Irgendwie ging die Zeit nach den Sommerferien wahnsinnig schnell rum und plötzlich beginnen schon die Herbstferien. Hier war es ein bisschen aufregend, weil auch „das Möppelchen“ jetzt eine weiterführende Schule besucht und die Umstellung von gebundenem Ganztag auf Halbtagsschule und Buskindsein viel Begleitung erforderte. Die üblichen Elternabende und überhaupt viele Abendtermine prägten vor allem den September. Auf zwei Dinge bin ich ein bisschen stolz: ich bin zwar wieder Pflegschaftsvorsitzende, aber habe kein weiteres Amt in den Schulen der Kinder übernommen. Und ich vertiefe jetzt einmal wöchentlich abends an der VHS meine Spanischkenntnisse aus der Oberstufe. Muy bien!
Beruflich galt es mit allen meinen LAA mitzufiebern und sie teilweise in den Prüfungen zu begleiten (in NRW dürfen LAA eine Fachleitung benennen, die an der Prüfung teilnimmt – für das jeweils andere Fach kommt eine FL aus einem anderen Seminar). Alle haben bestanden, was mich natürlich sehr freut. In den letzten beiden Wochen fanden nun meine jeweils letzten Seminartage statt. Traditionell ist das immer ein Anlass, sich gegenseitig zum Abschluss/Abschied zu beschenken und so steht jetzt ein tolles neues Bilderbuch in meinem Regal und ein Harry-Potter-Breakout wartet auf mich. Meine LAA haben von mir alle ein Notizbuch mit ihrem Namen drauf bekommen. Viele nette Worte wurden gesagt und geschrieben. 🙂
Meine neue Schule habe ich Ende der Sommerferien in der Konferenz kennengelernt und bin direkt mal mit in die AG Medien aufgenommen worden. Ganz ohne kann ich halt auch bei Null Stunden nicht… 😁
Insgesamt also ein guter Abschnitt mit viel Zeit, am Schreibtisch Dinge weg- und aufzuarbeiten. Nach den Ferien geht es dann mit dem Abschied des Ausbildungsjahrgangs 05/24 und dem Start des Jahrgangs 11/25 los. Damit erhöht sich die Termindichte dann auch wieder schlagartig. Zusammen mit meinen Kolleginnen im Fach- und im Kernseminar bereiten wir gerade viel für die Neuen vor, überprüfen unsere Planungen und erarbeiten neue Wege wie z. B. ein Reflexionsinstrument, das die Ausbildung begleiten soll.
Wie immer – egal ob in Schule oder ZfsL – wird es nicht langweilig, Flexibilität und Kreativität bleiben gefordert. Euch allen wünsche ich erholsame Ferien, Zeit zum Durchatmen und Ruhe, die eure Funken wieder entzündet.
In letzter Zeit habe ich mehrere Rezensionen veröffentlicht, die sich von verschiedenen Richtungen kommend dem großen Komplex der menschlichen Emotionen, spezieller der Gefühlswelt von Kindern bzw. Lernenden nähern. Dadurch und durch u.a. die kontinuierliche Arbeit von Menschen wie Caroline von St. Ange (@learnlearningwithcaroline, deren Buch ich euch sehr ans Herz legen möchte) oder Saskia Niechzial (@liniertkariert) habe ich mich im letzten halben Jahr auch mehr mit dieser Facette des Lernens auseinander gesetzt und möchte, wie ich es im Sinne des „working out loud“ mal wieder laut denken und ein paar meine Gedanken und Schlussfolgerungen hier teilen.
Besonders intensiv wird die Verbindung von Lernen und Emotionen in diesem Film erklärt, den eine Kollegin mir für die Arbeit im Kernseminar empfohlen hat. (Achtung, bei Youtube ist er in drei Teile zerlegt!) Hier wird sehr deutlich, dass Lernen überhaupt nur stattfinden kann, wenn Kinder emotional in einem stabilen, sicheren Zustand sind. Onlinetauglich kurz gefasst steckt das auch in diesem Satz, der mir sehr in den Ohren klingelt: „Schüler, die zu Hause geliebt werden, kommen in die Schule, um zu lernen. Schüler, die es nicht sind, kommen in die Schule, um geliebt zu werden.“ (zugeordnet wird er Nicholas A. Ferroni)
Für unsere Arbeit in der Grundschule bedeutet das zweierlei: a) eine veränderte Denkweise (Haltung, Mindset) im Bezug auf Störungen, herausforderndes Verhalten oder wie man es nennen mag und b) einen absoluten Fokus auf Beziehung. a) Ein Kind, das Probleme macht, hat welche. Simpel, aber wahr. Es ist also an uns Lehrkräften, genau diese Probleme zu erkennen und bestenfalls daran anzusetzen. Wenn wir diese immer übergehen und vom Kind erwarten, dass es „funktionert“ in der Schule, können wir kaum eine Verbesserung erwarten. Entweder stört das Kind einfach weiter, weil sein Problem weiter besteht, oder es zieht sich zurück, weil es auch von der Lehrkraft nicht gesehen wird bzw. keine Unterstützung erhält. Und ja, ich weiß: wir haben viel zu schaffen, es ist nicht nur das eine Kind in der Klasse, die nächste Arbeit steht an… klar! Mir ist bewusst, dass man diesem Anspruch als Einzelkämpfer:in nur schwer gerecht werden kann und wir eigentlich qualifizierte Doppelbesetzungen benötigen. Mir geht es an dieser Stelle aber vor allem um unser Mindset als Lehrkraft. Veränderst du deinen Blick auf ein Kind, veränderst du auch deinen Umgang mit ihm oder ihr. Und das kann schon viel verändern. b) Lerne „deine“ Kinder kennen! Bestimmt hast du auch schon die Erfahrung gemacht, dass sich eine Klasse bei der Klassenlehrkraft besser benimmt als im Fachunterricht, wo jemand mit nur wenigen Wochenstunden unterrichtet. Das macht genau diesen Unterschied in der Tiefe der Beziehung zwischen Kindern und Lehrkraft deutlich. Es lohnt sich aber auch als Fachlehrkraft, mit den Kindern über das Fach hinaus ins Gespräch zu kommen, sie kennenzulernen, mal ein Spiel zu machen statt stur den Stoff durchzuziehen. Du musst dabei nicht alles so machen wie die Klassenlehrkraft sondern darfst und sollst sogar du bleiben – aber zeige Interesse an der Gruppe und mach dich über ihre Besonderheiten und Bedürfnisse schlau. Bestenfalls gibt es zum Beginn eines Schuljahres eine Klassenkonferenz (also ein Gespräch aller dort lehrenden Personen), die dir das ein oder andere Fettnäpfchen ersparen kann.
Beschäftigt dich das Thema auch? Hast du ähnliche oder ganz andere Erfahrungen gemacht? Schreib es gern hier als Kommentar oder bei Instagram.
In den letzten Monaten hat ein Buch für Begeisterung bei vielen Deutschlehrer:innen gesorgt: Der Wortschatz von Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger aus dem Nord-Süd-Verlag. Auch mich hat das Buch gepackt, da es einerseits didaktisch das Thema Adjektive wunderbar aufbereitet, andererseits aber dies als „normales“ Bilderbuch schafft, ohne also zu didaktisiert zu wirken – das stört mich an manchem gehypten Bilderbuch für die Grundschule der letzten Jahre…
Nun wisst ihr, dass ich zur Zeit mehr Unterricht ansehen als selbst erteilen darf und erst jetzt bietet sich mir im Rahmen einer digitalen Doppelstunde die Gelegenheit, das Buch mit in den Unterricht zu nehmen. Da mich zudem in einer der Stunden wieder einige LAA besuchen, muss ich meine Planung eh etwas ausführlicher verfassen und teile sie gern auch hier. Mein Vorhaben für eine vierte Klasse zielt darauf, den Spaß an der Sprache wachzuhalten, Lust an der Literatur zu fördern und darüberhinaus einen ersten schulischen Kontakt mit einer bildgenerierenden KI herzustellen. Das ist ziemlich viel für zwei Stunden, die ich nur zur Verfügung habe – am Ende dieses Beitrags will ich aber auch noch weiterführende Ideen anreißen.
Der wichtigste Aspekt des Buches, auf den ich mich in meinem Vorhaben stütze, ist das Verwandeln von Gegenständen mit Hilfe von Adjektiven. Der Protagonist Oskar entdeckt dieses am Beispiel des Wortes quietschgelb, das er aus Versehen auf einen Igel wirft:
Mit den Schüler:innen einer vierten Klasse möchte ich genau dies ausprobieren und sie aus je einem Adjektiv und Nomen Bilder generieren lassen. Dazu setze ich die KI-Tools von fobizz ein, da ich dort einen Klassenraum einrichten und somit den Kindern datenschutzrechtlich problemlos einen Zugang zur Ki bieten kann. Für Interessierte: Man kann dabei dann sogar zwischen drei Bild-KI wählen, nämlich Flux.1, Dall-E 3 und Stable Diffusion XL.
Stunde 1: Kennenlernen des Buches Aus dem Bilderbuchkino, das der Verlag erfreulicherweise zusammen mit Material für Lehrkräfte anbietet, habe ich die Seite via Beamer gezeigt, auf der Oskar die Schatztruhe findet. Ich habe das Buch im Tafelkino vorgelesen bis etwa zur Hälfte, als die Schatztruhe leer ist (Schwerpunkt: verändern von Dingen durch Adjektive). Dann folgte ein kurzes Gespräch darüber, welche Wörter/Adjektive die Kinder gern in die Schatztruhe füllen würden. Diese notierte ich direkt auf der Seite im Bilderbuchkino, das ich in GoodNotes geöffnet hatte (s.u.). Danach las ich das Ende des Buches vor, in dem Oskar lernt, wie man Wörter „macht“ bzw. findet.
Zur Vorbereitung der zweiten Stunde gab es dann noch ein kurzes Gespräch über das Vorwissen der Kinder zu Künstlicher Intelligenz. Viele Kinder hatten bereits Kontakt, vor allem über WhatsApp oder ChatGPT. Manche kannten auch die Möglichkeit, mit KI Bilder zu generieren. Da ja nicht in dem oder jeder von uns ein Illustrator bzw. eine Illustratorin steckt, stellte ich genau dies als Ziel für die zweite Stunde vor.
Vorbereitung für die 2. Stunde: KI für die Kinder Mit meinem fobizz-Account kann ich auf die KI-Tools dort zurückgreifen und habe einen Klassenraum eingerichtet und dort das Projekt grob skizziert (s. linkes Bild). Klassenräume kann ich für ein ganzes Schuljahr oder für 24 Stunden einrichten. Fobizz generiert mir dann QR-Codes für jedes Kind (s. mittleres Bild) und dazu eine Liste, in der ich als Lehrkraft datenschutzrechtlich unbedenklich die Klarnamen der Kinder notieren kann. Für mein Vorhaben habe ich dann nur die Bild-KI freigegeben. Grundsätzlich könnte man in fobizz auch Text-KI etc. nutzen. Zuletzt habe ich noch die gesammelten Adjektive, ergänzt durch einige aus dem Buch, und ein paar geiegnete Nomen zum Ziehen vorbereitet.
Stunde 2: Bilder generieren Nach einem kurzen Anknüpfen an Oskars Geschichte bekommen die Kinder den AA und das Material vorgestellt: Zettelchen mit Adjektiven (die sie gestern ja selbst gesammelt hatten) und Nomen (aus dem Buch und von mir gesammelt) werden gezogen und daraus soll mit KI ein Bild generiert werden. Ich zeigte kurz noch einmal die Vorgehensweise mit einem Tablet und einem Kärtchen: scannen, Bild beschreiben, remixen, speichern. Und dann ging es in PA auch schon los. Alle Teams zogen zuerst ein Wortpaar – manche hatten aber wirklich schwierige Kombinationen und durften tauschen, etwas Neues aussuchen oder ein eigenes Adjektiv wählen. Alle Paare schafften es in gut 20 Minuten Arbeitsphase, mindestens ein geeignetes Bild zu generieren. Allerdings zeigte sich deutlich, wie leicht oder schwer es den Kindern jeweils fiel, ihren prompt zu formulieren, zu erweitern oder zu ändern. Und an einzelnen Stellen war auch die KI etwas bockig und bleib z. B. stur bei einem Haus aus Holz, obwohl sehr eindeutig Wände aus Wolken vorgegeben wurden… Am Ende konnten noch die meisten Teams ihr bestes Ergebnis via AirPlay teilen und die Klasse versuchte, das genutzt Adjektiv zu erkennen.
Weitere Ideen zum Vorhaben: Es bestätigte sich, dass dieser Zugang deutlich mehr als meine zwei Stunden hergegeben hätte. Im Gespräch mit meinen vier besuchenden LAA waren wir uns alle einig. Hier kommen deshalb noch ein paar Ideen, wie man das Vorhaben erweitern bzw. einbetten könnte: – vor die beschriebene zweite Stunde noch ein Stunde schieben, in der alle Kinder an den gleichen Begriffen arbeiten, um das Prompten besser zu üben. – die Adjektive differenziert anbieten (sowas wie smaragdgrün oder gruselig ist einfacher für ein Bild zu nutzen als sowas wie doppelstöckig oder bienenfleißig) – Unterrichtseinheiten zu Personenbeschreibung oder Gegenstandsbeschreibung um die Arbeit mit einer KI erweitern, da diese ja quasi eine Selbstkontrolle beinhaltet (War die Beschreibung gut, wird das Bild gut.) – eine vertiefende UE zu Adjektiven hierauf aufbauen (beschreibende Funktion von Adjektiven) – von den Unzulänglichkeiten der Bild-KI auf Unzuverlässigkeit von Text-KI schließen, Stichwort digital literacy – Achtung, Metaebene! 😇 (Ganz ernst: wenn ich ein Bild nicht einfach so nutzen kann, weil es noch Quatsch zeigt, dann kann ich einen KI-Text auch nicht einfach so verwenden ohne Hinterfagen oder Überarbeitung…)
Bestimmt habt ihr noch mehr tolle Ideen, oder? Schreibt sie doch gern als Kommentar hier drunter oder kommentiert den entsprechenden Post bei Instagram!
Ich bin definitiv zu viel online. Aaaaber online stoße ich eben immer wieder auch auf tolle Ideen, die ich nutzen, klauen oder anpassen kann. So gerade diese Woche geschehen:
Das war mal wieder so eine Idee, die ich direkt auch für die Seminararbeit vor mir sah und so dauerte es nicht lange, bis ich mir ChatGPT vorknöpfte und im Ping-Pong-Prinzip Fragen entwickelte. Eine Auswahl der Impulse habe ich dann (weil ich es eben nicht so schlicht mag) mit Canva weiter verarbeitet, so dass ich demnächst eine weitere kleine Schachtel mit Impulskarten in meinem Schrank haben werde. Anders als der Kollege werde ich vielleicht nicht jeder Gruppe eine eigene Frage zuteilen sondern mal den gleichen Impuls für alle verwenden, mal vielleicht Impulse zur Auswahl anbieten – mal sehen! Meine LAA starten langsam aber sicher in die Prüfungsvorbereitung und da nehme ich jede Aktivität, die sie ins Nachdenken und Argumentieren, also auch ins Reflektieren bringt!
Wenn du mit diesen Impulsen arbeiten magst, nimm sie dir gern so wie sie sind: pdf-Datei
Wenn du sie für die Schule anpassen magst, kannst du auch das tun: Canva-Vorlage
Heute war ich Teilnehmerin und Teilgeberin bei einem Barcamp – nicht zum ersten Mal, aber zum ersten Mal so aktiv beteiligt. Eingeladen hatte ein regionales Netzwerk, das sich schulformübergreifend mit Lern- und Prüfungskultur beschäftigt und dabei Duos aus verschiedenen Schulen seit über einem Jahr mit ihren Ideen und Projekten vernetzt.
Besonders bewegt hat mich heute eine Session, die ich mit einer Fragestellung ins Leben gerufen hatte und die zu 45 Minuten intensivstem Austausch führte: Leistungskonzepte (Deutsch) in der Grundschule. Mein Bezug dazu ist aktuell maximale Irriitiertheit: in der Grundschule haben wir (anders als die Sekundarstufen) in NRW keine Vorgaben außer „in Klasse 3 und 4 gibt es schriftliche Arbeiten“ und dass nicht zwei an einem Tag geschrieben werden dürfen. Nirgendwo (!) steht, dass wir drei Aufsätze (😫), drei Lesetests und drei LZK Rechtschreiben/Grammatik pro Halbjahr schreiben müssen – außer in vielen Leistungskonzepten. Dadurch erlebe ich viel Stress und Druck in den Jahrgangsteams, weil man ja „noch den Lesetest schreiben“ oder „dringend die Vorbereitung für die Reizwortgeschichten hinkriegen“ muss. Viele „schöne Einheiten“ fallen deshalb hinten rüber, weil für diese keine Zeit mehr ist. Gerade LAA berichten davon, dass sie rund um einen UB mal „was Nettes“ durchführen dürfen, dann aber dringend die nächste Schreibeinheit dran ist. Integrativer Deutschunterricht? Pustekuchen! Stattdessen „Gleichschritt, Marsch!“ oder das, was ich Verheftelung nenne und sich oft als individualisierter Unterricht tarnt.
Wie kommt das? Auf die Vorgaben können wir es in diesem Fall nicht schieben – die habe ich ja oben schon erwähnt. Die problematischen Leistungskonzepte sind im wahrsten Sinne des Wortes hausgemacht, da ja jede Schule ihres festlegt. In unserem heutigen Austausch haben wir verschiedene mögliche Faktoren herausgearbeitet, woran es liegt, dass ganze Kollegien sich durch ihre Leistungskozepte ein sehr enges Korsett schnüren:
ein Gefühl der Sicherheit: je enger die Vorgaben, umso weniger kann man etwas vergessen
Transparenz für die Lehrkräfte: ich kann meine Jahresplanung an den LZK ausrichten / ich kann das prüfen, was ich später auf dem Zeugnis bewerten muss, vor allem bei Ankreuzzeugnissen
Transparenz für die Eltern: wir haben ihre Kinder im Blick!
Absicherung gegenüber Leitung und Eltern: viele schriftlich erhobene Noten erwecken den Anschein von Objektivität und Vergleichbarkeit
Vorbereitung für die 5. Klasse, indem z.B. dort typisch geforderte Textformen bereits erarbeitet werden
Diagnosefunktion: der Anspruch, immer zu wissen, was jedes einzelne Kind schon kann
Und, nicht zu vergessen, immer mal wieder auch:
Das haben wir immer schon so gemacht!
Symbolbild „von einer LZK zur nächsten“, generiert mit ideogram.ai (und ja, da fehlt ein Bein…)
In unserer Runde von sechs Personen haben wir aber auch konkrete Gegenentwürfe und Gedanken gesammelt, wie es auch anders ginge. Grundsätzlich waren wir uns einig, dass sich an der Form von Unterricht etwas ändern sollte (aber auch ändern kann), und dass Leistungskonzepte den Blick mehr auf die Stärken, Fähigkeiten und Kompetenzen der Kinder lenken sollten, also qualitativ. Aktuell sind sie häufig sehr quantitativ ausgelegt und dadurch tendenziell defizitorientiert (da man eher misst, was das Kind noch nicht kann). Zudem bleibt die diagnostische Funktion oft auf der Strecke, da LZK am Ende von Unterrichtsreihen geschrieben werden und das Feedback erst kommt, wenn die nächste Reihe schon läuft. Stattdessen wäre es unserer Meinung nach gut, wenn durch standardisierte Tests oder vergleichbare Instrumente die Diagnose objektiv und vergleichbar zentral durchgeführt wird und dadurch mehr Raum im Unterricht für gezielte Förderung bleibt. Etablierte Tests wie die Hamburger Schreibprobe, das Salzburger Lesescreening oder der neu analog zur HSP angelegte Potsdamer Lesetest sind hier äußerst geeignet und bieten teilweise auch eine digitale Auswertung, die sehr klar Förderbereiche ausweist. Das bedeutet für den Unterricht, dass mehr individualisiert werden muss, was bestimmte Bereiche wie das Rechtschreiben angeht. Es bedeutet aber auch, dass ich in meinen Unterrichtsreihen weniger teaching to the test praktizieren muss und viel prozessorientierter an Bewertung herangehen kann (Stichwort formative assessment statt summative assessment).
Damit stehen wir schnell vor der nächsten Hürde: „Wie soll ich denn allein mit 28 Kindern individuellen Unterricht machen? Wie allen gerecht werden?“ Das sind absolut berechtigte Fragen, das will ich nicht abstreiten. Die Antwort kann aber nicht sein, dann doch lieber Unterricht im Gleichschritt zu machen und davon auszugehen, dass da schon jedes Kind auf seinem Niveau etwas draus mitnehmen kann. Die Antwort kann auch nicht sein, den Deutschunterricht noch mehr zu zerteilen und Lesezeiten, Rechtschreibstunden und Deutschstunden auseinander zu ziehen, so dass vom integrativen Grundgedanken nichts mehr übrig bleibt! In unserer Sessionrunde sprachen wir über Unterrichtseinheiten, die an einem Oberthema entlang laufen, die Stunden zum Aufbauen von Texten, Feedbackelemente und Raum für Überarbeitung genauso bieten wie thematisch angebundene Leseanlässe und exemplarische Wortschatz-, Rechtschreib- und Grammatikarbeit – aber eben unter dem einen Oberthema. Wir sind damit nah an fächerübergreifendem Unterricht (Verknüpfungen mit Sachunterricht z. B. sind zauberhaft einfach möglich) oder projektorientiertem Lernen. Wir sprachen außerdem über Wege, wie man auch im Korsett eines eng gefassten Leistungskonzepts „ausbrechen“ kann, zum Beispiel mit Formaten wie der Vier-Wochen-Schreibaufgabe. Ein weiteres, deutlich offeneres Format ist die Freie Schreibzeit, die sich konzeptuell nach Beate Leßmann richtet und so ähnlich auch hier zu finden ist. Zum Schwerpunkt Rechtschreibung stellte eine Teilnehmerin/Teilgeberin vor, wie sie mit der Rechtschreibleiter (ausgehend vom Material des Finken-Verlags) arbeitet: Die Kinder erarbeiten sich eine Stufe, z. B. die Doppelkonsonanten, und verfassen als Abschluss und Kompetenzbeweis einen Lernzettel bzw. ein Merkblatt. Besonders charmant daran fanden wir, dass neben dem inhaltlichen Lernen hier Lernstrategien en passant vermittelt werden, die die Kinder zeitlebens weiter bringen dürften.
Ach, ich könnte ins Schwafeln kommen, weil so viele Anschlussideen in meinem Kopf Samba tanzen. Unser Fazit aus der Session war der Wunsch, dass Grundschulen aus dem „so wie immer“ ausbrechen und ihre durchaus vorhandenen Freiheiten nutzen, um den Kindern mehr Lernen zu ermöglichen und auch sich selbst zu entlasten.
Wenn du bis hierhin gelesen hast: Danke! Vielleicht magst du deine Gedanken oder konkrete Ideen als Kommentar dalassen? Ich würde mich total freuen, weil dieses Thema eins meiner Herzenthemen darstellt.
Am 01.02.2005 begann mein Referendariat. Das ist tatsächlich inzwischen ganze zwanzig Jahre her. Irgendwie surreal…
Am 01.02.2005 wurde ich offiziell vereidigt, zusammen mit einem ganzen Haufen weiterer Referendar:innen – oder besser gesagt: LAA. Das hat der Seminarleiter direkt deutlich gemacht, dass dieser „Titel“ den angehenden Gymnasiallehrkräften vorbehalten sein. Diesen Teil der Klassengesellschaft haben wir inzwischen abgelegt (wenn auch viele andere leider noch nicht). Ich erinnere mich dunkel an eine Kapelle, in der wir alle die Hand heben und den Diensteid mitsprachen. An das Gebäude, in dem ich die ersten Monate lernte, habe ich keine Erinnerung mehr. Bald zog das Seminar um, aber gut Erinnerungen habe ich an das „neue“ Gebäude eher nicht*. Inzwischen ist das Haus längst Geschichte und das heutige ZfsL ist in einem wunderbaren Altbau mitten in der Innenstadt gelegen.
Am 01.02.2005 lernte ich, auch wenn ich das damals noch nicht wusste, eine Freundin fürs Leben kennen. Hej, Sonni! 👋🏼 Wir hatten zwar keines unserer drei Seminare gemeinsam und trafen uns erst gegen Ende der Ausbildung in einer Lerngruppe, aber es ist ja niemlas zu spät, wertvolle Menschen kennenzulernen. Den einzigen anderen Menschen, der aus dieser Zeit in meinem Leben geblieben ist, traf ich hier auch zum ersten Mal: meine SU-Fachleiterin Rita – Hallöchen 👋🏼! Danke, dass es euch beide gibt!!! Etwa ein Jahr später lernte ich dann eine weitere Fachleiterin kennen, mit der ich zwar nicht in Kontakt blieb, die mich aber viele Jahre später als Ausbilderin ans Seminar holte.
Am 01.02.2005 hatte ich schon drei Wochen an meiner Ausbilungsschule hinter mir. Da ich im Januar nix zu tun hatte, fragte ich einfach mal, ob ich den Monat zum Hospitieren als freiwilliges Praktikum nutzen dürfte. Ich durfte und hatte so die Chance, von meiner Vorgängerin toll eingeführt zu werden und mein Kollegium und die überschaubaren vier Klassen bereits kennenzulernen. Das war auch gut, denn im Prinzip startete ich dann im Februar direkt mit einer Woche als Vertretung der Klassenlehrerin der ersten Klasse, die ich ja nun schon kannte (und die Schulleitung mich – sonst wäre das gar nicht sinnvoll gewesen). Die Ausbildung an einer Dorfschule, wie sie im Buche steht (4 Lehrerinnen, knapp 80 Kinder) war wunderbar, anstrengend, ein Segen, anspruchsvoll, lustig, hilfreich … und insgesamt einfach nur richtig gut. Rückblickend betrachtet bin ich froh, während des Studiums bzw. in den Semesterferien viele freiwillige Praktika absolviert und viel Zeit an Schulen mit sehr anspruchsvoller Schülerschaft verbracht zu haben. Ansonsten wäre ich wohl etwas illusioniert aus dem Ref gekommen.
Am 01.02.2005 begann ich damit, wirklich Geld zu verdienen. Für jemanden, der aus Sozial- bzw. Jugendhilfe und BaföG kommt, war das Gehalt einer Referendarin ein finanzieller Segen. Ich konnte jetzt guten Gewissens mein Auto finanzieren und den Nebenjob etwas herunterfahren. Behalten habe ich den übrigens bis nach dem Ende des Refs.
Am 01.02.2025 blicke ich nun also auf zwanzig spannende Jahre als Lehrende im System Schule zurück. Zwei Jahre Ausbildung, ein Monat Arbeitslosigkeit, zweieinhalb Jahre in verschiedenen schön auf 28 Stunden gerechneten Vertretungsverträgen in einem Nachbarkreis und inzwischen 14,5 Jahre fest an „meiner“ Schule in meinem Wohnort. Ich schaue aber auch auf jetzt schon fast sieben Jahre als Seminarausbilderin/Fachleiterin zurück: zuerst 18 Monate als FL in Deutsch, seitdem als FL im kombinierten Fachseminar Deutsch/Mathematik**, und seit gut zwei Jahren auch mit einem Kernseminar**. Auch als Referentin und Autorin bin ich somit schon fast zwanzig Jahre aktiv, denn ich Irre habe damit tatsächlich bereits im Ref angefangen. Aber weiterhin ist das ein Gebiet, das ich sehr mag, wenngleich mein thematischer Schwerpunkt sich von SU zu Deutsch und vor allem zum Einsatz digitaler Medien verschoben hat. Nicht zuletzt darf mein Rückblick diesen Blog nicht außer Acht lassen, der nun auch schon auf den elften Geburtstag zueilt. Aus einer spontanen Idee geboren, ist diese Plattform mein Gedächtnis, meine Reflexionsebene, ganz manchmal meine Kotztüte und vor allem immer wieder einfach ein gutes Gefühl.
Am 01.02.2025 freue ich mich einfach mal besonders darüber, dass ich mich für den schönsten Beruf der Welt entschieden habe, dass ich mir meinen Weg erkämpft und die Ausbildung durchgezogen habe. Es ist doch schön sagen zu können, dass man seinen Job gern macht. Ich hoffe, dass es euch (zumindest im Großen und Ganzen) auch so geht.
Auf die nächsten 20 Jahre! Katha
* Das liegt mehr am Gebäude als an den Seminaren – nicht, dass mich jemand falsch versteht.
** Lest nach, wie Grundschul-LAA in NRW ausgebildet werden, wenn es euch interessiert. 🙂
Heute gibt es hier, passend zum aktuellen Fachseminar, eine Anregung zur Förderung des mündlichen Sprachgebrauchs (Fachebene), kooperativer Lernformen (methodische Ebene) und der Medienkompetenz. Ich stelle euch meine Ideen für eine Unterrichtsreihe vor, so wie ich sie mit einer eigenen Klasse umsetzen würde.
Grundidee: Die beiden Wichtel Jule und Jasper haben dieses Jahr keine große Lust auf das übliche Weihnachtsgeschäft. Statt dem Weihnachtsmann zu helfen, büxen sie aus und wollen Abenteuer erleben. Das nutzen wir als Erzählanlass: In PA erzählen alle Kinder ein eigenes Wichtelabenteuer, die die Klasse dann wie ein Adventskalender durch die Vorweihnachtszeit begleiten.
Mit ideogram.com habe ich dieses Bild der beiden Wichtel generiert.
Was vorher bekannt sein muss Ich plane hier für eine fiktive 3./4. Klasse und habe dabei die Voraussetzungen meiner letzten Klassen als Maßstab gewählt. Methodisch und fachlich setze ich deshalb so Manches voraus: – der Aufbau von Geschichten ist bekannt, Ideen wie der rote Faden oder ein Spannungsbogen müssen nicht erst neu erarbeitet werden – die Sozialform PA mit wechselnden Partner:innen ist geübt – der Umgang mit Audioaufnahmen in der Sprachmemo-App ist bekannt – das Überarbeiten wird neu erlernt
1. Wortschatzarbeit Egal, ob man einen Schreibanlass oder etwas Mündliches plant: bei einem gemeinsamen Oberthema wie hier ist es unheimlich wertvoll, gemeinsam einen Wortschatz aufzubauen, zu dem alle etwas beitragen und von dem die meisten Kinder profitieren können. (Hier habe ich das am Beispiel „Winter-Gedichte“ schonmal genauer gezeigt.) Da wir Geschichten erzählen werden, in denen die beiden Wichtel Jule und Jasper Aufregendes erleben, dies aber alles in der Vorweihnachtszeit geschieht, lohnt es sich, Sammlungen von passenden Nomen, Verben und Adjektiven anzulegen. Auch Satzanfänge könnten gesammelt oder wiederholt werden. Gern arbeite ich zum Aktivieren des Vorwissens mit einem „wachsenden Cluster“ – und das geht so: 🖊 Jedes Kind schreibt mit Bleistift alle Wörter zum Thema auf, die ihm einfallen*. 🖊 Ohne Stift treffen sich zwei Kinder und tauschen sich über ihre Begriffe aus. 🖊 Zurück am Platz nimmt jedes Kind einen andersfarbigen Stift zur hand und schreibt vom Partner neu bekommene Wörter auf. 🔁 Dies kann beliebig oft wiederholt werden.
Entweder kann danach mit allen zusammen eine Wortsammlung auf Plakaten angelegt werden oder die Lehrkraft sammelt alle Cluster ein und verarbeitet die gesammelten Wörter zu Wortschatz-Aushängen. Schön ist es, wenn im Laufe der Reihe immer wieder auftauchende Wörter ergänzt werden.
2. Erzählung planen Im Klassengespräch oder im Kreis werden von der Lehrkraft die Aufgabenstellung und das Ziel der Reihe vorgestellt. Erste Ideen für Orte, Figuren und Handlungen können, je nach Lerngruppe, auch hier gesammelt werden. Zuerst füllt dann jedes Kind einzeln einen Erzählplan aus und notiert dabei mögliche Orte, Figuren und Handlungsstränge (linkes Bild). Die zuvor angelegte Wortsammlung kann hier bereits ihren unterstützenden Charakter entfalten. Im Sinne des kooperativen Lernens geht es danach in PA mit dem Austausch über die Ideen beider Partner:innen weiter, in dessen Rahmen Ideen abgewogen, augewählt und in einen „Team-Erzählplan“ (rechtes Bild) zusammengeführt werden.
3. Erzählung üben Mit ihrem Plan üben die Kinder zu zweit, ihre Geschichte zu erzählen. Vorab sollte ihnen klar sein, dass die ersten Versuche eben nur Versuche sind und eine Geschichte erst mit Übung interessant wird. Auch Kriterien für das Erzählen einer guten Geschichte müssen vor oder nach der ersten Übungsphase gemeinsam erarbeitet oder mindestens transparent gemacht werden. Sobald ein Team sich sicher ist, dass die eigene Geschichte „fertig“ ist, geht es in eine erste Feedbackrunde.
4. Feedback Im Sinne des Lerntempoduetts finden sich an der Haltestelle zwei Partnerteams zusammen. Sie erzählen sich gegenseitig ihre Wichtelgeschichten. Mit Hilfe der Kriterien geben die Kinder sich Feedback dazu. Wer mag, kann mit einem Kriterienbogen arbeiten, auf dem die Kinder ihr Feedback festhalten können. Besonderen Wert möchte ich dabei auf das Erhören von „Erzählgeheimnissen“** legen, für die extra Kärtchen bereitgestellt werden. Die beiden erzählenden Kinder sollen sich Anregungen in ihrem Erzählplan notieren, um sie einbauen zu können. Auf diesen Aspekt würde ich Wert legen, um die Idee des Überarbeitens greifbarer zu machen. Wie man Übungs- und Reflexionsphasen abwechseln kann, habe ich in dieser ähnlichen Einheit hier schonmal aus dem Fach Englisch vorgestellt.
5. Erzählung aufnehmen Das Feedback sollte neben Tipps für die Erzählenden auch unbedingt gute Formulierungen und Ausdrücke in den Fokus nehmen. Dazu würde ich die Idee der Erzählgeheimnisse** nutzen und die Kinder ihre Zettel aus den Feedbackrunden in die Klassenrunde mitbringen lassen. Wichtig ist es hierbei, die Formulierungen in einen Kontext zu setzen und Beispielsätze mit ihnen zu bilden. Sie lassen sich am Ende gut sammeln und mit den Wortspeichern aushängen, um sie allen zugänglich zu machen. Nach einem Austausch der ganzen Klasse über die gefundenen Erzählgeheimnisse soll jede PA die eigene Erzählung überarbeiten. Anders als bei einem Text, in den man hineinkritzeln und den man ins Reine schreiben kann, ist das Verändern einer mündlichen Erzählung schwierig: man kann zwar an jeder Stelle der Aufnahme „darübersprechen“, dabei überspielt man aber meist auch den Rest der Geschichte. Auch das Schneiden dürfte in der Klasse kaum leistbar sein. Deshalb läuft die endgültige Überarbeitung vermutlich auf eine (wiederholte) Neuaufnahme hinaus.
6. Veröffentlichung Wenn dann alle Erzählungen fertig sind, werden sie umbenannt. Ob sie dann an die Lehrkraft gesandt werden oder in ein LMS oder auf eine digitale Pinnwand hochgeladen werden, hängt von den eigenen Vorlieben ab. Mein Weg wäre ein TaskCards-Pinnwand, weil ich sie weihnachtlich gestalten könnte. Im Dezember kann sie dann jeden Tag gezeigt und eine Geschichte angehört werden.
Bonusidee „KI“: Wer Lust und noch ne Kunstdoppelstunde Zeit hat, könnte mit den Kindern auch noch eine bildgenerierende KI nutzen (z. B. die von fobizz, weil ohne Anmeldung), um passend zur eigenen Geschichte ein Bild zu generieren. Das wiederum würde dann die Pinnwand noch interessanter machen.
Jule und Jasper im Dschungel (Ideogram)Jule und Jasper lernen surfen (Ideogram)
Wie immer gilt: nehmt euch aus dieser Idee mit, was ihr brauchen könnt – variiert und mixt alles und schreibt mir gern, was ihr draus gemacht habt! Katha
*Natürlich muss das Clustern bekannt sein oder erklärt werden.
** Angelehnt an die „Schreibgeheimnisse“, die Beate Lessmann hier vorstellt.
Zum Inhalt: In drei Bereichen gehen die Autorinnen zuerst auf die begriffliche Klärung des Disziplinbegriffs und seine historische Entwicklung ein, dann auf die Verbindungen zu Themenfeldern wie Resilienz, Gesundheit, Autorität etc. und zuletzt darauf, was Kinder (und Erwachsene) eigentlich benötigen, um diszipliniert zu agieren. Disziplin wird zuerst einmal vom negativ konnotierten Begriff der „Zucht und Ordnung“ abgegrenzt und soll (siehe Foto) als positive Eigenschaft berachtet werden. Dafür finden die Autorinnen vielfältige Belege und Erklärungen, wie Disziplin mit Selbstregulierung, einem positiven Selbstbild und z. B. Leistungsbereitschaft zusammenhängt. Unheimlich viele pädagogische, psychologische und sozialwissenschaftliche Konzepte werden mit dem Thema Disziplin in Verbindung gebracht und dadurch ein sehr vielfältiges Bild des Leitthemas hergestellt. Neben wissenschaftlichen Belegen und Forschungsergebnissen werden subjektive Eindrücke herangezogen, die in der Gesellschaft vielfach sicher ein zustimmendes Nicken erhalten würden.
Ergänzt werden die Ausführungen durch viele Reflexionsfragen, die eine porfessionelle Arbeit mit dem Buch unterstützen.
Meine Meinung: Das zuerst eher schmal wirkende Buch (rund 180 Seiten) hat es in sich. Schnell konnte ich nur noch mit einem Stift in der Hand weiterlesen und bald ging ich zum Notieren meiner Gedanken zu einem Miro-Board über, in dem jetzt mehr oder minder übersichtlich die vielen Vernetzungen gesammelt sind:
Wer sich meine Notizen genauer ansehen möchte, kann das hier direkt in Miro tun.
Da ich Anfragen zu meinen Notizen bekommen habe: Hier könnt ihr euch das Ganze in lesbar, zoombar, … ansehen: Miro-Board „Disziplin“
Leseempfehlung: Wer mal wieder Lust hat, die eigenen Haltungen zu überprüfen, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Als Elternteil kann man viele Anregungen direkt herauslesen, vor allem im letzten Abschnitt. Für Lehrkräfte gibt auch einige direkt an einen selbst adressierte Tipps; hier darf man aber auch gern zwischen den Zeilen lesen und kann viel mitnehmen.
Vielen Dank an den Verlag V&R für das Rezensionsexemplar!
Wer hier schon länger mitliest, weiß von meinem Hang, lieber gemeinsam zu planen, zu denken und zu entwickeln als allein. Mein im #twlz gelerntes, aber schon vorher lange gelebtes Motto „Sharing is caring“ wird ja u.a. in der bloßen Existenz dieses Blogs deutlich.
Momentan arbeite ich maßgeblich in zwei Teams: mit meinen Kolleginnen im Fachseminar und denen im Kernseminar. Und gerade jetzt, wo die Ferien sich ihrem Ende zuneigen, finden wieder vermehrt Planungstreffen statt. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich wirklich tolle Teampartnerinnen habe, mit denen ich mich auch menschlich gut verstehe.* Dadurch trauen sich alle in der Runde, ihre bewährten oder auch neuen Ideen einzubringen, genauso wie es selbstverständlich ist, diese Vorschläge auch mal nicht anzunehmen. Und es ist auch ok, einen Inhalt gut zu finden, aber methodisch anders umzusetzen oder ein eigenes bevorzugtes Layout drüberzuziehen. So stellen wir gemeinsam inhaltliche und/oder methodische Gerüste auf, füllen diese mit geteilter Literatur und Material und machen dann in der Regel nochmal individuell die Anpassung an die eigene Lerngruppe, also die abschließende Gestaltung der Seminare.**
Seit ich im Schuldienst bin, war diese Art zu arbeiten für mich immer selbstverständlich. Egal ob im Referendariat, wo ich mit anderen LAA Ideen besprach, oder als Lehrerin, wo die Jahrgangsteamstunde mein wöchentlicher Fixpunkt war. Auch jetzt als Seminarausbilderin kann ich mir gar nicht vorstellen, eine eigene Suppe zu kochen und niemanden davon probieren zu lassen. Umso unverständlicher ist es für mich persönlich, dass immer noch so viel hinter geschlossenen Türen unterrichtet und vor allem auch vorbereitet wird.
Ja, wir bekommen in der Regel weder Raum in der Schule für die gemeinsame Planung noch irgendeine Entlastung in Form von Deputatsstunden. Aber das kann doch nicht das Argument gegen eine Zusammenarbeit im Kollegium sein! Die Stunde(n), die ich mit einer Kollegin gemeinsam beim Planen einsetze, spare ich mir doch daheim, weil vieles bereits fertig oder zumindest angedacht ist. Mal bereite ich etwas mehr vor und gebe es weiter, anderntags profitiere ich dafür von dem, was andere für mich mit vorbereitet haben. Niemand braucht mir zu erklären, dass es effektiver ist, wenn drei Klassenleitungen in einem Jahrgang einen eigenen Elternbrief für den gemeinsamen Ausflug schreiben oder drei Mathelehrerinnen für ihre parallelen Klassen Aufgaben und Material zusammensuchen!
Diese Grafik soll dazu ermuntern, sich bereits im Vorbereitungsdienst zu vernetzen.
Auch viele LAA kommen mit der Haltung in den Vorbereitungsdienst / das Referendariat, dass „sie es allein schaffen müssen“, um ihre Eignung unter Beweis zu stellen. Wenn diese dann an ihrer Ausbildungsschule auch keine oder wenig Zusammenarbeit erleben, ist es schwer, sie eben dazu zu ermuntern. Wie oft habe ich es schon erlebt, dass ich in einer Woche zwei UB mit dem gleichen Thema gesehen habe und die LAA wussten das voneinander gar nicht! 🙄
Mein Kern- und Fachseminar haben deshalb von mir obige Grafik bekommen in der Hoffnung, dass sie sich untereinander vernetzen – nach fachlichen oder persönlichen Interessen. Ich habe sehr klar gemacht, dass gemeinsames Planen im Ref nicht sträflich ist und sie sich gern gemeinsam Reihen und Stunden überlegen dürfen. Natürlich muss in einem UB die eigene Leistung erkennbar sein (also muss z. B. die Stunde zur eigenen Klasse auch passen) – aber wie viel cooler ist es denn, die Reihe mit einer Kollegin geplant zu haben, als sie z. B. bei eduki zu kaufen und für sich anzupassen? Im Gespräch kommt doch viel mehr rum, weil man neben Ideen auch Bedenken und Erfahrungen teilen kann. Mir geht es häufig so, dass ich eine grobe Vorplanung für ein Seminar mache und während ich diese meinen Kolleginnen vorstelle merke, wo die Schwachstellen sind – was mir allein sicher nicht so auffallen würde.
Also, wenn du das hier grad liest und dich darüber ärgerst, dass du die letzte Einheit doch wieder ganz allein vorbereitet hast: such dir erstmal einen Menschen, mit dem du die nächste gemeinsam angehen könntest. Einen kleinen Schritt schaffst du bestimmt! Sei mutig und hab Spaß!
Katha
* Bevor du jetzt einwirfst, dass du keine „netten“ Kolleg:innen hast: ich weiß, man kann diesen Aspekt nicht voraussetzen! Er ist zwar angenehm, aber für eine effektive Zusammenarbeit auch gar nicht nötig (es gibt Studien, die feststellen, dass zu homogene Teams nicht so kreativ und entwickelnd arbeiten wie heterogene).
** Eine gemeinsame digitale Plattform wie unser LogineoLMS (Moodle) hilft dabei natürlich auch ungemein: Eine:r legt dort Material, Aufgaben, Links, … ab und alle können darauf zugreifen.
Vor Kurzem stieß ich in diesem interessanten Blogbeitrag von Joscha Falck auf eine Idee von Michaela Kühl: ein Spiel, bei dem die Lernenden eines von vier ähnlichen Bildern so beschreiben müssen, dass man möglichst lange nicht errät, um welches Bild es geht.
Ein Beispiel:
Ich sehe ein Haus. Es hat ein Dach. Am Haus wächst ein Baum. Mehrere beleuchtete Fenster sind zu sehen. Es gibt eine Eingangstür. Ein Weg führt zur Eingangstür. Das Haus hat zwei Stockwerke. Es gibt ein Türmchen auf dem Dach. Vor dem Haus sind Büsche zu sehen.
Bis hierhin kann man noch nicht erkennen, um welches Haus es geht. 😎
Es spielen zwei Kinder oder Gruppen gegeneinander und versuchen, möglichst viele Sätze zu schaffen, bevor das Bild erraten wird. Auch als Klassenspiel können die Bilder eingesetzt werden. Deshalb teile ich mit euch sowohl eine ausdruckbare Variante als auch die Bilder im digitalen Format fürs Board, die ihr hier herunterladen könnt.
Die Bilder habe ich mit ideogram.ai generiert, wo es in fast allen Fällen gut geklappt hat, direkt ein 4-in-1-Bild zu erhalten. Wer den Prompt nachvollziehen will: Hier kannst du schauen. Klappt das nicht (wie bei mir bei den Spielfeldern), dann generiere 4 Bilder durch Anpassen des Prompts und füge sie danach zu einem zusammen*.
Freuen würde ich mich über a) Rückmeldung zu euren Einsätzen des Spiels und b) Ideen für weitere Bilderkreationen.
Katha
* Mein eher unprofessioneller, aber hierfür funktionaler Weg ist: Alle Bilder in PowerPoint einfügen, auf gleiche Größe bringen, zusammen anordnen, dann alle markieren, Rechtsklick drauf und „als Bild speichern“.