörter auf. 🔁 Dies kann beliebig oft wiederholt werden.
Entweder kann danach mit allen zusammen eine Wortsammlung auf Plakaten angelegt werden oder die Lehrkraft sammelt alle Cluster ein und verarbeitet die gesammelten Wörter zu Wortschatz-Aushängen. Schön ist es, wenn im Laufe der Reihe immer wieder auftauchende Wörter ergänzt werden.
2. Erzählung planen Im Klassengespräch oder im Kreis werden von der Lehrkraft die Aufgabenstellung und das Ziel der Reihe vorgestellt. Erste Ideen für Orte, Figuren und Handlungen können, je nach Lerngruppe, auch hier gesammelt werden. Zuerst füllt dann jedes Kind einzeln einen Erzählplan aus und notiert dabei mögliche Orte, Figuren und Handlungsstränge (linkes Bild). Die zuvor angelegte Wortsammlung kann hier bereits ihren unterstützenden Charakter entfalten. Im Sinne des kooperativen Lernens geht es danach in PA mit dem Austausch über die Ideen beider Partner:innen weiter, in dessen Rahmen Ideen abgewogen, augewählt und in einen „Team-Erzählplan“ (rechtes Bild) zusammengeführt werden.
3. Erzählung üben Mit ihrem Plan üben die Kinder zu zweit, ihre Geschichte zu erzählen. Vorab sollte ihnen klar sein, dass die ersten Versuche eben nur Versuche sind und eine Geschichte erst mit Übung interessant wird. Auch Kriterien für das Erzählen einer guten Geschichte müssen vor oder nach der ersten Übungsphase gemeinsam erarbeitet oder mindestens transparent gemacht werden. Sobald ein Team sich sicher ist, dass die eigene Geschichte „fertig“ ist, geht es in eine erste Feedbackrunde.
4. Feedback Im Sinne des Lerntempoduetts finden sich an der Haltestelle zwei Partnerteams zusammen. Sie erzählen sich gegenseitig ihre Wichtelgeschichten. Mit Hilfe der Kriterien geben die Kinder sich Feedback dazu. Wer mag, kann mit einem Kriterienbogen arbeiten, auf dem die Kinder ihr Feedback festhalten können. Besonderen Wert möchte ich dabei auf das Erhören von „Erzählgeheimnissen“** legen, für die extra Kärtchen bereitgestellt werden. Die beiden erzählenden Kinder sollen sich Anregungen in ihrem Erzählplan notieren, um sie einbauen zu können. Auf diesen Aspekt würde ich Wert legen, um die Idee des Überarbeitens greifbarer zu machen. Wie man Übungs- und Reflexionsphasen abwechseln kann, habe ich in dieser ähnlichen Einheit hier schonmal aus dem Fach Englisch vorgestellt.
5. Erzählung aufnehmen Das Feedback sollte neben Tipps für die Erzählenden auch unbedingt gute Formulierungen und Ausdrücke in den Fokus nehmen. Dazu würde ich die Idee der Erzählgeheimnisse** nutzen und die Kinder ihre Zettel aus den Feedbackrunden in die Klassenrunde mitbringen lassen. Wichtig ist es hierbei, die Formulierungen in einen Kontext zu setzen und Beispielsätze mit ihnen zu bilden. Sie lassen sich am Ende gut sammeln und mit den Wortspeichern aushängen, um sie allen zugänglich zu machen. Nach einem Austausch der ganzen Klasse über die gefundenen Erzählgeheimnisse soll jede PA die eigene Erzählung überarbeiten. Anders als bei einem Text, in den man hineinkritzeln und den man ins Reine schreiben kann, ist das Verändern einer mündlichen Erzählung schwierig: man kann zwar an jeder Stelle der Aufnahme „darübersprechen“, dabei überspielt man aber meist auch den Rest der Geschichte. Auch das Schneiden dürfte in der Klasse kaum leistbar sein. Deshalb läuft die endgültige Überarbeitung vermutlich auf eine (wiederholte) Neuaufnahme hinaus.
6. Veröffentlichung Wenn dann alle Erzählungen fertig sind, werden sie umbenannt. Ob sie dann an die Lehrkraft gesandt werden oder in ein LMS oder auf eine digitale Pinnwand hochgeladen werden, hängt von den eigenen Vorlieben ab. Mein Weg wäre ein TaskCards-Pinnwand, weil ich sie weihnachtlich gestalten könnte. Im Dezember kann sie dann jeden Tag gezeigt und eine Geschichte angehört werden.
Bonusidee „KI“: Wer Lust und noch ne Kunstdoppelstunde Zeit hat, könnte mit den Kindern auch noch eine bildgenerierende KI nutzen (z. B. die von fobizz, weil ohne Anmeldung), um passend zur eigenen Geschichte ein Bild zu generieren. Das wiederum würde dann die Pinnwand noch interessanter machen.
Jule und Jasper im Dschungel (Ideogram)Jule und Jasper lernen surfen (Ideogram)
Wie immer gilt: nehmt euch aus dieser Idee mit, was ihr brauchen könnt – variiert und mixt alles und schreibt mir gern, was ihr draus gemacht habt! Katha
*Natürlich muss das Clustern bekannt sein oder erklärt werden.
** Angelehnt an die „Schreibgeheimnisse“, die Beate Lessmann hier vorstellt.
Kurz vor den Herbstferien kam mein neuer Rucksack hier an, der Cabaïa Adventurer. So kurz, dass er zuerst ausführlich im Urlaub getestet wurde. Auf dem Hin- und Rückweg musste er meine zu lesenden bzw. gelesenen Bücher fassen, meine Kamera plus Objektiv und alles Andere, was eben so mitmuss (Malsachen für die Kinder, Schreibkram, Halstücher…). Anders als bei meinen bisherigen Rucksäcken konnte ich hier in das große Fach ja alles einfach hineinstapeln. Genauso gut passte dank der großzügigen Öffnung mein komplettes Schwimmzeug für den Thermenbesuch hinein. Da ich bislang immer nur unterteilte Rucksäcke gekauft hatte, waren diese eben auch nur für die Arbeit wirklich zu gebrauchen – das ist beim Adventurer erfreulich anders. Unerwartet kam für mich ein erhöhtes Sicherheitsgefühl: die Öffnung ist mit Metall verstärkt und die Ledergriffe können zusätzlich mit einem Verschluss verbunden werden, wodurch niemand einfach in den Rucksack hineingreifen kann. Es gibt sogar ein kleines Geheimfach fürs Handy o.ä. am Rücken (das ich perönlich jetzt nicht unbedingt bräuchte). Meine Kamera begleitete mich dieses Jahr also im Adventurer, der sich dennoch nicht schwer auf dem Rücken anfühlte oder zum großen Schwitzen führte. Auch die Schultergurte blieben wirklich angenehm tragbar.
Nach den Herbstferien kam dann der Adventurer-Alltagstest. Nachdem ich meinen alten Rucksack vermessen hatte, fiel meine Wahl auf den großen Adventurer von Cabaïa, damit auch wirklich mein ganzer Kram hinein passt. Die ersten Arbeitstage (Besprechungen, Unterrichtsbesuche, Seminartag) zeigten, dass das genau die richtige Wahl war, wenn es mir auch die Cord-Stoffe der beiden kleineren Adventurer-Größen angetan hatten*.
So sieht es bei mir an einem normalen Seminartag meist aus – einmal aus- und einmal eingepackt:
Erfreulich ist: Alles passt rein! Tablet und Laptop ganz hinten am Rücken, davor Order und Mappen, mein Technik-Täschchen (im rechten Foto unsichtbar ganz unten liegend), Flasche und Brotdose, Federmappe und sonstiger Kleinkram. Es gibt im Innenraum noch mehrere Fächer gegen das Durcheinanderpurzeln und um das Wichtigste griffbereit zu haben sowie einen Karabiner für den Schlüssel. 👍🏻 Im Fronttäschchen sind immer Taschentücher, Handcreme, Teebeutel und Kopfschmerztabletten griffbereit. [Es wäre sogar noch Platz gewesen für Bücher oder was man sonst noch so mitschlürt als Lehrende, aber mit dieser „Beladung“ ist dann vom Gewicht her Schluss für mich.] Nächster positiver Befund: der Adventurer kippt nicht um, wenn man ihn neben sich stellt – nix ist ätzender, als ständig die eigene Tasche vom Boden klauben zu müssen… Extra fürs Foto habe ich mal die mitgelieferte wechselbare Vordertasche angebracht, was mit drei Druckknöpfen fix erledigt ist. Genauso flott habe ich dann aber wieder zurück zur blauen Tasche gewechselt, die mir einfach besser gefällt momentan und auch schon individualisiert wurde (#potterhead).
Ihr habt es gemerkt: heute gabs mal keine Bücherwerbung, sondern was „Handfestes“. Ich hoffe, ihr seht es mir nach. 😊 Falls ich euch aber begeistern konnte, kriegt ihr sogar noch einen Rabattcoupon (PRIMA10) dazu, mit dem ihr bis zum 07.01.2025 ganze 10% sparen könnt. Hier findet ihr alle Infos: Instagram-Account – Homepage von Cabaia.
Herzlichst, Katha
* Der grobe Cord sieht schon cool aus, ist aber (bislang?) nur für die kleinen und mittelgroßen Adventurer verfügbar. Ich habe mich für die vegane Textil-/Leder-Variante entschieden, die wirklich robust, widerstandsfähig und wasserabweisend ist. Die lebenslange Garantie dafür gibt Cabaia sicher nicht umsonst…
Guter Unterricht, egal in welchem Fach, findet in wechselnden Sozialformen statt. Einzelarbeit (EA), Frontalunterricht und/oder Direkte Instruktion haben dabei ihre Berechtigung, dürfen aber nicht die alleinige Unterrichtsform sein. Viele (alle?) Lehrkräfte setzen auch kooperative Sozialformen in ihrem Unterricht ein. Nicht immer sind dabei jedoch wirklich kooperative Lernformen (kL) im Einsatz, denn deren Definition geht weiter. Heute nehme ich euch deshalb ein bisschen mit in unser aktuelles Seminarthema.
Norm und Kathy Green haben in Deutschland das Thema „Kooperatives Lernen“ bekannt gemacht. Ihre Publikationen sind ebenso lesenswert wie z.B. diese beiden Bücher, die Schritte zum kooperativen Lernen aufzeigen und konkret für die Grundschule geeignete Methoden vorstellen. Ein paar Links habe ich ganz unten auch noch für euch gesammelt.
Was man bedenken muss: Partnerarbeit (PA) oder Gruppenarbeit (GA) sind nicht automatisch kooperative Lernformen, sondern grundätzlich erst einmal Sozialformen und somit auf der Ebene der Sichtstrukturen* anzusiedeln. kL gehen weiter und basieren auf fünf Merkmalen: 1. Positive Abhängigkeit – jedes Kind muss einen Beitrag leisten, damit die Gruppe erfolgreich sein kann; dafür kann es auch verschiedene Rollen geben. 2. Unterstützende Interaktion – in Form einer klaren Aufgabe als Grundlage, Unterstützung durch die Lehrkraft und unter den Schüler:innen. 3. Individuelle Verantwortlichkeit und Verantwortlichkeit für die Gruppe – Schüler:innen lehren quasi Schüler:innen, die Lehrkraft beobachtet sie dabei; nur möglich in kleinen Gruppen. 4. Angemessene Kommunikation / Soziales Miteinander – damit die Schüler:innen gut miteinander arbeiten und kommunizieren können, müssen sie koopeartiv arbeiten und dies immer wieder üben; Stichwort: positive Fehlerkultur. 5. Bewerten in Gruppen / Reflexion des Arbeitsprozesses – dies geschieht durch Reflexion innerhalb der Gruppe sowie durch Feedback der Lehrkraft.
Dazu kommen zwei Prinzipien: Erstens die sog. Sichere Lernumgebung. Es leuchtet ein, dass Kinder sich nur in eine Abhängigkeit von ihrer Gruppe begeben können und sich intensiv engagieren, wenn sie keine Bloßstellungen, Repressalien oder sonstiges befürchten müssen. Auch die Zusammenarbeit mit allen anderen Kindern, die der Einsatz von kL zwangsläufig mit sich bringt, setzt eine gute Beziehung unter den Kindern und zur Lehrkraft voraus. Hier sind wir dann auf der Beziehungsebene – da wird erkennbar, warum wir bei kL auch von Tiefenstrukturen* sprechen. Zweitens das methodische Grundprinzip think-pair-share, neudeutsch und kinderfreundlicher auch ich-du-wir-Prinzip genannt. Es besagt ganz einfach, dass zuerst selbst und allein nachgedacht wird (ICH), um die eigenen Gedanken zu sortieren und genügend Zeit zum Eindenken zu haben. Erst danach, wenn beide/alle Kinder mindestens eine Idee oder Lösung gefunden haben, geht es in den Austausch (DU), z. B. im Lerntempoduett in Form einer Haltestelle. Zuletzt wird dann präsentiert, sortiert, gemeinsam geschlussfolgert und reflektiert (WIR). Entfällt die erste Phase, sind langsamer denkende Kinder schon früh im Lernprozess abgehängt und können nicht von der kL profitieren.
Meine Zusammenfassung der Prinzipien und einiger für mich in der GS sinnvoll nutzbarer kL sieht so aus:
Die unten in der Grafik gesammelten Methoden sind unterschiedlich komplex und reichen von der Partnerfindung (Verabredungskalender) über Ideensammlung (Placemat, Mindmapping) bis hin zu Präsentation und Dokumentation (Gallery Walk, Graphic Organizer). Alle habe ich mehr oder minder intensiv mit Grundschulkindern ausprobiert und manche sind in den Alltag übergegangen (Haltestelle, Rollenkarten, dig. Pinnwand, Murmelphasen). Wie immer bei der Einführung neuen Methoden gilt: – Schau, welche Methode zum geplanten Ziel passt! – Neue Methoden an weniger wichtigem Inhalt ausprobieren, wichtige Inhalte mitbekannten Methoden erarbeiten! – Gib nicht auf! Es wird garantiert Rückschläge geben, die aber meist tolle Lernchancen beinhalten!
Mit diesen Empfehlungen schließe ich meinen heutigen Versuch eines Überblicks und kann nur jede:n von euch ermutigen, sich wieder (mehr) an kooperative Lernformen heranzuwagen. Die Kinder können das, wenn man sie gut hinleitet und dran bleibt! Katha
* Zu Sicht- und Tiefenstrukturen empfehle ich gern dieses Video von Michael Mittag.
Mein Beitrag zur #EduBlogparade (angeregt u.a. von Susanne Posselt) und passend zum Weltlehrkräftetag am 05. Oktober greift heute ganz subjektiv o.g. Frage auf.
Lehrkräfte haben vormittags recht und nachmittags frei, verdienen 5000€ netto, unterrichten 30 Jahre lang, was sie einmal vorbereitet haben und hassen Kinder (und Eltern). Viele Klischees sind über unseren Beruf im Umlauf, den jeder ja mal als Schulkind erleben oder erleiden musste und deshalb natürlich gut kennt. Selbst in seriöseren Medienberichten liest man 2024 nicht unbedingt die positiven Seiten des Lehrkraftseins: immer mehr und immer heterogene Schüler:innen in den Klassen, immer weniger wirklich ausgebildete Erwachsene unterrichten sie. Immer mehr Aufgaben werden der Schule zugeschrieben, teils, weil sie im Elternhaus nicht (mehr) übernommen werden. Warum sollte nun also noch irgendjemand beschließen, eine Karriere als Lehrkraft anzugehen?
Kurz gesagt: Weil Lehrer:in der coolste Beruf der Welt ist!
Etwas ausführlicher und natürlich total subjektiv und nicht validiert kommt hier eine unsortierte Liste meiner guten Gründe:
Jeder Tag ist anders. Es wird nicht langweilig! Die Kinder reagieren jedes Mal anders und bringen so viel Abwechselung in den Alltag. Von Tag zu Tag, manchmal von Stunde zu Stunde erlebst du Liebe, Streit, Freude, Stress, Freundschaft, Ärger, Witze, Wut, Versöhnung, Erfolg, und noch viel mehr.
Setze deine Individualität ein: du prägst deine Klassen, du kannst dich in der Schule mit deinem Talent einbringen. Lies die Bücher mit den Kindern, die auch dir gefallen und geh im Sachunterricht auf Themen, in denen du dich wohl fühlst – das macht viel mit deinem Unterricht und solche Freiheiten bieten die Lehrpläne und Vorgaben!
Du bleibst beweglich. Körperlich allein schon dadurch, dass du (zumindest an der GS) nur selten zum Hinsetzen kommst. Und geistig, weil du einfach immer wissen musst, was bei Zehnjährigen grad so abgeht und wie zeitgemäß dein Unterricht eigentlich ist. Dabei bleibst du definitiv jung!
FLEXIBILITÄT. Du erarbeitest dir Skills, die du sowohl beruflich wie privat nutzen kannst, weil du immer wieder mit wenig Zeit und wenigen bis keinen Mitteln was Cooles hinkriegen musst.
Die Kinder wachsen zu sehen ist unfassbar toll. Viertklässler zu verabschieden, die man als I-Dötzchen kennengelernt hat, treibt selbst mir immer wieder Tränen in die Augen. Die anstrengendsten ersten ein bis zwei Jahre werden etwas verdrängt, wenn man dann ab Klasse 2/3 die Früchte erntet, also die Kinder plötzlich methodisch sicher werden, Rituale beherrschen und immer selbstständiger werden.
Offene Augen und ein geweiteter Horizont: ich war mit meinen Klassen an Orten, die ich sicher sonst nicht besucht hätte (Stadtarchiv, Maleratelier, Theateraufführungen, …) und die mich immer wieder beeindruckt und bereichert haben.
Unterrichten macht (meistens) Spaß. Es ist immer wieder toll zu sehen, wenn meine mühsam erdachten Aufgaben angenommen werden, Begeisterung bei den Kinder auslösen oder Aha-Momente möglich machen. Gemeinsam über Witze lachen, sich mit den Kids zum Affen machen, süß-naive Fragen ohne Lachflash beantworten, „du bist die beste Lehrerin“ hören – diese Momente hebe ich im Herzen auf und sie tragen mich auch durch schlechtere Tage.
Ganz nüchtern betrachtet: die finanzielle Sicherheit und die Betreuung eigener Kinder in Ferienzeiten sind nicht außer Acht zu lassen und haben uns während der partiellen Schulschließungen als Familie echt gerettet. Ein Auto oder gar ein Haus zu finanzieren sind als Teil des ÖD eben schon deutlich einfacher. Und ja, ich kann nicht mal eben so ein paar Tage weg – dafür kenne ich aber meine freien Tage für die nächsten Jahre im Voraus.
Ich liebe meinen Beruf, wollte ihn schon früh und würde ihn jederzeit wieder ergreifen. Nun bin ich ja schon ein paar Jährchen im Seminarbetrieb und liebe auch das, vielleicht sogar noch etwas mehr. Aber auch nur, weil ich selbst mit wenig eigenem Unterricht fast täglich in Grundschulklassen sein darf und tollen Kindern beim Lernen und tollen LAA beim Lehren, Wachsen, Lernen zusehen darf.
Natürlich darf man den Beruf und seine Anforderungen nicht romantisieren, deshalb hier ein paar Kriterien, die eher nicht für eine Karriere als Lehrkraft sprechen:
Du wirst nicht gern angesprochen (im Minutentakt).
Du magst Menschen, speziell Kinder, nicht sonderlich.
Du brauchst regelmäßige Arbeitszeiten.
Du lässt dir nicht gern Vorschriften machen, strebst nach Autonomie.
Du möchtest nach Dienstschlussnichts mit der Arbeit zu tun haben (und mit Menschen von der Arbeit).
Du magst Digitales absolut nicht.
Du fühlst dich von Neuerungen leicht überfordert.
Du möchtest flexibel Urlaub nehmen können, z. B. für ein langes Wochenende mit Freunden.
Du möchtest „Karriere machen“. Das ist ziemlich eingeschränkt, solange du im „operativen Geschäft“, also dem Unterricht, bleiben willst.
Ihr habt bestimmt noch andere, gute Gründe, Lehrkraft geworden zu sein und/oder zu bleiben. ich würde mich gerade hier mal wieder über Kommentare freuen!
Wer kennt es nicht: seit mehreren Stunden arbeitet man mit der Klasse am gleichen Thema, aber am nächsten Tag oder gar nach einem Wochenende fällt es schwer, alle wieder gedanklich dorthin zurück zu holen. Im Fachseminar geht es uns gerade so, da wir an eine Sitzung aus dem Juni einen Anschluss finden müssen. In der Schule sind Abstände zum Glück ja deutlich kürzer, aber dennoch stellt das Anknüpfen an zuvor Erarbeitetes viele (angehende) Lehrkräfte und auch Schüler:innen vor Herausforderungen.
Heute sammle ich deshalb hier ein paar Gedanken zum Thema „kognitive Aktivierung“ generell und ganz konkret zu der Frage, wie man an Vorstunden anknüpfen kann, wenn man mit einem Bilderbuch arbeitet. Sicher lassen sich diese Überlegungen auch auf viele andere Unterrichtsszenarien übertragen.
Vorab eine kurze Reflexionsfrage: Was ist der Unterschied zwischen den Fragen „Was haben wir gestern gemacht?“ und „Was haben wir gestern gelernt?“ ?
Wie bzw. womit könnten die Kinder darauf antworten?
* kurze Nachdenkzeit *
Ok, weiter!
Die Frage „Was haben wir GEMACHT?“ führt häufig dazu, dass die Kinder auf der Handlungsebene wiederholen, was in der Vorstunde getan wurde: wir haben ein Arbeitsblatt bearbeitet, du hast was vorgelesen, wir sollten so was schreiben – das sind typische Antworten von Kindern auf diese Frage. Eine Inhaltliche, emotionale oder lernprozessorientierte Anbindung erfolgt dadurch i. d. R. nicht. Anders ist das bei Fragen, die auf das zuvor Gelernte, auf Herausgefundenes oder auf besonders wichtige/spannende/interesante/überraschende… Inhalte der Vorstunde zielen. Hier werden die Kinder wirklich zum Nachdenken aktiviert. Bestenfalls gibt es unterstützend dazu Notizen, Aushänge oder Visualisierungen des Lernzuwachses der Vorstunde. Das kann ein Merksatz ebenso sein wie eine Stichwortsammlung oder ein Bild.
Im Seminar haben wir mit dem Klassiker „Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte“ von Martin Baltscheit (Verlag Beltz) gearbeitet, um exemplarisch die Idee eines ganzheitlichen, integrativen Deutschunterrichts zu verstehen. Nun wollen wir am selben Beispiel den Fokus auf die kognitive Aktivierung legen, eine der drei Tiefenstrukturen von Unterricht. Vor allem wollen wir dem Mythos entgegenwirken, dass eine bloße Beteiligung der Kinder bereits eine kognitive Akitiverung darstellt. In der Vorbereitung bin ich auf eine Seite des IQES gestoßen, die dieses Thema sehr gut greifbar macht und die an sich nicht beobachtbare Tiefenstruktur durch Indikatoren beobachtbar macht. Dort wird k. A. definiert als „vertiefte Beschäftigung mit einem Lerngegenstand, die aus Neugier und echtem Interesse entspringt.“ Hier wird z. B. schon deutlich, dass der Einsatz eines Helferkindes, das vorbereitete Fragen und/oder vorbereitete Stundenthemen etc. vorliest, diesem Anspruch nicht genügt.
Um nun in einer imaginären Folgestunde wieder „zurück zu unserem Bilderbuch“ zu kommen, haben wir verschiedene Aktivitäten vorbereitet, die unsere LAA ausprobieren und reflektieren dürfen (s. Datei unten). Dabei stellt man auch fest, dass unterschiedliche Ansätze für unterschiedliche Stundenschwerpunkte mehr oder eben weniger geeignet sind. Wer mit Kinder das Nach- oder Weitererzählen angeht, ist mit einem Stundeneinstieg mit rotem Faden gut beraten. Wenn der Schwerpunkt das Verfassen von Briefen der Tiere an den Löwen geht, wäre ein roter Faden wenig hilfreich, umso mehr aber das Zuordnen von Tieren und Aussagen oder der Perspektivwechsel. Das Spiel mit Stabpuppen kann dialogisches Sprechen (oder Schreiben) gut vorbereiten, genauso wie es auch das Einnehmen einer anderen Perspektive spielerisch unterstützt. Die weiteren Ideen kannst du dir hier ansehen, für dein aktuelles Unterrichtsvorhaben anpassen oder übernehmen:
Alle gesammelten Ideen sind praxiserprobt und führen definitiv zu einer deutlich höheren Aktivierung der Lernenden als die Frage „Was haben wir gemacht?“. Sie holen, auf das Bilderbuch bezogen, die Kinder wieder emotional in die Geschichte hinein, füllen durch den Austausch in der Klasse Erinnerungslücken Einzelner und haben das Potenzial zur vertieften Auseinandersetzung mit den Charakteren oder der Handlung. Manche haben auch einen Hauch von handlungs- und produktionsorientiertem Literaturunterricht. Außerdem werden sie im Sinne von Horst Bartnitzkys Bedeutsamkeit der Inhalte, Situationsbezug und Sozialbezug wichtige Grundbedingungen guten Sprachunterrichts erfüllt. Nicht zuletzt stärken die hier vorgestellten Einstiege die Freude am Umgang mit Literatur durch auch emotionalere Zugänge.
Wenn du noch eine weitere bewährte Idee hast, schreib sie mir gern per Mail (s. Impressum), via Twitter oder Bluesky (@MowitzKa)! Katha
Des Jünsten Schulweg führt uns, wenn wir wollen, durch den Wald. Sehr idyllisch, ruhig, spannend, lehrreich … Seit Jahren begleite ich dort entlang meine Jungs und seit Jahren fällt immer mal wieder ein Baum um (ach was!) und blockiert unseren üblichen Weg. In den ersten Tagen sieht man dann meist, wie Menschen über den Stamm klettern, um auf ihrer Route zu bleiben. Das kann sehr lustig aussehen, wenn sie noch Hunde dabei haben oder einen Regenschirm balancieren. Dann entstehen Umwege, Trampfelpfade. Er führt auch zum Ziel, auch wenn man das vorher gar nicht gedacht hätte. Man lernt neue Ecken des Waldes kennen. Und: er wird breiter. Aus einem schmalen Trampelpfad wird innerhalb von Wochen ein komfortabel zu einem neuen Waldweg. Auf meinem Foto kann man ganz gut sehen, wie es bei uns gerade im Wald ausschaut: ein richtiges Wegenetz ist entstanden und verbreitert sich durch die tägliche Nutzung von Schulwegkindern, Hunden mit Begleitung und Spaziergänger:innen.
Wieso ich das hier schreibe, wo es doch so banal ist? Ich möchte das mal mit Schule vergleichen!
In der Schule (ihr kennt meine Perspektive: Grundschulen) fällt uns regelmäßig ein metaphorischer Baum auf den metaphorischen Weg: neue Aufgaben, sich verändernde Bedingungen, neue Klassen, neue Schüler:innen, um es mal von groß nach klein grob einzuordnen. In meinen knapp zwanzig Jahren im Beruf waren solche größeren „Bäume“ z. B. die Einführung von Englisch in der GS (upps, keine ausgebildeten Lehrkräfte!), die kaum unterstützte Umsetzung der Inklusion und Integration, die Schulschließungen 2020 und 2021, die immer anspruchsvoller und heterogener werdende Schülerschaft, Elternansprüche, die Digitalisierung, das Fehlen von Kolleginnen und Kollegen. Es gibt aber auch die vermeintlich kleinen „Bäume“ wie dieses eine Kind, zu dem du den Zugang nicht findest, oder die Teampartnerin, mit der du nicht zusammenarbeiten kannst, oder dass du trotz Widerspruch abageordnet wirst. Alle diese „Bäume“ führen dazu, dass du deinen geplanten Weg nicht weiter gehen kannst – vielleicht sogar nie wieder. Wenn niemand den Baum zersägt und wegräumt, bleibt er da noch ein paar Jahrzehnte liegen und verhindert dein Durchkommen. Und das ist sicher bei den zuerst genannten größeren Themen der Fall und unterscheidet sie von der individuellen, persönlicheren zweiten Gruppe.
Inklusion, Digitalität und Heterogenität „gehen nicht weg“.
Wir haben aber, im Sinne der Waldweg-Metapher, zwei Möglichkeiten, damit umzugehen: 1) Augen zu und durch: Wir schimpfen jeden Tag darüber, dass da ein Baum liegt und kraxeln über den Stamm oder sogar durch die Äste der Baumkrone, um unseren ursprünglichen Pfad nicht zu verlassen. Auf die Schule bezogen heißt das zum Beispiel, weiterhin wie 1994 gleichen Unterricht für alle zu machen und Kinder mit besonderem Förderbedarf in Fördergruppen abzuschieben. Ergebnis davon ist ein erhöhtes Frustrationslevel bei den Lehrkräften und sicher viel verpasstest Potenzial bei den Kindern. 2) Der Umweg: Wir suchen uns einen neuen Trampelpfad , der erstmal wie ein Umweg erscheint (und es vielleicht auch ist – mindestens 50m müssen wir morgens jetzt mehr laufen!) – aber er führt auch zum Ziel. Zuerst ist er etwas anstrengend, weil schmal und voller Kraut, und wir haben noch keinen wirklichen Überblick, wo der Weg entlang läuft und wo genau er uns hinführt. Trotzdem gehen wir ihn jetzt täglich, so dass er breiter wird, das Unkraut langsam verschwindet und wir erlangen Wegekenntnis. Für die Schule heißt das, neue Methoden auszuprobieren, zu öffnen, Differenzierung und Förderung offensiv und stärkenorientiert anzugehen, Teams zu bilden, sich auszutauschen und auch mal auszukotzen, wenn es nicht läuft, sich auf neue Ideen, Zugänge und Materialien einzulassen, auch wenn man noch nicht weiß, ob diese nachher wirklich bessere Arbeit ermöglichen. Es heißt, kurz gefasst, mutig zu sein und anzupacken. Auch die vermeintlich schwierigen Kinder können nämlich eine ganze Menge, wenn man sie denn mal lässt und nicht nur zu stupiden Arbeitsblatt-Sachbearbeitern erzieht. Unweigerlich öffnet solch eine mutige Offenheit den eigenen Horizont. Wir schauen uns nach Anregungen um, finden Gleichgesinnte und können uns somit auch gegenseitig die Arbeit erleichtern – wir gehen den neuen Waldweg gemeinsam, erweitern ihn und nehmen bestenfalls Kolleg:innen mit, um ihn auch kennenzulernen.
Ihr merkt schon, ich bin heut etwas philosophisch angehaucht und lande irgendwie auch immer wieder beim Thema Zusammenarbeit. Dasliegt einfach daran, dass ich ohne gemeinsam begangene Trampelpfade nicht mehr arbeiten möchte.
Wer hier schon länger mitliest, weiß von meinem Hang, lieber gemeinsam zu planen, zu denken und zu entwickeln als allein. Mein im #twlz gelerntes, aber schon vorher lange gelebtes Motto „Sharing is caring“ wird ja u.a. in der bloßen Existenz dieses Blogs deutlich.
Momentan arbeite ich maßgeblich in zwei Teams: mit meinen Kolleginnen im Fachseminar und denen im Kernseminar. Und gerade jetzt, wo die Ferien sich ihrem Ende zuneigen, finden wieder vermehrt Planungstreffen statt. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich wirklich tolle Teampartnerinnen habe, mit denen ich mich auch menschlich gut verstehe.* Dadurch trauen sich alle in der Runde, ihre bewährten oder auch neuen Ideen einzubringen, genauso wie es selbstverständlich ist, diese Vorschläge auch mal nicht anzunehmen. Und es ist auch ok, einen Inhalt gut zu finden, aber methodisch anders umzusetzen oder ein eigenes bevorzugtes Layout drüberzuziehen. So stellen wir gemeinsam inhaltliche und/oder methodische Gerüste auf, füllen diese mit geteilter Literatur und Material und machen dann in der Regel nochmal individuell die Anpassung an die eigene Lerngruppe, also die abschließende Gestaltung der Seminare.**
Seit ich im Schuldienst bin, war diese Art zu arbeiten für mich immer selbstverständlich. Egal ob im Referendariat, wo ich mit anderen LAA Ideen besprach, oder als Lehrerin, wo die Jahrgangsteamstunde mein wöchentlicher Fixpunkt war. Auch jetzt als Seminarausbilderin kann ich mir gar nicht vorstellen, eine eigene Suppe zu kochen und niemanden davon probieren zu lassen. Umso unverständlicher ist es für mich persönlich, dass immer noch so viel hinter geschlossenen Türen unterrichtet und vor allem auch vorbereitet wird.
Ja, wir bekommen in der Regel weder Raum in der Schule für die gemeinsame Planung noch irgendeine Entlastung in Form von Deputatsstunden. Aber das kann doch nicht das Argument gegen eine Zusammenarbeit im Kollegium sein! Die Stunde(n), die ich mit einer Kollegin gemeinsam beim Planen einsetze, spare ich mir doch daheim, weil vieles bereits fertig oder zumindest angedacht ist. Mal bereite ich etwas mehr vor und gebe es weiter, anderntags profitiere ich dafür von dem, was andere für mich mit vorbereitet haben. Niemand braucht mir zu erklären, dass es effektiver ist, wenn drei Klassenleitungen in einem Jahrgang einen eigenen Elternbrief für den gemeinsamen Ausflug schreiben oder drei Mathelehrerinnen für ihre parallelen Klassen Aufgaben und Material zusammensuchen!
Diese Grafik soll dazu ermuntern, sich bereits im Vorbereitungsdienst zu vernetzen.
Auch viele LAA kommen mit der Haltung in den Vorbereitungsdienst / das Referendariat, dass „sie es allein schaffen müssen“, um ihre Eignung unter Beweis zu stellen. Wenn diese dann an ihrer Ausbildungsschule auch keine oder wenig Zusammenarbeit erleben, ist es schwer, sie eben dazu zu ermuntern. Wie oft habe ich es schon erlebt, dass ich in einer Woche zwei UB mit dem gleichen Thema gesehen habe und die LAA wussten das voneinander gar nicht! 🙄
Mein Kern- und Fachseminar haben deshalb von mir obige Grafik bekommen in der Hoffnung, dass sie sich untereinander vernetzen – nach fachlichen oder persönlichen Interessen. Ich habe sehr klar gemacht, dass gemeinsames Planen im Ref nicht sträflich ist und sie sich gern gemeinsam Reihen und Stunden überlegen dürfen. Natürlich muss in einem UB die eigene Leistung erkennbar sein (also muss z. B. die Stunde zur eigenen Klasse auch passen) – aber wie viel cooler ist es denn, die Reihe mit einer Kollegin geplant zu haben, als sie z. B. bei eduki zu kaufen und für sich anzupassen? Im Gespräch kommt doch viel mehr rum, weil man neben Ideen auch Bedenken und Erfahrungen teilen kann. Mir geht es häufig so, dass ich eine grobe Vorplanung für ein Seminar mache und während ich diese meinen Kolleginnen vorstelle merke, wo die Schwachstellen sind – was mir allein sicher nicht so auffallen würde.
Also, wenn du das hier grad liest und dich darüber ärgerst, dass du die letzte Einheit doch wieder ganz allein vorbereitet hast: such dir erstmal einen Menschen, mit dem du die nächste gemeinsam angehen könntest. Einen kleinen Schritt schaffst du bestimmt! Sei mutig und hab Spaß!
Katha
* Bevor du jetzt einwirfst, dass du keine „netten“ Kolleg:innen hast: ich weiß, man kann diesen Aspekt nicht voraussetzen! Er ist zwar angenehm, aber für eine effektive Zusammenarbeit auch gar nicht nötig (es gibt Studien, die feststellen, dass zu homogene Teams nicht so kreativ und entwickelnd arbeiten wie heterogene).
** Eine gemeinsame digitale Plattform wie unser LogineoLMS (Moodle) hilft dabei natürlich auch ungemein: Eine:r legt dort Material, Aufgaben, Links, … ab und alle können darauf zugreifen.
Die Halbzeit der Sommerferien ist fast erreicht, der Urlaub liegt hinter mir. Schade, aber auch schön irgendwie. Zum Glück hatte ich viel Zeit zum Lesen* und fühle mich absolut einsatzbereit. Das obige Bild ist zwar fotografisch nicht so wertvoll, aber einen kompletten Regenbogen zu sehen, war schon beeindruckend und sicher ein gutes Zeichen für das anstehende Schuljahr!
So kommt es, dass ich zwar noch nichts Berufliches im engeren Sinne erledige, aber schon erste Arbeiten bzw. Vorbereitungen für nebenberufliche Projekte schaffe. Unter anderem gilt es, zwei Workshops für die „molol“ (die Tagung mobile.schule in Hannover Anfang September) vorzubereiten, auf die ich mich sehr freue – also auf die Tagung!
Die nächsten beiden Wochen stehen jetzt im Zeichen von kleineren Ausflügen mit Freundinnen und Verwandten und ein paar gesundheitlichen Terminen, die sich ja besonders gut in den Ferien machen…
Euch allen, die ihr gerade entweder im Endspurt oder frisch gestartet oder irgendwas dazwischen seid, wünsche ich erholsame und gute Ferien (mit oder trotz der Familie)!
Katha
* Da ich neuerdings neben Fiktionalem auch verstärkt Sachbücher lese (werde wohl alt), empfehle ich euch von Herzen „Die ersten ihrer Art“ von Heike Specht.