SeminarBlog: Sprachsensibler Unterricht

Aktuell steht im Fachseminar das Thema „Sprachsensibler (Mathematik)Unterricht“ auf dem Plan. Ich versuche hier mal ein Fazit der Schwerpunkte zu teilen.

Theorien:
Meine Kolleginnen und ich stellen nach der Unterscheidung von Alltags-, Bildungs- und Fachsprache das WEGE-Konzept und die Idee des Scaffolding in den Mittelpunkt.

Josef Leisen widmet sich auf der Seite sprachsensiblerfachunterricht.de intensiv dem Thema und beschreibt hier, wie sich Alltagssprache und Bildungssprache unterscheiden und welche Abstufung die Fachsprache hierbei noch zeigt. Wo die Kinder sich in ihren alltäglichen Unterhaltungen auch ohne korrekten Wortschatz oder Grammatik verstehen, bedeutet die Teilnahme am Unterricht einen höheren sprachlichen Anspruch – es werden bestimmte Begriffe zum Verständnis benötigt wie z. B. markieren, Strategien etc. Außerdem orientiert sich Bildungssprache deutlich mehr an der Schriftsprache als an der Mündlichkeit. Fachsprache wiederum erfordert eine noch genauere Kenntnis von Fachbegriffen wie addieren oder Verb.

Das WEGE-Konzept wurde von Lilo Verboom begründet und wird hier bei Pikas gut beschrieben. WEGE steht für Wortspeicher – Einschleifübungen – Ganzheitliche Übungen – Eigenproduktionen und betont, dass ein verbindlicher gemeinsamer Wortschatz für ein Unterrichtsvorhaben festgelegt wird, der visualisiert und immer wieder geübt und genutzt wird. Wichtig ist uns hierbei, dass die LAA erleben und begreifen, warum ein Wortspeicher für viele Unterrichtsvorhaben wirklich wichtig ist und dass er keine „Modeerscheinung“ ist oder etwas, das „man eben für einen UB haben muss“!
Am Beispiel von Wahrscheinlichkeiten an einem Glücksrad haben wir gemeinsam festgestellt, dass sich die Suche nach Schlüsselvokabular lohnt und man dabei nicht nur Nomen haben sollte. Das Visualisieren von Verben und Adjektiven ist zwar etwas aufwändiger, erweitert aber den bildungs- und fachsprachlichen Wortschatz der Schüler:innen ungemein.

Vor allem aus dem Sprachunterricht ist vielen von euch sicher auch das Scaffolding bekannt. Hier geht es darum, dass man „die kommunikative Handlungsfähigkeit von Lernenden mithilfe von zeitlich begrenzten sprachlichen Hilfen erweitern soll.“ (Quelle: Mercator Institut) Solche Gerüste können Satzanfänge und andere chunks sein, also Satzfragmente, mit denen man eigenständig Sätze bilden kann. Diese Hilfen werden wie ein Gerüst aufgebaut (= angeboten) und nach und nach auch wieder abgebaut (= weggelassen, wenn die SuS sie nicht mehr benötigen).

Praxis:
Diese Theorien sind eine wichtige Grundlage für den Hinterkopf und finden in einem sehr praktischen Werkzeug ihren Niederschlag: ein sog. Sprachplanungsrahmen hilft mir als Lehrkraft, bei der Planung eines Unterrichtsvorhabens die Sprache besonders in den Blick zu nehmen. Er hilft, sich zu vergegenwärtigen, welche bildungs- und fachsprachlichen Begriffe eine zentrale Rolle spielen und somit besonders im Blick behalten werden müssen. Nach der Sammlung von Wortschatz (Wortebene) und Sprachstrukturen (Satzebene) kann man dann an den Abgleich mit den Lernvoraussetzungen der Schüler:innen gehen gehen und die methodische und didaktische Planung anpassen.
Wer mag, kann unseren Planungsrahmen gern verwenden, der sich an der Vorlage von Thomas Quehl und Ulrike Trapp orientiert:

Vielleicht nimmst du ja heute die Anregung mit, dem Thema Sprache im Unterricht wieder mal ein Augenmerk zu widmen – dann hätte ich ja schon etwas erreicht… 🙂

Katha

Gedichte, Grammatik und Gruppenarbeit mit Tablets (die Zweite)

Heute möchte ich, wie angekündigt, eine weitere Idee zum Generativen Schreiben mit euch teilen. Die Hintergründe könnt ihr, sofern noch nicht geschehen, hier nachlesen.
Besonders spannend für mich war es, dass mich vier meiner LAA als Hospitant*innen begleiteten. Falls Sie dies lesen: Toll, dass Sie dabei waren! Die Kinder waren am Folgetag ganz traurig, dass ich allein kam.

So vorbereitet, aber leer, war meine Pinwand zu Beginn. Weiter unten sieht man Ergebnisse der Kinder.

Anmerkung zur Zeit: Dieses kleine Vorhaben war für eine Stunde angedacht, hat aber zwei benötigt – also am besten gleich eine Doppelstunde ansetzen.

Einstieg
Zuerst wurde das Gedicht „Komm, wir kehren die Straße“ vorgestellt und inhaltlich geklärt. Begriffe wie kehren und Pfennig benötigten eine Übersetzung in modernes Deutsch. Dann stellte ich den Auftrag vor, dass wir heute selbst auf die Suche gehen wollen und quasi die Straße mit Hilfe von Fotos „kehren“ werden (was doch etwas abstrakt für die Drittklässler war). In Dreiergruppen sollten die Kinder auf dem Schulgelände auf Fotosafari gehen und mit der Tablet-Kamera Dinge ablichten, die auf dem Boden liegen. Außerdem sollen danach diese Dinge ins Gedicht eingebaut werden. Nach Klärung aller Fragen und Gruppenaufteilung ging es dann für zehn Minuten los nach draußen.

Arbeitsphase
Zurück im Klassenraum, bekamen die Kinder von mir einen Zettel mit einem QR-Code (s. 2. Foto) und gelangten so zu ihrer Spalte in der vorbereiteten TaskCards-Pinwand (s.o.). Die Pinwand hatte ich so vorbereitet, dass ich alle Gruppen nebeneinander sehen kann, die Kinder aber während der Arbeitszeit nur ihre eigene Spalte sehen. So ist die Übersichtlichkeit höher und jede Gruppe konnte wirklich ohne Ablenkung für sich arbeiten.

Nun galt es, die Fotos hochzuladen und das Gedicht als Gruppe zu vervollständigen. Diese beiden Teilaufgaben demonstrierte ich kurz von meinem Tablet aus via Beamer und unterstützte ggf. einzelne Gruppen, wenn etwas nicht klapptt. Zum Glück ist TaskCards aber so intuitiv nutzbar, dass es wenige Probleme gab. Die Reihenfolge beim Arbeiten war mir gleich – die Kinder haben größtenteils immer ein Foto hinzugefügt und dann die entsprechende Zeile im Gedicht geschrieben.

Abschluss
Für ein paar Minuten trafen wir uns am Ende nochmal im Plenum und schauten uns die vollständige Pinwand mit allen Gedichten und Fotos an*, auch wenn noch nicht alle ganz fertig waren. Ursprünglich hatte ich folgenden Plan: Wir überlegen, an welchen Stellen die Gedichte noch etwas verfeinert werden könnten, z. B. durch das Einfügen eines beschreibenden Adjektivs. Dazu sind wir nicht mehr so ganz gekommen und haben deshalb nur beispielhaft zwei Textzeilen besprochen und Vorschläge gesammelt („das grüne Blatt“ / „das zerknitterte Blatt“ / „das verwelkte Blatt„). Dies konnte ich dann aber am nächsten Tag nochmal aufgreifen und vor der Arbeitsphase kurz von den Kindern wiederholen lassen.
Erst am Ende dieser noch drangehängten zweiten Stunde konnten wir dann fast alle Gedichte fertig lesen. Zwei Gruppen stellten vor, bekamen ihren wohlverdienten Applaus und eine Würdigung ihrer gelungenen Umschreibungen. Das Highlight war „eine getarnte Spinne„, die so gut getarnt war, dass man sie auf dem Foto kaum sah 🙂

Fazit
Wenn ich Bedienkompetenzen an Medien schulen will, wähle ich dafür i. d. R. Inhalte aus, die zwar fachlich zu rechtfertigen sind (hier: Akkusativ), aber nicht so sehr im Mittelpunkt stehen. Dennoch haben wir begleitenden Lehrkräfte in allen Gruppen Gespräche über die Artikel geführt und die Kinder selbst erhören lassen, dass „Ich finde ein Ohrring“ so nicht stimmt. Auch über Großschreibung und Rechtschreibung überhaupt haben wir an vielen Stellen heute aktiv nachgedacht. Die Klassenlehrerin kann also guten Gewissens zwei Deutschstunden ins Klassenbuch schreiben und dennoch haben die Kinder bei den überfachlichen Kompetenzen wie Zusammenarbeit und im Bereich Medienkompetenz eine Menge gelernt. So soll es sein!

Gruß
Katha

* Ich habe mich entschieden, über mein Tablet & den Beamer die volle Ansicht mit den sechs Spalten zu zeigen, damit wir ein gemeinsames optisches Ziel haben. Ich hätte auch fix die Berechtigungen der Gruppen auf kompletten Lesezugriff stellen können – dann hätte jede Gruppe alles gesehen und nicht mehr schreiben können, aber eben auf verschiedenen Geräten.

Schuljahresrückblick & Ferienpläne

Alle Nordrheinwestfalen haben am Mittwochmittag ziemlich hörbar aufgeatmet und die Sommerferien mit offenen Armen empfangen. Allen Nicht-NRWlern wünsche ich noch ein gutes Durchhaltevermögen!

Für mich ging ein ungewöhnliches Schuljahr zu Ende: aus einem Halbjahr „nur ZfsL und keine Schule“ wurden überraschend zwei Halbjahre, da ich im November für eine erkrankte Kollegin eine Kernseminarleitung übernahm.

Neue Aufgaben
Ein ganz neues Aufgabengebiet also, in das ich mich einarbeiten musste – zum Glück habe ich tolle Kolleginnen um mich, die mich sehr an die Hand nehmen. Die Arbeit im Kernseminar ist eine ganz andere als die im Fachseminar: wir haben mehr Zeit für die Anliegen der LAA und die Themen sind oft aus ihren aktuellen Bedarfen geboren. Es geht mehr in die Tiefe und es entsteht wirklich ein vertrauensvolles Gruppengefüge mit diesen offenen und interessierten Menschen. In NRW ist das KS bewertungsfrei – ohne diese Bedingung wäre das sicher sonst auch schwer möglich. Außerdem haben schon viele meiner LAA Coachings bei mir wahrgenommen, was ziemlich anspruchsvoll, aber auch echt bereichernd ist.

Fortbildungen
Damit ich coachen darf, habe ich von Juni 22 bis Mai 23 an der POB-C-Qualifizierung teilgenommen und dort wahnsinnig viel gelernt. (Vor allem, dass die besuchten Tagungshäuser extrem unterschiedliche Qualität haben!) Mit anderen KS-Leitungen aus allen Lehrämtern und ZfsL aus NRW ging es um verschiedene Coachingtools und ganz viel um Haltung und Werte – solltet ihr mal vor der Frage stehen, ob ihr diese Quali mitmachen wollt: sagt ja!
Im September habe ich es durch die nicht vorhandene Bindung an Schultage auch zum ersten Mal zur Molol* in Hannover geschafft, einer Tagung/Fortbildung mit Ausstellung und Workshops. Das waren zwei spannende Tage, in denen ich Bekannte aus dem #twlz getroffen habe und an spannenden Angeboten teilnehmen durfte. Auch die Ausstellung fand ich klasse, weil es eben schwerpunktmäßig um Medien ging und ich nicht (wie z.B. bei Didacta und Co) interessante Stände suchen musste.
Mein Vorhaben, u.a. bei fobizz schön viele Fortbildungen mitzunehmen, hat hingegen nicht so geklappt. Es war dann doch immer ne Menge los und die nötige Ruhe für ein mehrstündiges Angebot fehlte mir oft. Aber so wie es aussieht, kann ich den Account noch nutzen und nichts ist verloren. 🙂
Einige Fachbücher habe ich geschafft und mich u.a. vertieft in die Orthografie und die Leseförderung eingelesen – der Stapel bleibt aber weiterhin hoch…
Schön war, dass ich selbst in verschiedenen Settings quer durch die Republik wieder Fortbildungen und Workshops anbieten konnte. Ich mach das ja einfach immer gern und freue mich, wenn die TN etwas herausfinden oder ausprobieren oder mitnehmen können.

Seminar / Alte Aufgaben
Mein neues Fachseminar Deutsch/Mathematik startete zum 01.11.22 und stellte sich als sehr nette Truppe lernwilliger junger Menschen heraus. Mit einer neuen Kollegin gibt es wieder mehr Planungstreffen als zuletzt, was aber immer wieder gut zum Hinterfragen des Bewährten ist! So sind wir mit der Fülle der Inhalte von zwei komplementären Fächern innerhalb eines FS immer noch nicht zufrieden, haben aber den Eindruck, dass wir besser einschätzen können, welche Bereiche exemplarisch als Lernsituation wichtig sind.

Schule
… war ja nicht in diesem Schuljahr. Außer der Woche im November, wo ich eingesprungen bin, damit zumindest in jeder Klasse noch eine Lehrkraft steht (und auf deren Mehrarbeits-Bezahlug ich noch immer warte). Mein Angebot, mich für Medienarbeit dazuzuholen, wurde leider nicht angenommen. So war ich nur sporadisch mal zu Besuch vor Ort. Die Freude, dass ich ab August wieder einen wöchentlichen Schultag habe, ist momentan groß. Es geht dabei aber wohl weniger um mich als Menschen, sondern mehr darum, dass sich wieder jemand regelmäßig um die Technik kümmert. 🙈

Tja, und nun stehen die Ferien an. Eine Woche habe ich jetzt Zeit zum Aufräumen des Büros und privat zum Kofferpacken. Dann schaue ich mal, dass ich zumindest meine angebrochenen Fachlektüren noch beendet kriege („Seminardidaktik“, „Nextcloud“ und „Digitalität in Schule und Unterricht“).

Allen, die bis hierher gelesen haben, wünsche ich wunderbare Ferien! Genießt sie und lasst sie euch nicht schlechtreden! Ihr habt ne Menge geleistet dieses Jahr!

Katha

* Im September 23 ist auch wieder Molol! Kommt mal vorbei! Einen Workshop zu kollaborativen Tools gibt es auch von mir.

Literaturunterricht mit dem Lesebuch !?

„Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht“ (bei mir mit hpL abgekürzt) ist sicher ein Konstrukt, das vielen Mitlesenden bereits in Studium und Seminar über den Weg gelaufen ist. Als Fachleiterin ist dies eines meiner absoluten Lieblingsthemen – und steht gerade wieder an.

Der Begriff des hpL geht vor allem zurück auf Kaspar H. Spinner, der sich bereits in den 1970ern der Feststellung näherte, dass Kinder einen intensiveren Zugang zu Literatur erreichen, wenn sie sich handelnd und produktiv mit dieser auseinander setzen und nicht nur rezipieren.
Wer sich noch einmal in die Theorie des hpL eindenken möchte, dem/der empfehle ich dieses Video einer Studierenden auf YouTube.
In das Zeitalter des digitalen Arbeitens haben u.a. Thomas Irion, Verena Knoblauch und Nina Authenried dieses Konstrukt geführt, wie man in dieser kostenlosen Veröffentlichung des Grundschulverbands ab S. 229 nachlesen kann.

Der Grundgedanke des hpL ist es, dass die Kinder einen literarischen Text nicht einfach nur lesen und vielleicht noch Verständnisfragen dazu beantworten. Hiermit kann die Kompetenz des sinnentnehmenden Lesens überprüft und bestenfalls geschult werden; der Einsatz von Lesestrategien schließt an dieser Stelle an.
Der Name hpL verrät bereits, dass der Unterricht nun aber mit dem Lesen eines Textes nicht endet, sondern erst beginnt. Vielfältige Aktivitäten lassen sich anschließen, die alle eines gemeinsam haben: sie ergeben am Ende ein Produkt – einen Text, ein Bild, eine Präsentation.
Indem die Kinder Texte verfassen, die irgendwie von dem gelesenen Text ausgehen, an ihn anknüpfen oder auch mit den Figuren des Ursprungstextes verknüpft sind, erleben die SuS Literatur als etwas Lebendiges, etwas, das sich für jeden Rezipienten anders anfühlen kann. Eine Individualisierung entsteht, wenn die Kinder dazu Aufgaben/Textformen wählen dürfen und in der inhaltlichen Gestaltung im Rahmen der grundlegenden Vorgaben zu Texten frei sind.
Wie der Junge auf diesem mit Midjourney generierten Bild, so erlebe ich Kinder, die sich aktiv mit einem literarischen Text auseinander setzen können: viele Ideen, viel Eigenständigkeit, mehr Freude an Literatur.

Mögliche Herangehensweisen des hpL sind diese:

Gern werden diese Zugänge nicht nur für einzelne Texte genutzt, sondern für die Arbeit mit Ganzschriften. Mit diesen „Lektüren“ haben Kinder in der Grundschule zum ersten Mal Kontakt. Es wäre doch schade, wenn dieser erste Kontakt mit der intensiven Arbeit an einem Buch nur aus dem Beantworten von Inhaltsfragen bestünde, was in vielen sog. Lesebegleitheften Alltag ist. Also kommen gern Leserollen, Lesetagebücher, Lesekisten und andere Formen zum Einsatz, die einen mehr oder minder individuellen Zugang der SuS zu ihrem Stückchen Literatur ermöglichen. Pflicht- und Wahlaufgaben sollen sicherstellen, dass das Buch inhaltlich gut erarbeitet wurde, und dennoch jedes Kind seine eigenen Schwerpunkte setzen kann.

Ein Nachteil, der meiner Erfahrung nach viele Lehrkräfte von solch einer Arbeitsweise abbringt, ist die Größe des Gesamtvorhabens. Aus diesem Grund arbeite ich mit meinen LAA eine Nummer kleiner – nämlich an ihren jeweiligen Lesebüchern. Viele Lesebücher bieten heute nicht nur didaktische Texte sondern auch Auszüge aus „echten Büchern“, also kinderliterarischen Werken. Auch die Qualität der abgedruckten Sachtexte oder Gedichte ist dem alten Gedanken der Fibel längst entwachsen und nicht selten findet sich eine solide Auswahl verschiedener Textformen rund um ein Oberthema. Es lohnt sich, die Zeit zu investieren und das eigene Lesebuch mal unter die Lupe zu nehmen, es weniger stiefmütterlich zu behandeln und aus der „muss ich ja mal nutzen“-Ecke herauszuholen!

So sieht es in meinem Beispielbuch* aus: Überall kleben Zettelchen und (was man nicht sehen kann) ich habe wirklich zu allen 15 Herangehensweisen von oben einen geeigneten Text gefunden. Ein wenig besser könnt ihr das in diesem Video (unten auch direkt anzusehen) nachvollziehen, das ich als Arbeitsauftrag für meine LAA nutze.

Was das für meinen Unterricht bedeutet? Ich kann viele kleine Angebote machen, im Sinne des hpL zu arbeiten und nicht nur „Text lesen – Lesetest schreiben“. Je nach Anlage meines Unterrichts können alle SuS die gleiche Aufgabe oder eine Auswahl von mir zur Verfügung gestellt bekommen. Ersteres bietet sich gerade dann an, wenn die SuS mit einer Herangehensweise noch nicht allzu vertraut sind. Zweiteres ist z.B. dann gut geeignet, wenn ich ein gemeinsames Oberthema (Jahreszeit, Natur, Technik…) in den Mittelpunkt stellen will und die Kinder sich dem Thema individuell nähern sollen. So können tolle Klassenprodukte entstehen wie gemeinsame Bücher, Ausstellungen oder Präsentation, Videos etc., die nichts mit der Sammlung der immer gleichen Texte zum für alle gleichen Schreibanlasszu tun haben.

Hach, jetzt ist es doch wieder länger geworden als geplant, aber ihr sollt endlich auch mal wieder etwas anderes zu lesen bekommen als Rezensionen! Ich würde mich über eure Kommentare freuen, wenn ihr Texttipps oder Buchempfehlungen für mich/uns habt oder wenn ihr noch eine tolle Herangehensweise kennt, die in meiner Auflistung fehlt.

Herzliche Bücherwurmgrüße
Katha

* Dies ist das Jojo-Lesebuch 4 von Cornelsen. ich nutze es, da es momentan das Lesebuch ist, das ich am besten kenne, weil ich dazu ja die Handreichungen und viele KV verfasst habe. Ich nutze es auch, weil ich die Textauswahl und -bandbreite wirklich gut finde. Ich bekomme kein Geld für diese Nennung.

Kinder brauchen Ermutigung und Zutrauen!

Aufmerksame Leserinnen und Leser wissen, dass ich momentan kaum selbst unterrichte, was wirklich schade ist. Aber ich darf fast täglich meine LAA besuchen und bin somit regelmäßig in allen vier Jahrgängen in den Fächern Deutsch und Mathematik unterwegs – zumindest als Gast. Die LAA haben dabei sehr unterschiedliche Voraussetzungen, was ihre Klassen angeht: von der 1-2-zügigen Dorfschule bis zur 4-zügigen Brennpunktschule ist alles dabei, von 17 bis 29 Kindern, von hohem sozioökonomischem Status bis hin zum anderen Extrem.
Auch die eigene Erfahrung und Haltung der angehenden Lehrkräfte selbst ist durchaus heterogen. Was aber nicht zu verachten ist: die Haltung der ausbildenden Lehrkräfte, des Kollegiums, der Schulleitung haben einen mindestens ebenso großen Einfluss auf die Art des Unterrichtens.

Dass Vieles „passt“, sehe ich als unbeteiligte Beobachterin daran, dass ein*e LAA den Kindern etwas zutraut und sie ehrlich ermutigt, ihr Bestes zu geben.

Ich meine dabei nicht ritualisiertes gutes Zureden oder das Lob jeder Kleinigkeit; genauso wenig hohle Phrasen wie „Ist nicht schlimm, wenn du nicht alles schaffst / nicht fertig wirst.“ Ich meine nicht drei-, vier-, fünffach differenzierte Arbeitsmaterialien mit verschiedenen Zahlenräumen oder Unterstützungsstufen. Nein – ich meine das selbstverständliche Öffnen der Klassenraumtür, damit Kinder in Nebenräumen oder auf Fluren arbeiten können. Ich meine anspruchsvolle Aufgabenstellungen, die die Kinder wirklich herausfordern und nicht nur beschäftigen, bestenfalls zu oberflächlichen Entdeckungen leiten. Ich meine eine methodische Gestaltung des Unterrichts mit Ritualen und Abläufen, die den Kindern Sicherheit geben und die sie mit gestalten können. Ich meine das Ermöglichen von echten fachlichen Gesprächen unter den Kindern und ein Sich-Einlassen auf die möglichen Ergebnisse.

Manches davon ist Werkzeug, das sich gut erlernen lässt. Aspekte des sog. Classroom Managements kann man sich gut aneignen; auch Schritte der Öffnung des Unterrichts (wie sie u.a. Falko Peschel definiert) kann man planen lernen. Wenn aber die Haltung dahinter nicht stimmt, dann bleibt jede Bemühung auf einer oberflächlichen Ebene. Wer seinen Unterricht an die (potentiellen) Wünsche von Ausbilder*innen oder einer Prüfungskommission ausrichtet, wird Kinder kaum ernsthaft „mitnehmen“ können.

Richtig interessante Stunden sind Stunden, in denen die Kinder wirklich aktiv sind, kommunizieren und am Ende einen echten Lernzuwachs verzeichnen können. Diese Stunden brauchen eine Lehrkraft (bzw. LAA) mit dem Mindset, die Kinder beim Wachsen zu unterstützen. Sie sind vor allem aber dort möglich, wo bisherige Lehrkräfte den Unterricht ebenso konstruktiv gestalteten und die Kinder gelernt haben, dass ihre Ideen wichtig sind und Fehler ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu neuen Erkenntnissen sind.

Ich schließe meinen kleinen Rant heute deshalb mit dem Plädoyer an alle ausbildenden und auch die (momentan) nicht ausbildenden Kolleginnen und Kollegen: traut euren Kindern etwas zu. Lasst sie scheitern und erfolgreich sein, lasst sie kommunizieren, bindet sie in Rituale mit ein! Seid authentisch, lasst die Kinder auch eure Fehler sehen und findet gemeinsam gute Wege, wie alle lernen können! Wenn ihr diesen Grundstein legt, dann erleben LAA was „guter Unterricht“ sein kann und können eine konstruktivistische, zutrauende Haltung von euch übernehmen.

Viel Erfolg und Spaß dabei!

Katha

Semina(r)blog: Start in den selbstständigen Unterricht

Es war viel los in den letzten Wochen, auch wenn ich weiterhin wenig hier schreibe. Zweiteres liegt daran, dass es mir oft schwer fällt oder wenig zielführend erscheint, aus der Seminararbeit zu berichten. Ersteres bezieht sich auf meinen kurzfristigen Start als Kernseminarleiterin* als Ersatz für eine erkrankte Kollegin.Somit heißt es also mal wieder: Auf in ein neues Fachgebiet! Lesen! Austauschen! Lernen!

Unsere neuen LAA* starten zum vor der Tür stehenden zweiten Schulhaljahr in den selbstständigen Unterricht, immer noch auch als bedarfsdeckender Unterricht bezeichnet. Sie stehen also eigenverantwortlich vor der Klasse und sind bei Planung, Durchführung und Evaluation ihres Unterrichts größtenteils auf sich gestellt. Nun hat eine mögliche Vorbereitung auf diese Phase der Ausbildung für mich zwei Komponenten: einerseits die organisatorische, andereseits die emotionale.

Emotionale Vorbereitung auf den selbstständigen Unterricht:

Schaffe ich das alles? Habe ich Hilfe? Woher weiß ich, was ich wann wie erledigen soll? – Solche Fragen kennen wir sicher alle noch aus unserer Anfangszeit. Als „alter Hase“ fragt man sich vielleicht, wie neun Stunden Unterricht pro Woche denn zu Unsicherheit oder Überforderung führen können, aber man darf nicht vergessen, dass die angehenden Lehrkräfte kaum Routine haben, teils bei Null anfangen! Jede*r LAA muss selbst mit Mentor*innen aushandeln, wie viel und welche Unterstützung gewünscht und möglich ist und jede*r Mentor*in muss ein Gefühl daüfr bekommen, wie viel Führung, Anregung oder Begleitung wichtig ist. Das ist ein ziemlicher Drahtseilakt!

Meinen LAA gebe ich immer wieder den Rat, sich nicht als Einzelkämpfer zu verstehen, sondern sich ein sog. Persönliches Lernnetzwerk aufzubauen (PLN). Jan Vedder (vedducation.de) hat das hier mal ganz anschaulich visualisiert:

Neben dem Kollegium an der Ausbildungsschule sind die anderen LAA im Seminar perfekt für eine Vernetzung, für Austausch und gemeinsame Planungen geeignet. Schade, dass viele sich immer noch nicht trauen, bereits die Planung von Unterricht kollaborativer zu gestalten – gerade jetzt, wo niemand um Notendurchschnitt und Anstellung konkurrieren muss…

Organisatorische Vorbereitung auf den selbstständigen Unterricht:

Um nicht gleich im ersten selbstständige unterrichtenden Halbjahr in Schwierigkeiten zu geraten, empfiehlt sich eine frühzeitige Langzeitplanung. Unsere LAA hatten den Auftrag, für das zweite Schulhalbjahr eine solche anzufertigen und dabei zuerst die Schulwochen zu betrachten, unterrichtsfreie Zeiten einzutragen und schlicht mal durchzuzählen, wie viele Wochen sie zu unterrichten haben. Ergänzend gehört hierzu auch das Abchecken von schulischen Terminen, die verpflichtend für die LAA sind und/oder zu Unterrichtsausfall führen können (Wandertage etc.). Auf dieser Grundlage erst kann man dann fachliche Planungen beginnen: welche Inhalte und Kompetenzen sollen wann und wie lange im Unterricht eine Rolle spielen? Welche Vorbereitungen muss ich ggf. dafür treffen? Welche Ressourcen (Material, Räume, Personen) benötige ich? Und so weiter und so fort.
Hier gibt es einen guten Podcast auf die Ohren, wo eine LAA erklärt, warum diese vielleicht aufwändig und nervig erscheindene Vorgehensweise ziemlich sinnvoll ist.
Hier ein paar NRW-bezogene Links zu Aufsicht, Schulgesetz oder Ausbildungsordnung Grundschule.

Zusätzlich zur Langzeitplanung galt es für unsere LAA, sich vertiefend mit Regelungen z.B. zur Aufsicht und Hausaufgaben auseinander zu setzen. Der anschließende Austausch zeigte bei uns, dass eine intensive Betrachtung dieser Themen für den Alltag in der Schule echt wichtig ist. Lehrkräfte müssen so viele schnelle Entscheidungen an einem Schulvormittag treffen, dass ein solides Wissen hier echt entlastend sein kann. Nichtsdestotrotz gilt bei allen Erlassen natürlich auch immer, dass man sie nicht zitieren können muss, aber den Ort zum Nachlesen kennt.

Aspekte des selbstständigen Unterrichts wie Dokumentation (Klassenbuch etc.) oder Eltern(mit)arbeit gehören ebenso zur Vorbereitung für neue LAA, so wie sie für jede neue Lehrkraft an einer Schule dazu gehören. Hier ist es elementar wichtig, im eigenen System Schule herauszufinden, wie der Hase läuft. Neben den festgeschriebenen oder im Schulprogramm formulierten Absprachen gibt es so viele teils inoffizielle Gepfogenheiten und „geheime Regeln“ an jeder Schule, dass man am besten schnell eine vertrauenswürdige Person mit Durchblick und etwas Erfahrung an der Schule findet, die man alle diese Kleinigkeiten fragen kann. 🙂

Wichtig ist natürlich auch, schon bei der Planung daran zu denken, dass spätestens vor den Sommerferien Noten und/oder Beurteilungstexte für die unterrichteten Schüler*innen zu schreiben sind. Da diese solide und aussagekräftig sein sollen, muss sich jede*r LAA natürlich Gedanken über zu Fach und Klassenstufe passende Bewertungsmöglichkeiten machen. Gibt es geeignete Beobachtungsbögen (an der Schule), wie viele schriftliche Überprüfungen sind vorgegeben, welche Kompetenzen finden sich im Zeugnis wieder und sollten deshalb auch im Unterricht eine Rolle spielen?

Fazit

Wenn man das alles mal hintereinander schreibt (oder zwei Seminarssitzungen lang bespricht), wird deutlich, wie anspruchsvoll der Start in den selbstständigen Unterricht für LAA ist. Manchen fällt er leicht, andere tun sich schwer. Wichtig ist es für alle, die Erfahrung eigener Verantwortung zu machen und gestärkt daraus hervorgehen zu können.

In diesem Sinne wünsche ich allen LAA, die mitten im oder vor dem selbstständigen Unterricht sind, alles Gute und ein tolles PLN, das euch unterstützt!

Katha

* In NRW werden die Lehramtsanwärter*innen (LAA) in zwei Fächern ausgebildet und bewertet und nehmen zusätzlich am unbewerteten Kernseminar teil, das den überfachlichen Aspekt des Lehrer*innenseins zum Schwerpunkt hat.

Weiter wachsen – ein besonderes Halbjahr

Durch viele Stunden in Fachseminar und Praxissemester im letzten Halbjahr bin ich aktuell zum ersten Mal mit 0 Stunden (in Worten: null) in meiner Schule aktiv. Das ist wirklich ungewohnt und fühlt sich auch nach dem ersten Monat wirklich noch nicht so ganz richtig an.

Langweilig ist es momentan dennoch absolut nicht: die Prüfungsphase läuft und einige „meiner“ LAA haben mich gebeten, sie als bekannte Ausbilderin in die Prüfung zu begleiten. Also bin ich seit drei Wochen mehrmals die Woche zu zweiten Staatsexamen unterwegs, was zwar körperlich lässig, emotional und kognitiv aber schon ziemlich anstrengend ist.

Außerdem versuche ich die Zeit intensiv zum Lesen und zur Weiterbildung zu nutzen. Einige Bücher habe ich inzwischen für mich verarbeitet, so dass der Lesestapel ein wenig geschrumpft ist. Online und in Präsenz habe ich auch einige Veranstaltungen herausgesucht bzw. schon besucht, um den Horizont beständig zu erweitern – als nächstes freue ich mich sehr auf die molol in Hannover kommende Woche! Wer ins Digitale tiefer eintauchen möchte, dem empfehle ich an dieser Stelle zudem die Onlinewochen der Hopp Foundation, bei denen ich auch Workshops gebucht habe.

Was mich aber dieses Halbjahr vor allem beschäftigt ist ein für mich ganz neues Arbeitsfeld, nämlich die POB-C-Qualifikation. In NRW werden LAA ja in zwei Fächern ausgebildet und bewertet und besuchen zusätzlich das bewertungsfreie Kernseminar. Wer ein KS leiten möchte, muss in „Personenorientierter Beratung mit Coachingelementen“, kurz eben POB-C ausgebildet werden und somit könnt ihr raten, in welche Richtugn ich gerade im Seminar arbeite. Bislang sind zwei von sechs dreitägigen Modulen absolviert und ich durfte mit 20 anderen Fachleitungen aus NRW die ersten Grundlagen und Methoden fürs Coaching lernen. Es ist und bleibt spannend und ich schätze mich glücklich, zwei tolle Ausbilderinnen und zwei ebenso tolle Mitlernende für meine Lerngruppe gefunden zu haben – danke, ihr tollen Frauen, auch wenn ihr es hier nicht lest…

Warum ich das alles schreibe? Es musste mal wieder ein bisschen was „aufs Papier“ und ich rechtertige hiermit schonmal, warum in den nächsten Monaten vermutlich wenig Unterrichtscontent hier dazu kommen wird. Und vielleicht, ganz vielleicht, bekommt ja außer mir noch irgendwer Lust auf neue Wege!?

Herzliche Grüße
Katha

Selbsteinschätzung fördern

Heute sammle ich hier ein paar Gedanken, die sich in den letzten Wochen in verschiedenen Unterrichtsbesuchen bei meinen LAA angesammelt haben: es geht um die Kompetenz, sich selbst einzuschätzen.

Auf der geheimen und doch jedem bekannten Liste guter Zutaten für einen Unterrichtsbesuch steht unter anderem, dass (dreifach) differenzierte Arbeitsblätter wichtig sind und die Kinder den Schwierigkeitsgrad selbst wählen sollen. „Oh je!“, denke ich da oft, denn vielfach handelt es sich hier um eine rein quantitative Differenzierung und nur selten finde ich Material, das wirklich qualitativ unterschiedliche Zugänge ermöglicht. Wenn ich schon keine in sich diffrenzierte Aufgabe finde, an der alle Kinder auf ihrem Leistungsniveau arbeiten können, dann sollten differenzierte Materialien sich eben wirklich an den Bedarfen der Kinder orientieren und nicht nur am Umfang.

Hinzu kommt, dass (angehende) Lehrkräfte doch oft erstaunt sind, dass die Schüler*innen sich zu leichte oder zu schwierige Aufgaben aussuchen. Schnell landen wir bei der Suche nach Ursachen dafür bei der Vermutung, dass fittere Kinder es sich leicht machen wollen oder schwächere Lerner*innen nicht schlechter dastehen wollen als ihre Mitschüler*innen. Das hat sicher einen wahren Kern, kratzt aber eher an der Oberfläche. Häufig stellt sich heraus, dass die Kinder einfach extrem wenig Erfahrung damit haben, sich selbst einzuschätzen oder solche Erfahrungen nur aus anderen Fächern mitbringen. Ein Beispiel: Lesespuren werden häufig differenziert angeboten. Die SuS wählen die Variante mit einem, zwei oder drei Sternen oder sonstigen Symbolen aus und bearbeiten diese. Gern wird am Ende darüber gesprochen, ob man die richtige Spur gewählt hat und woran man das merken kann. Der entscheidende Schritt aber fehlt: diese reflektierte Auswahl auf eine neue Lesespur übertragen, sich noch einmal ausprobieren, wieder überprüfen, ob die gewählte Stufe zu mir als Lernendem passt.

Immer wieder müssen die Kinder in Situationen kommen, in denen sie ihre eigene Leistungsfähigkeit einschätzen müssen. Wichtig ist es hierbei auch, an ähnlichen Inhalten wie z.B. Lesetexten wiederholt eine Einschätzung zu üben. Von grundlegender Bedeutung – und hier schließt sich der Kreis – ist dabei die Auswahl der Aufgaben, die eben nicht nur rein quantitativ erfolgen darf (hier musst du mehr machen als dort / ein Stern ist leichter als zwei Sterne), sondern dass die Texte z.B. in der Länge, der Komplexität, der Wortwahl, der Syntax schwieriger werden. Selten darf ich erleben, dass LAA so weit gedacht haben und die Differenzierungsstufen deutlich hervortreten. Dafür gibt es dann immer besonderes Lob. Häufiger sehe ich aber Wort – Wortgruppe – Satz als Abstufung, also vorrangig an der Textmenge differenziert.*

Zuletzt haben eine LAA, ihre Mentorin und ich im Gespräch eine Variante der Reflexion erarbeitet, die sicher nicht die Neuerfindung des Rades ist, uns aber allen als sinnvoll und auch anwendbar erschien: vor der Arbeitsphase klammern die Kind eine Wäscheklammer mit ihrem Namen an ein Schild oder einen Zettel mit dem gewählten Schwierigkeitsgrad. Nach der Arbeitsphase kann dann wie gehabt reflektiert werden, ob die Wahl günstig war oder ob beim nächsten Mal eine andere Stufe gewählt werden sollte. In diesem Fall klemmt das Kind seine Klammer zum jeweiligen Symbol um. Somit kann das Kind dann in der möglichst bald folgenden nächsten ähnlichen Aufgabe direkt auf den gewählten und reflektierten Schwierigkeitsgrad wählen. Eine sonst häufig zu beobachtende Einflussnahme der Lehrkraft entfällt, weil das Kind selbst die Entscheidung getroffen hat, z.B. beim nächsten Mal etwas Schwierigeres zu versuchen.

So könnte es dann aussehen. Die Dokumentation der Reflexion ist gleichzeitig die Ausgangslage für die Folgestunde.

Jetzt noch eine Einschränkung: hier ging es heute speziell darum, die Selbsteinschätzung bei der Auswahl von geeigneten Aufgaben zu stärken. Das ist natürlich nur ein kleiner Ausschnitt aus diesem sehr umfassenden Thema, das eben auch Einschätzungen des Lernfortschritts, von Erfolgen oder Schwierigkeiten beinhaltet. Da dieses Thema aber gerade viele Gespräche für mich prägt, wollte ich diesen Ausschnitt trotzdem mit euch teilen. Vor allem aber sollen diese Ausführungen nicht den Eindruck erwecken, ich erwarte dreifach oder noch stärker differenzierte Aufgaben von meinen LAA. Nein! Bestenfalls muss gar nicht durch Material oder AB differenziert werden, sondern die Aufgabe erfüllt die Kriterien einer „Guten Lernaufgabe“**. Aber da, wo differenziert wird und da, wo Kinder zwischen verschiedenen Aufgabenstufen wählen dürfen/müssen – da wünsche ich mir offene Augen, die Möglichkeit, sich auszuprobieren, seine Entscheidung/Einschätzung zu überprüfen und revidieren zu können.

Sehr gern nehme ich wie immer auch eure Ideen zu diesem Thema als Kommentar in Empfang!

Sonnige Grüße von der Terrasse!
Katha

* Mögliche Varianten im Beispielbereich Lesen können sein: der Umfang/die Textmenge, geübte/ungeübte Buchstaben, lautgetreue Wörter/Wörter mit schwierigeren Buchstaben, einfache Hauptsätze/Nebensätze/verschachtelte Sätze, Aussagesätze/Sätze mit Rätselcharakter, Aussagen/Beschreibungen etc.

** Gute Lernaufgaben hier beispielhaft für Mathematik definiert von Pikas.

Winter-ABC als digitales Klassenprodukt auf Distanz

Frohes neues Jahr – sogar mit Schnee!

Vor einigen Jahren habe ich (weit vor Corona ganz selbstverständlich in Präsenz) mit meinen Vierern ein winterliches ABC verfasst, mit dem auch die grammatische Struktur des Nebensatzes geübt wurde. Zum Glück ist dies eine der Aufgaben, die sich recht gut in die Distanz hinüberretten lässt mit Hilfe eines Etherpads.

So sieht es nun in der Vorarbeit aus. Die Anweisung ist so knapp, da die Übung mit meinen LAA durchgeführt wird; für die Kids wäre sie etwas länger…

Was ich dafür tun musste? Wenig!
1. https://zumpad.zum.de öffnen und mir einen Namen für mein Etherpad überlegen (Achtung: Großschreibung ist hier fürs Wiederfinden wichtig!)
2. Meine oben zu sehenden ersten Einträge machen – in diesem Fall habe ich bis Z alles eingetragen zur Übersichtlichkeit.
3. Den Link zum Etherpad mit den Lernenden teilen.

Nun kann jede*r mit dem Link zum Etherpad auf der Seite schreiben. Jede neue Person erhält eine andere Farbe in der Hinterlegung. Wenn alle sich ganz oben rects (nicht mehr oben im Bild zu sehen) mit ihrem Namen eintragen, kann man nachher auch zuordnen, wer was geschrieben hat.
Wichtig ist die Absprache, dass nichts gelöscht wird, da Schreibrecht eben auch bedeutet, dass theoretisch eine Person alles löschen könnte.

Etherpads kann man über verschiedene Anbieter anlegen. Sie funktionieren alle gleich. Ich nutze gern die Zumpads der Zentrale für Unterrichtsmedien (ZUM). Wer sich darüber hinaus für weitere kollaborative Tools interessiert wie z.B. Tabellen, dem empfehle ich die Übersicht mit Hinweisen von Nele Hirsch vom eBildungslabor hier (Etherpads) und hier (weitere Ideen nach dem Etherpadprinzip).

Mit winterlichen und distanzierten Grüßen
Katha

Adventskalender Teil I

Da ich ja nun schon länger nicht allzu regelmäßig hier aktiv war, habe ich mir etwas überlegt: Alle Ideen, die ich in meinen Moodle-Adventskalender aufgenommen habe, möchte ich euch auch anbieten. Es ist eine ganz bunte Mischung aus Anregungen für die Grundschule oder netten Kleinigkeiten für euch. Deshalb gibt es ab jetzt täglich einen kleinen Post mit einem Link für euch (hoffentlich klappt alles mit dem Vorbereiten und pünktlichen Freigeben der Beiträge!)

Heute also Teil I: Die Adventskalendersammlung!

Fobizz-Fortbildungshäppchen

Känguru der Mathematik

Gute Wünsche

Wahrnehmungsübungen

Naturwissenschaftliche Experimente

Ich wünsche euch allen eine wundervolle Adventszeit mit vielen schönen kleinen Momenten zum Genießen. Auch in dieser anstrengenden, beängstigenden und kräftezehrenden Zeit möge es für euch genügend Lichtblicke geben!

Katha